Kasak-Tatarisch

Kasak-Tatarisch
Kasachisch

Gesprochen in

Kasachstan, China, Usbekistan, Russland, Mongolei
Sprecher 11 Mio.
Linguistische
Klassifikation
Offizieller Status
Amtssprache von Kasachstan
Sprachcodes
ISO 639-1:

kk

ISO 639-2:

kaz

ISO 639-3:

kaz

Die kasachische Sprache (kasachisch Қазақ Тілі, Қазақша [amtliche kyrillische Schreibweise], Qazaq tili, Qazaqşa [nichtamtliche lateinische Schreibweise; ältere arabische Schreibweise قازاق تيلى oder قازاقشا) ist eine vor allem in Kasachstan und benachbarten Ländern Zentralasiens gesprochene Sprache, die zum kiptschakischen Zweig der Turksprachen gehört.

Inhaltsverzeichnis

Klassifikation

Genetisch gehört das Kasachische zur Sprachfamilie der Turksprachen, die ihrerseits oft zu den von manchen als Sprachbund, von anderen als übergeordnete Sprachfamilie betrachteten altaischen Sprachen gezählt wird. Innerhalb der Turksprachen wird es zur Kyptschak-Gruppe (den westtürkischen Sprachen) gerechnet, zu der darüber hinaus unter anderem das Tatarische, Baschkirische und Karakalpakische gehören. Es ist auch eng mit dem südöstlich benachbarten Kirgisischen verwandt, das eine Übergangsstellung zwischen der Kyptschak-Gruppe, der uighurischen (osttürkischen) Gruppe und dem Altaischen der Altai-Region einnimmt.

Siehe auch: Wortgleichungen der Turksprachen

Sprecherzahl und Dialekte

Von den fast 8,2 Millionen Kasachen der damaligen UdSSR gaben 1989 rund 7,9 Millionen Kasachisch als Muttersprache und 40.606 als Zweitsprache an; von den Minderheiten beherrschten nur 1,6% die Landessprache.

Kasachisch wird heute in Kasachstan von 6,6 Millionen Menschen gesprochen und ist dort auch Staatssprache. Russisch gilt aufgrund der großen russischen Minderheiten weiterhin als zweite Verwaltungssprache des Landes. In Usbekistan sprechen 808.227, in Russland 37.318, in Tadschikistan 11.376 Menschen Kasachisch.

Ferner leben 1,1 Millionen Kasachen in der Volksrepublik China (1991) und dort allein 607.000 in Sinkiang. In der Mongolei gaben (1991) 100.000 Menschen Kasachisch als Muttersprache an. 1982 waren 3.000 Kasachen im Iran und 2.000 in Afghanistan ansässig. Aber auch in der Türkei gaben 1982 etwas über 600 Menschen die kasachische Sprache als Muttersprache an.

Das Kasachische lässt sich in drei Dialektgruppen gliedern, die ungefähr den drei historischen Stammesverbänden der Kasachen entsprechen. Das Nordost-Kasachische wird im traditionellen Gebiet der Mittleren Horde im zentralen und nordöstlichen Kasachstan und von den Kasachen in Sinkiang gesprochen. Es bildet die Hauptgrundlage der heutigen kasachischen Schriftsprache. Das West-Kasachische wird im traditionellen Gebiet der Kleinen Horde im Westen Kasachstans gesprochen. Das Süd-Kasachische wird im traditionellen Gebiet der Großen Horde im Süden Kasachstans und im angrenzenden Teil Usbekistans gesprochen.

Bis in die 1920er Jahre wurde die kasachische Sprache von den Russen (und den übrigen Europäern) meist als Kirgisisch oder auch als Kasak-Kirgisisch oder Kasak-Tatarisch bezeichnet und nicht immer von der eng mit ihr verwandten Kirgisischen Sprache unterschieden. Der Wortschatz des Hochkasachischen wurde in den 1930er Jahren mit zahlreichen Ableitungen aus dem Aserbaidschanischen angereichert. Das war teils dadurch bedingt, dass viele Kasachen die Hochschulausbildung an der Universität in Baku bekommen haben, die 1919 gegründet wurde. Da die ersten Hochschulen in Kasachstan erst in den 1930er Jahren entstanden, bekamen mehrere Generationen der kasachischen Intellektuellenschicht ihre Ausbildung an den Universitäten in Baku und in Gandscha (Westaserbaidschan).

Entwicklung der Schriftsprache

In der Zeit vom 13. Jahrhundert bis zum 15. Jahrhundert diente den Vorfahren der Kasachen das Alt-Tatarische als Schriftsprache, da sich ihre Siedlungsgebiete im Bereich der Goldenen Horde befanden. Im 15. Jahrhundert wurde das Alt-Tatarische durch Tschagataisch abgelöst. Beide Sprachen wurden mit arabischen Schriftzeichen niedergeschrieben.

Im 18. Jahrhundert begannen die Kasachen, auch die eigene Sprache – damals noch als „Kasak-Kirigisisch“ bezeichnet – in dieser Schrift zu verfassen, und es herrschte (wie überall in Zentralasien) verbreitet Zweisprachigkeit: Tschagataiisch für den übergreifenden Verkehr und „Kirgisisch“ für den privaten Bereich.

Die eigentliche Kasachische Schriftsprache wurde erst 1936/37 geschaffen, als die Sowjetunion die „Autonome Kirgisische Republik“ auflöste und u. a. die „Kasachische ASSR“ schuf. 1929 übernahmen die Kasachen das einheitliche türkische Alphabet, das aber 1940 wieder abgeschafft wurde. An seine Stelle trat nun ein modifiziertes kyrillisches Alphabet, das um die folgenden neun Zeichen ergänzt wurde. Diese neun Zusatzzeichen waren dem russischen Alphabet fremd und sollten speziell kasachische Laute ausdrücken:

Әә, Ғғ, Ққ, Ңң, Өө, Ұұ, Үү, Һһ, İi.

Anfang der 1990er Jahre vereinbarten die Staaten Zentralasiens und des Kaukasus, in denen Turksprachen gesprochen werden, für ihre Amtssprachen eine auf dem "neuen türkischen Alphabet" basierende Form des lateinischen Alphabets einzuführen. Für das Kasachische und dem eng verwandten Kirgisischen wurde durch eine kasachisch-kirgisische Kommission ein lateinisches Alphabet auf dieser Grundlage ausgearbeitet. Dieses wurde vom kasachischen Präsidenten am 6. Januar 1998 der Öffentlichkeit vorgestellt. Doch wurde dieses Lateinalphabet bis jetzt nicht zur amtlichen Schreibweise erklärt. So wird in Kasachstan noch am kyrillischen Alphabet festgehalten und zum Teil mit der im Land lebenden russischen Minderheit erklärt. Lediglich die Kasachische Nachrichtenagentur führte für ihre Internetseite am 16. April 2004 parallel zur kyrillischen auch diese lateinische Schreibweise ein, was vor allem den im Ausland in Ländern mit lateinischer Schrift lebenden Kasachen zugute kommen soll. Inzwischen ist auch die Webseite der kasachischen Regierung in lateinischer Schrift abrufbar.

2007 betonte der kasachische Präsident bei einem Besuch seines türkischen Amtskollegen in Astana, dass er nach wie vor die Einführung des lateinischen Alphabetes befürworte, dass aber dessen Einführung noch dauern wird.[1]

Alphabete und Transkriptionen

Kasachische
Kyrilliza
Kasachische
Lateinschrift
Deutsche
Transkription
IPA
А a A a A a ɑ
Ә ә Ä ä (Ә ә) Ä ä æ
Б б B b B b b
В в V v W w v
Г г G g G g g
Ғ ғ Ğ ğ Gh gh ɣ
Д д D d D d d
Е е E e E e e, je
Ё ё * Yo yo Jo jo (O o) jo
Ж ж J j Sch sch ʒ
З з Z z S s z
И и Ï ï I i i:
Й й Y y I i / J j 1 j
К к K k K k k
Қ қ Q q Q q q
Л л L l L l l
М м M m M m m
Н н N n N n n
Ң ң Ñ ñ Ng ng ŋ
О о O o O o o
Ө ө Ö ö Ö ö ø
П п P p P p p
Р р R r R r r
С с S s S s (ss) 2 s
Т т T t T t t
У у W w U u u:, w
Ұ ұ U u U u u, ʊ
Ү ү Ü ü Ü ü y, ʏ
Ф ф F f F f f
Х х X x Ch ch x
Һ һ H h H h h
Ц ц * C c Z z ʦ
Ч ч * Ç ç Tsch tsch ʧ
Ш ш Ş ş Sch sch ʃ
Щ щ * Şç şç Schtsch schtsch ʃ:
Ъ ъ * - - -
Ы ы I ı Y y ɯ, ɤ
İ i İ i I i i, ɪ
Ь ь * - - -
Э э * 3 E e E e e
Ю ю Yu yu Ju ju ju
Я я Ya ya Ja ja

Die mit * gekennzeichneten Buchstaben kommen gewöhnlich nur in jüngeren Fremdwörtern russischer Herkunft vor.
1: Am Wortende und vor folgendem Konsonanten I i, vor folgendem Vokal J j.
2: Zwischen Vokalen ss, sonst S s.
3: Nur am Wortanfang oder nach Vokal.

Literatur

  • Jin, Bingzhe 金炳喆 [Hg.] u. Kayyeng 开英 [Korr.]: 哈汉词典 Ha Han cidian / Ķazaķxa-Hanzuxa Sɵzdik (Kasachisch-Chinesisches Wörterbuch). 新疆人民出版社 Xinjiang renmin chubanshe (Xinjiang Volksverlag). 乌鲁木齐 Ürümqi 1979/1980. XII+897 Seiten.
  • Mark Kirchner: Kazakh and Karakalpak. In: The Turkic languages. Ed. by Lars Johanson and É. Á. Csató. London [u.a.] : Routledge, 1998. (Routledge language family descriptions). S.318-332.
  • Nayman, S. (那衣满) u.a.: Hanzuxa-Ķazaķxa Sɵzdik / Han Ha cidian 汉哈辞典 (Chinesisch-Kasachisches Wörterbuch). 新疆人民出版社 Xinjiang renmin chubanshe (Xinjiang Volksverlag). 乌鲁木齐 Ürümqi 1979/1981. 6+53+1.550 Seiten.
  • Г. Қ. Рысбaевa [G. Q. Rysbaeva]: Қaзaқ тiлi : Грaммaтикaлық aнықтaғыш = Казахский язык : Грaммaтический спрaвочник. Алмaты : Сөздiк-Словaрь, 2000.
  • Dávid Somfai Kara: Kazak. München : Lincom Europa, 2002. (Languages of the world : Materials ; 417)
  • Mark Kirchner: Phonologie des Kasachischen. 2 Bde. Wiesbaden 1992.

Weblinks

Wikipedia Wikipedia auf Kasachisch

Einzelnachweise

  1. http://www.centrasia.ru/newsA.php4?st=1197620340

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