Klüfte

Klüfte
Säulenförmige Klüftung in den Basalten des Giant’s Causeway in Irland

Klüfte (engl. joint) oder Kluftflächen sind feine Trennflächen im Gestein bzw. im Gebirge, die durch tektonische Beanspruchung entstehen, aber auch durch diagenetische Prozesse oder Abkühlung (Kontraktion) von Gesteinen. Die Größenordnung einer Kluft liegt im Bereich von wenigen Millimetern Weite bis zu einer Erstreckung von mehreren Metern. In der Regel findet an den Kluftflächen kein Versatz der getrennten Gesteine statt. Treten jedoch größere Bewegungen entlang der Klüfte auf, so entwickeln sie sich zu Verwerfungen. Bei seitlicher Öffnung von Klüften reißen Spalten auf.

Die Richtungshäufigkeit von Klüften kann man grafisch in der so genannten Kluftrose darstellen. Verschiedene, nahezu parallel verlaufende Klüfte werden als Kluftschar bezeichnet. Kluftscharen bilden ein wesentliches Untersuchungsobjekt der Strukturgeologie und der Geophysik. Die Richtung von Kluftscharen entspricht meist der Achse der Kompressionspannung in einer Region, und in tektonisch aktiven Gebieten entspricht ihre Ausrichtung oft den Herdflächen von Erdbeben.

Als bedeutender Experte der Klufttektonik gilt der Geophysiker Adrian Scheidegger (Schweiz und Wien). Seine Forschungen zur Geomorphologie alpiner Landschaften und zur Statistik und Dynamik regionaler Klüfte geben starke Hinweise, wie die Hauptachsen von geologischem Stress und Bewegungsrichtungen im Innern der Kontinentalblöcke liegen. Wo die lokalen Kluftrichtungen nicht mit den kontinentalen Richtungen übereinstimmen, entsprechen sie oft älteren tektonischen Phasen (z.B. den variszischen), die sich dadurch lange nach ihrem Abklingen nachweisen lassen. So zeigt etwa die Diendorfer Störung nördlich der Wachau (Niederösterreich) einen klaren Zusammenhang mit einer Blattverschiebung der Donau, deren Tal um rund 30 km nach Nordosten versetzt wurde.

Aus Klüften entstandene Quarz-Goldader in taubem Nachbargestein (grau), schematischer Vertikalschnitt

Bei der Öffnung einer Kluft zu einer größeren Spalte können sich entlang der Kluftflächen durch die Zirkulation von Grundwasser oder hydrothermalem Wasser Kluftminerale ablagern. Typische Minerale sind dabei Quarz, andere Varianten von Siliziumdioxid oder Calcit. In wasserlöslichen Gesteinen, wie Kalkstein oder Gips, löst das Vorhandensein von Klüften leicht die Bildung von ausgedehnten Karsthöhlen aus.
Größere, mit Gestein verfüllte Klüfte werden als Gänge bzw. bei merklichem Metallgehalt als Erzadern bezeichnet.

Auf dem Mond können Klüfte größere Ausmaße erreichen, weil sie sich nicht durch Erosion oder Tektonik schließen. Sie sind Zeichen von fossilen Spannungen der Mondkruste und werden von den Astronomen in die Formengruppen der Rupes (Geländestufen) und der Rimae (Rillen) unterteilt.

Siehe auch: geologische Störung, Riss

Literatur

  • E.Schwegler et al: Geologie in Stichworten, Verlag Hirt, Kiel 1969
  • A.Scheidegger: Principles of Geodynamics (2. Auflage um 1965)

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно решить контрольную?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Durchlässigkeit [1] — Durchlässigkeit der Gesteine, die Fähigkeit derselben, Wasser durch ihre Poren (kapillare Zwischenräume) sowie durch Hohlräume, Klüfte, Spalten u.s.w. eindringen zu lassen und abzuleiten. Das Porenvolumen im Verhältnis zum Gesamtvolumen eines… …   Lexikon der gesamten Technik

  • Kluft, die — Die Kluft, plur. die Klüfte, Diminut. das Klüftchen, Oberd. Klüftlein. 1. Eine Spalte. 1) Eigentlich; in welcher Bedeutung es besonders im Oberdeutschen eine jede Spalte, einen jeden Riß oder Ritz im Holze, in einer Mauer oder in einem andern… …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

  • Zementieren — Zementieren. Beim Schachtabteufen in festem, aber von wasserführenden Klüften durchzogenem Gebirge ist zuerst von Wiede [1] in Reinsdorf das Absperren des Wassers durch Ausfüllen der Klüfte mit Zement angewendet worden. Da auch Portier in… …   Lexikon der gesamten Technik

  • Biogene Verwitterung — Verwitterung ist der allgemeine Begriff für die kombinierte Arbeit aller Prozesse, welche den physikalischen Zerfall und die chemische sowie biogene Zersetzung des Gesteins wegen dessen exponierter Lage an oder nahe der Erdoberfläche herbeiführen …   Deutsch Wikipedia

  • Biologische Verwitterung — Verwitterung ist der allgemeine Begriff für die kombinierte Arbeit aller Prozesse, welche den physikalischen Zerfall und die chemische sowie biogene Zersetzung des Gesteins wegen dessen exponierter Lage an oder nahe der Erdoberfläche herbeiführen …   Deutsch Wikipedia

  • Chemisch-biologische Verwitterung — Verwitterung ist der allgemeine Begriff für die kombinierte Arbeit aller Prozesse, welche den physikalischen Zerfall und die chemische sowie biogene Zersetzung des Gesteins wegen dessen exponierter Lage an oder nahe der Erdoberfläche herbeiführen …   Deutsch Wikipedia

  • Chemische Verwitterung — Verwitterung ist der allgemeine Begriff für die kombinierte Arbeit aller Prozesse, welche den physikalischen Zerfall und die chemische sowie biogene Zersetzung des Gesteins wegen dessen exponierter Lage an oder nahe der Erdoberfläche herbeiführen …   Deutsch Wikipedia

  • Eberstadter Tropfsteinhöhle — Die Hochzeitstorte Einer der Stalagmiten in Eberstadt Lage: Bauland, Deutschland Höhe …   Deutsch Wikipedia

  • Eissprengung — Verwitterung ist der allgemeine Begriff für die kombinierte Arbeit aller Prozesse, welche den physikalischen Zerfall und die chemische sowie biogene Zersetzung des Gesteins wegen dessen exponierter Lage an oder nahe der Erdoberfläche herbeiführen …   Deutsch Wikipedia

  • Frostsprengung — Verwitterung ist der allgemeine Begriff für die kombinierte Arbeit aller Prozesse, welche den physikalischen Zerfall und die chemische sowie biogene Zersetzung des Gesteins wegen dessen exponierter Lage an oder nahe der Erdoberfläche herbeiführen …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”