Karlsruhe-Grötzingen

Karlsruhe-Grötzingen
Grötzingen
Stadt Karlsruhe
Koordinaten: 49° 1′ N, 8° 30′ O49.0094444444448.49555555555557Koordinaten: 49° 0′ 34″ N, 8° 29′ 44″ O
Fläche: 11,3 km²
Einwohner: 9362 (31. Dez. 2006)
Eingemeindung: 1. Jan. 1974
Postleitzahl: 76229
Vorwahl: 0721
Karte
Lage von Grötzingen in Karlsruhe

Grötzingen ist der östlichste Stadtteil von Karlsruhe. Grötzingen wurde am 1. Januar 1974 nach Karlsruhe eingemeindet, umfasst 11,3 km² und hatte am 1. Januar 2003 9.275 Einwohner.

Geschichte

Erste Ansiedlungen sind für das 4. und 7. Jahrhundert nördlich und südlich der Pfinz nachgewiesen. Erstmals urkundlich erwähnt wurde „Grezingen“, wie es nach dem damals Sippenältesten Grezzo benannt wurde, im Zusammenhang mit dem Salischen Kirchenraub im Jahre 985, wodurch der Ort seinem bisherigen Besitzer, dem elsässischen Kloster Weißenburg entzogen wurde. Über die Salier gelangte Grötzingen im 12. Jahrhundert in den Besitz des Adelsgeschlechts der Staufer. Zu dieser Zeit wurde auf Grötzinger Gemarkung Durlach gegründet. Bei einem im 13. Jahrhundert genannten Kastell dürfte es sich sehr wahrscheinlich um die Burg auf dem Turmberg handeln, der den Grötzinger Grafen als Herrensitz diente. Die Kirche im Ort mit der bekannten gedrehten Turmspitze wurde erstmals 1255 erwähnt.

In der Nähe von Grötzingen befindet sich Schloss Augustenburg, benannt nach der Markgräfin Auguste-Maria von Baden-Durlach.

Rathaus Grötzingen

Der Ort ist in Altkircher-, Ober-, Unter- und Mittelviertel eingeteilt. Das Rathaus, das, ursprünglich 1584 erbaut, seine heutige Form 1688 erhielt, liegt im Mittelviertel. Im 16. und 17. Jahrhundert wurde Grötzingen durch die Pest, den Dreißigjährigen Krieg und schließlich den Pfälzischen Erbfolgekrieg schwer in Mitleidenschaft gezogen und teilweise niedergebrannt.

Im September 1936 lebte in Grötzingen eine kleine jüdische Gemeinde mit etwa 20 Mitgliedern. Während der Novemberpogrome in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 kam es auch hier zu Ausschreitungen. Hierbei wurde die Synagoge geschändet und stark beschädigt, aber - aufgrund des Hinweises der Nachbarn, dass auch ihre Häuser gefährdet seien - nicht angezündet. Sie wurde schließlich Anfang 1939 im Auftrag der Gemeinde abgerissen. Damit gab es kein religiöses Gemeindeleben der Juden in Grötzingen mehr. Nachdem man sie teilweise für mehrere Wochen ins Konzentrationslager Dachau verschleppt hatte, verließen viele jüdische Familien das Land. Am 22. Oktober 1940 schließlich mussten die letzten zehn noch im Dorf lebenden Menschen jüdischen Glaubens auf einen Lastwagen steigen und wurden zusammen mit den anderen Juden aus Baden und der Pfalz nach Südfrankreich in das Lager Camp de Gurs deportiert.

In der Nacht vom 24. auf den 25. April 1944 flogen 600 alliierte Bomber mit 2.000 Tonnen Spreng- und Brandbomben Karlsruhe an. Doch während der Markierungen, d. h. dem Abwerfen von Leuchtbomben, so genannten Christbäumen, kam ein Gewittersturm auf, der dazu führte, dass Karlsruhe relativ verschont blieb, die umliegenden Dörfer allerdings schwer leiden mussten. In dieser Nacht wurde Grötzingen zu 24 % zerstört; drei Menschen fanden den Tod.

Seit 1888 besteht die Grötzinger Malerkolonie, deren bekannteste Vertreter Karl Biese, Jenny Fikentscher, Otto Fikentscher, Franz Hein, Margarethe Hormuth-Kallmorgen, Friedrich Kallmorgen und Gustav Kampmann waren und die bis heute ihre Fortsetzung findet.

früheres Gemeindewappen

Im Zuge der Baden-Württembergischen Gemeindereform fand am 11. März 1973 eine Abstimmung zum Beitritt Grötzingens zur Gemeinde Pfinztal statt. 63% stimmten mit Ja und 36% mit Nein, aufgrund der Wahlbeteiligung befürworteten aber nur 44,58% der Wahlberechtigten einen Beitritt, so dass der Gemeinderat nicht an diese Abstimmung gebunden war. Nach dessen Votum erfolgte am 1. Januar 1974 die Eingemeindung nach Karlsruhe.

Literatur

  • Susanne Asche: Eintausend Jahre Grötzingen. Die Geschichte eines Dorfes. In: Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs. Bd. 13. Badenia Verlag, Karlsruhe 1991. ISBN 978-3-89735-337-4.

Weblinks


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