Kinder- und Jugendliteratur

Kinder- und Jugendliteratur

Kinder- und Jugendliteratur (Abkürzung KJL) bezeichnet ein bibliografisches Subsystem von Literatur.

Der Begriff ist nicht eindeutig festgelegt. Man unterscheidet:

  • intentionale KJL (Gesamtheit der für Kinder und Jugendliche als geeignet empfundenen Literatur)
  • spezifische KJL (Gesamtheit der für Kinder und Jugendliche geschriebenen fiktionalen und nichtfiktionalen Texte)
  • Kinder- und Jugendlektüre (Gesamtheit der von Kindern und Jugendlichen rezipierten fiktionalen und nichtfiktionalen Texte) sowie
  • KJL als Teilsystem des gesellschaftlichen Handlungs- bzw. Sozialsystems „Literatur“ („Subsystem KJL“)[1]

Literarischen Werke für Kinder und Jugendliche (spezifische KJL) werden oft für ein bestimmtes Lesealter verfasst. Einige „Klassiker“, wie Sagen oder Romane aus früheren Jahrhunderten, erscheinen auch in extra für Kinder und Jugendliche bearbeiteten Neufassungen bzw. Nacherzählungen. Kinderbücher werden außerdem meist durch Illustrationen ergänzt, wobei der Bildanteil den Wortanteil umso mehr übertreffen kann, je jünger die anvisierte Zielgruppe ist.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Anfänge

Bis weit in die Neuzeit waren die meisten Menschen Analphabeten, die Frage nach einer Lektüre eigens für Kinder und Jugendliche stellte sich damit nicht. In Europa dienten die ersten Literaturen, mit denen Kinder in der Regel nur an Klosterschulen in Berührung kommen konnten, vor allem der religiösen Unterweisung und erst mittelbar auch der Alphabetisierung.

Auch die Erfindung des Buchdrucks Mitte des 15. Jahrhunderts erleichterte Kindern und Jugendlichen den Zugang zur Literatur vorerst nur in begrenztem Maße. Er beschränkte sich zumeist auf speziell für Kinder gefertigte Lernhilfen wie etwa Hornbücher. Wichtigste Lektüre blieben, besonders im protestantischen Bereich, Bibel, Gesangbuch und Luthers Kleiner Katechismus.[2]

Zu allen Zeiten beliebt bei Kindern waren Märchen, die seit dem 16. Jahrhundert, besonders aber im 19. Jahrhundert gesammelt und auch für Kinder bearbeitet wurden – unter anderem von Giovanni Francisco Straparola, Charles Perrault, Gabrielle-Suzanne de Villeneuve, den Brüdern Grimm und Božena Němcová.

Orbis Sensualium Pictus (1658)

In den 1580er Jahren erschienen zahlreiche günstige, oft minderwertige Bücher, die von Hausierern vertrieben und später auch „Volksbücher“ genannt wurden. Ein erstes bedeutendes Werk für Kinder und Jugendliche war der 1658 von dem Tschechen Johann Amos Comenius veröffentlichte Orbis sensualium pictus. Wie der Untertitel verrät, sollte die ganze Welt der Dinge und des Lebens gemalt und benannt werden. Der „Orbis pictus“ wurde bis ins 19. Jahrhundert Vorbild für ähnliche Werke, die Kinder mit der realen Welt vertraut machen wollten.[3] In den 1750er Jahren kamen nur wenige Seiten umfassende Hefte unterschiedlichen Inhalts aus Pappe auf den Markt, die oft Gebete sowie ein mit Holzschnitten illustriertes ABC enthielten. Das ABC-Buch war erfunden. Diese Buchform war bis Mitte des 19. Jahrhunderts populär. Bekannt wurde der vom englischen Buchverkäufer und Autor anti-katholischer Verse Benjamin Harris verfasste New England Primer, der zum weitestverbreiteten Schulbuch Amerikas wurde.

Der Enzyklopädismus des 18. Jahrhunderts schlug sich auch in der Kinderliteratur nieder, etwa in dem Elementarwerk des Pädagogen Johann Bernhard Basedow, das er 1774 veröffentlichte.[4] Überhaupt beschäftigte man sich im Zeitalter der Aufklärung intensiv mit Kindererziehung und schrieb jetzt auch kindgerechte Romane. Am bekanntesten ist wohl Robinson der Jüngere (1779) von Joachim Heinrich Campe, der eine Bearbeitung von Daniel Defoes Robinson ist. Bereits Rousseau hatte im Emile erklärt, dass Robinson eine für Kinder geeignete Lektüre sei und Campe wollte ihnen den Zugang zu dem Werk erleichtern.[5]

Moralistische Werke

James Janeway, A Token for Children, postume Ausgabe von 1676.

Im 17. und 18. Jahrhundert veröffentlichten Puritaner in England und Amerika Kinderbücher, die von protestantischer Ethik geprägt waren. Da die Kindersterblichkeit damals sehr hoch war – nur jeder zweite Mensch erreichte das Erwachsenenalter –, lag der erzieherische Sinn der moralistischen Kinderliteratur vor allem in der Vorbereitung der Kinder auf ihren Tod und der Vermeidung der Höllenverdammnis. Ein Beispiel puritanischer Kinderliteratur ist James Janeways A Token for Children (1671?), das eine Reihe von „Geschichten beispielhafter Lebensführung und freudvoller Todesfälle kleiner Kinder“ enthält. Es war bis Mitte des 19. Jahrhunderts in England und seinen Kolonien weit verbreitet. Die Todesfurcht der Kinder wurde auch durch präzise Beschreibungen der Höllenqualen und durch das Zeigen von Leichen und öffentlichen Hinrichtungen gefördert.

Isaac Watts’ 1715 veröffentlichte Divine Songs Attempted in Easy Language for the Use of Children milderten die makabre Erzählweise und waren freundlicher gehalten. Seine Verse waren weiterhin Ausdruck der auch im 18. Jahrhundert noch verbreiteten Sichtweise, dass Kinder kleine Erwachsene von immanent boshaftem Wesen seien. Watts’ Lieder waren bis ins späte 19. Jahrhundert als Übungen zum Auswendiglernen geschätzt.

Abkehr von der erzieherischen Botschaft

Szene aus dem Struwwelpeter (1845)
Illustration aus Alice im Wunderland (1865)

Einige der ersten Kinderbücher, die neben einer rein erzieherischen Botschaft auch Unterhaltungswert hatten, wurden von John Newbery in den 1740er Jahren veröffentlicht; allerdings schrieb bereits einige Jahre zuvor Thomas Boreman seine Gigantick Histories.

Dennoch prägten moralistische Wertvorstellungen bis ins späte 19. Jahrhundert weiterhin – auch im deutschsprachigen Raum – viele Kinderbücher, obwohl ab Mitte des 18. Jahrhunderts die rein religiöse Botschaft immer mehr von dem von Locke und Rousseau propagierten rationalen Moralismus, bei dem die erzieherische Botschaft in raffiniert ausgearbeiteten Geschichten versteckt wird, verdrängt wurde. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts wurden auch reine Fantasie- und Abenteuergeschichten immer mehr als Kinderliteratur akzeptiert. 1893 erschien in Deutschland erstmals die Jugendschriften-Warte, eine Publikation der Vereinigten Prüfausschüsse, die neu erschienene Kinder- und Jugendbücher beurteilten und Listen empfehlenswerter Bücher herausgab. Diese Publikation hatte in Deutschland sehr weitreichenden Einfluss darauf, was als lesenswerte Literatur galt. Gegen Ende der Weimarer Republik betrug die Auflage der Publikation fast 200.000 Exemplare und war Beilage fast aller Lehrerzeitungen. In ihren Empfehlungslisten legte die Prüfungsausschüsse sehr traditionelle Bewertungskriterien von Kunst und Kindertümlichkeit als Maßstab an. Weit verbreitete Bücher wie etwa die Trotzkopf-Reihe der Emmy von Rhoden, die Publikation der Thekla von Gumpert oder die Nesthäkchen-Serie von Else Ury galten als verderblicher Schund.

Heinrich Hoffmanns Struwwelpeter (1845) war eines der ersten und auch eines der erfolgreichsten Kinderbücher, das vom Autor selbst illustriert wurde. Auch wenn – oder gerade weil – die erzieherische Botschaft deutlich zu erkennen ist, weisen die grotesk überzeichneten Illustrationen und Texte eine ganz eigene Komik auf, die jedoch teilweise nicht wahrgenommen wurde.

Historiker sind sich darin einig, dass Lewis Carrolls Geschichten von Alice im Wunderland (1865) als erste vollständig frei von moralistischer Botschaft sind. Carroll parodierte in seinem Werk Watts’ Verse. Im selben Jahr wie Alice erschienen Wilhelm Buschs satirische Max-und-Moritz-Geschichten. Die nunmehr zunehmend in Vergessenheit geratenden Geschichten zur moralischen Erbauung wurden auch weiterhin vereinzelt parodiert, etwa von Hilaire Belloc (Cautionary Tales, 1907). In der Tradition von Lewis Carrolls vom kindlichen Denken inspierierte Herangehensweise an das Verfassen von Kinderbüchern steht auch der englische Autor A. A. Milne. Seine Geschichten von Pu dem Bären sind zu Paradigmen der Kinderliteratur geworden. Verfasst wurden sie in zwei Einzelbänden Winnie-the-Pooh von 1926 und The House at Pooh Corner von 1928 und ergänzt wurden die Pu – Geschichten durch zwei nachfolgende Gedichtbände When We Were Very Young und Now We Are Six. Letztere heißen in der deutschen Übersetzung Ich und Du, der Bär heißt Pu. Für das Verständnis insbesondere der englischen Kinderliteratur ist es allerdings auch unerlässlich an den Erfinder des Limericks zu denken: Edward Lear – diese überaus geistreichen Verbindung von Witz und Gedicht wirkte auf Carroll ebenso wie auf Milne, aber auch auf deutschen Dichter wie Wilhelm Busch, Christian Morgenstern, Kurt Schwitters, Joachim Ringelnatz und Ernst Jandl, Robert Gernhardt, Peter Ustinov u. a. Ausgesprochene Kindergedichte gibt es unter diesen letzteren v. a. bei Busch, Morgenstern und Ringelnatz.

Moderne Werke

In Kinder- und Jugendbüchern lässt sich thematisch nahezu alles altersgerecht darstellen, so dass die Themenvielfalt dementsprechend dieselbe Bandbreite wie in der Literatur für Erwachsene aufweist. Kinder und Jugendliche können sich demzufolge heute auch in für sie verfassten Büchern mit „härteren“ sie betreffenden gesellschaftlichen und sozialen Themen auseinandersetzen wie z. B. Tod (Jutta Bauer: Opas Engel; Peter Härtling: Alter John), Ausländerfeindlichkeit (Tahar Ben Jelloun: Papa, was ist ein Fremder?), Behinderungen (Rodman Philbrick: Freak), Scheidung der Eltern (Anne Fine: Familien-Spiel) oder der Kampf um Selbstbestimmung (Bali Rai: Bloß (k)eine Heirat).

Zu den Autoren, die immer wieder kontroverse Bücher veröffentlichen und gerade die von der Gesellschaft vielfach schon verloren gegebenen Jugendlichen im Blick haben, gehört Morton Rhue. Aus seinem Werk ragt vor allem der auf tatsächlichen Ereignissen basierende Roman Die Welle heraus, das bislang bekannteste Buch über die Verführbarkeit autoritärer bzw. diktatorischer Strukturen, die Jugendliche z. B. auch für den Rechtsradikalismus empfänglich machen. Dieser Roman bildete auch die Vorlage für ein Theaterstück von Reinhold Tritt sowie für mehrere Filme, zuletzt 2008 für die deutsche Adaption durch Dennis Gansel.

Von der Literaturkritik, den Pädagogen und Eltern als „wertvoll“ und „engagiert“ geschätzte Bücher bilden bei Kindern und Jugendlichen jedoch eine vergleichsweise kleine Nische im Gegensatz zu den sehr beliebten und dementsprechend auch umsatzstarken Unterhaltungsgeschichten solcher Reihen wie Die wilden Hühner von Cornelia Funke oder zu den vor allem auf Spannung setzenden Reihen wie die Gänsehaut-Bücher von R. L. Stine oder die Die drei Fragezeichen.

Zu weiteren bei Kindern und Jugendlichen beliebten Genres siehe nachfolgende Absätze.

Gattungen in der Kinder- und Jugendliteratur

Bilderbuchliteratur

Kind sucht Bilderbuch aus

Hauptartikel: Bilderbuch

Bilderbücher sind mehrheitlich an Kinder im Vorschulalter adressiert, die noch nicht lesen können. Da das Schreiben und Illustrieren von Bilderbüchern an die Gestalter sehr verschiedenartige Anforderungen stellt, arbeiten Autoren und Illustratoren oft im Team. Andere Bilderbuchautoren beherrschen das Schreiben und Illustrieren jedoch gleichermaßen. Während die Mehrzahl der Bilderbücher großformatig ist und kaum mehr als 48 Seiten umfasst, können Bilderbücher – wie z. B. Die Entdeckung des Hugo Cabret von Brian Selznick – in Einzelfällen auch weitaus umfangreicher und für ein älteres Lesepublikum bestimmt sein. Zu den Sonderformen des Bilderbuchs zählen u. a. das Fühlbuch, das Lift-the-Flap-Buch und das Pop-up-Buch.

Erstleseliteratur

Erstlesebücher für Kinder von sechs bis neun Jahren sind ebenfalls illustriert, enthalten jedoch mehr Text als Bilderbücher und umfassen im deutschsprachigen Raum 64 bis 96 Seiten. In den englischsprachigen Ländern existiert für dieselbe Zielgruppe eine sehr umfangreiche, nach Schwierigkeitsgraden gestaffelte Literatur aus broschierten Bändchen, deren Umfang nur jeweils 24 bis 48 Seiten beträgt. In allen Fällen sind die Geschichten sehr knapp gehalten und werden in kurzen Sätzen erzählt, um das Lesen zu erleichtern.

Kinderliteratur

Bücher für Kinder von acht bis elf Jahren umfassen meist bis zu 180 Seiten; in jüngerer Zeit erscheinen für dieselbe Zielgruppe vereinzelt noch umfangreichere Bücher. Auch Kinderbücher sind gelegentlich illustriert, die Illustration tritt neben dem Text jedoch weit in den Hintergrund. In den englischsprachigen Ländern werden die Zehn- bis Zwölfjährigen oft als selbstständige Lesergruppe betrachtet, deren Lektüre – die „mid-grade fiction“ – von der übrigen Kinderliteratur zu unterscheiden sei.

Jugendliteratur

Hauptartikel: Jugendliteratur

Jugendromane behandeln seit den 1950er Jahren oft alterstypische Krisen, die der Prozess des Erwachsenwerdens an den jeweiligen Schauplätzen von Jugendlichen wie Familie, Schule und Freizeitgestaltung mit sich bringt. Das bedingt ein breites Themenfeld, das dem der Erwachsenenliteratur kaum noch nachsteht, nur dass die Handlungsträger zumeist Jugendliche analog zum Alter der jeweiligen Zielgruppe sind. Besonders beliebt bei Jugendlichen sind derzeit Romane, die Genres zuzuordnen sind, wie z. B. der Science Fiction bzw. Fantasy, dem Kriminalroman, der Liebesgeschichte oder dem Historienroman. Wiewohl die Jugendbücher nach wie vor meist nach dem Alter ihrer Leser differenziert werden, erreichen Autoren wie Joanne K. Rowling, Stephenie Meyer, Cornelia Funke oder Walter Moers neben den jugendlichen auch immer mehr erwachsene Leser. Einen anderen Trend setzen wiederum Schriftsteller wie Per Olov Enquist, Isabel Allende, Henning Mankell, Paula Fox oder Joyce Carol Oates, die, nach ihren Erfolgen bei Erwachsenen, nun auch für eine jugendliche Leserschaft schreiben.

Kinder- und Jugendcomics

Die in den USA erfundenen, an Kinder adressierten Comicserien wie Micky Maus, Donald Duck, Prinz Eisenherz, Batman und Spider-Man sind im deutschsprachigen Raum populärer geblieben als in ihrem Ursprungsland, wo sie von neueren Serien und Genres, wie z. B. dem Manga, längst verdrängt worden sind. Andere in Deutschland beliebte Kinder- und Jugendcomicreihen sind z. B. Asterix (Frankreich), Tim und Struppi, Die Schlümpfe, Lucky Luke (alle drei aus Belgien) und Clever & Smart (Spanien). Viele europäische Kinder-Comicreihen zeichnen sich durch große Langlebigkeit aus. So erscheint die bedeutendste deutsche Serie, Fix und Foxi, bereits seit 1953.

Bei Jugendlichen erfolgreiche Comicreihen sind u. a. Star Wars, Die Chroniken des Schwarzen Mondes, Blake und Mortimer, Storm und die Mangaserien One Piece, Naruto, Sailor Moon und Dragonball.

Erzählende Literatur

Auch wenn im Gefolge der sehr umfänglichen und sehr erfolgreichen Harry-Potter-Bände so manches Kinder- oder Jugendbuch immer öfter als Roman gehandelt wird, ist die übliche Gestaltungsform für die Kinderliteratur die Erzählung. Insbesondere für Kinder unter zwölf Jahren werden in der Hauptsache Titel verfasst, die aus einer Perspektive die Erlebnisse und Erfahrungen einer Identifikationsfigur oder -gruppe zumeist in einem überschaubaren Zeitabschnitt in chronologischer Abfolge abbilden – dass diese Form durchaus anspruchs- wie gehaltvolle Werke zeitigen kann, beweist u. a. Jutta Richter mit ihren preisgekrönten Erzählungen für Kinder Der Tag, als ich lernte die Spinnen zu zähmen oder auch Der Hund mit dem gelben Herzen.

Lyrik

Hauptartikel: Kinderlyrik

Kinderlyrik findet vor allem bei kleinen und kleinsten Lesern bzw. Zuhörern großen Anklang. Jugendliche schätzen wiederum vor allem Lyrik in Form von Rap-Sprechgesängen. Zu den bekanntesten, auch insbesondere dem Sprachwitz verpflichteten deutschsprachigen Kinderdichtern zählen die Klassiker Christian Morgenstern, Eugen Roth, Kurt Schwitters, Wilhelm Busch, Joachim Ringelnatz James Krüss, Heinz Erhardt, Josef Guggenmos, Ernst Jandl, Loriot und Robert Gernhardt. Diese Reihe lässt sich international fortsetzen u. a. durch die englischen Dichter Edward Lear, Lewis Carroll, Alan Alexander Milne und Kenneth Grahame.

Nicht-fiktionale Literatur

Sachbücher sind ein für alle Altersstufen sehr gefragtes Segment innerhalb der Kinder- und Jugendliteratur, darunter z. B. die langlebige Reihe „Was ist Was?“. Aktuell haben Autoren wie Gerhard Staguhn oder die Organisatoren der Kinder-Uni sehr großen Erfolg. Ebenso David Macaulay anhand fiktiver Beispiele, wie Kathedralen oder Moscheen gebaut wurden, Peter Sís mit seinen aufwendigen, zum Teil assoziativen Bilderbüchern über Tibet oder Charles Darwin („Der Baum des Lebens“) oder auch Alois Prinz mit wissenschaftlich fundierten, gleichwohl eingängigen Biographien von Menschen wie Ulrike Meinhof, Hermann Hesse oder Hannah Arendt, die auch durchaus geneigte erwachsene Leser finden. Manfred Mai verfasste eine Reihe vielgelobter und unterhaltsamer Geschichtsbücher wie Deutsche Geschichte oder Weltgeschichte aber auch zur deutschen Literatur. Der Fernsehjournalist Claus Kleber wiederum stellt in Nachrichten, die Geschichte machten – Von der Antike bis heute Ereignisse der Historie als dpa-Meldungen vor. Der Architekt und Wissenschaftler Buckminster Fuller hat für technisch und mathematisch begeisterte Kinder mit Goldlöckchen und die drei Bären ein Buch verfasst, das als Märchen die moderne Weltsicht im Raumzeitalter erklärt. Zum wohl relevantesten Bereich des Sachbuchs für Kinder und Jugendliche zählt das Schulbuch.

Genres

Autobiographien

Einige Kinder- und Jugendbuchautoren erzählen in Autobiographien ihren jungen Lesern von der eigenen Kindheit. Hierzu gehören Erich Kästner (Als ich ein kleiner Junge war), Uri Orlev (Die Bleisoldaten), Renate Welsh (Dieda oder Das fremde Kind) und Roald Dahl (Boy. Schönes und Schreckliches aus meiner Kinderzeit). Astrid Lindgrens Autobiographie Das entschwundene Land war wiederum das einzige Buch, mit dem die beliebte Autorin sich vorwiegend an eine erwachsene Leserschaft richtete.

Ein autobiographischer Sonderfall nicht nur hinsichtlich des Alters der jugendlichen Autorin ist Das Tagebuch der Anne Frank.

Phantastische Kinder- und Jugendliteratur

Hauptartikel: Phantastische Kinder- und Jugendliteratur

In der Fortschreibung von Sagen, Mythen und Märchen wurde die Phantastische Kinder- und Jugendliteratur derzeit zum umsatzstärksten und demzufolge auch beliebtesten Genre bei Kindern und Jugendlichen.[6] Der großen Nachfrage wegen wurden sogar schon Spezialausgaben mit anderem Cover aber gleichen Inhalts produziert, die auch auf Erwachsene zielen[7], werden sie doch ebenfalls dank der per se phantastischen Inhalte, Dramaturgien und Stilmittel von dem altersübergreifenden Reiz zur Imagination angesprochen. Die Stoffe selbst werden zumeist von Elementen aus Abenteuer-, Action- und Coming-of-age-Geschichten getragen.

Krimis

Ausgesprochene Kinderkrimis haben bereits Erich Kästner mit Emil und die Detektive oder Astrid Lindgren mit Kalle Blomquist verfasst. Zeitgenössische Autoren wie z. B. Mats Wahl verhandeln in ihren Kriminalromanen für Kinder ähnlich wie in den Erwachsenenkrimis nun auch aktuelle Gesellschaftsthemen wie Umwelt und die Integration von Minderheiten.

Neben den singulären Kriminalgeschichten werden jedoch insbesondere Krimiserien von Kindern und Jugendlichen nachgefragt, die z. T. sehr schematisch an die Begabung von Kindern appellieren, kriminologische Rätsel zu lösen: TKKG, Die drei ??? nach Hitchcock und auch die meisten Reihen von Enid Blyton z. B. Fünf Freunde, Abenteuer-Serie und die Geheimnis-um-Serie.

Liebesgeschichten

Nicht wenige Jugendromane befassen sich mit der ersten großen Liebe, die von den jugendlichen Protagonisten mitunter erst gar nicht verstanden oder auch nur benannt werden kann. Diese Romane stellen Neugier auf das Unbekannte, Enthusiasmus, Eifersucht und auch die bislang unbekannte Intensität von Gefühlen vor. Im Fortlauf solcher Geschichten ergeben sich z. T. auch Überforderungen, wenn z. B. eine bislang geschätzte Freundschaft sich plötzlich in etwas völlig Neues und Unbekanntes wandelt. Oder es entstehen Konkurrenzsituationen mit dem bisherigen besten Freund oder der besten Freundin, denen plötzlich nicht mehr soviel Wertschätzung wie früher zugestanden wird oder wenn der geliebte Mensch nicht (mehr) dasselbe empfindet und sich einem anderen zuwendet.

Liebesgeschichten werden durchaus auch schon für jüngere Leser erzählt, wie z. B. in Ben liebt Anna von Peter Härtling, in der Regel aber wenden sie sich an Jugendliche mit entsprechend gleichaltrigen Handlungsträgern. So beispielsweise Leo, der sich in das seltsame Stargirl verknallt und sich daraufhin von seinen Freunden abwendet. Gunnel Linde wiederum lässt in Wie eine Hecke voller Himbeeren ihre Ich-Erzählerin die erste Liebe als schmerzhaften Prozess durchleben, um mit deren Ende fertig zu werden. Und Mojsche und Rejsele (von Karlijn Stoffels) verlieben sich im Polen des Jahres 1939, was dann unerwartet aber erst sehr spät zu einem glücklichen Ende führt.

In Buchreihen wie Die wilden Hühner oder Die wilden Fussballkerle wird das Thema hingegen vor allem humoristisch aufbereitet und kommt zumindest hier nicht gegen die „wahre Freundschaften“ an.

Besonders erfolgreich ist Stephenie Meyer mit ihrer vor allem von Mädchen geschätzten Buchreihe um Bella Swan, die sich in den Vampir Edward Cullen verliebt. Der dritte Teil Bis(s) zum Abendrot stürmte 2008 die Bestsellerlisten, darunter auch die des SPIEGELs.

Mehrere Jugendbücher wurden mittlerweile mit dem DeLiA-Literaturpreis für den besten Liebesroman ausgezeichnet, so Antje Babendererde mit dem ersten Preis 2007 für Libellensommer.

„Geschlechtsbezogene“ Bücher

Immer noch gibt es verschiedene Buchreihen, die sich ganz speziell an Mädchen wenden. Pferdebücher etwa sind sehr beliebt bei Mädchen im frühen Teenager-Alter. In diesen Büchern geht es hauptsächlich um Mädchenfreundschaften.

Generell ist in Untersuchungen zum Leseverhalten von Kindern und Jugendlichen festgestellt worden, dass Mädchen durchaus bereit sind Bücher zu lesen, in denen Jungen die Hauptpersonen sind, z. B. Die Wilden Fußballkerle, während Jungen sich hingegen schwer damit tun, Geschichten zu lesen, deren Heldin ein Mädchen ist.

Jahrbücher und Buchreihen

Vom ausgehenden 19. Jahrhundert bis zum Ende des 20. Jahrhunderts gehörten Jahr- und Sammelbücher sowie illustrierte Jugendkalender zu den auflagenstärksten und einflussreichsten Jugendbüchern. Um 1900 erschienen z. B. in quadratischem Format Gerlachs Jugendbücher, die allesamt von ausgewählten Künstlern illustriert und in denen Gedichte neben beliebten Schwänken und Geschichten, z. B. von den Schildbürgern, nacherzählte Sagenstoffe, Wiegenlieder und Märchen zusammengestellt wurden.

Andere Beispiele sind Der Gute Kamerad, Das Neue Universum, Der Arbeitskamerad, Wunder im Weltraum und Das große Readers Digest Jugendbuch. Diese Bücher bestanden aus einer lockeren Sammlung von kürzeren fiktiven Geschichten (darunter die ersten in Deutschland veröffentlichten Science Fiction Kurzgeschichten), naturkundlichen Sachberichten (vorwiegend über Expeditionen, fremde Völker, Naturwunder) und technischen Beiträgen (Lokomotiven, Schiffe, Hoch- und Tiefbau, Radio- und Fernsehtechnik).

Die erfolgreichsten Jahrbücher waren als Hardcover aufwendig und sorgfältig ausgestattet und enthielten neben zahlreichen Schwarz-Weiß-Illustrationen seit den zwanziger Jahren teilweise auch Farbtafeln, darunter sogar ausklappbare Darstellungen von Explosionen. Selbst auf den Schriftsatz legte man bereits großen Wert und gestaltete ihn so akkurat wie abwechslungsreich.

In der Regel richteten sich solche Jahrbücher an 10- bis 17-Jährige. Vor allem die technischen Beiträge waren oft derart gut recherchiert, dass sie Jugendlichen als solide Informationsquelle dienten und den jüngeren Kindern eine „Anregung zum Staunen“ war.

Im Jahr 2002 wurde auch die seit 1880 nahezu durchgängig vorgelegte Jugendbuchreihe Das Neue Universum eingestellt.

Kinder- und Jugendliteratur in einzelnen Ländern

DDR

In der DDR existierten insgesamt 14 Kinderbuchverlage. Marktführend nach Anzahl der Buchtitel waren der Verlag Neues Leben (gegründet 1946) und der Kinderbuchverlag (gegründet 1949). Die ersten Jahre bis 1949 machte sich der Einfluss der Besatzer geltend und es wurden überwiegend Werke aus der Sowjetunion veröffentlicht sowie von Schriftstellern, die aus dem Exil zurückgekehrt waren. In diesen Kinderbuch-Publikationen standen die ideologische, d. h. sozialistische Erziehung und Wertebildung der Kinder und Jugendlichen im Vordergrund. Der Schwerpunkt lag auf Erzählungen von Gegenwartsstoffen, in denen sich nicht zuletzt alle Handlungsträger zumindest am Ende eines Buches geläutert in die Strukturen des Kollektivs einfinden. Ein prototypischer Roman dafür ist Tinko (1954) von Erwin Strittmatter. Der gleichnamige Junge gerät in den Streit zwischen seinem Großvater, der erbittert um seinen privaten Hof kämpft und seinem Vater, dessen Überzeugung dem Gemeinschaftsbesitz gilt. Am Ende stirbt der Großvater als Sinnbild für den Untergang des alten Systems.

In den 1960er Jahren wurden die bislang geltenden ideologischen Vorgaben und die daraus resultierenden literarischen Muster etwas gelockert. So trat der Kollektivgedanke ein wenig in den Hintergrund und es wurde in den Kinderbüchern auch auf individuelle Schwierigkeiten eingegangen. In den 1970er und 1980er Jahren vollzog sich dieser Wandel noch deutlicher. Wurden vorher überwiegend in sich geschlossene Erzählungen geschaffen, d. h. Erzählungen, die den jugendlichen Lesern eine positive Lösung anboten, entstanden nun vermehrt Romane, deren Handlungen keine einfachen, geradlinigen Lösungen mehr boten. Gegen Ende der DDR war es schließlich auch in der Kinder- und Jugendliteratur möglich, ganz offen und kritisch mit den wachsenden Problemen der Gesellschaft umzugehen. Beispiele hierfür sind Umberto (1987) von Günter Saalmann oder Abschiedsdisko von Joachim Nowotny. Der Roman Umberto schildert die Geschichte eines verwahrlosten Jungen, der ohne Aussicht zu entkommen, seinem von Alkoholismus, Gleichgültigkeit und emotionaler Kälte geprägtem Umfeld verhaftet bleibt. In Abschiedsdisko wird der Abbruch eines Dorfes im Zuge des Braunkohletagebaus beschrieben.

Bundesrepublik Deutschland

„Altersfreigaben“

Im Gegensatz bei den verpflichtenden Altersfreigaben bei Kinder- und Jugendfilmen (FSK) gibt es im Buchbereich lediglich freiwillige Empfehlungen einiger Verlage bezüglich der geeigneten Altersgrenzen. Im unteren Altersbereich sind dies jährliche Altersstufen, später erfolgen die Abstufungen in Zwei-Jahres-Schritten. Dies soll eine Differenzierung ermöglichen, die gleichwohl dem Entwicklungsstand jedes einzelnen Kindes anzupassen ist. Angaben zum geeigneten Lesealter können jedoch in Rezensionen von denen der Verlagsangaben abweichen. Auch Kinderbuchverlage wollen sich eine möglichst breite Käufer- bzw. Leserschicht für ihre Produktionen erschließen und geben deshalb das Lesealter nicht selten ein bis zwei Stufen niedriger als von Rezensenten für sinnvoll erachtet an.

Die Altersscheidegrenze von Kinder- und Jugendbüchern ist nicht punktgenau zu fixieren und liegt im deutschen Sprachraum zwischen zwölf und vierzehn Jahren. In anderen Kulturen, wie z. B. den USA, sind „Jugendbücher“ (Young Adult Books) an mindestens 14- bis 16-Jährige adressiert.

Literarisch und thematisch anspruchsvolle Jugendbücher werden im deutschen Sprachraum wiederum als für „Junge Erwachsene“ gekennzeichnet und sprechen durchaus auch noch weit ältere Lesergruppen an.

Buchmarkt

Der Anteil von Kinder- und Jugendliteratur am Gesamterlös der Verlage beträgt 15 Prozent, die Bücher werden seit jeher zu 95% von Erwachsenen gekauft. Während der Umsatz mit Kinder- und Jugendbüchern im ersten Halbjahr 2009 um 24 Prozent gegenüber dem Vorjahr stieg, prognostiziert die Stiftung Lesen, dass jedes zweite Kind keine Bücher geschenkt bekomme und nie vorgelesen bekäme. Daher wird angenommen, dass diese Literatur verstärkt von Erwachsenen gelesen werde (z.B. Harry Potter oder Fantasy-Romane) und sich nur scheinbar an Jugendliche richte. Die Verlage wollen vermehrt von der deutlich umsatzstärkeren Zielgruppe der Erwachsenen profitieren und gründen dazu Imprints für so genannte "All-Age-Bücher". Kritisch wird gesehen, dass der Umsatzanstieg und wirtschaftliche Erfolg im Wesentlichen auf wenigen, sehr populären "Selbstläufern" z.B. von Joanne K. Rowling, Cornelia Funke oder Stephenie Meyer basiert.[8]

Vereinigte Staaten

Hauptartikel: Amerikanische Kinder- und Jugendliteratur

Neben Frankreich, Großbritannien und Schweden haben die Vereinigten Staaten eine der größten Traditionen von Kinder- und Jugendliteratur. Auf eine Reihe von Erziehungsbüchern und die Pioniere der Gattung (Hawthorne, Goodrich, Abbott) folgten dort in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und im frühen 20. Jahrhundert Autorinnen wie Mary Mapes Dodge (Hans Brinker, 1965), Louisa May Alcott (Little Women, 1868), Kate Douglas Wiggin (Rebecca of Sunnybrook Farm, 1903), Frances Hodgson Burnett (Der geheime Garten, 1909) und Eleanor H. Porter (Pollyanna, 1913), deren Arbeiten heute als Klassiker gelten. Das phantastische Genre, das in England durch Lewis Carroll (Alice im Wunderland, 1865) längst fest etabliert war, konnte in den Vereinigten Staaten erst mit L. Frank Baums Der Zauberer von Oz (1900) Fuß fassen. Fortgesetzt wurde diese Traditionslinie später von Autoren wie Hugh Lofting, Walter R. Brooks, Madeleine L'Engle, Lloyd Alexander, Ursula K. Le Guin, Katherine Paterson, Donald Barthelmes, Susan Cooper, Diane Duane, Tamora Pierce, Christopher Paolini, Michael Chabon und Holly Black.

Weitere einflussreiche Kinderbuchautoren des 20. Jahrhunderts waren Laura Ingalls Wilder (Little House on the Prairie-Serie, seit 1932), die Pulitzer-Preisträgerin Marjorie Kinnan Rawlings (Frühling des Lebens, 1939) , E. B. White (Klein Stuart, 1945), Meindert DeJong (Das Rad auf der Schule, 1954), Scott O'Dell (Insel der blauen Delphine, 1960), E. L. Konigsburg (Die heimlichen Museumsgäste, 1967), Robert C. O'Brien (Frau Frisby und die Ratten von Nimh, 1971) und der sehr originelle Cartoonzeichner und Schriftsteller „Dr. Seuss“ alias Ted Geisel. Charakteristisch für die Kinderliteratur der Vereinigten Staaten ist seit der Einwanderungswelle im frühen 20. Jahrhundert auch eine große Anzahl von Arbeiten, die von der Heimat und den Schicksalen der Migranten erzählen, wie z. B. die Erzählungen des aus Polen stammenden Literatur-Nobelpreisträgers Isaac B. Singer (A Day of Pleasure, 1969). Viel beachtete Kinderbuchautoren der jüngeren Zeit sind Louis Sachar, Jerry Spinelli, Edward Irving Wortis alias „Avi“, R. L. Stine, Lemony Snicket und Kate DiCamillo.

Zu den einflussreichsten Bilderbuchautoren und –illustratoren des Landes zählen Margery Williams (Das Samtkaninchen, 1922), Ludwig Bemelmans (Madeline-Serie, seit 1939), Marcia Brown, Maurice Sendak (Wo die wilden Kerle wohnen, 1963), David Macaulay, Chris Van Allsburg, Paul O. Zelinsky, Jan Brett, Jean Marzollo und David Wiesner.

Angeregt durch J. D. Salingers Roman Der Fänger im Roggen entstand in den USA in den 1950er Jahren auch eine selbstständige Jugendliteratur, zu deren Autoren zunächst u. a. Susan E. Hinton (Die Outsider, 1967) und Paul Zindel (The Pigman, 1968), und später – nach der Unterbrechung durch die Fantasy-Welle der 1980er und 1990er Jahre – Han Nolan, Virginia Euwer Wolff, Ann Brashares und Carl Hiaasen zählen. Eine der Leistungen dieser Literatur bestand darin, „brisante“ und Problem-Themen wie z. B. Jugendsexualität darzustellen; durch Autoren wie Betsy Byars, Judy Blume, Beverly Cleary, Lesléa Newman, Sharon Creech und Rodman Philbricks haben ähnliche Themen seit den 1960er Jahren auch Eingang in die Literatur für Jüngere gefunden.

Kinder- und Jugendliteratur vs. Erwachsenenliteratur

Autoren von Kinder- und Jugendliteratur schreiben selten Erwachsenenliteratur, und umgekehrt. Namhafte Ausnahmen von dieser Regel sind in Deutschland Theodor Storm, Christian Morgenstern, Joachim Ringelnatz, Erich Kästner, Peter Hacks, Peter Härtling, Max von der Grün, Wolfgang Bittner und Gudrun Pausewang. In der Schweiz Lukas Hartmann und Roland Zoss. In Großbritannien finden sich in einer entsprechenden Aufzählung Namen wie die von William Makepeace Thackeray, Robert Louis Stevenson, Oscar Wilde, Rudyard Kipling (Nobelpreisträger) und Roald Dahl, und in den Vereinigten Staaten Nathaniel Hawthorne, Carl Sandburg, Isaac Bashevis Singer (Nobelpreisträger), John Updike, Joyce Carol Oates, Irene Dische, Maya Angelou und Toni Morrison (Nobelpreisträgerin).

Übertragung in andere Medien

Womöglich noch mehr als bei der Literatur für Erwachsene spielt bei der Vermarktung von Kinder- und Jugendbüchern die Möglichkeit ihrer Verfilmung und des Merchandisings, u. a. durch daraus abgeleitete (Computer-)Spiele und Puppen, eine sehr große Rolle.

Es war vor allem Walt Disney, der sich auf die Verfilmung von Kinder- und Jugendliteratur spezialisierte, ab den 1920er Jahren zunächst in Form von Zeichentrickfilmen, ab Mitte der 1940er Jahre dann auch als Spielfilme mit realen Darstellern. Ein Klassiker der Kinderliteraturverfilmung ist – neben den zahlreichen Zeichentrickspielfilmen – nicht zuletzt Disneys Filmmusical-Version des Buchs Mary Poppins von Pamela Travers, der Geschichte eines zauberbegabten Kindermädchens. Das Dschungelbuch von Rudyard Kipling ist durch den Trickfilm der Disney-Studios bereits vielen kleinen Kindern bekannt und zugänglich gemacht worden, während Kiplings Buch sich erst den etwas älteren erschließt. So sind auch weit mehr Kindern die Verfilmungen von Pan Tau, Die Rückkehr der Märchenbraut und Luzie, der Schrecken der Straße bekannt als deren literarische Vorlagen.

In Deutschland erlebten allein im zweiten Halbjahr 2007 Der kleine König Macius, Die drei Räuber, Die drei ??? – Das Geheimnis der Geisterinsel, Toni Goldwäscher und Max Minski und ich ihre Kino-Aufführung.

Neben dem Kino liefern Kinder- und Jugendbücher auch Vorlagen für Fernsehserien und dem in letzter Zeit sehr stark wachsenden Markt für Hörspiel-CDs. In der Schweiz wurde die Maus Jimmy Flitz aus den Hörspielen von Roland Zoss Kult sogar eine Briefmarke. Aber auch für das Radio werden immer noch Vorlesegeschichten und Hörspiele produziert, aus denen dann später z. T. Bücher für Kinder werden.[9]

Darüber hinaus wurden auch schon Comic-Varianten vorgelegt, etwa von Der kleine Hobbit, Der Wind in den Weiden oder Herman Melvilles Moby Dick.

Verbände und Preise

Die deutschen Jugendbuchverlage sind in der Arbeitsgemeinschaft von Jugendbuchverlagen e.V. zusammengeschlossen. Dieser Verband unterstützt die Verlage bei der Vermarktung der Bücher und bemüht sich auch um die Leseförderung.[10]

Der bedeutendste Dachverband ist der Arbeitskreis für Jugendliteratur. Er wurde 1955 mit Unterstützung des Familienministeriums gegründet, von dem er immer noch gefördert wird.[11] Er vergibt jährlich den Deutschen Jugendliteraturpreis, den einzigen Literaturpreis, der von der Bundesregierung gestiftet wurde.[12]

Weitere wichtige Preise sind der LUCHS, La vache qui lit, den Preis der Jury der jungen Leser, der Weilheimer Literaturpreis und der Buxtehuder Bulle. Die „Autorengruppe deutschsprachige Krimiliteratur – Das Syndikat“ verleiht jährlich den Hansjörg-Martin-Preis für den besten Kinder- und Jugend-Krimi. Zudem werden einmal im Monat Die besten 7 Neuerscheinungen vom Deutschlandfunk gekürt.

Seit 1979 wird der Katholische Kinder- und Jugendbuchpreis verliehen.

In der Schweiz wird alle zwei Jahre der Schweizer Kinder- und Jugendmedienpreis verliehen.

Der angesehenste Kinderliteraturpreis in den Vereinigten Staaten ist die Newbery Medal. Im Commonwealth wird die Carnegie Medal verliehen für englischsprachige Werke.

Gleich vier Jugendliteraturpreise wurden dem Andenken der schwedischen Kinder- und Jugendbuchautorin Astrid Lindgren gewidmet: der Astrid-Lindgren-Preis für schwedische, der gleichnamige Astrid-Lindgren-Preis für deutsche Werke, der international vergebene Astrid-Lindgren-Gedächtnis-Preis sowie der Samfundet De Nios Astrid Lindgren-pris der schwedischen Literaturakademie Samfundet De Nio.

Die bedeutendste internationale Auszeichnung ist der Hans Christian Andersen-Preis.

Siehe auch: Kategorie:Kinder- und Jugendliteraturpreis

Kinder- und Jugendliteratur als Lehrfach

Kinder- und Jugendliteratur ist auch Lehrfach des Fächerkanons vieler Fachakademien oder -hochschulen für Sozialpädagogik (Ausbildung ErzieherIn). Selbst in der literaturwissenschaftlichen Beschäftigung hat sich die Kinder- und Jugendliteratur einen festen Platz erkämpft. Eine der wichtigsten Forschungsstätten zur Jugendliteratur ist das Institut für Kinder- und Jugendbuchforschung an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main. Lehrstuhlinhaber ist Hans-Heino Ewers.

Siehe auch

Literatur

  • The Oxford encyclopedia of children's literature, hrg. von Jack Zipes, Oxford [etc.] : Oxford University Press, 2006, 4 Bände
  • Carmen Bravo-Villasante: Weltgeschichte der Kinder- und Jugendliteratur. Versuch einer Gesamtdarstellung. Schrödel, Hannover/Dortmund/Darmstadt/Berlin/München 1977, ISBN 3-507-38000-5.
  • Theodor Brüggemann, Otto Brunken (Hrsg.): Handbuch der Kinder- und Jugendliteratur von 1570 bis 1750. Metzler, Stuttgart 1991, ISBN 3-476-00611-5.
  • Gabriele Dreßing: Zwischen Bibel und Bilderbuch. Religiöse Kinder- und Jugendliteratur im Spiegel des Katholischen Kinder-und Jugenbuchpreises. Röhrig Universitätsverlag, St. Ingbert 2004, ISBN 3-86110-371-0.
  • Hans-Heino Ewers: Literatur für Kinder und Jugendliche. Eine Einführung in grundlegende Aspekte des Handlungs- und Symbolsystems Kinder- und Jugendliteratur. Fink, München 2000, ISBN 3-8252-2124-5.
  • Hans-Heino Ewers: Erfahrung schrieb's und reicht's der Jugend. Geschichte der deutschen Kinder- und Jugendbuchliteratur vom 18. bis 20. Jahrhundert. Peter Lang Verlag, Frankfurt am Main 2010, ISBN 978-3-631-61246-0.
  • Carsten Gansel: Moderne Kinder- und Jugendliteratur. Vorschläge für einen kompetenzorientierten Unterricht. Cornelsen Scriptor, Berlin 2010, ISBN 978-3-589-22927-7.
  • Susanne Gaschke: Hexen, Hobbits und Piraten – Die besten Bücher für Kinder. Fischer, Frankfurt am Main 2002, ISBN 978-3-421-05668-9.
  • Gabriele von Glasenapp, Michael Nagel: Das jüdische Jugendbuch. Von der Aufklärung bis zum Dritten Reich. Metzler, Stuttgart/Weimar 1996, ISBN 3-476-01413-4.
  • Petra Josting, Walter Fähnders (Hrsg.): „Laboratorium Vielseitigkeit“. Zur Literatur der Weimarer Republik. Festschrift für Helga Karrenbrock zum 60. Geburtstag. Aisthesis-Verlag, Bielefeld 2005, ISBN 3-89528-546-3 (enthält u. a. 13 Beiträge über die Kinder- und Jugendliteratur der Weimarer Republik).
  • Winfried Kaminski: Antizipation und Erinnerung. Studien zur Kinder- und Jugendliteratur in pädagogischer Absicht. Metzler, Stuttgart/Weimar 1992, ISBN 3-476-45020-1.
  • Helga Karrenbrock: Märchenkinder – Zeitgenossen. Untersuchungen zur Kinderliteratur der Weimarer Republik. Metzler, Stuttgart/Weimar 1995. ISBN 3-476-45068-6
  • Helga Karrenbrock: „Revolution im Bücherschrank der Kinder“. Zur Synchronisierung von Kindheit in den Kinderromanen der Neuen Sachlichkeit. In: Reiner Wild (Hrsg.):Gesellschaftliche Modernisierung und Kinderliteratur. Röhrig, St. Ingbert 1997, ISBN 3-86110-122-X, S. 124–139.
  • Helga Karrenbrock: „Familienbande“. Eltern und Kinder in der neuen Kinderliteratur der Weimarer Republik. In: Hans-Heino Ewers, Inge Wild (Hrsg.): Familienszenen in der Kinderliteratur. Juventa, Weinheim/München 1999, ISBN 3-7799-0450-0, S. 95–111.
  • Aiga Klotz: Kinder- und Jugendliteratur in Deutschland 1840–1950. Gesamtverzeichnis der Veröffentlichungen in deutscher Sprache. Metzler, Stuttgart 1990–1997.
  • Bettina Kümmerling-Meibauer: Klassiker der Kinder- und Jugendliteratur. Ein internationales Lexikon. 3 Bde. Metzler, Stuttgart 2004, ISBN 3-476-02021-5.
  • Günter Lange (Hrsg.): Kinder- und Jugendliteratur der Gegenwart. Ein Handbuch. Schneider, Hohengehren 2011, ISBN 978-3-8340-0788-9.
  • Christoph Launer, Heinrich Pleticha: Was sie gerne lasen. Streifzüge durch 500 Jahre Kinder- und Jugendliteratur. Arena, Würzburg 1999, ISBN 3-401-04997-6.
  • Dorothee Markert: Momo, Pippi, Rote Zora … was kommt dann? Leseerziehung, weibliche Autorität und Geschlechterdemokratie. Ulrike Helmer, Königsstein 1998, ISBN 3-927164-67-4.
  • Rainer Strzolka, Gabriele Kucher: Zur Entwicklung und Verbreitung deutsch- und fremdsprachiger Kinder- und Jugendliteratur. Ausgewählte Beispiele. In: DFW Dokumentation Information. Jg. 29.1981, H. 3/4, S. 73–92; H. 5/6, S. 139–159; Jg. 30.1982, H. 2/3, S. 55–61 ISSN 0373-8825.
  • Gina Weinkauff, Gabriele von Glasenapp: Kinder- und Jugendliteratur. Schöningh, Paderborn/München/Wien/Zürich 2010, ISBN 978-3-8252-3345-7 (UTB. 3345).
  • Reiner Wild (Hrsg.): Geschichte der deutschen Kinder- und Jugendliteratur. Metzler, Stuttgart/Weimar 2002, ISBN 3-476-01902-0.
  • Wolfgang Bittner: Deutsche Kinder- und Jugendliteratur – Eine Bestandsaufnahme. In: Schreiben, Lesen, Reisen. Athena, Oberhausen 2006, ISBN 978-3-89896-253-7, S. 61–67.

Einzelnachweise

  1. Carsten Gansel: Moderne Kinder- und Jugendliteratur. Vorschläge für einen kompetenzorientierten Unterricht. Cornelsen Scriptor, Berlin 2010, ISBN 978-3-589-22927-7, S. 13.
  2. Carmen Bravo-Villasante: Weltgeschichte der Kinder- und Jugendliteratur. Schrödel, Hannover u. a. 1977, ISBN 3-507-38000-5, S. 39
  3. Carmen Bravo-Villasante: Weltgeschichte der Kinder- und Jugendliteratur. Schrödel, Hannover u. a. 1977, ISBN 3-507-38000-5, S. 41.
  4. Carmen Bravo-Villasante: Weltgeschichte der Kinder- und Jugendliteratur. Schrödel, Hannover u. a. 1977, ISBN 3-507-38000-5, S. 43.
  5. Carmen Bravo-Villasante: Weltgeschichte der Kinder- und Jugendliteratur. Schrödel, Hannover u. a. 1977, ISBN 3-507-38000-5, S. 43–45.
  6. Zu Umsätzen Phantastischer Kinder- und Jugendliteratur siehe auch Harry Potter, Kommerzieller Erfolg
  7. Zu Erwachsenen-Ausgaben von Phantastischer Kinder- und Jugendliteratur siehe Harry Potter, Romane
  8. FAZ.net: Kinderliteratur: Feindliche Übernahme
  9. ohrenbaer.de – Buch gewordene OHRENBÄR – Radiogeschichten für kleine Leute. Zu hören unter radioBerlin 88,8 jeweils ab 19 Uhr 20. Produziert vom SFB, jetzt rbb unter Koproduktion von WDR5 und NDR Info. Erstausstrahlung: 1. Oktober 1987.
  10. http://www.avj-online.de/
  11. http://www.jugendliteratur.org/dachverband_akj-3.html
  12. Haas, Gerhard (Hrsg.), Kinder- und Jugendliteratur, ein Handbuch, Stuttgart (Reklam) 1984 S. 14

Weblinks

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