Kognitive Linguistik

Kognitive Linguistik

Die Kognitive Linguistik versteht sich als ein Forschungszweig der Linguistik, der sich unter die Kognitionswissenschaft subsumieren lässt und Ende der 50er Jahre des 20. Jahrhunderts in den USA entstand. Einer ihrer bekanntesten Vertreter ist der amerikanische Linguist George Lakoff, der auf ihrer Grundlage eine generative Semantik als Replik auf die generative Grammatik von Noam Chomsky entwickelte. Zwar ist die Untersuchung von Sprache seit jeher das Ziel der Sprachwissenschaft, jedoch wurde es im Laufe der Debatte um den Behaviorismus, der u. a. Sprache auf ein Reiz-Reaktions-Modell reduzierte (vertreten v.a. durch Burrhus Frederic Skinner) und der von Noam Chomsky vertretenen Universalgrammatik notwendig, neue Modelle zur Erklärung von Spracherwerb und -verwendung zu entwickeln. Die in den 50er Jahren aufkommende Kognitionswissenschaft und die Künstliche-Intelligenz-Forschung führten dazu, dass sich Sprachwissenschaftler zusammen mit Kollegen verschiedenster Fachrichtungen Gedanken über die kognitive Struktur des Menschen und ihrer Verbindung zur Sprache machten. Wichtige Grundvoraussetzung beim Erarbeiten kognitiver Modelle zur Sprachverarbeitung/zum Spracherwerb sind, dass vorausgesetzt wird, dass ein Modell nur dann adäquat sein kann, wenn gegeben ist, dass Sprache auch lernbar ist (Ökonomieprinzip/Lernbarkeitskriterium) und, dass Sprache möglichst einfach zu verarbeiten ist (Verarbeitungskriterium).

Die kognitive Linguistik bemüht sich um Erklärungen, die sich mit den zeitgenössischen Erkenntnissen über Gehirn und Geist des Menschen vereinbaren lassen und diese eventuell noch vertiefen.

Das Grundprinzip hinter diesem Forschungszweig der Linguistik besagt, dass in Bezug auf Sprache sowohl deren Struktur und Erlernen als auch Gebrauch hinsichtlich des menschlichen Denkens im Allgemeinen erklärt werden müssen. Im Fokus der Betrachtungen stehen also all jene Prozesse, die nicht nur mit der Sprache an sich, sondern vielmehr auch mit allen anderen Aspekten menschlicher Intelligenz zusammenhängen.

Forschungsrichtungen

Die kognitive Linguistik lässt sich in drei Teilgebiete aufgliedern, die sich gegenwärtig einander annähern, da die Linguisten ihre gegenseitige Abhängigkeit voneinander verstanden haben:

  • Kognitive Semantik, die sich hauptsächlich mit der lexikalischen Semantik befasst
  • kognitive Grammatiktheorien, hauptsächlich beschäftigt mit Syntax, Morphologie und anderen eher grammatisch orientierten Gebieten
  • kognitive Phonologie

Einige Aspekte des Denkens, die für die kognitive Linguistik von Bedeutung sind, beinhalten:

Einige Arbeiten, die sich mit den genannten Themen befassen:

Mehr noch als die Genannten, versucht die kognitive Linguistik, all diese Richtungen zu einem stimmigen Ganzen zu vermengen. Schwierigkeiten entstehen dabei unter anderem dadurch, dass die Terminologie der kognitiven Semantik nur bedingt als stabil bezeichnet werden kann. Dies begründet sich zum einen dadurch, dass hier eine relativ junge wissenschaftliche Disziplin vorliegt und zum anderen durch die vielen Schnittstellen, die zwischen ihr und anderen Gebieten bestehen.

Erkenntnisse aus der kognitiven Linguistik werden zunehmend auch als Möglichkeiten der Analyse literarischer Texte akzeptiert. So wurde etwa die kognitive Poetik zu einem wichtigen Teil der modernen Stilistik.

Weblinks

Literatur

  • Monika Schwarz: Einführung in die Kognitive Linguistik, UTB 2008, ISBN 978-3-8252-1636-8
  • Horst M. Müller: Neurokognition in der Sprache, Stauffenburg 2004, ISBN 3-86057-761-1
  • Sascha W. Felix et al. (Hrsg.): Kognitive Linguistik. Repräsentation und Prozesse, Westdeutscher Verlag 1994, ISBN 3-531-12443-9

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