Karoly Szabo

Karoly Szabo
Károly Szabó 1944

Károly Szabó (* 17. November 1916; † 28. Oktober 1964) war Angestellter der Schwedischen Botschaft in Budapest zwischen 1944 und 1945. Er war Mitarbeiter von Raoul Wallenberg mit besonderen Kontakten zu der Polizei in Budapest.

In Vorbereitung eines stalinistischen Schauprozesses zum Tode von Raoul Wallenberg in 1953 wurde er mehrere Monate gefangen gehalten und gefoltert.

Inhaltsverzeichnis

Verhinderung eines Verbrechens

Schwedische Botschaft 1944 Budapest

Der Arzt und Psychologe Dr. Ottó Fleischmann motivierte Károly Szabó, bei den Rettungsaktionen von Raoul Wallenberg mitzuarbeiten. Károly Szabó hatte durch seinen Pfadfinder-Freund Pál Szalai besondere Verbindungen zur ungarischen Polizei, und dieser verschaffte ihm wichtige Dokumente (vor allem Vollmachten).

Am 8. Januar 1945 wurden 154 jüdische Ungarn von ungarischen Pfeilkreuzlern aus den schwedischen Botschaftsräumen zur Erschießung an der Donau entführt. Károly Szabó führte eine Gruppe von 20 ungarischen Polizisten mit blankem Bajonett gegen diese Pfeilkreuzler an, und sie retteten die Verfolgten. Bericht der Familie Jakobovits in 1947: "als die Rettung in letzter Minute kam, standen wir mit den Gesichtern zum Wasser am Donauufer." [1]

Unter den 154 Geretteten waren auch Lajos Stöckler und Familie[2], die Familie Jakobovics, Edith[3] und Lars Ernster, Jacob Steiner, Eva Löw und Anna Klaber. Lars Ernster wurde später Chemiker, Professor und Mitglied des Nobel-Komitees in Schweden, Jacob Steiner wurde Biologe und Professor an der Hebräischen Universität, Eva Löw und Anna Klaber wurden Ärzte in Basel. Der Vater von Jacob Steiner konnte nicht gerettet werden, er wurde am 25. Dezember 1944 am Donauufer erschossen.[4]

Die Verbindungen zwischen Retter und Geretteten haben Jahrzehnte gehalten. Die Familien Wallenberg (Stockholm)[5], Jakobovics (London), Löw und Klaber (Basel) luden Károly Szabó noch nach vielen Jahren zu Besuchen ein, zuerst 1947 (Bild: Zeitungsartikel 1947), dann 1963 und 1964.

Geheimprozess 1953 in Ungarn

In einem Schauprozess sollte nachgewiesen werden, dass Wallenberg im Januar 1945 nicht in die Sowjetunion verschleppt wurde. Es wurde alles für einen Prozess vorbereitet mit „Beweisen“ für eine zionistische Verschwörung gegen Wallenberg. Drei Personen aus der Führung des Zentralrates der Juden in Budapest, Dr. László Benedek, Lajos Stöckler, Miksa Domonkos und die beiden „Augenzeugen“ Pál Szalai und Károly Szabó, wurden verhaftet. Károly Szabós Verhaftung am 8. April 1953 erfolgte aus einem Hinterhalt auf der Straße. Er war ohne Spuren verschwunden, seine Familie erhielt sechs Monate keine Nachricht von ihm.

Wallenberg hatte drei Gäste zum letzten Abendessen[6] in Budapest, „to say goodbye“: Am 12. Januar 1945 erschienen Dr. Ottó Fleischmann, Károly Szabó[7] und Pál Szalai in der Schwedischen Botschaft in der Gyopár Straße. Am nächsten Tag, am 13. Januar 1945, meldete sich Wallenberg bei den Russen und wurde nach Moskau verschleppt. Dr. Ottó Fleischmann lebte nach dem Krieg in Wien, die anderen „Augenzeugen“, Pál Szálai und Károly Szabó, wurden 1953 verhaftet.

Es war ein Geheimprozess ohne Anklage, die Akten wurden später größtenteils vernichtet. Die ungarische Journalistin Mária Ember hat Anfang der 90er-Jahre in Moskau recherchiert und mehrere Veröffentlichungen sowie eine Wallenberg Ausstellung zu den Prozessvorbereitungen in Budapest organisiert. Eine Notiz auf höchster Ebene von Ernő Gerő an Mátyás Rákosi („Stalins bester Schüler“ in Ungarn) vom 1. März 1953 im ungarischen Nationalarchiv MOL 276.f. 56/184 [8] führt zu den „Mördern von Wallenberg“ in der zionistischen Führung des Zentralrates der Juden.

Nach sechs Monaten Verhören und Folter waren die Gefangenen gesundheitlich zu Grunde gerichtet, psychisch verzweifelt und erschöpft. Initialisiert wurde der Schauprozess aus Moskau, anknüpfend an die Moskauer antizionistischen Prozesse. Nicht sofort nach Stalins Tod im März 1953, sondern erst nach der Ausschaltung und Liquidierung von Lawrenti Beria wurden die Vorbereitungen in Budapest abgebrochen. Die Verhafteten wurden je nach Gesundheitszustand wegen der notwendigen „Wiederherstellung“ etwas verzögert entlassen. Miksa Domonkos verstarb an den Folgen der Folter kurz nach seiner Entlassung.[9]

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Brief vom geretteten Jacob Steiner am 12. Februar 2007 an Tamas Szabo
  2. *Dokumente über den 8. Januar 1945. in Budapester Archiven (ungarisch)
  3. *Edith Ernster erinnert sich
  4. Brief vom geretteten Jacob Steiner am 12. Februar 2007 an Tamas Szabo
  5. Wallenberg family archives, Email from Marie Dupuy (Marie von Dardel) niece of Raoul Wallenberg to User:Tamas Szabo February 16. 2007.
  6. József Szekeres: Saving the Ghettos of Budapest in January 1945, Pál Szálai „the Hungarian Schindler“ ISBN 963-7323-14-7, Budapest 1997, Publisher: Budapest Archives, Page 74
  7. Wallenberg family archives, Email from Marie Dupuy (Marie von Dardel) niece of Raoul Wallenberg to User:Tamas Szabo February 16. 2007.
  8. Nationalarchiv
  9. (Buch ungarisch: Mária Ember: Rank akarták kenni. Buch ungarisch: Mária Ember: Rank akarták kenni. Héttorony Könyvkiadó, Budapest 1992. ISBN 963-7855-41-6 (Inhalt: Zur Geschichte der Verschleppung und Ermordung von Raoul Wallenberg und der Vorbereitung eines diesbezüglichen Schauprozesses in Ungarn, 1953.) / Buchbesprechung englisch: Mária Ember, They Wanted to Blame Us, Budapest 1992.).

Siehe auch

Weblinks


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