Kloster St. Märgen

Kloster St. Märgen
Kloster St. Märgen
St. Maergen Türme 8523.jpg
Orden Augustiner-Chorherren
Gründungsjahr 1118
Aufhebung/Jahr 1806
Neugründung 1995
Neuer Orden Pauliner
Schließung 2011
Patrozinium Mariä Himmelfahrt (Kirche)
Lage
Land Deutschland
Region Baden-Württemberg
Ort St. Märgen im Schwarzwald
Geografische Lage 48° 0′ N, 8° 6′ O48.00628.09215Koordinaten: 48° 0′ 22″ N, 8° 5′ 32″ O
Kloster St. Märgen (Baden-Württemberg)
Kloster St. Märgen
Kloster St. Märgen
Lage in Baden-Württemberg

Das Kloster St. Märgen ist ein ehemaliges Augustiner-Chorherrenstift in St. Märgen im Schwarzwald, das 1118 unter der Bezeichnung Cella Sanctae Mariae gegründet wurde. Die deutsche Form des Namens, "Maria-Zell auf dem Schwarzwald" wandelte sich über die Jahrhunderte über Mergenzell, Sankt Maria, St. Marien, St. Märijen und St. Mergen zum heutigen Kloster- und Ortsnamen St. Märgen.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Das um 1115/1118 von Bruno von Hohenberg, Straßburger Domherr, späterer Straßburger Bischof und Kanzler Kaiser Heinrichs V., unter den Namen Cella Sanctae Mariae oder Monasterium sanctae Mariae gegründete regulierte Augustiner-Chorherrenstift St. Märgen war eine politische Gründung der Grafen von Hohenberg gegen die Herzöge von Zähringen. Jene waren Vögte der St. Galler Güter im Dreisamtal und hatten zu ihren Schutz die Burg Wiesneck erbaut, diese hatten 1093 ihr Hauskloster Weilheim unter Teck zur Sicherung der Straßenverbindung durch das Glottertal nach Villingen nach St. Peter verlegt, um den hohenbergischen Besitz um die Burg Wiesneck zu umgehen. Der Streit zwischen beiden Klöstern führte zur Zerstörung der hohenbergischen Burg Wiesneck durch die Zähringer, wodurch die hohenbergische Macht im Dreisamtal eine schwere Einbuße erlitt.

Bruno von Hohenberg besiedelte das Kloster mit Augustinern, vermutlich aus St. Leo in Toul, die jedoch dald durch deutsche Augustiner ersetzt wurden. Die Lothringer Chorherren sollen der Überlieferung nach ein Gnadenbild mitgebracht haben, um das sich bald eine Wallfahrt entwickelte und das bis heute in der Wallfahrts- und Klosterkirche verehrt wird. Es stellt heute das älteste bekannte Gnadenbild in der Erzdiözese Freiburg dar.

Zum Besitz des Klosters zählte in erster Linie Rodungsland in der näheren Umgebung. Hier wurde schon bald eine Abgrenzung zu den Klöstern St. Peter und St. Gallen notwendig. Vom Kloster wurden die Pfarrstellen in St. Märgen, in Wyhl, Scherzingen und Haslach besetzt. Haslach ging allerdings im Laufe der Reformation verloren, wurde aber durch die 1615 erfolgte Schenkung der Pfarrei Zähringen ersetzt. Zudem hatte das Stift Bürgerrecht in Endingen, Villingen und Freiburg.

Die päpstliche Zusicherung freier Vogtwahl blieb Theorie. Von den Grafen von Hohenberg kam die Vogtei über das Kloster 1293 an den Freiburger Ritter Burkart Turner, zu Beginn des 14. Jahrhunderts an die Schnewlin, 1370 an die Blumeneck und 1450 wieder zurück an die Schnewlin. Der ständige Streit mit den Vögten zog das Kloster während des ganzen 14. und 15. Jahrhunderts in schwere Mitleidenschaft, 3 Äbte erlitten einen gewaltsamen Tod, unter ihnen Abt Konrad, den ein Ritter von Schnewlin 1355 bei Ebnet erschlagen ließ. Auch Abt Johannes II. Schlegerle wurde 1401 von den – Blumenecker – Vögten erschlagen, Abt Berthold dagegen 1385 von den eigenen Konventualen.

Ein Brand zerstörte 1430 die Anlagen, der Streit mit den Vögten führte einerseits dazu, dass die Kirche erst 1493 wieder geweiht werden konnte, andererseits dazu, dass das Kloster seinen gesamten Besitz 1461 an die Stadt Freiburg verkaufte und im folgenden Jahr in das um 1300 gegründete Augustiner-Chorherrenstift Allerheiligen in Freiburg umzog, mit dem es sich schon 1370 zusammenschlossen hatte.

1546 wurde die Abtswürde für erloschen erklärt, fortan führte der Konventsvorsteher nur noch den Titel eines Administrators, ab 1583 eines Propstes von Allerheiligen.

Kloster St. Märgen in einer Zeichnung aus dem 18. Jahrhundert
Eingang zur Klosterkirche
Marienkapelle
Altar in der südlichen Kapelle mit Gebeinen des Katakombenheiligen Constantius

Erst nach der Zerstörung des Allerheiligenklosters in Freiburg 1678 kehrten die Chorherren nach St. Märgen zurück. Nachdem Kirche und Kloster 1704 im Spanischen Erbfolgekrieg noch einmal zerstört worden war, wurden sie unter Propst Andreas Dilger neu erbaut, 1716 bis 1725 die Kirche, 1726 bis 1729 die Klostergebäude. 1725 schloss sich das Kloster der Lateranensischen Augustinerkongregation in Rom an. 1738 erhielten die Nachfolger Dilgers für St. Märgen erneut die Abtswürde, 1771 die Aufnahme in den Breisgauer Prälatenstand.

Die Säkularisation 1803 verschonte noch das Kloster. Zunächst von Württemberg besetzt, wurde es im Januar 1806 aufgehoben, sein Grundbesitz vom badischen Staat eingezogen, die Gebäude des Klosters wurden zum Teil an die Bauern verkauft. Die Bibliothek ging teils nach Karlsruhe, teils in die Universitätsbibliothek Freiburg, ein kleiner Teil blieb als Pfarrbücherei in St. Märgen, wo er 1907 verbrannte.

1907 zerstörte ein Blitzschlag die Kirche, die sofort in alten Formen wieder aufgebaut wurde. Von der originalen Ausstattung konnten nur die Figuren des Holzschnitzers Matthias Faller gerettet werden.

1995 bezogen Mönche des Paulinerordens aus Polen das Kloster.[1] Zum 31. August 2011 wurde das Kloster geschlossen, nachdem bekannt wurde, dass ein Mönch knappe 250.000 Euro für teure Messgewänder ausgegeben hatte. [2][3]

Baugeschichte

Fünfmal wurden Kirche und Kloster durch Feuer ganz oder weitgehend zerstört: in den Jahren 1284, 1430 1560, 1704 und 1907. Jedes Mal wurde die Anlage neu gebaut oder wiederhergestellt.

Die heutige Kloster- und Wallfahrtskirche St. Märgen ist eine zweitürmige Barockkirche, die in den Jahren 1716 bis 1725 nach der Zerstörung 1704 erbaut wurde. Die Innenausstattung geschah großenteils durch den Schwarzwälder Holzbildhauer Matthias Faller, der dem Kloster zeitweise als Laienbruder angehörte. Sie ist der erste Höhepunkt seines Schaffens. Das Schnitzwerk aller sechs Altäre stammt ursprünglich von ihm: Hochaltar, Kreuzaltar, linker und rechter Seitenaltar im Langhaus, der Altar in der nördlichen Seitenkapelle mit dem Wallfahrtsbild, einer romanischen Sitzmadonna aus der Gründungszeit des Klosters, und der Altar in der südlichen, dem hl. Josef geweihten Seitenkapelle nebst dem dort befindlichen Schrein mit den Gebeinen des Katakombenheiligen Constantius.[4][5]

Am 12. September 1907 brannte auch diese Kirche ab. Dabei ging eine dort vorhandene Silbermann-Orgel von 1776/77 verloren. Die Altarfiguren und das Wallfahrtsbild wurden gerettet, darunter als Kabinettstücke Fallerscher Schnitzkunst die Predellen der Seitenaltäre im Langhaus. Die Kirche wurde mit Hilfe von Sammlungen und Spenden "im alten Stil", das heißt als neobarockes Bauwerk 1907–1914 wieder errichtet.

Bei Renovierungsarbeiten der Kirche fand man ein kleines gotisches Maßwerkteil. Dies lässt den Schluss zu, dass der Vorgängerbau aus Stein gebaut war und zumindest in Teilen aus rotem Sandstein bestand.

Einzelnachweise

  1. paulinerorden.de: Kloster St. Märgen, Zugriff am 7. Juni 2011
  2. Monika Rombach: St. Peter: Abschied: Nach Finanzaffäre: Pauliner verlassen St. Märgen, Badische Zeitung vom 6. Juni 2011, Zugriff am 7. Juni 2011
  3. kath-noerdliches-dreisamtal.de: Hinweis zur Seelsorgeeinheit Nördliches Dreisamtal, Zugriff am 20. September 2011
  4. Ernst Hug: St. Märgen. Eine Perle des Schwarzwaldes., Freiburger graphische Betriebe, Freiburg. , 1991.
  5. Manfred Hermann: Katholische Pfarr- und Wallfahrtskirche Mariä Himmelfahrt St. Märgen im Schwarzwald. Lindenberg, Kunstverlag Josef Fink 2003. ISBN 3-89870-135-2

Weblinks

 Commons: Kloster St. Märgen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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