Khitan

Khitan
Gebiet der Liao-Dynastie und Nachbarreiche

Die Kitan (auch Qidan) waren ein protomongolisches Volk aus der heutigen Mandschurei, das schon im 6. Jahrhundert existierte. Sie führten verschiedene Kämpfe mit den Köktürken und Tang-China (um 560, 696/7, 733/5).

Geschichte

Kitanische Jäger, Gemälde, Song-Dynastie

Yelü Abaoji (chin. 耶律阿保機, Yēlǜ Ābǎojī, gestorben 926) startete 924 eine Offensive nach Westen, besiegte dabei die Kirgisen in der Mongolei, schwenkte dann nach Gansu, um Uiguren, Tanguten und Tuyuhun zu unterwerfen. 926 wurde der recht zivilisierte Staat Balhae (Parhae) im heutigen Nordostchina beseitigt.

Schließlich proklamierte Abaojis Sohn und Nachfolger Yelü Deguang (耶律德光, Yēlǜ Déguāng) 947 in Nordchina die Liao-Dynastie. Unter der Liao- und der nachfolgenden Jin-Herrschaft wurden in der Mandschurei Städte bis hin zum Amur-Fluss gegründet, mit 60-70 Hektar Fläche und bis zu zehn Meter hohen Mauern. Man betrieb dort Ackerbau, züchtete Pferde, besaß Eisengießereien und Webereien. Die Kitan benutzten auch zwei von der chinesischen beeinflusste Schriften (um 920), die hauptsächlich aus Logogrammen bestehende sogenannte Großschrift und die später entwickelte sogenannte Kleinschrift. Letztere enthält auch Phonogramme und ist deshalb für die altaische Sprachwissenschaft von sehr großem Interesse als früheste überlieferte Form der mongolischen Sprachen. Beide Schriften beeinflussten später dann auch die Entwicklung der beiden ebenfalls als Groß- und Kleinschrift bezeichneten eigenen Schriften der tungusischen Jurchen, der Vorläufer der Mandschus und Xibe.

In der Zeit von etwa 1116 (Einnahme von Liaoyang) bis 1125 (Gefangennahme des Kaisers) wurde das Liao-Reich von seinen früheren Vasallen, den ebenfalls aus der Mandschurei stammenden Jurchen (Jin-Dynastie) übernommen.

Ein Teil der Kitan floh westwärts (zum Teil durch Südsibirien) und gründete um 1130 als Kara Kitai unter dem Fürsten Yelü Dashi (耶律大石, Yēlǜ Dàshí) ein neues Reich. Dieses Reich behauptete seine Existenz durch einen Sieg über den Sultan der Seldschuken, Sandschar in der Katwan-Steppe/Samarkand 1141. Es bestand bis zur Mongoleninvasion 1217/18.

Die russische (Kitaj), mongolische (qitad/xyatad) und uigurische Bezeichnung (‏خئتاي‎/hitay) etc. für China geht auf die Kitan zurück, siehe auch Cathay.

Heutige direkte Nachfahren der Kitan in China sind die mongolischsprachigen Daur.

Literatur

  • F.W. Mote: Imperial China: 900-1800, S. 31–71, Harvard University Press 1999, ISBN 0674012127
  • Patricia Buckley Ebrey: The Cambridge Illustrated History of China. Cambridge University Press 1996, ISBN 0-521-66991-X
  • Denis Twitchett: The Cambridge History of China: Alien Regimes and Border States, 907-1368, S. 816, Cambridge University Press 1994, ISBN 0-521-24331-9 (pp.43-153)

Weblinks


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