Kolozsvár

Kolozsvár
Cluj-Napoca
Klausenburg
Kolozsvár
Wappen von Cluj-Napoca
Cluj-Napoca (Rumänien)
DEC
Basisdaten
Staat: Rumänien
Historische Region: Siebenbürgen
Kreis: Cluj
Koordinaten: 46° 47′ N, 23° 36′ O46.78333333333323.6410Koordinaten: 46° 47′ 0″ N, 23° 36′ 0″ O
Zeitzone: OEZ (UTC+2)
Höhe: 410 m
Fläche: 179,5 km²
Einwohner: 310.243 (1. Juli 2007)
Bevölkerungsdichte: 1.728 Einwohner je km²
Postleitzahl: 400000 (alte PLZ: 3400)
Telefonvorwahl: (+40) 02 64
Kfz-Kennzeichen: CJ
Struktur und Verwaltung (Stand: 2009)
Gemeindeart: Stadt
Bürgermeister: Sorin Apostu (PD-L)
Postanschrift: Str. Moţilor nr. 1-3
400000 Cluj
Webpräsenz:

Cluj-Napoca [ˈkluːʒ naˈpɔka] (bis 1974 Cluj, deutsch Klausenburg, ung. Kolozsvár) ist die Hauptstadt des Kreises Cluj in Siebenbürgen. Am 1. Januar 2008 hatte sie 309.300 Einwohner und ist somit nach Bukarest und Timişoara die drittgrößte Stadt Rumäniens.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Kalvarien-Kirche
Cluj-Napoca(rotes Viereck) - Rumänien - Nachbarorte: Zalău, Dej, Bistriţa, Târgu Mureş, Mediaş, Alba Iulia, Turda

An der Stelle der heutigen Stadt befand sich in prähistorischer Zeit zeitweilig eine Siedlung. Nach der römischen Eroberung Dakiens unter Kaiser Trajan wurde diese Dakersiedlung Napoca zu einem Legionslager ausgebaut, doch entwickelte sich auch die zivile Siedlung als Verkehrsknotenpunkt schnell zu einem lokal bedeutenden kleinen städtischen Mittelpunkt. Schon unter Kaiser Hadrian (117-138) erhielt Napoca die Rechte eines Municipiums und hieß jetzt Municipium Aelium Hadrianum Napoca. Wahrscheinlich unter Kaiser Marcus Aurelius erfolgte die Gründung einer römischen Kolonie. Im 3. Jahrhundert überflügelte Napoca für einige Jahre die Provinzhauptstadt Porolissum und wurde Sitz des Prokurators. Um 250 ging die Siedlung bereits im Zuge verheerender Plünderungszüge von Germanen und Karpen und dem Abzug der kleinen romaniserten Bevölkerungsschicht unter. 1974 fügte Nicolae Ceauşescu dem rumänischen Namen Cluj aus nationalideologischen Motiven heraus den historisierenden Anhang „Napoca“ hinzu, um die dogmatisch vertretene Ideologie der dako-romanischen Kontinuitätstheorie auch hierin sichtbar zu positionieren. Im Alltag war diese Namensänderung jedoch nur mäßig erfolgreich, man spricht nach wie vor von „Cluj“.

Die Stadt wurde im 13. Jahrhundert von deutschen Siedlern am Ufer des Flusses Someşul Mic (dt. Kleiner Samosch) erbaut. Von 1790 bis 1848 und von 1861 bis 1867 war Klausenburg Hauptstadt des Großfürstentums Siebenbürgen innerhalb der Habsburgermonarchie. Nach dem österreichisch-ungarischen Ausgleich von 1867 wurde Siebenbürgen wieder integraler Bestandteil Ungarns. Klausenburg, die zweitgrößte Stadt des Königreichs, war seit dem 13. Jahrhundert belegbar Sitz des Komitats Kolozs. Der sächsische Bevölkerungsteil akkulturalisierte sich im 17. und frühen 18. Jahrhundert an den ungarischen. Ursachen waren die Hinwendung zum Unitarismus in der Reformationszeit, den die übrigen Siebenbürger Sachsen nicht vollzogen, und ein fehlendes deutsch besiedeltes Umland. Hingegen war das Umland von Klausenburg bis ins 17./18. Jahrhundert stark überwiegend von Rumänen und Ungarn bewohnt. 1872 wurde in Klausenburg die zweite Universität innerhalb des Historischen Ungarn gegründet, die Franz-Josef-Universität (heute Universität Szeged).

Nach dem Ersten Weltkrieg, am 4. Juni 1920 erfolgte durch den Friedensvertrag von Trianon die Angliederung Siebenbürgens an Rumänien. 1940 gelangte Nordsiebenbürgen mit Cluj durch den Zweiten Wiener Schiedsspruch wieder bis 1944/1945 an Ungarn und fiel völkerrechtlich nach dem Pariser Vertrag 1947 an Rumänien zurück. Noch heute ist Klausenburg das kulturelle Zentrum der ungarischen Minderheit in Rumänien; bis ungefähr 1974 stellten die Ungarn die relative Bevölkerungsmehrheit in der Stadt. Unter anderem wurde hier Matthias Corvinus, König von Ungarn, geboren.

Heute ist es eines der wichtigsten kulturellen, wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Zentren Rumäniens. Von den sechs staatlichen Universitäten der Stadt ist die Babeş-Bolyai-Universität Cluj eine der wichtigsten in Ost- und Mitteleuropa. Sie ist als dreisprachige Universität eine Seltenheit in ganz Europa (es wird auf rumänisch, ungarisch und deutsch unterrichtet).

Mit über zehn praktizierten Religionen verfügt Klausenburg über eine große religiöse Vielfalt, wobei die Mehrzahl der Einwohner seit den 1970er Jahren als Rumänen dem orthodoxen Glauben angehört.

Bevölkerung

Unter den 309.300 Einwohnern Clujs sind 79,4 % Rumänen, 19% Ungarn 1,0% Roma, 0,23 % Deutsche (meist Siebenbürger Sachsen) und 0,06 % Juden. Das durchschnittliche jährliche Bevölkerungswachstum beträgt -2,2 %. 8,5 % der Einwohner sind erwerbslos. 14,1 % der Bevölkerung sind unter 15 Jahren, 3,9 % sind über 75 Jahre alt.

Landschaft und Klima

Die Landschaft ist durch Berge und Wälder geprägt. Neben einigen Seen, Bächen und Flüssen wie dem Someşul Mic gibt es auch einige unterirdische Gewässer. Das kontinental-gemäßigte Klima erzeugt große jahreszeitliche Temperaturschwankungen mit heißen, trockenen Sommern und kalten Wintern. Von den südlichen Hügeln des Feleacu hat man einen schönen Panoramablick auf die Stadt.

Kunst und Kultur

Blick über die Stadt

Die Stadt hat eine lange und große Theatertradition. Das Teatrul National und das Teatrul Maghiar und das besonders bei Kindern beliebte Puppentheater Puck wären zu nennen. Zwei große Opern - die Rumänische Nationaloper sowie die Ungarische Staatsoper - und eine große Anzahl von Festivals und Wettbewerben dokumentieren den kulturellen Anspruch. Zu einer festen Institution sind etwa das Mozartfestival sowie das zur Erinnerung an den Dichter und Philosophen Lucian Blaga stattfindende Festival geworden, auf dem Gedichte vorgetragen werden. Seit 2002 findet in Klausenburg jährlich das Internationale Filmfestival [TIFF] statt (Transilvania International Film Festival).

Wichtige Museen sind das Kunst- und Literaturmuseum, das Muzeul Naţional de Istorie a Transilvaniei, das die Geschichte Transsylvaniens präsentiert und das Freilichtmuseum in Someseni.

In der Stadt gibt es eine Reihe von ausländischen Kulturzentren:

  • Deutsches Kulturzentrum Klausenburg (Centrul Cultural German Cluj-Napoca)
  • Französisches Kulturzentrum
  • Amerikanisches Kulturzentrum "J.F. Kennedy"
  • Britisches Kulturzentrum
  • Italienisches Kulturzentrum

Sport

Cluj-Napoca ist mit einem Fußballverein in der höchsten rumänischen Spielklasse, der Liga 1, vertreten. Ältester und zuletzt erfolgreichster Verein der Stadt ist CFR Cluj, 2008 wurde er erstmals in der Vereinsgeschichte rumänischer Meister und spielt in der Saison 2008/2009 zum ersten Mal in der UEFA Champions League.

Sehenswürdigkeiten

  • Orthodoxe Kathedrale (Catedrala Ortodoxă)
  • Michaelskirche (Biserica Sfântul Mihail); diese gotische Kirche befindet sich auf dem Hauptplatz (Unirea-Platz) der Stadt. Sie war mehrmals Tagungsort siebenbürgischer Reichstage.
  • Matthiasdenkmal (Statuia lui Matei Corvin), ein monumentales Reiterstandbild des Königs Matthias Corvinus
  • König Mathias' Geburtshaus (Casa Matei Corvin)
  • Palais Bánffy (Palatul Bánffy), heute Kunsthistorisches Museum. Der zwischen 1774-1775 gebaute Stadtpalast der Adelsfamilie Bánffy ist eines der wichtigsten Barockgebäude Siebenbürgens
  • Ehem. Minoritenkirche, heute rumänisch-unierte Kathedrale
  • Zentralfriedhof (Hasengartner Friedhof/Házsongárder Friedhof), er zählt aufgrund seiner vielen Ehrengräber und des weitläufigen Areals zum Pantheon Siebenbürgens
  • Piaristenkirche (Biserica Piariştilor)
  • Schneiderbastei (Bastionul Croitorilor) - Rest der mittelalterlichen Stadtbefestigung.
  • Zitadelle (Cetaţuia)
  • Stadtpark
  • Botanischer Garten der Universität. Er beinhaltet auch ein botanisches Museum und das der Forschung und Lehre dienende Herbarium. Der Garten wurde 1923 vom rumänischen Pflanzenforscher Alexandru Borza errichtet.
  • Rumänisches Nationaltheater (Teatrul Naţional), ein Jugendstilgebäude nach den Plänen des Wiener Architektenbüros Fellner & Helmer

Handel und Wirtschaft

In den letzten Jahren sind infolge der Liberalisierung der rumänischen Wirtschaft einige moderne Hochhäuser gebaut worden, vor allem von Banken (Regionalstelle der Rumänischen Bank für Entwicklung, Rumänische Commerzbank oder der Hauptsitz der Banca Transilvania). Dank der zunehmenden Bedeutung als Handelszentrum sind neben Banken auch vermehrt bekannte internationale Geschäfte zu finden.

Aufgrund der Nähe zur Universität sind weiterhin die Branchen Informationstechnologie, Elektrotechnik und Maschinenbau stark ausgeprägt. Die Schuhbranche ist für Klausenburg ein zusätzliches wichtiges Standbein.

Verkehr

Die zwischen Budapest und Bukarest geplante Autobahn wird entlang der Route der jetzigen Europastraße 60 (Nationalstraße DN 1) auch an Cluj-Napoca vorbeiführen. Vom internationalen Flughafen Cluj-Napoca kann man in Direktflügen Bukarest, Timişoara, Köln, Dortmund, Frankfurt am Main, München, Nürnberg, Wien, Budapest, Mailand und Bologna erreichen.

Zwischen Timişoara und Cluj-Napoca bestehen Intercity-Eisenbahnverbindungen, die durch ihren Halt in Arad auch einen Anschluss an die internationalen Züge von Wien nach Bukarest vermitteln. Von Wien nach Cluj-Napoca lässt sich somit per Bahn mit einmaligem Umsteigen reisen. Der ÖPNV wird durch das Nahverkehrsunternehmen RATUC abgewickelt. Es betreibt drei Straßenbahnlinien und zahlreiche O-Bus- und Dieselbuslinien.

Partnerstädte

Cluj-Napoca ist mit 16 Städten weltweit durch Partnerschaft verbunden.

Persönlichkeiten

  • Doina Cornea, antikommunistische Dissidentin
  • Emil Racoviţă († 17. November 1947 in Klausenburg), Biologe, Botaniker, Meeresforscher, Höhlenforscher, Polarforscher
  • Julia Varady, deutsche Opernsängerin

Söhne und Töchter der Stadt

Weblinks


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