Kleiderbügel

Kleiderbügel
Kleiderbügel aus Draht und aus Holz
faltbare Kleiderbügel mit Aufbewahrungsetui, um 1960

Kleiderbügel sind Haushaltsgeräte, die zum Aufhängen von Kleidungsstücken in Schränken oder in Garderoben dienen. Sie sind der Schulterform des Menschen nachgebildet und dienen zum Aufhängen und Verstauen von Oberbekleidung wie Mänteln und Jacken, aber auch Hemden und Blusen. Oft besitzen sie noch eine Querstange, an der man vor allem Hosen aufhängen kann. Einige Bügelvarianten sind auch ausschließlich für Hosen konzipiert. Mit dem Haken in der Mitte werden die Kleiderbügel dann platzsparend auf einer Stange, zumeist in einem im Kleiderschrank aufgereiht. So ist ein schnelles Durchsuchen möglich, ohne Falten in der Kleidung zu verursachen.

Industriekleiderbügel sind Transport- und Präsentationsmittel aus Kunststoff. Durch die Verlagerung der Bekleidungsproduktion nach Osteuropa und Asien wird die Bekleidung als Hängewaren über weite Strecken transportiert und auf diesen Kleiderbügeln direkt in den Verkaufsgeschäften als Präsentationsbügel verwendet. Hierdurch werden die Logistikkosten reduziert und das „Umbügeln“ auf reine Präsentationsbügeln entfällt. Unternehmen nutzen diese Bügel durch das Aufbringen von Markenlogos für Werbezwecke.

Kleiderbügel für Hosen

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Der Kleiderbügel wie wir ihn kennen, hat seinen Ursprung im Mitteleuropa des 16. Jahrhundert. Die ersten Bügel, als Weiterentwicklung zu Holztruhen zur Aufbewahrung von Kleidungsstücken, wurden für Uniformen entwickelt. Es handelte sich hierbei um einen massiven Holzbügel mit aufwärtsgebogenen Enden, die zur Stütze der gewichtigen Epauletten an der Uniformjacke dienten. Für wertvolle Gewänder wurden später weitere Bügelmodelle entwickelt. Diese waren somit ein Privileg des Adels, der Kirche und der Kurie. Das einfache Volk hängte zu dieser Zeit seine Joppen auf Haken (meist aus Holz). Um 1800 kamen die hohen Jackenkragen auf und somit wurde die Kleiderbügelform verändert und angepasst. In diesem Falle wurden stützende Konterbogen entwickelt um die Kragen in Form zu halten. Aus der vorindustriellen Zeit stammen auch die Bügel mit langen Holzstäben, die unter dem Haken befestigt sind. Mit Hilfe dieser langen Stäbe konnten die Bügel in hohen Räumen an einer Stange aufgehängt werden. Um die Kleider in den damals vorhandenen Kleiderkammern eines Hauses vor Mäusen und/oder Ratten zu beschützen war diese Art der Aufhängung bevorzugt. Gleichzeitig nutzte man diese Bügelvariante auch zur Trocknung von feuchten Kleidern über Wärmequellen (z. B. Restglut über Feuerstellen). Erst um 1850 begann man Kleiderbügel zu nutzen. Der Grund hierfür waren die ausladenden Frauenkleider im sogenannten viktorianischen Zeitalter. Die Bügel waren damals aus Draht geformte, aus heutiger Sicht überwiegend abstruse Konstruktionen. Nur eine Form hat sich bis heute bewahrt. Diese einfache Variante aus Draht wurde vom US-Amerikaner Albert J. Parkhouse, einem Angestellten der Timberlake Wire and Novelty Company in Jackson in Michigan im Jahre 1903 erfunden. Darüber wie diese Erfindung zustande kam, gibt es unterschiedliche Versionen. Die eine besagt, dass er keinen freien Wandhaken für seinen Mantel finden konnte und deshalb aus einem Stück Draht einen Bügel formte. Die andere führt die Erfindung darauf zurück, dass es eine so hohe Nachfrage nach Bügeln gab, die die Produktion an hölzernen Bügeln nicht decken konnte. Das Patent hierfür wurde am 25. Januar 1904 von Parkhouses Chef und Firmeninhaber John B. Timberlake beantragt. Die Firma machte ein Vermögen damit, während Parkhouse leer ausging.

Die ersten Hersteller von hölzernen Kleiderbügeln in Deutschland waren die Herren Sinram und Wendt. Sie produzierten zunächst in Hannover, später in Hameln. Gründungsjahr der Firma war 1898. In der Gegend um Hameln siedelten sich später weitere Hersteller von Kleiderbügeln an. So eröffnete unter anderem im Jahre 1924 Adolf Pieper in Hameln eine weitere Kleiderbügelfabrik. Es wurden zunächst Kleiderbügel aus Holz in einem sehr kleinen Betrieb hergestellt. Nach dem Zweiten Weltkrieg vergrößerte sich dieser Betrieb und in den 1970er Jahren wurde die Produktion von Kunststoffkleiderbügeln aufgenommen. Auch nach dem Zweiten Weltkrieg, im Jahr 1948, startete Martin Wagner mit seiner MAWA Metallwarenfabrik in Pfaffenhofen. Bereits nach kurzer Zeit entwickelte er den ersten Hosenspanner. Neben diesem brachte das Unternehmen kurze Zeit später den Rockspanner auf den Markt und erlangte dadurch weltweite Bekanntheit und Anerkennung. Diese Erfolgsgeschichte setzte sich bis zum Tode Martin Wagners im Jahr 1963, in Form von verschiedenen Patenten im Bügelbereich, fort. So entwickelte MAWA die erste Anti-Rutsch-Beschichtung für Metallbügel, sowie eine innovative Funktionsweise an den von Wäscheklammern abgeleiteten Klammerbügel (Clip-Bügel). Sowohl im Erzgebirge, als auch in Böhmen entstanden ebenfalls um 1900 einige Fabriken für Kleiderbügel, die teilweise nach dem Zweiten Weltkrieg in den Westen Deutschlands verlagert wurden.

Rockspanner
Beschichteter Metallbügel
Clip-Bügel
Clip-Bügel
Bügelhalter mit Hosen

Bügeltypen

Drahtbügel haben den Nachteil, dass sie die Kleidungsstücke beschädigen können, da sie keine breit abgerundeten Kanten wie Modelle aus Holz besitzen. Um dieses Problem zu vermeiden, gibt es auch sehr aufwendige Drahtbügel, die mit Stoff, Samt oder Kunststoff überzogen werden. Heute sind Kleiderbügel aus Kunststoff sehr verbreitet. Sie bilden oft die klassische Form der hölzernen Bügel nach, sind aber billiger in der Produktion. Dies ist auch der Grund, warum sie vor allem in großen Modegeschäften verwendet werden.

Die traditionellen Voll-Holzkleiderbügel werden heute vor allem in den Bereichen Hotel (ab gehobene Mittelklasse) sowie im gehobenen Bekleidungsfachhandel eingesetzt. Im letzteren nahm der Anteil in den vergangenen Jahren durch die Einführung von Shop-in-Shop-Systemen deutlich zu. Die Bekleidungshersteller versuchen sich so optisch vom Wettbewerb abzugrenzen und den Produkten einen edleren Anschein zu geben.

In 1960er Jahren entwickelten in Dänemark die Dansk Bojlefabrik und in Schweden die Firma Formtrae Kleiderbügel aus Sperrholz. Diese Kleiderbügel werden aus Furnieren geformt und haben einen Kern aus Massivholz. Sowohl die dänische als auch die schwedische Firma behaupteten für sich, dass sie der Erfinder dieser neuen Bügel waren, die Formschönheit und preiswerte Herstellung in sich vereinen. Mitte der 1980er Jahre wurde die dänische Firma an Firma Adolf Pieper (heute: pieper concept) in Hameln verkauft. Fortan wurden diese Plywood-Kleiderbügel in Deutschland unter dem Namen Schichtholzkleiderbügel hergestellt und weltweit vertrieben. Etwa ab 2004 stellen chinesische Firmen dieses Produkt her und überschwemmten den Markt mit Billigangeboten, woraufhin die Produktion in Deutschland und in Schweden immer geringer wurde. 2006 wurde die Produktion von Schichtholzkleiderbügeln in Deutschland eingestellt.

Anfang der 1960er Jahre wurden die ersten Kunststoffkleiderbügel in Deutschland durch die Firma Coronet hergestellt. Im Zuge der fortschreitenden Industrialisierung wurden die Kunststoffbügel den steigenden Anforderungen von Bekleidungsproduzenten und Warenhauskonzernen als Transport- und Präsentationsmittel weiterentwickelt. Die Kunststoffbügel durchlaufen die gesamte logistische Textilkette von der Produktion der Bekleidung über den Hängeversand, Förderanlagen bis hin zum Verkaufsort.

Aufgrund der hohen Qualität lassen sich diese Kleiderbügel mehrfach verwenden. Hierzu werden diese in den Verkaufsgeschäften abgeholt, sortiert und wieder in den Umlauf gebracht. Nicht wiederverwendbare Bügel werden zermahlen und der weitestgehend eingesetzte Rohstoff Polystyrol wiedergewonnen. Hieraus können neue Kleiderbügel produziert werden.

Bereits Mitte der 1950er Jahre brachte MAWA Metall Hosen- und Rockspanner (später mit Anti-Rutsch-Beschichtung) auf den Markt. Diese Produkte wurden in der damaligen Zeit nicht nur von Konfektionsbetrieben gekauft und genutzt, sondern auch durch die Endverbraucher erworben um die ständig hochwertiger werdende Bekleidung schonend aufbewahren zu können. Heute produziert das Unternehmen sowohl auf Grund der Vielzahl von Erfindungen im Bügelbereich als auch an Innovationen im Produktionsbereich immer noch 100 % der Metallbügel am Firmensitz in Pfaffenhofen an der Ilm und kann sich als weltweiter Qualitätsführer in diesem Sektor bezeichnen.

Literatur

Wiktionary Wiktionary: Kleiderbügel – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Weblinks

 Commons: Kleiderbügel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Kleiderbügel — Kleiderbügel,der:Bügel …   Das Wörterbuch der Synonyme

  • Kleiderbügel — der Kleiderbügel, (Aufbaustufe) Haushaltsgerät zum Aufhängen von Kleidungsstücken in Schränken Synonym: Bügel Beispiel: Sie hat das Hemd auf einen Kleiderbügel gehängt …   Extremes Deutsch

  • Kleiderbügel — Spannbügel; Bügel * * * Klei|der|bü|gel [ klai̮dɐby:gl̩], der; s, : mit einem Haken versehener, zu einem Bogen gekrümmter Gegenstand zum Aufhängen von Kleidungsstücken: das Kleid auf, über einen Kleiderbügel hängen. Syn.: ↑ Bügel. * * *… …   Universal-Lexikon

  • Kleiderbügel — Klei·der·bü·gel der; ein Gegenstand (meist aus Holz oder Plastik) in Form eines Bogens, über den man besonders Kleider, Hosen und Hemden hängt …   Langenscheidt Großwörterbuch Deutsch als Fremdsprache

  • Kleiderbügel — Kleiderbügelm 1.Modenvorführerin.AufsiehängtmandieKleiderwieaufdenKleiderbügelimSchrank.1960ff. 2.dergroßeKleiderbügel=BrückeüberdenFehmarnsund.WegenderFormähnlichkeit.1963ff. 3.wieeinKleiderbügelaussehen=eckigeSchulternhaben.1920ff …   Wörterbuch der deutschen Umgangssprache

  • Kleiderbügel — Klei|der|bü|gel …   Die deutsche Rechtschreibung

  • Spannbügel — Kleiderbügel; Bügel …   Universal-Lexikon

  • Bügel — Spannbügel; Kleiderbügel; Pantograf (fachsprachlich); Pantograph (fachsprachlich); Stromabnehmer * * * Bü|gel [ by:gl̩], der; s, : 1. Kleiderbügel: das Hemd auf einen Bügel hängen. 2. am Ende g …   Universal-Lexikon

  • Liste der Erfinder — Dies ist eine Liste von Erfindern, die die Welt mit ihren Erfindungen bereichert haben. Ein Erfinder ist jemand, der ein Problem erkannt hat, es gelöst und mindestens einmal damit Erfolg gehabt hat. Er muss nicht der erste gewesen sein; eine… …   Deutsch Wikipedia

  • Collinder 399 — Datenbanklinks zu Collinder 399 Collinder 399 / Kleiderbügel / Brocchis Haufen …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”