Karl von Halt

Karl von Halt
Halt (2.v.l. neben Reinhard Heydrich) als Ehrengast auf einer Großveranstaltung im Berliner Sportpalast zugunsten des WHW am 16. Februar 1941

Karl Ferdinand Halt, seit 1917 Ritter von Halt (* 2. Juni 1891 in München; † 5. August 1964 ebenda), war ein deutscher Sportfunktionär im nationalsozialistischen Deutschen Reich und in der Bundesrepublik.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Werk

Halt war der Sohn des aus Württemberg stammenden Münchener Schlossermeisters Karl Halt und dadurch evangelisch-lutherischer Konfession. Im Ersten Weltkrieg meldete er sich als Kriegsfreiwilliger zur Bayerischen Armee. Bei Kriegsende war er Leutnant und Kompaniechef des Bayerischen Infanterie-Leib-Regiments. In der Zwölften Isonzoschlacht nahm er mit seiner Einheit am 27. Oktober 1917 den Monte Madlessena. 1921 erhielt er dafür den königlich-bayerischen Militär-Max-Joseph-Orden, mit dem der persönliche Adelstitel „Ritter von“ verbunden war. Er führte einen Doktortitel als Dr. rer. pol. oder Dr. oec. publ.

Seit 1923 war Ritter von Halt beim Bankhaus H. Aufhäuser in München beschäftigt und wurde dort im selben Jahr Generalbevollmächtigter. 1936 wurde er Direktor bei der Deutschen Bank und war ab 1938 das für den Personalbereich verantwortliche Vorstandsmitglied. Zusätzlich hatte er das Amt des „Betriebsführers“ inne.

Als mehrfacher deutscher Zehnkampfmeister – er nahm wie Avery Brundage an den V. Olympischen Spielen 1912 in Stockholm im Fünfkampf (nach drei Wettbewerben ausgeschieden) und im Zehnkampf (Platz 8) teil – wurde er 1931 Vorsitzender des Sportbundes für Leichtathletik und Präsident des Internationalen Handballverbandes sowie 1929 in das Internationale Olympische Komitee (IOC) gewählt.

Ritter von Halt trat am 1. Mai 1933 in die NSDAP (Mitglied Nr. 3204950) und in die SA ein, wo er Oberführer wurde. Er gehörte zum Freundeskreis Reichsführer-SS. Als Vorstandsmitglied der Deutschen Bank leistete er wiederholt erhebliche Spendenzahlungen an die SS. Einem KZ-Häftling zufolge soll er mit Himmler ein KZ besichtigt haben.

Er wurde Leiter des Fachamtes für Leichtathletik im „NS-Reichsbund für Leibesübung“, 1936 Präsident des Organisationskomitees für die IV. Olympischen Winterspiele in Garmisch, 1937 bis 1945 wurde er in das Exekutivkomitee des Internationalen Olympischen Komitees gewählt, ab 1944 war er im Nationalsozialistischen Reichsbund für Leibesübungen als „Reichssportführer“ tätig.

Mitte April 1945 wurde er zum Volkssturm eingezogen. Am 7. Mai 1945 folgte bei einer Registrierung als leitende Persönlichkeit der Wirtschaft die Verhaftung durch die sowjetischen Streitkräfte. Bis Anfang 1950 wurde er ohne ein gerichtliches Verfahren im Speziallager Nr. 2 in Buchenwald des NKWD (sowjetischer Staatssicherheitsdienst), dem ehemaligen KZ Buchenwald, gefangengehalten. Aus der Gefangenschaft wurde er entlassen, nachdem sich vor allem die IOC-Größen Avery Brundage und Sigfrid Edström (Präsident) für ihren alten Freund Ritter von Halt einsetzten. So war eine grundlegende Bedingung an die Sowjetunion für Aufnahmeverhandlungen mit dem IOC, dass Ritter von Halt aus Buchenwald entlassen würde: „Ohne Freilassung von Halts keine IOC-Mitgliedschaft.“[1]

1950 kehrte er nach München zurück und arbeitete bei der Bayerischen Creditbank. Er wurde 1952 Aufsichtsratsmitglied der Deutsche-Bank-Nachfolgerin Süddeutsche Bank in München. Trotz publizistischer Angriffe zwischen 1951 und 1960 aufgrund seiner Stellung im Nationalsozialismus wurde er Präsident des westdeutschen Olympischen Komitees und war von 1961 bis 1964 dessen Ehrenpräsident. Ferner war er Ehrenpräsident des Internationalen Handballverbandes und des deutschen Leichtathletik-Verbandes.

1959 setzte sich Ritter von Halt gegenüber Adenauer erfolgreich für die weitere Beibehaltung der Gesamtdeutschen Mannschaft (bei den Olympischen Spielen) ein.

Anlässlich der Bundesjugendspiele wurde am 18. Juli 1958 ein Sportplatz in Garmisch-Partenkirchen auf den Namen „Ritter-von-Halt-Stadion“ getauft. Am 18. Juli 2006 wurde es wieder in „Stadion am Gröben“ umbenannt.

Ehrungen

Einzelnachweise

  1. Arnd Krüger: Deutschland und die olympische Bewegung (1945–1980). In: Horst Ueberhorst (Hrsg.): Geschichte der Leibesübungen, Band 3, Teilband 2; Berlin: Bartels und Wernitz, 1982; S. 1048–1081.

Literatur

  • Heinz Bergschicker: Deutsche Chronik 1933–1945. Ein Zeitbild der faschistischen Diktatur /Wiss. Beratung: Olaf Groehler. Verlag der Nation, Berlin 1981, 2. dgs. Aufl. 1982 (Abb. S. 176)

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