Klimaveränderungen von 535–536

Klimaveränderungen von 535–536

In den Jahren 535 und 536 n. Chr. gab es verschiedene bemerkenswerte Abweichungen im Weltklima, so genannte Klimaveränderungen. Quellen wie von Prokopios, Michael der Syrer oder Flavius Cassiodorus berichten für das Jahr 536 von niedrigen Temperaturen mit Schnee im Sommer sowie von Missernten. Ebenso berichten die Geschichtsschreiber davon, dass selbst mittags die Sonne nur einen matten Schatten warf und dass die Umstände, die ansonsten eine Sonnenfinsternis begleiten, fast ein Jahr anhielten. Auch in zeitgenössischen chinesischen und indonesischen Quellen ist von ungewöhnlichen atmosphärischen Ereignissen die Rede, sodass es sich offenbar um ein globales Phänomen handelte.

Eine Analyse von Baumringen durch den Dendrochronologen Mike Baillie von der Queens University in Belfast, zeigt ein abnormal geringes Wachstum der Irischen Eiche für 536 und nach einer teilweisen Erholung einen weiteren starken Rückgang im Jahre 542. Ähnliche Muster sind auch durch Jahresringe von Bäumen in Schweden, Finnland, in Kaliforniens Sierra Nevada und von chilenischen Fitzroyia-Bäumen bekannt.

Diese Abweichungen könnten durch Asche- und Staubmengen hervorgerufen worden sein, welche durch den Einschlag eines Kometen, eines Meteoriten oder durch einen gewaltigen Vulkanausbruch in die Atmosphäre gelangten und so einen Vulkanischen Winter herbeiführten.

Inhaltsverzeichnis

Mögliche Ursachen und Folgen

Berichte über die Ursache gibt es nicht, so dass angenommen werden kann, dass das auslösende Ereignis in einer damals kaum oder gar nicht bewohnten Region der Welt stattfand.

Vulkanausbruch

1999 behauptete David Keys, gestützt durch die Arbeit des amerikanischen Vulkanologen Ken Wohletz, in einem Buch, dass diese Störungen durch den Ausbruch des indonesischen Vulkans Krakatau verursacht worden sein könnten. Es wurden jedoch keine säurehaltigen Sedimente, die bei Vulkanausbrüchen üblicherweise entstehen, gefunden. Außerdem wurde kein Vulkan entdeckt, der in der Lage gewesen wäre, eine derartige Klimaveränderung hervorzurufen. Deshalb gilt diese Theorie als sehr unwahrscheinlich.

Keys führt weiter aus, dass der Klimawechsel zu weiteren Entwicklungen wie dem Ausbruch der Beulenpest, der Wanderung mongolischer Stämme nach Westen, dem Ende des Perserreiches, dem Aufstieg des Islam und dem Ende verschiedener Zivilisationen in Zentral- und Südamerika beigetragen haben könnte.

Bereits 1984 führte ein anderer Forscher, R. B. Stothers, die Klimaveränderung von 536 auf einen Ausbruch des Vulkans Tavurvur in Papua-Neuguinea zurück.

Meteoriten

Verglichen mit dem Tunguska-Ereignis müsste ein auslösender Meteorit oder Komet für die Klimaveränderungen ab 536 ein Vielfaches an Größe gehabt haben. Die Größe des Meteoriten musste etwa 500 Meter betragen haben und in einer Höhe von 20 km explodiert sein.

Neuere Forschungen führen die Klimaveränderungen auf den Einschlag mehrerer Kometenfragmente zurück. Diese Theorie wird durch Funde im grönländischen Eis von winzigen Kügelchen, die aus Kondensaten verdampften Felsmaterials („Spherulen“) bestehen, belegt. Als mögliche Einschlagkrater wurden ein von einem etwa 640 m durchmessenden Impaktor verursachter Krater im Golf von Carpentaria vor Australien sowie ein kleinerer in der Nordsee vor Norwegen identifiziert, deren Entstehung in den Zeitrahmen passt. [1]

Ähnliche Ereignisse

Eine ähnliche, wenn auch schwächere Klimastörung, wurde im Jahr 1816 beobachtet, welches als Jahr ohne Sommer bekannt wurde. Diese Klimaveränderung wird mit dem Ausbruch des Vulkans Tambora auf Sumbawa in Verbindung gebracht. Auch der Ausbruch des Kuwae führte um 1453 zu einer messbaren Abkühlung.

Literatur

  • David Keys: Als die Sonne erlosch - 535 n.Chr.: Eine Naturkatastrophe verändert die Welt, Karl Blessing Verlag, München, 1999, ISBN 3-89667-035-2
  • David Keys: Catastrophe: A Quest for the Origins of the Modern World, Ballantine Books, New York, 1999
  • Ken Wohletz: Were the Dark Ages Triggered by Volcano-Related Climate Changes in the 6th Century?
  • Joel D. Gunn (ed.): The Years without Summer: Tracing A.D. 536 and its Aftermath. ISBN 1841710741
  • R. B. Stothers: Mystery cloud of AD 536, in: Nature 307, 1984, S. 344-45. doi:10.1038/307344a0
  • L. B. Larsen, et al., New ice core evidence for a volcanic cause of the A.D. 536 dust veil, Geophysical Research Letters, 35, L04708, doi:10.1029/2007GL032450

Einzelnachweise

  1. New Scientist: 2689 (7. Januar 2009), S. 9 Comet smashes triggered ancient famine

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