Knebeltrense

Knebeltrense

Eine Trense ist Bestandteil des Zaumzeugs für Pferde. Sie ist ein Gebissstück mit Ringen an jeder Seite zum Einschnallen der Zügel. Die Trense besteht zu verschiedenen Zwecken aus verschiedenen Materialien.

Umgangssprachlich wird in Deutschland oft der gesamte Kopfteil einer Trensenzäumung als Trense bezeichnet.

Inhaltsverzeichnis

Wirkung

Die Trense wirkt im Unterschied zu Anzuggebissen ausschließlich auf das Pferdemaul. Sie erzeugt – je nach Stärke des ausgeübten Zugs – Druck auf Zunge, Gaumen und Kinnladen des Pferdes. Die Dicke des Gebisses ist mitentscheidend für seine Schärfe. Je dünner das Gebiss ist desto schärfer wirkt es auf das Pferdemaul, da es die Stellen des Mauls punktuell anspricht. Der Umkehrschluss, dass ein dickeres Gebiss auch immer weicher wirkt, gilt nur in einem relativ kleinen Rahmen, da ein zu dickes Gebiss für das Pferd ebenfalls schmerzhaft sein kann. Es sollte also in seiner Dicke immer möglichst genau an das Pferdemaul angepasst werden, idealerweise so, dass das Pferd unbeschwert mit dem Gebiss im Maul kauen kann, dabei aber auch nur minimal Platz bleibt.

Materialien

  • Aurigan: Aurigan ist eine von der Firma Sprenger patentierte (und somit auch ausnahmslos von ihr vertriebene) Messing-Legierung. Es enthält einen hohen Anteil (etwa 85 %) an reinem Kupfer und kein Nickel. In der Regel findet man Kupfer immer in Verbindung mit Nickel, da es ein spezielles Reinungsverfahren erfordert, Kupfer von Nickel zu befreien. Der Kupfer-Anteil in Gebissen soll die Kautätigkeit fördern. Durch das Oxidationsverhalten von Kupfer entsteht ein süßlicher Geschmack („Sweet Iron“), welchen die Pferde gerne annehmen und deshalb auch besser darauf abkauen. Dennoch ist ein hoher Kupferanteil keine Garantie für die kaufördernde Oxidation. So werden die Oxidationseigenschaften deutlich vermindert, wenn Nickel in Verbindung mit Aluminium steht. Kupfer ist ein sehr weiches Material, weshalb im Normalfall auch die Abnutzung recht hoch ist. Aus diesem Grunde wurde der Legierung Silizium, welches eine extrem hohe Festigkeit hat, beigemischt.
  • Argentan: Argentan ist eine handelsübliche Legierung, auch bekannt als „Neusilber“ oder „German silver“, und besteht aus Kupfer, Nickel und Zink. Sie enthält meist 47-65% Kupfer, 12-25% Nickel und Zink. (Sprenger verwendet 60-65% Kupfer, 12-15% Nickel, und der Rest ist Zink). Argentan enthält einen verhältnismäßig hohen Anteil an Nickel, welches bekannt dafür ist, Allergien auszulösen.
  • Edelstahl: Intakte Edelstahlgebisse sind wegen ihrer Glätte und Haltbarkeit beliebt und außerdem unproblematisch in der Pflege.
  • Eisen: Fördert den Speichelfluss durch den Geschmack des Metalles.
  • Gummi: Gut eingespeichelt sicherlich ein weiches pferdefreundliches Material, aber bei schlecht kauenden Pferden hat es die Wirkung eines Radiergummis, der das Pferd ernsthaft verletzen kann. Es ist beobachtet worden, dass Pferde mit Gummigebissen im Laufe der Zeit abstumpfen können und schlechter auf die Reiterhilfen reagieren. Ein Gummigebiss sollte immer einen Metallkern haben, sonst kann es durchgebissen werden.
  • Kupfer: Kupfer selbst ist zu weich als Gebissmaterial, wird wegen seines guten Geschmacks aber gerne von Pferden angenommen. Daher wird es in vielen Gebissen entweder eingebettet oder als Grundlage für Legierungen verwendet.
  • Leder: Wenn gut gepflegt, das wohl pferdefreundlichste Material, bei schlechter Pflege aber sehr hart und rauh.
  • Nathe: Nathe ist ein Kunststoff, der gerne für Gebisse verwendet wird, da er auch trocken sehr gut im Pferdemaul gleitet und von diesen gerne angenommen wird. Da er aber sehr weich ist, ist er wenig haltbar und wird recht schnell „durchgekaut“. Da die meisten Nathegebisse einen Drahtkern besitzen, sollte man sie deshalb häufig auf abgenutzte Stellen kontrollieren.
  • Schaumstoff: Diese Gebisse mit einem Metallkern und einer dicken Schaumstoffummantelung werden im Rennsport verwendet für äußerst empfindliche Pferde, aber auch für Pferde, die eher heiß sind.
Schaumgummigebiss

Nicht nur auf das Material kommt es an, sondern auch auf das Gewicht des Gebisses. Es gibt nämlich bei den Metallgebissen entweder hohle oder massive Gebisse. Der Laie mag denken, ein hohles Gebiss sei wegen des leichten Gewichts pferdefreundlicher, dies ist aber nicht unbedingt der Fall. Ein hohles Gebiss kann aufgrund seiner Leichtigkeit ebenso leicht im Pferdemaul bewegt werden, liegt also recht unruhig. Außerdem ist es schon vorgekommen, dass hohle Gebisse von manchen Pferden regelrecht durchgebissen wurden. Ein massives Gebiss liegt sehr viel ruhiger im Maul und kann nicht durchgebissen werden. Natürlich sollte man einem Pferd kein Gebiss mit Kilogrammgewicht ins Maul spannen, aber wer den Kauf eines hohlen Gebisses beabsichtigt, sollte zur Überprüfung stets ein massives Gebiss zum Vergleich in die Hand nehmen. Ein Vorteil hohler Gebisse ist hingegen ihre rasche Erwärmung im Maul, gerade bei kaltem Wetter. Zum Vorwärmen von Gebissen bietet sich neben dem Einsatz von warmem Wasser, der Hand (die nur begrenzte Heizleistung hat), oder einem warmen Raum auch die Verwendung von seit kurzem speziell für Gebisse verfügbaren, chemisch arbeitenden Wärmekissen an.

Mundstückformen

ungebrochen

Die ungebrochene Trense hat ein einfaches Stangengebiss. Es wird heute selten ganz gerade gefertigt, sondern meist durch einen leichten Bogen oder mehrfache Biegungen dem Pferdemaul angepasst. Ein Zug am Zügel übt Druck auf die jeweilige Seite des Unterkiefers, aber auch auf die gegenüberliegende Seite des Oberkiefers aus. Daher kann diese Gebissform insbesondere für junge Pferde verwirrend sein. Einseitige Lenkhilfen sind ausgeschlossen, außerdem kann sich bei beidhändiger Zügelführung das Gebiss im Maul verkanten. Für einhändige, gekonnte Zügelführung perfekt geeignet. Allerdings gibt es Pferde, die es schaffen, das Gebiss mit den Lippen festzuhalten und sich so seiner Wirkung zu entziehen.

einfach gebrochen

Die einfach gebrochene Trense, auch Wassertrense - da sie das Saufen erlaubt - (österreichisch Wischzaum, im Westernreiten Snaffle Bit genannt), hat zwei gleich lange Gebissstangen, die über ein bewegliches Gelenk miteinander verbunden sind. Mit ihr wurde dem Reiter ein relativ scharfes Instrument zur Beherrschung des Pferdes in die Hand gegeben. Bei starkem Zug an den Zügeln formt dieses Gebiss eine Art Nussknacker, der dem Pferd starke Schmerzen zufügen kann. Außerdem drückt in diesem Fall das Gelenk schmerzhaft gegen den Gaumen des Pferdes. Aufgrund der einfachen Bauweise gehört sie zu den ersten historisch belegten Trensentypen. Zum Beispiel wurde bei einer Ausgrabung im keltischen Oppidum von Manching eine solche Trense gefunden.

doppelt gebrochen

Die zweifach gebrochene Trense hat drei Gebissteile, die beweglich miteinander verbunden sind. Das mittlere Teil ist dabei in der Regel kürzer als die beiden äußeren Teile. Dieses Mittelteil wird außerdem gerne mit Spielern versehen, um das Pferd zu verstärkter Kautätigkeit anzuregen. Solche Anhängsel (Zungenspieler) wie auch "Löffel" (Löffeltrense für Zungenstrecker), um das Pferd daran zu hindern, die Zunge über das Gebiss zu legen, sind aber eher schädlich und können die Zunge verletzen, außerdem sollte man sich erst einmal Gedanken über die Gründe für diese Eigenart machen. Die Nussknackerwirkung ist bei dieser Gebissform gegenüber der einfach gebrochenen Trense stark abgemildert, bei grober Einwirkung aber nach wie vor vorhanden. Die negative Einwirkung auf den Gaumen des Pferdes entfällt bei dieser Gebissform allerdings so gut wie vollständig. Allerdings ist die doppelt gebrochene Trense bei vielen Reitern nicht so sehr beliebt, da ihnen die Einwirkung zu schwammig ist. Dies dürfte aber nur in weitgehend geringem Maße der Fall sein. Pferde nehmen diese Art von Gebiss lieber an, da sie sich viel besser der anatomischen Form des Pferdemauls anpasst. Doch sollte man bei einer doppelt gebrochenen Trense zur Version mit abgerundetem bzw. olivenförmigem Mittelglied greifen, denn ist stattdessen ein flaches Plättchen integriert (Scharniertrense, Dr. Bristol Gebiss), kann sich dieses bei Zügelzug auf der Zunge drehen und mit der schmalen Kante auf Zunge und Gaumen drücken. Wichtig ist auch immer, dass man sich die seitliche Einwirkung der seitlichen Mundstücke auf den Unterkiefer klarmacht und dass sich ein doppelt gebrochenes Gebiss - da mit zwei Gelenken versehen - sehr schnell im Maul so verschieben kann, dass das Gelenk schmerzhaft auf den Ladenknochen einwirkt.

Kettentrense

Hier hat das Pferd, wie der Name deutlich macht, ein Stück Metallkette im Maul. Besonders bei harten Zügelhänden wirkt diese Trense wie Messer im Pferdemaul und ist daher als tierquälerisch einzuordnen.

Doppeltrense

Eine Trensenform, die entweder sehr vorsichtig (von erfahrenen Reitern) angefasst werden muss oder grundsätzlich aus Reiters Sattelkammer verbannt gehört. Zwischen den Trensenringen sind zwei Gebisse übereinander angebracht, beide sehr dünn und asymmetrisch gebrochen, das eine Gebiss links, das andere rechts. Damit wirkt das Gebiss sehr punktuell und scharf auf Gaumen, Laden und Zunge ein.

Rollentrense

Jedes Trensengebiss kann beliebig mit Rollen ausgestattet sein, um seine Wirkung zu verstärken. Kupferrollen erzeugen zusammen mit anderen Metallen winzige Mikrovoltspannungen, die das Pferd durch ihr leichtes Kribbeln zum Zungenspiel anregen sollen. Sind die Rollen so in das Gebiss integriert, dass die Oberfläche glatt ist, ist die Trense nur leicht schärfer, bilden die Rollen aber Unregelmäßigkeiten in der Oberfläche, so wirkt das Gebiss sehr stark und kann bei groben Reiterhänden dem Pferd heftige Schmerzen bereiten.

Crescendotrense

Crescendotrense

Dies ist ein sehr scharfes Gebiss und wird im Rennsport bei heißen und somit schwer kontrollierbaren Pferden verwendet.

Löffeltrense

Löffeltrense

Durch flache, runde Metallplättchen, die in der Mitte des Mundstückes befestigt sind, soll verhindert werden, dass das Pferd die Zunge über das Gebiss legt und sich somit der Einwirkung größtenteils entziehen kann. (Auch Zungenstreckertrense genannt).

Schlangengebiss

Diese Gebissform besteht aus einem Lederriemen, der dem Pferd um den unteren Laden gelegt und mit den Zügeln verbunden wird. Je nach Krafteinwirkung der Reiterhand liegt die Schlinge locker oder wird enger zugezogen.

Zusatzkette

Zusatzkette

Zusatzketten für Gebisse werden oft bei Rennpferden verwendet. Einerseits als Sicherheit, falls die Trense bricht, andererseits wird diese Kette oft als "Spielkette" für Pferde verwendet, die eher nervös sind und sich durch das spielen mit der Kette im Maul ein wenig abreagieren können.

Ring- und Schenkelformen

Ring

Die einfachste Form: Durch die Enden des Gebissstücks geht jeweils ein geschlossener Ring, in den die Zügel eingehängt werden können. Dies ist die Standardform (Wassertrense). Hier kann es aber leicht zur Ausleierung an der Stelle kommen, wo das Gebissstück vom Ring durchbohrt wird, was die Gefahr des Einklemmens einer Lippe birgt. Dann können Gummischeiben eingesetzt werden, bei zu großer Ausleierung gibt man aber ein Trensengebiss (egal welcher Sorte) besser zum Alteisen.

Olivenkopf

Olivenkopftrense

Bei der Olivenkopftrense werden an den Enden des Gebisses olivenförmige Metallstücke quer angebracht, die dann in Ringform fortgesetzt werden. Sinn dieser Konstruktion ist es, zu verhindern dass die Mundwinkel des Pferdes eingeklemmt werden können, oder die Trense durchs Maul gezogen wird.

Da das Mundstück nicht wie bei der Wassertrense auf den Gebissringen verschiebbar ist, kann die Zügeleinwirkung hebelartig auf das Mundstück wirken. Die Olivenkopftrense ist daher etwas schärfer als die Wassertrense.

D-Ring

D-Ring Trense gebrochen

Bei der D-Ringtrense ist der Ring zum Maul hin abgeflacht, die Zielrichtung ist dieselbe wie bei der Olivenkopftrense. Sie liegt sehr ruhig im Maul.

Knebel/Schenkel

Knebeltrense

Bei der Knebeltrense wird an den Enden des Gebissstücks je eine Querstange (separat oder integriert in den Ring) angebracht, die denselben Hintergrund hat wie die Olive an der Olivenkopftrense. Hier ist darauf zu achten, dass der obere Teil der Stange dem Pferdekopf nicht zu nah kommt und Druck auf die Backenzähne erzeugt. Dies kann durch das Festmachen des Schenkels mittels eines kleinen steifen Lederstegs von Stab zu Backenstück der Zäumung verhindert werden. Dies macht auch eine besonders ruhige Lage der Trense aus, hält das Gebiss in einer bestimmten Schräge zum Maulwinkel und wirkt unsanften Reiterhänden entgegen (was nicht heißt, dass man bei Schenkeltrensen stets grob einwirken soll), besonders bei Anfängern und Springreitern. Außerdem verhindern die Stäbe ein Durchziehen des Gebisses durch das Pferdemaul und schützen die Maulwinkel weitgehend vor scharfen Graten am Ring. Bei der Variante mit Außenring (Querstab und Ring separat) sind die Maulwinkel komplett geschützt, doch übertragen die außen liegenden Ringe die Zügelhilfen etwas schärfer, also ist diese Art eher für geübte Reiter gedacht.


Aufziehtrense

Backenstück und Zügel sind hier aus einem Riemen, der durch zwei Ösen oben und unten am Gebissring verläuft. Beim Annehmen des Zügels werden dem Pferd die Maulwinkel mit Hebelwirkung hochgezogen. Wegen seiner scharfen Einwirkung wird sie sehr gern im Polosport eingesetzt, oft noch mit Schlaufzügeln oder Ausbindern. Dies ist aber keineswegs zur Nachahmung empfohlen.


Geschichte

Die ersten eindeutigen Trensen stammen aus der Bronzezeit. Für das Neolithikum wird jedoch der Einsatz von Knebelstangen aus Knochen diskutiert.

Weblinks

Siehe auch


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