Kirchlicher Suchdienst

Kirchlicher Suchdienst

Der Kirchliche Suchdienst mit seinen Heimatortskarteien wurde 1945, unmittelbar nach Kriegsende, von Caritas und Diakonie als Hilfsdienst für deutsche Flüchtlinge, Vertriebene, Spätaussiedler und deren Nachkommen gegründet.

Inhaltsverzeichnis

Kurzprofil

Durch die vom Bundesministerium des Innern 1953 in Auftrag gegebene und vom Kirchlichen Suchdienst durchgeführte „Gesamterhebung zur Klärung des Schicksals der deutschen Bevölkerung“ konnte die 1945 in den Vertreibungsgebieten ansässige deutsche Bevölkerung nahezu lückenlos erfasst werden. Nicht nur das Schicksal von rund 17 Millionen Menschen konnte durch die Gesamterhebung nachvollzogen werden, es wurde auch ein Bevölkerungsregister geschaffen mit namentlicher Erfassung jeder einzelnen Person und ihres Wohnsitzes mit Orts- und Straßenangabe über nahezu ein Viertel des Deutschen Reiches und darüber hinaus großer Gebiete mit hohem deutschen Bevölkerungsanteil.

In den umfangreichen Unterlagen des Kirchlichen Suchdienstes sind heute mehr als 20 Millionen Menschen aus den ehemaligen deutschen Ost- und Vertreibungsgebieten namentlich nach ihren ehemaligen Heimatwohnorten registriert. Die vorhandenen Informationen sind Schätze, auf die heute weder Staat noch Gesellschaft verzichten können. Neben den Personendaten sind auch Informationen zu den Familienstrukturen, zu Angehörigen, zum Wohnsitz vor und nach dem Zweiten Weltkrieg und in vielen Fällen auch Hinweise zum Schicksalsweg vorhanden. Die Unterlagen, die beim Kirchlichen Suchdienst zentral zusammenlaufen, werden regelmäßig aktualisiert, ergänzt und fortgeschrieben. Sie bilden die Basis für die hohe Erfolgsquote des Kirchlichen Suchdienstes, der mit seinen qualifizierten Auskünften jährlich bei über 15.000 Vorgängen hilft.

Der Kirchliche Suchdienst, das Auskunftsarchiv über den ehemaligen deutschen Osten leistet bei allen Fragen und Problemen im Zusammenhang mit Flucht und Vertreibung fachkundige Beratung, kompetente Unterstützung und direkte Hilfe.

Aufgaben

Zu den Hauptaufgaben des Kirchlichen Suchdienstes gehört seit Jahrzehnten, Schicksale zu klären und Menschen zusammenzubringen. Der Kirchliche Suchdienst hilft durch seine Ermittlungen, die durch Flucht und Vertreibung abgerissene Verbindung zwischen den Familien wieder herzustellen. Anhand der Suchdienstunterlagen können die Schicksalswege der Vertriebenen nachvollzogen, die aktuellen Anschriften der Betroffenen bzw. deren Angehörigen ermittelt und die Kontakte hergestellt werden. Auch bieten die vorhandenen Unterlagen eine fundierte Quelle für Ahnen- und Familienforschung.

Als amtlich anerkannte Auskunftsstelle unterstützt der Kirchliche Suchdienst in behördlichen Angelegenheiten, wie z.B.:

In vielen personenbezogenen Fragestellungen im Zusammenhang mit den Folgen des Zweiten Weltkrieges nimmt der Kirchliche Suchdienst die Aufgaben eines „Einwohnermeldeamtes der ehemaligen deutschen Ost- und Vertreibungsgebiete“ wahr.

Unterlagen

Beim Kirchlichen Suchdienst befinden sich Unterlagen über die Gebiete:

Oberschlesien, Niederschlesien, Sudetengebiet, Slowakei, Danzig-Westpreußen, Pommern, Ostpreußen, Estland, Lettland, Litauen, UdSSR, Bessarabien, Bulgarien, Dobrudscha, Rumänien, Jugoslawien, Ungarn, Karpatoukraine, Mark Brandenburg, Wartheland

Suchdienstunterlagen sind z.B. Volkszählungsbücher, Gemeinde-Soll-Listen, Adressbücher von Städten und Landkreisen, Ortsbücher/Gemeindeverzeichnisse, Branchenbücher, Reichsadressbücher, Güterverzeichnisse, Telefonverzeichnisse, Pfarrverzeichnisse, Berufsverzeichnisse, Landkarten und Stadtpläne sowie Fachliteratur

Über die 1944 beim Postamt Berlin eingerichtete Nachforschungsstelle wurden den Heimatortskarteien 1950 rund 1,3 Millionen Feldpostbriefe und Kriegsgefangenenpost übergeben, die aufgrund der Flucht- und Vertreibungsereignisse nicht mehr zugestellt werden konnten. Über 120.000 dieser Original-Poststücke befinden sich noch beim Kirchlichen Suchdienst. Auch anhand dieser wichtigen Dokumente können Schicksalswege nachvollzogen werden.

Organisation

Der Kirchliche Suchdienst arbeitet unter der Trägerschaft von Caritas und Diakonie und unterliegt der Leitung der Hauptvertretung München des Deutschen Caritasverbandes. Zuwendungsempfänger ist ebenfalls der Deutsche Caritasverband e.V., Freiburg im Breisgau. Dank der institutionellen Förderung durch das Bundesministerium des Innern wird die Hilfe für Flüchtlinge, Vertriebene und Spätaussiedler sowie deren Nachkommen sichergestellt.

Siehe auch

Weblinks


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