Klaus Graf (Historiker)

Klaus Graf (Historiker)
Klaus Graf

Klaus Graf (* 21. Februar 1958 in Schwäbisch Gmünd) ist ein deutscher Mediävist und Archivar. Er ist Lehrbeauftragter am Lehrstuhl für Mittelalterliche Geschichte der Universität Freiburg im Breisgau und am Lehr- und Forschungsgebiet Frühe Neuzeit der RWTH Aachen. Eine über Fachkreise hinausgehende Bekanntheit erwarb Graf durch eine kontroverse Position zum Urheberrecht bei der Nutzung von Kulturgütern und als Befürworter von Open Access.

Inhaltsverzeichnis

Laufbahn und Forschung

Graf studierte Geschichte an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen, wo er 1987 mit einer von Hansmartin Decker-Hauff betreuten Dissertation promoviert wurde. Nach einer Tätigkeit am Sonderforschungsbereich für Vergleichende geschichtliche Städteforschung in Münster und einer weiteren Ausbildung an der Archivschule Marburg (Assessor des Archivdienstes 1989) arbeitete er kurze Zeit als Archivar im Universitätsarchiv der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg. Später war er wissenschaftlicher Mitarbeiter an den Universitäten Bielefeld und Freiburg. Derzeit ist er als Geschäftsführer am Hochschularchiv der RWTH Aachen beschäftigt.

Forschungsschwerpunkt von Graf sind Fragen regionaler und territorialer Identitätsbildung („Regionalismus“), insbesondere Schwabens, sowie Adelsgeschichte, Erinnerungskultur und Historiographie. Daneben beschäftigt er sich mit Stadt- und Regionalgeschichte, mit besonderem Fokus auf Schwäbisch Gmünd und Ostwürttemberg. Seine Dissertation setzte sich mit den Werken Thomas Lirers auseinander.

Weitere Arbeitsgebiete sind Sagen- und Legendenforschung des südwestdeutschen Raumes und die Geschichte der Hexenverfolgung. Zu diesen Themen veröffentlichte der Historiker über 200 Aufsätze in Fachzeitschriften und Sammelbänden (davon über die Hälfte online verfügbar). Weiterhin arbeitete Klaus Graf als Autor an verschiedenen Fachlexika, wie dem Lexikon des Mittelalters, dem Verfasserlexikon, der Enzyklopädie des Märchens und der Enzyklopädie der Neuzeit, mit.

Neben seiner historischen Forschungsarbeit ist Klaus Graf vor allem durch seine Beiträge zu Verwaltung, Nutzung und Schutz von Kulturgut (zum Beispiel Bildrechte bei historischen Fotos, Nutzungsbedingungen von Handschriftenbibliotheken[1] oder den Schutz historischer Buchbestände in Privatbesitz, vor allem in Adelsbibliotheken[2][3][4]), sowie den damit zusammenhängenden Rechtsfragen (Archivrecht), bekannt. Graf ist ständiger Mitarbeiter der Kunstchronik.

In einer breiteren Öffentlichkeit profilierte sich Graf als Verfechter von Open Access insbesondere für Kulturgüter und freiem Zugang zu Informationen in öffentlichen Verwaltungen (siehe Informationsfreiheitsgesetz). In diesem Zusammenhang tritt er als Kritiker der geltenden Urheberrechtspraxis und des deutschen Bibliothekswesens auf. Dabei setzt er sich für die gesetzliche Klärung offener Fragen ein. Graf ist ein Gegner der Reproduktionsgebühren öffentlicher Archive und der Bildquellenvermarktungspraxis vieler Archive und Museen.

Der Historiker engagiert sich für die Nutzung der Möglichkeiten des Mediums Internet für die moderne Geschichts- und Archivwissenschaft und betreibt eigene Informationsangebote (etwa das Weblog ARCHIVALIA[5] und die Mailingliste „Hexenforschung“).

Publikationen

Weblinks

 Commons: Klaus Graf – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

Anmerkungen

  1. Jürgen Zander/Ralf Michael Thilo/Klaus Graf/Jürgen Christoph Gödan: Rechtsprobleme bei der Benutzung von Handschriftenbibliotheken. Weitergeführte Überlegungen zur rechtlichen Zulässigkeit besonderer Benutzungsbedingungen, Bibliotheksdienst 29 (1995), S. 296-321, hier: III., S. 304-313 Volltext.
  2. Vernichtung unersetzlicher Quellen. Der Schutz historischer Buchbestände in Privatbesitz muß dringend verbessert werden, Mitteilungen des Deutschen Germanistenverbandes 42 (1995), H. 2, S. 44-48 Volltext
  3. Mitteldeutsches Kulturgut dezimiert: Glanz und Elend der Sammlung Apel (Aufsatz u. a.) (online)
  4. Fürstenhaus Ysenburg-Büdingen verscherbelt Kulturgut (Aufsatz u. a.) (online)
  5. Thomas Aigner: Web-Rezension zu: Archivalia, In: H-Soz-u-Kult, 30. Januar 2004

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