Kemenate

Kemenate

Eine Kemenate (auch Kemnad; lateinisch caminus, -i, m. = Ofen, Feuerstätte, Kamin | caminata, -ae, beheizbarer Wohnraum) ist ein Kaminraum.

Inhaltsverzeichnis

Begriffsgeschichte

Die frühe „burgenkundliche“ Literatur des 19. Jahrhunderts sah in der Kemenate einen mittels Kamin oder Kachelofen beheizbaren Wohn- und Arbeitsraum in einer Burg (althochdeutsch cheminâta). Allerdings steht der Terminus Burg in diesem Zusammenhang, dem Minnesang und den damaligen Vorstellungen einer Burg entsprechend, eher für ein Idealbild. Die Kemenate wäre demnach - falls sie den einzigen beheizbaren Raum darstellte - vornehmlich Frauen, Rittern und Adligen vorbehalten gewesen. Insbesondere wurden von Frauen und Kranken bewohnte, beheizte Räume als Kemenaten bezeichnet. Auch Nikolaus Lenau und Johann Wolfgang von Goethe griffen den Ausdruck auf.

Heutige Bedeutung in der Architekturgeschichte

Trotz der neuen Sinngebung des Begriffes Kemenate während der Burgenrenaissance (älter Burgenromantik) ist der Begriff dennoch im 14./15. Jhd. quellenkundlich belegt und bezeichnet dort einen Wohnbau. Derzeit kann allerdings keine in den Schriftquellen erwähnte Kemenate einem heute noch existierenden Bau (oder Raum in einer realen Burg) zugeordnet werden. Eine Desillusionierung des Begriffes ist daher die Folge. In der Regel wird heute eine Kemenate als massiver, heizbarer Steinbau einer Burg angesehen. Anhand des aktuellen Befundes muss der Begriff in der Praxis um steinerne Wohntürme oder auch entsprechend ausgestattete Räume in Städten erweitert werden. Tatsächlich handelt es sich z. B. im Falle der Kemenaten Orlamünde und Reinstädt auch um Bauwerke im Sinne von „beheizter Burg“ bzw. „beheiztem Wohnturm“. Der Begriff dient also dazu, einem nicht näher bestimmten Raum eine technische Eigenschaft zuzuschreiben. Eine caminata in den Quellen muss unabhängig vom Bezug auf reale Räume oder soziale Unterscheidungen allgemein als beheizbarer Raum des hohen und späten Mittelalters verstanden werden.

Siehe auch

Literatur


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  • Kemenate — Sf Frauengemach, persönlicher Raum erw. obs. (8. Jh.) lateinische bzw. griechische Hybridbildung. Im Althochdeutschen (ahd. kemināta, kemināda, mhd. kemenāte) entlehnt aus ml. caminata, eigentlich heizbares Zimmer , zu l. camīnātum mit einem… …   Etymologisches Wörterbuch der deutschen sprache

  • Kemenate — Kemenate, s. Kemnate …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Kemenate — Kemenāte (Kemnate, mittelhochdeutsch, aus dem mittellat. camināta), Zimmer mit einem Kamin, Wohnzimmer, Wohnhaus; insbes. Frauen oder Schlafgemach …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Kemenate — Kemenate,die:⇨Wohnzimmer …   Das Wörterbuch der Synonyme

  • Kemenate — Harem; Frauengemach * * * Ke|me|na|te 〈f. 19〉 1. 〈urspr.〉 mit Feuerstätte versehenes Wohngemach einer Burg 2. 〈dann〉 Frauengemach [<ahd. cheminata <mlat. (camera) caminata, Part. Perf. zu caminare „mit Feuerstätte versehen“; → Kamin] * * *… …   Universal-Lexikon

  • Kemenate Orlamünde — Die Kemenate Orlamünde ist ein Überbleibsel einer Burganlage aus dem 11. und 12. Jahrhundert in Orlamünde oberhalb des Saaletals zwischen Jena und Rudolstadt. Orlamünde ist die einzige thüringische Burg, die auf der um 1300 entstandenen… …   Deutsch Wikipedia

  • Kemenate Reinstädt — Ansicht von Süden Entstehungszeit: um 1400 …   Deutsch Wikipedia

  • Kemenate — Ke·me·na̲·te die; , n; 1 hist; (besonders im Mittelalter) ein Raum für Frauen in einer Burg 2 gespr hum; ein kleiner, einfacher Raum, in dem man für sich ist, in den man sich zurückziehen kann …   Langenscheidt Großwörterbuch Deutsch als Fremdsprache

  • Kemenate — Kemenatef eigenesZimmer.SohießimMittelalterdasFrauengemach.Halbw1950ff …   Wörterbuch der deutschen Umgangssprache

  • Kemenate — Ke|me|na|te, die; , n ([Frauen]gemach einer Burg) …   Die deutsche Rechtschreibung

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