Kieselschiefer

Kieselschiefer
Radiolarit, Handstück
Modellform der Radiolarien
Radiolarien in einem Sediment der Wedellsee

Radiolarit oder Lydit ist ein Sedimentgestein, das auch als Chert oder Kieselschiefer bezeichnet wird und hauptsächlich aus Quarzmasse besteht. Das Wort Chert (auch Hornstein) steht für dichte und mikro- bis kryptokristalline Quarzgesteine.
Die Bezeichnung Kieselschiefer ist unzutreffend, da das Gestein kein echter Schiefer ist, sie ist im deutschsprachigen Raum aus historischen Gründen jedoch weit verbreitet.

Inhaltsverzeichnis

Mineralogie, Petrographie

Der Radiolarit, ein biogenes marine Sedimentgestein, ist schichtweise aufgebaut, und es wechseln sich Lagen mit klastischem Glimmer, gelegentlichen Karbonatanteilen, Radiolarien-Skelettmaterial und organischem Pigment ab. Der Anteil von Tonmineralien ist gering. Radiolarite können mit Karbonatgesteinsschichten verbunden sein, wenn sie in geringerer Wassertiefe entstanden. Typischerweise sind sie ein Sediment größerer Wassertiefen.

Das Gestein ist spröde und lässt sich nicht leicht spalten, sondern bricht scharfkantig und muschelig. Typisch für Radiolarite ist der Zerfall in scharfe, kleinstückige Bruchstücke von rechteckiger Gestalt im Zuge der Verwitterung. Die Farben reichen von hell-weißlich über rötlich, grünlich und bräunlich bis zu Schwarz.

Radiolarit besteht vorwiegend aus Radiolarien-Skeletten und ihren Trümmern, also aus Siliciumdioxid. Radiolarien (Strahlentierchen) sind marine, einzellige Tiere, die ein Innenskelett aus amorphem Siliciumdioxid besitzen und deren Größe zwischen 0,1 und 0,5 Millimetern variiert. Trotz ihres Formenreichtums lassen sich zwei Unterordnungen unterscheiden, die kugeligen Spumellina und die mützenförmigen Nassellina. Ansonsten sind Radiolarite weitgehend fossilfrei. Radiolarien treten bis heute in der Tiefsee auf.

Anwendungen, Vorkommen

Radiolarit oder Lydit ist ein sehr hartes Gestein und gilt als das „Eisen der Steinzeit“. Es wurde zu Steinwerkzeugen wie Beilen, Klingen, Bohrern oder Schabern verarbeitet. Seine Bruchkanten sind jedoch nicht so scharf wie die von Feuerstein. Verbreitet sind Beile aus Lydit im westlichen Niedersachsen und nördlichen Westfalen. Das Material tritt im Bramscher Massiv (Bramsche) an die Erdoberfläche. Die Farbe variiert je nach Pigmentanteil zwischen rötlich, grünlich, bräunlich und schwarz. Lydit, ein schwarzer paläozoischer Radiolarit, wird als Probierstein verwendet.

Weitere Vorkommen, die gewerblich genutzt wurden, treten etwa in Thüringen bei Schleiz und Langgrün (beide silurisch), in Sachsen bei Schönfels, Altmannsgrün, Oelsnitz und Nossen sowie im Harz bei Sankt Andreasberg und Wernigerode auf. Der Zweck des Abbaus in Steinbrüchen war überwiegend die Schottergewinnung.
Ferner gibt es genutzte Vorkommen unter anderem in der Tschechischen Republik, Österreich, Großbritannien (Schottland), USA (Utah, Nevada, Idaho, Wyoming) sowie die weltweit bedeutendsten Lagerstätten in Australien (ostaustralische Tasmansynklinale)

Literatur

  • C. Gäbert, A. Steuer, Karl Weiss: Die nutzbaren Steinvorkommen Deutschlands. Union Deutsche Verlagsgesellschaft, Berlin 1915
  • Arnd Peschel: Natursteine. Verlag für Grundstoffindustrie, 2. überarbeitete Auflage, Leipzig 1983
  • Dorrik A.V. Stow: Sedimentgesteine im Gelände. Ein illustrierter Leitfaden. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg 2008. ISBN 978-3-8274-2015-2
  • Roland Vinx: Gesteinsbestimmung im Gelände. Elsevier, München 2005. ISBN 3-8274-1513-6

Weblinks


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