Kloster Ilsenburg

Kloster Ilsenburg
Klosterkirche Ilsenburg

Das Kloster Ilsenburg ist ein ehemaliges Benediktinerkloster in der Stadt Ilsenburg im Landkreis Harz in Sachsen-Anhalt. Die Klosteranlage stammt aus dem 11. und 12. Jahrhundert. Eigentümer der Klosterkirche ist seit 1974 die Stadt Ilsenburg, die den sakralen Bau aufwendig restaurieren ließ. Die Reste der Klausurgebäude sind seit 2000 im Besitz der Stiftung Kloster Ilsenburg. Es soll ein Kunst- und Kulturzentrum entstehen, in das auch das auf dem ehemaligen Klostergelände liegende Schloss einbezogen wird.

Das Kloster und die Schlosskirche St. Peter und Paul sind eine Station an der Straße der Romanik in Sachsen-Anhalt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Klausurgebäude des ehemaligen Benediktinerklosters
Refektorium

Kaiser Heinrich II. beurkundete am 15. April 1003 die Schenkung der „Elisenaburg“ an den Halberstädter Bischof Arnulf (999–1023). Der Ausbau der kaiserlichen Jagdpfalz zu einem Kloster zog sich vermutlich bis 1018 hin. Erst hier findet sich wieder eine Nachricht über das „Benediktiner-Kloster St. Peter“. Arnulf hatte es mit zahlreichen Ländereien ausgestattet und nun Mönche aus Fulda nach Ilsenburg berufen. Die Blütezeit des über 500 Jahre bestehenden Klosters lag zwischen dem ausgehenden 11. und dem 13. Jahrhundert. Zahlreiche durch Kauf und Schenkungen erworbene Besitzungen ließen es zu einem der reichsten Benediktinerklöster zwischen Weser und Elbe aufsteigen. Nachdem Bischof Burchard II. den Mönch Herrand (* um 1055, † 1102) als Abt eingesetzt hatte, gewann Ilsenburg seit etwa 1070 auch auf geistigem Gebiet zunehmend an Bedeutung. Von hier aus wurden in der Folgezeit verschiedene Klöster neu eingerichtet oder reformiert, wie Huysburg, Harsefeld bei Stade, Hillersleben bei Magdeburg und Wimmelburg bei Eisleben.

Die Reformierung des Klosterlebens in Ilsenburg fand ihren baulichen Ausdruck in der Errichtung einer größeren Kirche, die am 5. Juni 1087 von Burchard II. den Heiligen Peter und Paul geweiht wurde. Ihr dreischiffiger Chor, der wiederum in drei Apsiden endete, ist in der Kirchenbaukunst des Benediktinerordens im damaligen deutschen Reich erstmalig nachweisbar. Der reich verzierte Fußboden aus Gipsestrich stammt aus der Zeit um 1200 und gehört heute zu den Kostbarkeiten romanischer Kunst im deutschen Raum. Die zum Teil noch erhaltenen Klausurgebäude wurden zwischen 1120 und 1176 errichtet, nachdem Feuer die Vorgängerbauten zerstört hatte. Zum Konvent gehörten zeitweise 25 Mönche. Während des Bauernkrieges wurden große Teile der Kirche, des Kreuzgang und der Marienkapelle zerstört.

Der letzte Abt verstarb 1572. Der nun als Administrator eingesetzte Graf Christoph zu Stolberg veranlasste ein Jahr später umfangreiche Baumaßnahmen an der inzwischen baufälligen Klosterkirche, die in Folge als Schlosskirche genutzt wurde. Es folgten im 17. und 18. Jahrhundert der Abriss des Westflügels der Klausur und des Kreuzganges. Die verbliebenen Gebäudeteile erfuhren in den folgenden Jahrhunderten eine sehr unterschiedliche Nutzung. Größere Erhaltungsmaßnahmen an der Bausubstanz sind erst wieder nach 1860 im Zusammenhang mit der Errichtung des Schlossflügels an der Westseite des ehemaligen Klostergeländes belegt. 1929 verpachtete Fürst Christian Ernst zu Stolberg-Wernigerode neben dem Schloss auch die alten Klostergebäude für 30 Jahre an die Altpreußische Union der Evangelischen Kirchen Berlin, die verschiedene Fortbildungsstätten in den Räumlichkeiten etablierte.

Nach Ablauf des Vertrages blieben die inzwischen enteigneten Reste der Klausur ungenutzt. Erst mit dem Verkauf der Klosterkirche an die Gemeinde Ilsenburg 1974 und der Eröffnung eines Erholungsheimes für Mitarbeiter des Ministeriums für Land- und Nahrungsgüterwirtschaft im Schlossflügel wurden die Gebäude zumindest für angemeldete Besucher wieder begehbar und erste Sicherungsarbeiten und kleinere Reparaturarbeiten veranlasst. Im Jahre 2000 übernahm die Stiftung Kloster Ilsenburg unter dem Vorsitz von Maria Fürstin zu Stolberg-Wernigerode den Ost- und den Südflügel der Klausur des einstigen Benediktinerklosters. Sie gehören inzwischen zu den Schwerpunktobjekten der Deutschen Stiftung Denkmalschutz.[1]

Glocken

In der Glockenstube befindet sich ein mittelalterliches Geläut aus drei Glocken. Alle Glocken hängen im Holzglockenstuhl an Holzjochen. Die Brautglocke hängt am verkröpften Stahljoch und soll im Zuge einer Sanierung an ein gerades Holzjoch gehängt werden. Sie trägt die Inschrift „Qui sequeris lete me dum sono spes bona de te“ (Übersetzung: „Wenn du freudig meinem Klange folgest, ist Gutes für dich zu hoffen“).[2]

Nr. Name Gussjahr Gießer, Gussort Durchmesser
(mm)
Gewicht
(kg)
Nominal
(16tel)
1 Bet- und Trauerglocke 1520 Hermann Koster, Hildesheim 1590 ~2600 c1 +7
2 Brautglocke 1504 Hermann Koster, Hildesheim 1459 ~2000 d1 –1
3 Taufglocke 13. Jh. unbekannt 710 ~250 g2 –5

Literatur

  • Eduard Jacobs: Urkundenbuch des Klosters Ilsenburg. 2 Bde., Halle 1882.
  • Adolf Zeller: Frühromanische Kirchenbauten und Klosteranlagen der Benediktiner und der Augustiner Chorherren nördlich des Harzes. Berlin 1928.
  • Ferdinand Schlingensiepen (Hrsg.): Theologisches Studium im Dritten Reich. Das Kirchliche Auslandsseminar in Ilsenburg/Harz. Düsseldorf 1998. ISBN 3-930250-25-X.
  • Dieter Pötschke: Kloster Ilsenburg. Geschichte, Architektur und Bibliothek (= Harz-Forschungen, Bd. 19). Wernigerode/ Berlin 2004. ISBN 978-3-936872-14-9.
  • Dieter Pötschke (Hrsg.): Die Abtei Ilsenburg und andere Klöster im Harzvorraum (= Harz-Forschungen, Bd. 22). Berlin u. Wernigerode 2006.
  • Carola Nathan: Im Namen der Ilse. Helfen Sie mit ein tausendjähriges Kloster zu bewahren. In: Deutsche Stiftung Denkmalschutz (Hrsg.): Monumente. Magazin für Denkmalkultur in Deutschland. Nummer 1/2, (Selbstverlag), Pößneck 2008, ISSN 0941-7125, S. 16–19.

Weblinks

 Commons: Kloster Ilsenburg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Pressemeldung Ministerium für Wirtschaft und Arbeit von Sachsen-Anhalt; FAZ-Artikel 2003; Hans Werner Dannowski, Vergessene Klöster: Reise in die Klosterlandschaft am Nordrand des Harzes, Hannover 2006 ISBN 3899936574, Monumente 2008/1 und Harzlife
  2. Constanze Treuber: Gegossene Vielfalt. Hinstorff, Rostock 2007, S. 75.


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