Kinder-Report 2007

Kinder-Report 2007

Der Kinderreport 2007 berichtet über soziale Benachteiligung und Armut von Kindern. Er wurde Mitte November 2007 vom Deutschen Kinderhilfswerk herausgegeben.

Der Kinderreport informiert über die aktuelle Armutsverteilung unter Kindern in der Bundesrepublik Deutschland. Er stellt zudem Überlegungen zu den Ursachen und Auswirkungen der Kinderarmut zusammen. Abschluss des Kinderreports bilden die Forderungen des Deutschen Kinderhilfswerks.

Bereits 2004 erschien der Kinderreport Deutschland 2004, welcher ebenfalls vom Kinderhilfswerk herausgegeben wurde.

Inhaltsverzeichnis

Inhalte der Studie

Der Report, an dem mehr als 20 Wissenschaftler, Sozialrichter und Praktiker beteiligt waren[1], wurde auf einer Pressekonferenz am 15. November 2007 unter Beteiligung der folgenden (Mit)Autoren der Öffentlichkeit vorgestellt:[2]

  • Dr. Jürgen Borchert, Richter am Sozialgericht, Darmstadt
  • Prof. Dr. Ronald Lutz (FH Erfurt)
  • Petra Klug, Projektmanagerin Bertelsmann Stiftung[3]
  • Gernot Körner, Geschäftsführer Family Media

Bei der Vorstellung des Buchs "Kinderreport Deutschland 2007" sprach der Darmstädter Richter Jürgen Borchert insbesondere mit Blick auf die im Report dokumentierte Entwicklung der Kinderarmut von „einem Desaster sondergleichen“. Der Präsident des Kinderhilfswerkes, Thomas Krüger, nannte es „erschreckend“, dass die Kinderarmut gestiegen ist, obwohl die Konjunktur gut und die Arbeitslosenquote gesunken sei.[4]

Aktuelle Situation der Kinderarmut

Im Jahr 2007 sind dem Report zufolge in der Bundesrepublik Deutschland 14% der Kinder arm. Seit der Einführung von Arbeitslosengeld 2 im Jahr 2005 hat sich die Zahl der auf Sozialhilfe und Sozialgeld angewiesenen Kinder auf mehr als 2,5 Millionen verdoppelt. 1965 war jedes 75. Kind unter sieben Jahren auf Sozialhilfe angewiesen, 2007 sei es jedes 6. Kind, wobei Kinder aus Einwandererfamilien besonders betroffen seien.[5][6] Es wird geschätzt, dass knapp 6 Millionen Kinder in Haushalten wohnen, in denen die Eltern über ein für die Familie nicht existenzsicherndes Jahreseinkommen von insgesamt (höchstens) 15.300 Euro verfügen.[7][8] Dies sind ein Drittel der kindergeldberechtigten Eltern. Zudem zeigte im Jahr 2004 jedes dritte Kind im Einschulungsalter therapiebedürftige Entwicklungsstörungen oder Verhaltensauffälligkeiten.[9][8] Insgesamt verdoppele sich alle zehn Jahre in Deutschland die Zahl armer Kinder.

Auswirkungen der Kinderarmut

Sozial benachteiligte Kinder

  • ernährten sich ungesünder
  • bewegten sich weniger
  • blieben immer häufiger in isolierten Wohnvierteln unter sich
  • besuchten keine guten Schulen
  • hätten nur mangelhafte Ausbildungsmöglichkeiten
  • hätten keine ausreichend soziale Unterstützung

Schüler würden zunehmend "ohne Beherrschung des Mindestmaßes an Kulturtechnik" die Schule verlassen.

Kinderarmut werde "vererbt".

Ursachen der Kinderarmut

Das Kinderhilfswerk macht in seiner Studie das deutsche Steuer- und Sozialsystem für die Zunahme der Kinderarmut verantwortlich. Familien müssten ein Übermaß an öffentlichen Abgaben tragen.

Laut Familienbericht von 2006 betrugen die öffentlichen Ausgaben für Familien im EU-Durchschnitt 2,1 % des Bruttoinlandsprodukts. In Deutschland erreiche dieser Wert lediglich bei 1,9 %.

Forderung des Kinderhilfswerks

Das Deutsche Kinderhilfswerk fordert einen "schnellen und radikalen Paradigmenwechsel in der Familien- und Kinderpolitik".

Gefordert wird konkret[10]

  • Ein nationales Programm zur Bekämpfung von Kinderarmut sowie ein Maßnahmenpaket mit Zielvorgaben.
  • Die im Steuersystem verankerte Benachteiligung von Familienhaushalten mit Kindern müsse aufgehoben werden.
  • Das Kindergeld müsse zu einer eigenständigen Kindergrundsicherung ausgebaut werden.
  • Ein flächendeckendes Betreuungsangebote für Kinder ab dem zweiten Lebensjahr müsse geschaffen werden.
  • Kinder mit Migrationshintergrund bräuchten eine bessere Förderung
  • Aufnahme des Kinderschutzes in das Grundgesetz.

Reaktionen auf die Studie

Der Paritätische Wohlfahrtsverband fordert von der Bundesregierung umgehend einen Maßnahmenkatalog zur Armutsbekämpfung[11]. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft spricht von einem Teufelskreislauf von Kinder- und Bildungsarmut und fordert auf, diesen zu durchbrechen [12]

Siehe auch

Literatur

  • Deutsches Kinderhilfswerk e.V.: Kinderreport Deutschland 2004. Daten, Fakten, Hintergründe, November 2004 Kopäd-Verlag, ISBN 3-938-02824-6
  • Kinderreport Deutschland 2007 Velber-Verlag ISBN 978-3-86613-417-1

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Wolf Schmidt: Kinderreport Deutschland - Jedes neunte Kind ist arm, taz vom 14. November 2007
  2. Deutsches Kinderhilfswerk: Kinderarmut hat verheerende Wirkungen für Gesellschaft und Staat, 12. November 2007
  3. Rudolph Bauer: Die Tonangeber - Die Bertelsmann-Stiftung macht sich stark für neoliberale Reformen in Städten und Regionen, Freitag Nr. 24/2006 vom 16. Juni 2006
  4. Frankfurter Allgemeine Zeitung: Zahl der armen Kinder dramatisch gestiegen, 15. November 2007
  5. Spiegel Online: Kinderarmut steigt dramatisch an, 15. November 2007
  6. Nora Schareika: Kinderarmut hat Konjunktur - Report 2007 attestiert Politik Totalversagen, Junge Welt vom 16. November 2007
  7. tagesschau.de vom 15.11.2007: Jedes sechste Kind lebt in Armut
  8. a b Netzeitung: Deutschland bei Familienarmut Spitze, 15. November 2007
  9. Kai Beller: Zahl armer Kinder in Deutschland hat sich verdoppelt, Financial Times Deutschland vom 15. November 2007
  10. Deutsches Kinderhilfswerk: Forderungskatalog zur Bekämpfung der Kinderarmut in Deutschland, 15. November 2007
  11. Pressemitteilung: PARITÄTISCHER fordert Maßnahmenbündel zur Armutsbekämpfung, 15. November 2007
  12. Pressemitteilung der GEW: Teufelskreis der Kinder- und Bildungsarmut durchbrechen!, 15. November 2007

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