Andreas Latzko

Andreas Latzko

Andreas Latzko (* 1. September 1876 in Budapest; † 11. September 1943 in New York) war ein pazifistischer Schriftsteller.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Andreas Latzko besuchte das Gymnasium in Budapest und schloss es mit der Matura ab. Er diente dann in der Gemeinsamen Armee Österreich-Ungarns als Einjährig-Freiwilliger und wurde dann Reserveoffizier des Ersatzheeres. Er ging nach Berlin, studierte zuerst Chemie, später Philosophie an der Universität zu Berlin. Zuerst schrieb er in ungarischer Sprache. 1901 wurde sein erster Versuch in deutscher Sprache, ein Einakter, in Berlin aufgeführt. Als Journalist und Reiseschriftsteller unternahm er Reisen nach Ägypten, Vorder- und Hinterindien, Ceylon und Java. Mit Beginn des Ersten Weltkrieges im August 1914 kam er zurück nach Europa und wurde als Reserveoffizier in die k.u.k. Armee eingezogen. Mit Beginn des Großen Krieges zwischen Italien und Österreich-Ungarn kam er an die Isonzofront. Er erkrankte an Malaria, musste jedoch an der Front bleiben, bis er nach einem schweren italienischen Artillerieangriff in der Nähe von Gorizia einen schweren Schock erlitt und als Kriegszitterer dienstunfähig wurde. Nach acht Monaten im Lazarett wurde er Ende 1916 entlassen für ein Jahr in die Schweiz zur Kur geschickt. 1917 schrieb er in Davos sechs Novellen für sein Buch "Menschen im Krieg", das sich mit der Situation des Krieges an der Isonzofront auseinandersetzte. Noch im selben Jahr erschien das Buch im Zürcher Rascher Verlag in der ersten Auflage allerdings anonym.

Das Buch wurde ein großer Erfolg und in 19 Sprachen übersetzt und in allen kriegführenden Staaten verboten. Latzko selbst wurde deshalb vom Armee-Oberkommando der k.u.k. Wehrmacht degradiert. Schon 1918 betrug die Auflage des Buches dreiunddreißigtausend. 1918 folgte dann der Roman "Friedensgericht" in sechs Abschnitten über das Leben deutscher Soldaten an der Front. Ebenfalls 1918 erschien der Roman "Der wilde Mann". Zur internationalen Frauenkonferenz für Völkerverständigung in Bern 1918 schrieb er den Text "Frauen im Krieg". In der Schweiz machte er die Bekanntschaft von Felix Beran, Romain Rolland und Stefan Zweig. Mit Ende des Krieges 1918 übersiedelte Latzko nach München und hielt dort mit Gustav Landauer Vorträge. Zwei Versuche, auch in Berlin Vorträge zu halten, wurden von der Zensur verhindert. Er wurde aus Bayern ausgewiesen und ließ sich in der Folge in Salzburg nieder. Er lernte in Salzburg Friedrich Georg Nicolai bei dessen Besuch von Stefan Zweig in Salzburg kennen, der 1917 das Buch "Die Biologie des Krieges" veröffentlicht hatte. Latzko arbeitete wieder als Journalist und verfasste verschiedene Zeitungsbeiträge. 1929 erschien sein Roman "Sieben Tage". 1931 übersiedelte er nach Amsterdam. 1933 wurden seine Bücher von den Nationalsozialisten verbrannt. Auf der Flucht vor den Nationalsozialisten kam er nach New York in die USA, wo er am 11. September 1943 verarmt starb.

Werke

  • Hans im Glück, Lustspiel in drei Akten
  • Der Roman der Herrn Cordé, Roman
  • Apostel, Komödie in drei Akten
  • Menschen im Krieg, Rascher-Verlag Zürich 1917
  • Friedensgericht, Rascher-Verlag Zürich 1918
  • Der wilde Mann, Rascher-Verlag Zürich 1918
  • Frauen im Krieg, Rascher-Verlag Zürich 1918
  • Der letzte Mann, Dreiländerverlag München 1919
  • Sieben Tage, 1931
  • Marcia Reale, Malik-Verlag, Berlin 1932
  • Lafayette, 1935

Literatur

  • Karl Kraus Die Fackel Nr.462/S.175, Wien 1917
  • Hermann Bahr: Tagebuch. 16. Februar [1919] in: 1919. Leipzig, Wien, Zürich: E. P. Tal, 1920, 72.
  • Karl Kraus Die Fackel Nr.857/S.118, Wien 1931
  • Wieland Herzfelde Dreißig neue Erzähler des Neuen Deutschland, Berlin 1932
  • Franz Ögg Personenregister zu 'Die Fackel', München 1968-1976
  • Herbert Gantschacher Zeuge und Opfer der Apokalypse, Wien-Salzburg-Klagenfurt-Arnoldstein 2007/2008

Weblinks


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