Kloster Auhausen

Kloster Auhausen

Das Kloster Auhausen ist ein ehemaliges Kloster der Benediktiner in Auhausen in Bayern in der Diözese Eichstätt.

Das Kloster vor dem Abriss im Jahr 1818
Georg Truchseß von Wetzhausen, letzter Abt des Klosters Auhausen (Porträt eines unbekannten Malers "H. R." von 1531)

Inhaltsverzeichnis

Lage

Das Kloster lag in Auhausen, einem Ort zwischen Oettingen und Wassertrüdingen, an der heutigen Klosterstraße. Schon seit dem Mittelalter wird dieses Kloster mit dem fast gleichnamigen und gleichaltrigen Kloster Anhausen an der Brenz verwechselt.

Geschichte

Nach der Gründungslegende ist das Benediktinerkloster Auhausen am Fluss Wörnitz im 10. Jahrhundert als eine Sühnestiftung des Grafen Ernst von Truhendingen anzusehen; Mitstifter soll Hartmann von Lobdeburg (bei Jena) gewesen sein. Wahrscheinlich geht diese Legende auf eine im Kloster verwahrte Urkunde von 959 zurück, in der ein Graf Ernst und ein gewisser Hartmann genannt sind – wie bis zum 12./13. Jahrhundert üblich noch ohne Zweinamigkeit.[1]

Tatsächlich wurde das der heiligen Maria und den Heiligen Godehard und Georg geweihte Kloster erst im ersten Drittel des 12. Jahrhunderts vom Auhauser Ortsadel als Hirsauer Reformkloster gegründet. Eine Gründungsurkunde ist nicht überliefert; ebenso wenig weiß man über das Mutterkloster, das die ersten Mönche stellte; es kann vermutet werden, dass sie aus dem Kloster Neresheim kamen.[2] Gründerfamilie waren die Edelfreien von Auhausen, deren Stammvater der 959 genannte Hartmann war. Nachdem 1133 ein „Hartmann von Auhausen“ in Naumburg urkundet, wird sich das Adelsgeschlecht im thüringischen Lobdeburg niedergelassen haben. Ein Zweig der Familie saß außerdem auf der Burg Alerheim im Ries.[3]

Wahrscheinlich wurde bei der Klostergründung eine bereits vorhandene Marienkirche als Klosterkirche übernommen. Erstmals ist das Kloster in einer Privilegurkunde des Papstes Innozenz II. von 1136 erwähnt. Zu diesem Zeitpunkt lag die Klostergründung sicherlich schon einige Jahre zurück.[4] 1157 bestätigte eine Privilegurkunde des Papstes Hadrian IV. den Klosterbesitz im einzelnen: "ecclesiam (Kirche) in Ahusen (= Auhausen), villas Ekgebuinth (heute nur als Flurname Heckpoint bekannt), Prucgi, Wachivelth (= Wachfeld, Gemeinde Auhausen), Cirindorif (Zirndorf, Gemeinde Auhausen), Mariprucki (= wohl Pfeilhof), Ratheristhal, Staininbuhil (= Steinbühl), predium in Herlaibingen (= Herblingen, Landkreis Nördlingen), ... predium in Wiblishaim (= Wiebelsheim, Landkreis Uffenheim)." Später kamen weitere Besitzungen hinzu, teils durch Stiftungen, teils durch Kauf und Tausch. Es handelte sich nicht nur um Nahbesitz, sondern auch um Fernbesitz; Berthold von Thannbrunn vermachte dem Kloster vor 1181 einen Hof zu Frickenhausen am Main und schließlich seinen Stammsitz Thannbrunn in der späteren Oberpfalz. Im 13. Jahrhundert bedachte Adelheid von Absberg, die aus dem Edelgeschlecht derer von Hürnheim stammte, das Armenspital des Klosters mit einer reichen Schenkung von Gütern um Gunzenhausen.[5] Die alljährliche „Große Spend“, eine am 4. Fastensonntag an Arme verabreichte Brot- und Geldspende, zog viele Bedürftige an und wurde auch nach der Klosteraufhebung vom Klosterverwalteramt fortgeführt.

Unter Abt Sifrid inkorporierte Papst Gregor IX. 1232 die Pfarrkirche Auhausen in das Kloster. Drei Jahre später anerkannte Bischof Heinrich III. von Eichstätt feierlich die Inkorporation unter der Bedingung, dass der Abt ihm und seinen Nachfolgern in geistigen Angelegenheiten verantwortlich sei. 1273 stellten die inzwischen im Thüringer Raum in drei Linien aufgespalteten Lobdeburger drei gleichlautende Urkunden aus, mit denen sie die Rechte und Freiheiten des Klosters, die von ihren Vorfahren gewährt worden waren, bestätigten.[6] Das inzwischen reichsunmittelbar gewordene Kloster erhielt zwischen 1334 und 1337 mehrere Ablässe für sein Gnadenbild der Verkündigung Mariens in der Klosterkirche; 1334 entstand auch der südliche Turm der Klosterkirche. 1354 erwirkte das Kloster von Kaiser Karl IV. Privilegien; der Abt und seine Nachfolger wurden mit dieser Urkunde zu Reichskaplänen ernannt.[7] Gegen Ende des 14. Jahrhunderts geriet das Kloster aus unbekannten Gründen in wirtschaftliche Not und musste Güter verkaufen.

Im 15. Jahrhundert kam es zu rechtlichen Auseinandersetzungen mit den Grafen von Oettingen, die das Kloster bedrängten. Auch die Burggrafen von Nürnberg und die späteren Markgrafen von Brandenburg-Ansbach zielten in ihrer Territorialpolitik auf den Klosterbesitz ab. Der entwicklungsgeschichtlich lange Bedrängungsvorgang und der Verlust der königlichen Freiheiten wurden schließlich im 16. Jahrhundert durch die Reformation und die Bauernkriege vollendet. So wurde das Kloster im Mai 1525 Opfer marodierender Bauern. 1530 floh der „letzte und bedeutendste Abt“, Georg Truchseß von Wetzhausen,[8] im Zuge der Reformation, die sein Landesherr, Markgraf Georg der Fromme von Ansbach, angenommen hatte, als Führer der katholischen Opposition in der Markgrafenschaft nach Eichstätt ins dortige Dominikanerkloster; er hatte sein Kloster fast völlig neu aufgebaut und es mit Kunstschätzen reich ausgestattet. 1534 wurde Auhausen faktisch markgräfliches Klosterverwalteramt; die verbliebenen Mönche konnten noch drei Jahre lang ihr Klosterleben fortsetzen. 1537 führte der Markgraf eine neue Klosterordnung ein, mit der das Kloster sein Ende fand.[9] Der letzte Prior von Auhausen, Johann Fabri, folgte seinem Abt Georg ins Exil nach Eichstätt, wo er 1556 starb.

Die Klosterkirche wurde nunmehr Pfarrkirche. Die Klostergebäude und die Ritterkapelle, die Grablege niederer Adelsfamilien der Umgebung, wurden im 19. Jahrhundert großenteils abgerissen.

1608 schlossen sich die protestantischen Fürsten des Reiches im Kloster Auhausen zum Schutzbündnis der Union zusammen.

Sehenswürdigkeiten

Literatur

  • Martin Winter: Zur Geschichte des Klosters Auhausen an der Wörnitz. In: Alt-Gunzenhausen. Beiträge zur Geschichte der Stadt und Umgebung. Heft 52 (1997), S. 4-38; Text siehe auch [1]
  • J. B. Kurz: Das Kloster Auhausen a. W. In: Derselbe: Die Eigenklöster in der Diözese Eichstätt. Eichstätt 1923: Brönner & Daentler, S. 44f.
  • Klaus Sturm: Geschichte des Klosters Auhausen an der Wörnitz. Eichstätt 1970: Sammelblatt des Historischen Vereins Eichstätt 63 (1969/70); zugleich phil. Diss. an der Universität Erlangen

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Winter, S. 7
  2. Winter, S. 13
  3. Winter, S. 9
  4. Winter, S. 12
  5. Winter, S. 17
  6. Winter, S. 17
  7. Winter, S. 21
  8. Winter, S. 32
  9. Winter, S. 34
49.008110.6192

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