Klipper

Klipper
Die Cutty Sark, einer der letzten Teeklipper
Plan des Baltimoreklippers Flying Fish

Der Klipper (von engl. clipper) ist ein Segelschiffstyp, der seine Blütezeit in der Mitte des 19. Jahrhunderts hatte. Seine auffälligsten Merkmale waren seine schnittigen Schiffslinien und seine hohe Geschwindigkeit.

Der Klipper wurde in den USA entwickelt und hatte seine Vorläufer in den sogenannten Baltimoreklippern. Dies waren kleine Postfrachter, die im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg wegen ihrer hohen Geschwindigkeit als Blockadebrecher dienten. Sie waren meist zweimastige, selten dreimastige Toppsegelschoner mit Rahtopp an beiden Masten. Die aus dem schottischen Aberdeen stammende Scottish Maid von 1839 sah diesen Baltimoreklippern sehr ähnlich, war aber deutlich kleiner (siehe dort) und fuhr als schnelles Frachtschiff. Sie war Großbritanniens erster Klipper und gilt auch als direkter Klippervorläufer.

Einsatzgebiet der Klipper war der Transport von Gütern, die aufgrund ihrer geringen Haltbarkeit schnell ans Ziel kommen mussten (z. B. Tee, Wolle, Früchte und sogar Eis) sowie Post. Auch Sklaven wurden mit ihnen transportiert.

Anfang des 19. Jahrhunderts machten Schiffseigner aus Neuengland ein Vermögen, indem sie kleine, schnelle Schiffe im Sommer mit Eis aus ihren Eiskellern beluden, mit entsprechend hoher Geschwindigkeit in die Karibik segelten und sich dort das Eis von den reichen Plantagenbesitzern mit Gold aufwiegen ließen. Auch diese Schiffe können als Vorläufer der Klipper gelten.

Mit dem Klipper kamen schlanke und stromlinienförmige Schiffsrümpfe mit dem scharfen und nach innen gekrümmten Klipperbug (Sichelbug) in Gebrauch, der auch den Schiffen den Namen gegeben haben soll (von "clipping the waves" = die Wellen schneiden). Eine andere Ableitung ist von "to clip" = sich schnell bewegen. Klipper waren meistens Vollschiffe, seltener Barken. Beispiele für letztere waren die Monkchester und die Phoenician. Es gab sogar eine Viermast-Klipperbark, die berühmte Great Republic vom Meisterschiffbauer Donald McKay aus East-Boston. Er entwarf u. a. auch die Klipper Flying Cloud, Flying Fish, Jaimes Baines, Lightning, Sovereign of the Seas, Romance at the Seas, Empress of the Seas, Champion of the Seas, Donald McKay, Glory of the Seas.

Die 1833 gebaute Ann McKim gilt als Klippervorläufer, die 1845 gebaute Rainbow als erster „echter“ Klipper. Die 1851 gebaute Flying Cloud war 1.783 BRT groß und erreichte ein Etmal von 433 Seemeilen (rd. 800 km).

Auf ihren Reisen kamen die Klipper auch nach Großbritannien, wo sie bald nachgebaut wurden. Mit dem Klipper kam eine Zeit der Rekordjagd nach immer kürzeren Fahrzeiten auf gebräuchlichen Routen, z. B. von der Ostküste der USA nach San Francisco um das Kap Hoorn, auf den Teefahrten von China und Indien nach England und danach im Wollhandel von und nach Australien auf der Clipper-Route[1]. Als 1848 in San Francisco das Goldfieber ausgebrochen war, segelten viele Klipper von der Ostküste aus mit Gebrauchsgütern und Glücksrittern dort hin und mussten aufgegeben werden, weil die Mannschaften komplett desertierten.

Berühmt geworden sind einige Klipper durch das alljährliche „Große Teerennen“ ("Great Tea Race") von China nach London wie dem Great Tea Race of 1866 oder dem Rennen zwischen der Ariel und der Taeping 1868. Das Schiff, das die erste Ladung der neuen Tee-Ernte aus China in England landen konnte, erzielte einen sehr guten Preis für die Fracht und eine Prämie. Legendär wurde das Rennen vom 1872 zwischen der Cutty Sark und der Thermopylae, das letztere nur mit einer Woche Vorsprung gewann, obwohl der Cutty Sark das Ruder brach und die Mannschaft auf hoher See ein Notruder einbauen musste. Diese Teeklipper waren unter 1000 RT groß und wurden von 1850-1870 gebaut. Nachdem der Suezkanal eine neue und kürzere Route China - England eröffnet hatte, die Seglern wegen der ungünstigen Windverhältnisse keinen Vorteil brachte, liefen die Dampfschiffe den Klippern nach 1880 den Rang als Teeschiffe ab. Schließlich wurden sie für den Transport von Billigware und Massengütern – Guano aus Chile oder Wolle aus Neuseeland und Australien – genutzt. Einige beendeten ihre Laufbahn unter norwegischer Flagge wie die Blackadder 1905 in Bahia oder die Fiery Cross (Bj. 1860 mit Stahlmasten und von Deck bediente Cunnigham-Patentrahen) Ellen Lines 1893 vor Whitehaven.

Der Klipper Flying Cloud auf einem Gemälde von James E. Buttersworth

Die Schiffe wurden zunächst noch komplett aus Holz gebaut und wegen des Rekordstrebens am Limit gesegelt, so dass die Lebensdauer nicht sehr hoch war. Die Briten ersetzten bei ihren Klippern das rar gewordene Holz teilweise durch Eisen und führten so die Komposit-Bauweise ein: Innenstrukturen aus Eisen mit traditioneller Holzbeplankung, die gegen Bewuchs mit Kupferblech beschlagen war. Das führte zu dauerhafteren Schiffen. Nur wenige der Klipper überlebten bis ins 20. Jahrhundert, die Cleta, 1866 in Sunderland gebaut, überlebte bis 1937. Der einzige erhalten gebliebene Klipper dieser Bauweise, die Cutty Sark, war in Greenwich als Museumsschiff zu besichtigen, bis sie während Restaurierungsarbeiten 2007 durch einen Brand schwer geschädigt wurde. Die Klipper wurden in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts durch die Windjammer abgelöst, die meist nicht ganz so schnell, dafür aber dauerhafter und weniger personalintensiv, insgesamt also wirtschaftlicher waren. Deren schnelle Vertreter heißen in der Literatur allerdings oft ebenfalls Klipper, wie z. B. die schnellen Salpeterfrachtsegler der Reedereien F. Laeisz („Flying P-Liner“) und Antoine-Dominique Bordes & Fils.

Ebenfalls als Klipper wird ein holländischer Plattboden-Küstenfrachter-Typ mit Seitenschwertern bezeichnet, der vorwiegend zum Ende des 19. Jahrhunderts gebaut und in den niederländischen Binnengewässern, den Wattenmeeren der Nordsee bis nach England und in die Ostsee eingesetzt wurde.

Einige berühmte Klipper:

  • Flying Cloud (1851, amerikanischer Klipper, D. McKay); 1875 Abbruch, zum Ausbau ihrer Metallteile abgebrannt
  • Challenge (1851, amerikanischer Klipper, William H. Webb); 1877 vor Ouessant, Frankreich, im Sturm gesunken
  • Flying Fish (1851, amerikanischer Klipper, D. McKay); Rekordfahrt 1852/1853 New York-San Francisco in 92 Tagen gegen die Wild Pigeon (118 Tage), John Gilpin (93,8 Tage) und Trade Wind, 1858 an der Min-Mündung gestrandet, kondemniert und in Guangzhou (Whampoa) als El Bueno Suceso (Der gute Erfolg) neu aufgebaut, in der Chinasee gesunken
  • Sovereign of the Seas (1852, amerikanischer Klipper, D. McKay); 1859 in der Malakka-Straße auf einer Reise von Hamburg nach China wrackgelaufen
  • Red Jacket (1853, amerikanischer Klipper); fuhr auf der Australroute, 1868 auf der Transatlantikroute (Holz), nach 1880 als Kohlenhulk auf den Kap Verden
  • Great Republic (1853, amerikanische 4.555 BRT Viermastklipperbark, D. McKay); nach Brand 1855 in reduzierter Größe in Fahrt gebracht, 1872 gesunken, größtes Holzschiff der Welt
  • Lightning (1854, amerikanischer Klipper, D. McKay) der britischen Black-Ball-Linie von James Baines aus Liverpool, 1869 am Pier in Geelong abgebrannt
  • Champion of the Seas (1854, amerikanischer Klipper, D. McKay) der britischen Black-Ball-Linie, mit einem Etmal von 465 sm (861,18 km in 24 h = 35,88 km/h) im Dezember 1854 Halter des Segelschiffrekords für etwa 130 Jahre.
  • Jaimes Baines (1854, amerikanischer Passagier-Klipper, D. McKay) der britischen Black-Ball-Linie von James Baines, Liverpool
  • Glory of the Seas (1869, amerikanischer Klipper, D. McKay); letzter McKay-Klipper, 1911 schwimmende Dosenlachsfabrik, 1923 wegen ihrer Metallteile abgebrannt
  • Taeping (1863, englischer Teeklipper); 1872 auf einer Reise nach China vermisst
  • Ariel (1865, englischer Teeklipper); 1871 im Chinesischen Meer wrackgelaufen
  • Thermopylae (1868, englischer Teeklipper), 1907 als ehemaliger Kohlenhulk versenkt
  • Cutty Sark (1869, englischer Tee- und Woll-Klipper), erhalten

Nachbauten von Klippern:

Einzelnachweise

  1. Clipper route in der englischsprachigen Wikipedia

Weblinks

 Commons: Clippers – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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