Kinderkrankheit

Kinderkrankheit

Kinderkrankheit nennt man eine Infektionskrankheit mit hoher Durchseuchungsrate und Übertragungsfähigkeit, die typischerweise eine lebenslange Immunität hinterlässt und daher überwiegend im Kindesalter auftritt. Allerdings können auch Erwachsene an einer Kinderkrankheit erkranken, sofern sie im Kindesalter keine Immunität gegen diese erworben haben. Außerdem werden nicht alle Infektionskrankheiten, die typischerweise im Kindesalter auftreten, als Kinderkrankheit bezeichnet. Im übertragenen Sinn verwendet man den Begriff auch bei technischen Neuentwicklungen, wenn sie noch Fehler aufweisen (etwa ein neues Computerprogramm), siehe Kinderkrankheit (Technik).

Inhaltsverzeichnis

Typische Kinderkrankheiten

Ursachen und Erreger

Bei Kinderkrankheiten handelt es sich fast immer um Virusinfektionen, seltener sind es auch bakterielle Infektionen (etwa Keuchhusten). Die Krankheitserreger lösen eine Immunantwort mit bleibendem Gedächtnis aus, so dass bei erneutem Kontakt die Erreger durch schnell produzierte Antikörper abgewehrt werden. In der Regel besteht im Erwachsenenalter gegen die häufigsten Keime schon eine Immunität, ein nicht immunisierter Erwachsener kann sich aber ebenfalls mit Kinderkrankheiten infizieren.

Besonders bekannt sind die Kinderkrankheiten mit Hautausschlag Masern, Röteln, Ringelröteln, Drei-Tage-Fieber. Die Windpocken bilden Bläschen auf der Haut, Mumps verursacht eine Schwellung der Ohrspeicheldrüse an der Wange. Keuchhusten (Pertussis) ist eine bakterielle Infektion durch Bordetella pertussis und zeigt einen typischen stakkatoartigen Husten.

Vielfach wird jedoch auch der Scharlach zu den Kinderkrankheiten gezählt. Da er aber keine lebenslange Immunität hinterlässt, erfüllt er streng genommen die Definition einer solchen nicht, sondern ist eine typische Krankheit im Kindesalter.

Komplikationen

Obwohl der Begriff Kinderkrankheit Harmlosigkeit suggeriert, können eine Reihe dieser Erkrankungen mit ernsthaften Komplikationen einhergehen. Masern können beim Ungeimpften sehr schwer verlaufen und Folgeschäden an verschiedenen Organen hinterlassen. Am schlimmsten ist eine Gehirnentzündung (Enzephalitis) nach Masern (Häufigkeit 1:1000), die zu kognitiver Behinderung oder zum Tode (20% der Masern-Enzephalitiden) führt. Als Komplikationen können auch Lungenentzündung, Mittelohrentzündung sowie Infektionen des Kehlkopfes und der Luftröhre (Masern-Krupp) auftreten. Keuchhusten ist insbesondere für Säuglinge im ersten Lebenshalbjahr gefährlich, da er in diesem Alter nicht mit den typischen Hustenanfällen einhergeht, sondern sich in Atemstillständen äußern kann, die lebensbedrohliche Ausmaße annehmen können. Mumps kann ebenfalls zu einer Beteiligung des Gehirns und bei Jungen nach der Pubertät zu einer Hodenentzündung (Orchitis) und so bei beidseitigem Befall zu Unfruchtbarkeit führen. Röteln sind sehr gefährlich, wenn sie während der Schwangerschaft auftreten, sie führen dann regelmäßig zur Röteln-Embryopathie mit geschädigtem Gehirn, Augen und Ohren.

Prophylaxe

Als sicherer und verträglicher Schutz gegen diese gefährlichen Kinderkrankheiten gilt die Impfung. Kinderkrankheiten sind heute relativ selten geworden, weil man flächendeckend Impfungen nach einem allgemeinen Impfkalender durchführt. Ziel ist es, Krankheiten wie Masern oder Mumps auch in Deutschland auszurotten. Die WHO gibt hierfür eine Inzidenz von 1 pro 100.000 Einwohnern vor. Immer wieder kommt es jedoch zu lokalen Ausbrüchen von Kinderkrankheiten inklusive der möglichen Komplikationen, insbesondere unter Ungeimpften. Näheres siehe auch im Artikel zu Impfungen.

Therapie

Da es sich meist um Virusinfekte handelt, ist eine ursächliche Therapie nicht möglich und die Behandlung beschränkt sich auf Maßnahmen, die die Symptome lindern (Fieber senken, Schmerzmittel, reichlich Flüssigkeit vor allem bei Durchfallerkrankungen u. a.). Nur bei ungewöhnlich schweren Fällen bei Kleinkindern kann eine stationäre Behandlung notwendig werden. Virostatika sind eine Therapieoption vor allem für Patienten mit geschwächtem Immunsystem.

Literatur

  • Herbert Renz-Polster, Nicole Menche, Arne Schäffler: Gesundheit für Kinder: Kinderkrankheiten verhüten, erkennen, behandeln, Verlag Kösel, 2004, ISBN 3-466-30672-8
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