André Forban

André Forban

Karl Emerich Krämer (Pseudonyme: André Forban, George Forestier, Georg Jontza, G. G. Rustesch, Gerhard Rustesch, Sebastian Steegh; * 31. Januar 1918 in Düsseldorf; † 28. Februar 1987 in Düsseldorf) war ein deutscher Dichter und Schriftsteller.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Karl Emerich Krämer war der Sohn eines Ingenieurs. Bereits 1932 trat er der Hitler-Jugend bei. 1934 bis 1935 leistete er Volontariate bei der Kölner Zeitung und bei der Rheinischen Landeszeitung ab. 1937 holte er als Externer das Abitur nach und begann ein Studium der Germanistik und Staatswissenschaft an den Universitäten in Bonn und Frankfurt am Main. Bis zum Beginn des Krieges wurden mehrere Werke von ihm veröffentlicht, die wegen ihrer linientreuen nationalsozialistischen Gesinnung ausdrückliche staatliche Förderung erfuhren. 1939 unterbrach Krämer sein Studium und nahm als Soldat am Zweiten Weltkrieg teil. Nach einer schweren Verwundung an der Ostfront im Jahr 1943 wurde er zuerst zu einem Generalkommando nach Nürnberg versetzt, danach als Bannführer der Hitler-Jugend nach Würzburg. Bei Kriegsende war er Sonderbeauftragter beim Oberkommando der Wehrmacht, was ihm eine Internierung durch die Alliierten bis Mai 1946 in einem Lager bei Hersbruck einbrachte. Trotz eines ihm auferlegten Schreibverbots publizierte Krämer in den folgenden Jahren eine Reihe von Lyrikbänden, Laien- und Hörspielen.

1949 schloss er sein Studium an der Universität Bonn mit der Promotion ab. 1950 wurde er Herstellungsleiter und Lektor im Düsseldorfer Diederichs-Verlag.

1952 erschien in diesem Verlag der Gedichtband „Ich schreibe mein Herz in den Staub der Straße“. Er enthielt expressionistisch angehauchte, von Federico García Lorca beeinflusste und in einem äußerst eingängigen Ton gehaltene Gedichte, die angeblich aus dem Nachlass eines 1921 geborenen, deutsch-französischen Fremdenlegionärs namens George Forestier stammten, von dem behauptet wurde, er sei 1951 in Indochina verschollen. Das Buch entwickelte sich zu einem der größten Lyrik-Erfolge der deutschen Nachkriegsliteratur, ein zweiter Band mit Forestier-Gedichten unter dem Titel „Stark wie der Tod ist die Nacht, ist die Liebe“ sowie eine Auswahl von Briefen folgten, ehe der Verleger Peter Diederichs 1955 die Mystifikation beendete und Krämer zugeben musste, selbst Verfasser der Werke „Forestiers“ zu sein. Nach der allgemeinen Begeisterung, auf die die Forestier-Gedichte auch bei der Literaturkritik gestoßen waren, war nun von einem Skandal die Rede; vor allem die seriösen Kritiker fühlten sich düpiert und stellten Krämer für die Zukunft ins Abseits.

Karl Emerich Krämer, der seit 1953 Prokurist des Düsseldorfer Rauch-Verlages war, arbeitete im Hauptberuf weiter im Verlagswesen. Er veröffentlichte weiterhin Gedichte unter dem Namen „George Forestier“, mit denen er jedoch nie wieder an den Erfolg der frühen 1950er anknüpfen konnte; hauptsächlich verlegte er sich auf die Veröffentlichung kulturgeschichtlicher Bücher über das Rheinland und Westfalen.

Werke

  • Treue um Treue, Stuttgart [u. a.] 1936
  • Volk, deine Feuer brennen wieder, Bonn 1938
  • Mit beiden Händen, Düsseldorf 1947
  • Bruder Tod, München 1948
  • Die Rosenstadt, Bonn 1948
  • Wenn es schneit, Münster i.W. 1948
  • Die Entwicklung des Industrie-Volkstums an Rhein und Ruhr besonders im Spiegel der zeitgenössischen Literatur, Bonn 1949
  • Die Zaubergeige, Kassel [u. a.] 1949
  • Der fremde Gast, Kassel [u. a.] 1950
  • Der rote Mantel, München 1950
  • Der Weg zum Glück, Mainz 1950
  • Immer stiller wird das Herz, Limburg/Lahn 1951
  • Tür der Gnade, München 1951
  • Der Hauptmann und sein Knecht, Nürnberg 1952
  • Ich schreibe mein Herz in den Staub der Straße, Düsseldorf [u. a.] 1952 (unter dem Namen George Forestier)
  • Im Regen, der über Europa fällt, Düsseldorf 1953 (unter dem Namen Georg Jontza)
  • Das Licht über der Düne, München 1953
  • Stark wie der Tod ist die Nacht, ist die Liebe, Düsseldorf 1954 (unter dem Namen George Forestier)
  • Zwei Frauen, Düsseldorf 1954 (unter dem Namen André Forban)
  • Bitte gehorsamst, melden zu dürfen, Zürich [u. a.] 1955 (unter dem Namen Gerhard Rustesch)
  • Briefe an eine Unbekannte, Zürich [u. a.] 1955 (unter dem Namen George Forestier)
  • Wieder strahlt der Weihnachtsstern, Düsseldorf 1958
  • Nur der Wind weiß meinen Namen, Darmstadt [u. a.] 1961 (unter dem Namen George Forestier)
  • Glasgestalt und Nachtgeländer, München [u. a.] 1966 (unter dem Namen George Forestier)
  • Gestern, heute, morgen, München 1967
  • Biblische Gedichte, München [u. a.] 1968 (unter dem Namen George Forestier)
  • Durchs Düsseltal nach Düsseldorf, Duisburg [u. a.] 1968 (zusammen mit Eva Umscheid)
  • In meiner Stadt, in meinem Land, Düsseldorf 1968
  • Westfälische Burgenfahrt, Duisburg [u.a.] 1968 (zusammen mit Eva Umscheid)
  • Gesammelte Gedichte, München [u.a.] 1969 (unter dem Namen George Forestier)
  • Im grünen Land der Niers, Duisburg [u.a.] 1969 (zusammen mit Eva Umscheid)
  • Niederrheinische Burgenfahrt, Duisburg [u.a.] 1969 (zusammen mit Eva Umscheid)
  • Das Ruhrtal in Westfalen, Duisburg [u.a.] 1969 (zusammen mit Eva Umscheid)
  • Die schöne Ruhr, Wuppertal-Barmen 1969 (zusammen mit Eva Umscheid)
  • Das untere Ruhrtal, Duisburg [u.a.] 1970 (zusammen mit Eva Umscheid)
  • Winter in Viechtach, Düsseldorf 1970 (unter dem Namen Sebastian Steegh zusammen mit Idelore Tettau)
  • Bergische Burgenfahrt, Duisburg [u.a.] 1971 (zusammen mit Eva Umscheid)
  • Die stummen Zeugen, Duisburg 1971 (zusammen mit Eva Umscheid)
  • Als hätten meine Fingerspitzen Augen, Darmstadt 1972 (unter dem Namen George Forestier)
  • Die große Straße von Aachen bis Helmstedt, Duisburg 1972 (zusammen mit Eva Umscheid)
  • Bericht vom Kind, vom Sarg und vom Hund, Opladen 1973 (unter dem Namen George Forestier)
  • Kain, Moses und andere, Opladen 1973 (unter dem Namen George Forestier)
  • Qualmenkallen, Opladen 1973 (unter dem Namen G. G. Rustesch)
  • Von Burg zu Burg am Niederrhein, Duisburg (zusammen mit Eva Umscheid)
    • Bd. 1 (1973)
    • Bd. 2 (1980)
  • Am Ende der Straßen bleibt jeder allein, Opladen 1974 (unter dem Namen George Forestier)
  • Mönchengladbach, Wuppertal-Barmen 1974 (zusammen mit Eva Umscheid)
  • Tore, die ein anderer schießt, Opladen 1974 (unter dem Namen G. G. Rustesch)
  • Wo ist die Freiheit von der ihr sprecht, Heusenstamm (über Offenbach am Main) 1974 (unter dem Namen George Forestier)
  • Burgenfahrt durchs Münsterland, Wuppertal 1975 (zusammen mit Eva Umscheid)
  • Von Burg zu Burg in Westfalen, Duisburg 1975 (zusammen mit Eva Umscheid)
  • Von Burg zu Burg durch die Eifel, Duisburg 1976 (zusammen mit Eva Umscheid)
  • Von Burg zu Burg am Niederrhein, Duisburg 1976 (zusammen mit Eva Umscheid)
  • Unbekanntes Westmünsterland, Duisburg 1977 (zusammen mit Eva Umscheid)
  • Karl Emerich Krämer (Forestier), Düsseldorf 1977
  • Burgenfahrt zum Niederrhein, Wuppertal 1978 (zusammen mit Eva Umscheid)
  • Dein Gesicht verläßt mich nicht, Duisburg 1979 (unter dem Namen George Forestier)
  • Von Brühl bis Kranenburg, Duisburg 1979 (zusammen mit Eva Umscheid)
  • Von Burg zu Burg zwischen Köln und Aachen, Duisburg 1979 (zusammen mit Eva Umscheid)
  • Burgen in und um Düsseldorf, Duisburg 1980 (zusammen mit Eva Umscheid)
  • Kirchen und Klöster am Niederrhein, Duisburg 1980 (zusammen mit Eva Umscheid)
  • Mercator, Duisburg 1980
  • Das Ruhrgebiet in alten Städteansichten, Wuppertal 1980
  • Das Münsterland vor meiner Tür, Hünxe-Drevenack 1980
  • Burgen in und um Krefeld, Duisburg 1981 (zusammen mit Eva Umscheid)
  • Von Burg zu Burg durchs Ruhrgebiet, Duisburg
    • Bd. 1 (1981)
    • Bd. 2 (1981)
  • Von Burg zu Burg zwischen Köln und Siegen, Duisburg 1981 (zusammen mit Eva Umscheid)
  • Koblenz und der Mittelrhein in alten Ansichten, Wuppertal 1981
  • Von Burg zu Burg durch den Westerwald, Duisburg 1982 (zusammen mit Eva Umscheid)
  • Romantische Ansichten rheinischer Städte und Burgen von Düsseldorf bis Breisach, Wuppertal 1982
  • Burgen in und um Aachen, Duisburg 1983 (zusammen mit Eva Umscheid)
  • Unser Münsterland farbig, Duisburg 1983 (zusammen mit Eva Umscheid)
  • Hätt ich das Wort das Wahrheit heißt, Wiesbaden 1985 (unter dem Namen George Forestier)
  • Rheinische Erzbischofsgeschichten, Wiesbaden [u.a.] 1985
  • Die Frauen vom Rhein, Wiesbaden [u.a.] 1987 (unter dem Namen K. E. Krämer-Forestier)

Herausgeberschaft

  • Svend Fleuron: Unsere Freunde die Tiere, Düsseldorf 1952
  • Land unserer Liebe, Düsseldorf 1953
  • Ostdeutsche Balladen, Düsseldorf 1953

Übersetzungen

  • Nico Jesse: Lob der Riviera, Darmstadt 1957
  • Paul Julien: Lagerfeuer am Äquator, Wiesbaden 1950
  • Adam Wazyk: Ein Gedicht für Erwachsene, Darmstadt 1957 (zusammen mit Zb. Majewski)

Weblinks


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