Klaus Pieper

Klaus Pieper

Klaus Pieper (* 27. Mai 1913 in Köln; † 16. November 1995 in Braunschweig) war ein deutscher Bauingenieur.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Werk

Pieper war der Sohn des Architekten und späteren Lübecker Baudirektors Hans Pieper. Nach dem Studium an der Technischen Hochschule Dresden wurde er hier 1939 mit einer Arbeit über Regenabfluß von Straßenflächen promoviert.

Als Assistent seines Vaters bei den Sicherungsarbeiten nach dem Luftangriff auf Lübeck am 29. März 1942 entwickelte er sich jedoch zu einem Spezialisten für die statische Sicherung historischer Bauten. 1947 erstellte er eine erste bautechnische Diagnose der Marienkirche, die die konstruktive Grundlage ihres Wiederaufbaus legte.

Gemeinsam mit dem Baumeister Erich Trautsch entwickelte er das nach beiden benannte Trautsch-Pieper-Verfahren zur Herstellung leichter, kostensparender und nicht brennbarer Dachstühle aus Schlacke-Hohlformsteinen statt Holz, das auch beim Dach und den Türmen der Marienkirche sowie bei den Türmen der Petrikirche und des Doms zur Ausführung kam. 1953 erhielt Trautsch hierfür ein Patent[1], 1956 beide für die Entwicklung einer Betonrippe für geneigte bzw. gekrümmt verlaufende Wand, wie Dachwand, Gewölbe oder dergleichen[2], die in zahlreichen Kirchenneubauten zum Einsatz kam, darunter der von Emil Steffan entworfenen katholischen Bonifatiuskirche in Lübeck. Auch über seine Berufung nach Braunschweig hinaus begleitete Pieper den Wiederaufbau von fünf der sieben Türme Lübecks statisch und konstruktiv.

1959 wurde Piper zum Professor für Hochbaustatik an der Technischen Universität Braunschweig berufen. An seinem Lehrstuhl wurde mit Hilfe eines Siloversuchsfelds die Baunorm DIN 1055 Teil 6 für Silobauten entwickelt. In Braunschweig unterhielt er seit 1961 auch ein eigenes Ingenieurbüro, ab 1971 in Partnerschaft mit seinem früheren Assistenten Peter Martens. Zu den durch das Büro betreuten zahlreichen öffentlichen Bauvorhaben gehören die Stadthalle Braunschweig, der Forschungsreaktor der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt und das Forschungszentrum der Max-Planck-Gesellschaft in Göttingen. Aber auch die statische Sicherung und Restaurierung von denkmalgeschützten Gebäuden, insbesondere von Kirchen in und um Braunschweig, blieb ein Hauptarbeitsfeld bis zu seinem Ausscheiden aus Gesundheitsgründen 1978.

Schriften

  • Regenabfluß von Straßenflächen. Berlin (1938), zugleich Dresden, TeH., Diss., 1939
  • Dächer ohne Holz: Neue Dachkonstruktionen für Kleinhäuser. [Hrsg. von d. Abt. Bauwesen im Ministerium f. Umsiedlung u. Aufbau, Kiel-Wik.] Kiel-Wik; Eichhofkaserne : Arbeitsgemeinschaft f. Zeitgemässes Bauen 1948 (Bauen in Schleswig-Holstein; H. 5)
  • (mit Fritz Wenzel) Druckverhältnisse in Silozellen. Berlin; München: Ernst 1964
  • Sicherung historischer Bauten. Berlin; München: Ernst 1983 ISBN 3-433-00967-8

Herausgeber

  • Hans Pieper: Lübeck: städtebauliche Studien zum Wiederaufbau einer historischen deutschen Stadt. Bearbeitet und hrsg. von Klaus Pieper; Hamburg: Sachse c 1946

Literatur

  • Klaus Stiglat: Bauingenieure und ihr Werk. Berlin; München: Ernst & Sohn 2004 ISBN 3-433-01665-8, S. 243ff., S. 307-309
  • Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen e.V. (Hrsg.): Mitteilungsblatt Heft Nr. 15: „Montagebauweise Trautsch“, Kiel 1949
  • Selk, Dieter; Walberg, Dietmar; Holz, Astrid: Siedlungen der 50er Jahre - Modernisierung oder Abriss? Methodik zur Entscheidungsfindung über Abriss, Modernisierung oder Neubau in Siedlungen der 50er Jahre. Endbericht. Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung -BBR-, Bonn (Förderer); Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen e.V., Kiel (Ausführende Stelle) ISBN 978-3-8167-7481-5

Einzelnachweise

  1. Patent GB687615: Roof construction. Erfinder: Erich Trautsch.
  2. Patent DE1720604U: Betonrippe für geneigte bzw. gekrümmt verlaufende Wand, wie Dachwand, Gewölbe oder dergleichen.

Weblinks


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