Kekkonen

Kekkonen
Urho Kekkonen

Urho Kaleva Kekkonen [ˈurhɔ ˈkɛkːɔnɛn?/Info/IPA (* 3. September 1900 in Pielavesi; † 31. August 1986 in Helsinki) war ein finnischer Politiker, der als Ministerpräsident von 1950 bis 1956 und als der am längsten amtierende Staatspräsident Finnlands von 1956 bis 1981 regierte. Mit einer Dienstzeit von über einem Vierteljahrhundert ist er bisher das am längsten amtierende Staatsoberhaupt einer demokratisch wählenden Republik. Kekkonen führte die Neutralitätspolitik seines Vorgängers Paasikivi fort, die als die Paasikivi-Kekkonen-Linie bezeichnet wurde.

Inhaltsverzeichnis

Biografie

Jugend und Ausbildung

Kekkonen als Sportler

Kekkonen wuchs in einfachen Verhältnissen in Nordostfinnland auf. Als junger Mann war der Sohn eines Waldarbeiters sportlich aktiv; Stabhochsprung war seine Passion.

Am Freiheits- und Bürgerkrieg 1918 nahm er als Melder teil. Anschließend wandte er sich der Politik zu und erreichte 1936 als Abgeordneter des bäuerlich orientierten Landbundes einen Sitz im Finnischen Reichstag. Im unabhängigen Finnland arbeitete Kekkonen als Polizist und Journalist. 1921 zog er nach Helsinki, wo er Jura studierte und 1926 seinen Abschluss machte. Einige Zeit arbeitete er als Anwalt.

Politische Karriere

In den folgenden 20 Jahren amtierte er zwischen 1937 und 1939 als Innen-, zwischen 1944 und 1946 als Justiz-, von 1947 bis 1950 als Außenminister und als Regierungschef verschiedener Kabinette. Im Jahr 1941 sprach sich Kekkonen gegen den Kriegseintritt Finnlands nach Beginn des deutschen Russlandfeldzugs aus. 1950 verlor Kekkonen die Präsidentschaftswahlen, Paasikivi ernannte ihn zum Ministerpräsidenten. Im Kabinett betonte er sein Ziel, ein freundschaftliches Verhältnis zur Sowjetunion zu schaffen. Im Ausland wurde diese Politik hauptsächlich von deutschen Politikern als Finnlandisierung bezeichnet. Im Jahr 1953 wurde er von seinem Posten verdrängt, den er nochmals in der Zeit von 1954 bis 1956 innehatte.

Die Ära als Staatspräsident

Kekkonen mit Finanzminister Aarre Simonen und Präsident Juho Kusti Paasikivi, bei dessen 85. Geburtstag im Jahr 1955

In der Präsidentschaftswahl 1956 wurde er zum Staatspräsidenten Finnlands gewählt. Kekkonen setzte sich mit 151:149 Stimmen gegen den Sozialdemokraten Karl-August Fagerholm durch. Von Anfang an hatte er die meisten politischen Parteien gegen sich. Lediglich die Agrarunion (heute: Zentrumspartei), der er selbst angehörte, und die Volksdemokraten konnte er für sich und seine Aussöhnungspolitik mit der Sowjetunion gewinnen. Aus dieser Situation entwickelte sich sein oft kritisierter autoritärer Führungsstil, der aber seinem kleinen Land immer die Selbständigkeit gegenüber dem Nachbarn Sowjetunion garantierte. Kekkonen gelang es, die beiden damaligen Supermächte von der Ehrlichkeit des finnischen Neutralitätsbestrebens zu überzeugen. Kekkonen war vielseitig gebildet und zitierte in Unterhaltungen und Reden oft Goethe und Bismarck. Im Alter wirkte sein autoritärer und machtbewusster Stil zunehmend bärbeißiger.

Finnlands Neutralität sicherte er 1975 durch die Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE), die in Helsinki stattfand. Dieser Durchbruch dürfte als politischer Höhepunkt von Kekkonens Amtszeit gewertet werden.

Ein Angelunfall auf Island führte im Herbst 1981 zur Dienstunfähigkeit Kekkonens. Als Nachfolger wurde Mauno Koivisto gewählt. Als Folge der langen Regierungszeit Kekkonens wurde die Amtszeit des Präsidenten auf maximal zwei mal sechs Jahre begrenzt.

Fünf Jahre später, am 31. August 1986, verstarb Urho Kaleva Kekkonen in Helsinki.

Er wurde auf dem Friedhof Läntinen Hautausmaa in Helsinki beigesetzt.

Wahrnehmung

Suuri Aika, 1990; Kekkonen-Statue in Kajaani

Kekkonen war Zeit seines Lebens in allen Schichten der finnischen Gesellschaft überaus beliebt und wird von den meisten Finnen noch heute verehrt, besaß er doch viele typisch finnische Eigenschaften, auf welche die Finnen stolz sind und brachte dem Land Wohlstand und Stabilität. Nicht zuletzt war der enorme soziale und wirtschaftliche Aufstieg Finnlands ein entscheidender Faktor für seine Popularität.

Auch auf der politischen Bühne Finnlands hatte er vor allem in seinen späteren Jahren de facto keine Gegner, da Kekkonens Verdienste für Finnland praktisch nicht in Frage gestellt werden konnten. Nur so ist es erklärbar, dass er immer wieder mit überwältigender Mehrheit wiedergewählt wurde. So wurde er etwa 1978 mit 259 von 300 Stimmen des Wahlgremiums wiedergewählt, wobei alle großen Parteien ihn unterstützten. So erlebte das Land in seiner Ära den weiteren Aufstieg vom Armenhaus zum Wohlfahrtsstaat.

Würdigung in der Öffentlichkeit

Kekkonens Bedeutung war in Finnland so groß, dass sein Abbild schon zu Lebzeiten und in seiner Amtszeit als Staatspräsident auf der 500 Markka-Banknote dargestellt wurde. Diese damals verwendete Serie der Markka-Banknoten war die vorletzte vor der Euroeinführung.

Anlässlich seines 100. Geburtstages am 3. September 2000 wurde in Helsinki ein Denkmal in unmittelbarer Nähe zur Finlandia-Halle eingeweiht.

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