Kombinat Sternradio

Kombinat Sternradio
Stern Radio HMK 100 Berlin 1986

Im Kombinat VEB Stern-Radio Berlin als Dachorganisation wurde die Rundfunkgeräte-Fabrikation der DDR zentral gelenkt. Dem Kombinat gehörten im Laufe der Zeit unterschiedliche Werke an, seit etwa 1970 bis zum Ende der DDR waren es insgesamt vier, die die gesamte Produktion von Radio-Empfängern bewältigten. Die wichtigsten Werke waren

  • VEB Stern-Radio Berlin Stern Radio Berlin Stern Radio Berlin
  • VEB Stern-Radio Sonneberg Stern Radio Sonneberg
  • VEB Stern-Radio Rochlitz Stern Radio Rochlitz
  • VEB Stern-Radio Staßfurt Stern Radio Stassfurt Stern Radio Stassfurt

Das „Stern-Radio“-Logo aus Metall wurde auch in anderen Stern-Radio-Betrieben verwendet, zierte also die Holzgehäuse einiger Modelle aus Leipzig, Staßfurt und Rochlitz.

Von 1948 bis 1952 nannte sich auch der spätere VEB Fernmeldewerk Leipzig „Stern-Radio Leipzig“, auch dort wurden bis 1951 Rundfunkempfänger hergestellt. Später gehörten dem Kombinat weitere Fertigungsstätten an, wie Hersteller von Schallplattenspielern, z. B. der VEB Elektroakustik Leipzig. In den späten 1980er Jahren waren Stern-Radio Sonneberg und Stern-Radio Berlin sowie einige Betriebe des Kombinat ROBOTRON neben REMA und HELI-Radio die einzigen Radiohersteller, die noch in Deutschland produzierten.

Stern-Recorder R160 vom VEB RFT Sternradio Berlin

Inhaltsverzeichnis

Firmengeschichte

VEB Stern-Radio Sonneberg

  • 1945 wurde in Sonneberg in Thüringen die Firma Elektro-Apparatefabrik Köppelsdorf (EAK) unter russischer Leitung gegründet. Gebildet wurde die Firma durch die Verlagerung von Waren und Betriebseinrichtungen eines lettischen Elektrotechnik-Betriebes, der Vlasts Elektrotechnika Fabrika (VEF), die 1944 unter der Leitung von AEG-Telefunken hauptsächlich militärische Funktechnik produziert hatte. Im Herbst 1945 wurden mit der Wehrmachtsröhre RV12P2000 die ersten Radios produziert.
  • 1946 begann die Serienproduktion des ersten Radios, Modell 47/3.
  • 1950 wurde der Super Modell 46/50 zum Erfolgsmodell der Firma. Es gab ihn in einem Bakelitgehäuse und in Holzausführung.
  • 1952 (1. Mai) wurde die Leitung des Betriebes der DDR übergeben. Umbenennung in VEB Stern-Radio Sonneberg. Köppelsdorf war als Sonneberg 3 eingemeindet.
  • 1959 Das erste DDR-Transistor-Taschenradio Sternchen wird in Sonneberg entwickelt und produziert. Ab 1961 werden die „Sternchen“ auch im Berliner Werk hergestellt.
  • 1965 werden nur noch volltransistorisierte Geräte entwickelt und gefertigt.
  • 1968 verlässt der erste Stereo-Empfänger das Werk.
  • 1982 ist der Betrieb Stern-Radio Sonneberg größter Hersteller von Radiogeräten in der ehemaligen DDR. Es werden auch Chassis für andere Hersteller gefertigt. Der Export der Geräte erfolgt in Länder des Ostblock und über Großhändler (z. B. Bruns) auch in die BRD.
  • 1990 Nach der Wiedervereinigung wird das Werk schnell abgewickelt und geht in die Liquidation.
VEB RFT Stern-Radio Staßfurt

VEB Stern-Radio Staßfurt

Siehe: RFT - Das Radiowerk in Staßfurt

VEB Stern-Radio Berlin

Das Werk Stern-Radio in Berlin-Weißensee gehörte ursprünglich zum Loewe-Opta-Konzern. Loewe-Opta besaß zwei Werke in Berlin, eines davon in Berlin-Steglitz, Teltowkanalstr. im Westteil der Stadt. Nach dem Krieg wurden die Betriebe durch die Spaltung Berlins getrennt. Als Opta-Phonetika stellten beide Werke Radioröhren her.

  • 1920 - Die Fabrik in Berlin-Weißensee beherbergt die Kugellagerfabrik Ribe GmbH, später Raspe GmbH bis in die späten 30er Jahre. Nach der Übernahme eines großen Teils des angrenzenden Fabrikgeländes der ehemaligen Ribe GmbH durch Niles Werkzeugmaschinen AG aus Berlin-Oberschöneweide im Jahre 1920, verbleibt die Kugellagerproduktion in dem älteren Stammgebäude an der Liebermannstraße.
  • 1943 - Im 2. Weltkrieg wurden in dem Werk Funk-Erzeugnisse für die Flugzeugindustrie hergestellt. Die Produktion für die Luftwaffe stand unter der Leitung der Loewe-Opta in Berlin-Steglitz. Zum Transport von Materialien zwischen den Betrieben diente die Straßenbahn. Da Bombentreffer den hinteren Ostflügel des Haupthauses zerstörten, waren nach dem Krieg nur noch der vordere westliche Rundbau an der Planstraße und eine Lagerhalle verwendbar.
  • 1945 Die Loewe-Opta übernahm das Werk an der Liebermannstraße und errichtete mit zunächst 10 Mitarbeitern die Röhrenproduktion wieder. Kleinsuperhetempfänger und Einkreisempfänger werden aus Wehrmachtsbeständen hergestellt.
  • 1946 - Wegen der Reparationsleistungen wurden weitere Teile des Werkes demontiert. Die Phonetika-Produktion wurde treuhänderisch verwaltet, Loewe-Opta versucht einen Fuß im Ostteil der Stadt zu halten.
  • 1948 wird das Werk in Berlin-Weißensee an der Liebermannstraße in Phonetika Radio GmbH umbenannt, bzw. gegründet. Etwa 110 Mitarbeiter arbeiteten in der Röhren- und Radioproduktion. Ca. 250.000 Stück jährlich wurden hergestellt von den Sorten: AZ1, AZ11, AZ12, AF3, AF7, CF7, ACH1, AL4 und CL4. außerdem wurde der Einkreisempfänger W 149 gefertigt.
  • 1950 Nach Enteignung heißt das Werk VEB Phonetica Radio Berlin, die Hauptabnehmer der Elektronenröhren waren schon damals die zukünftigen Betriebe des Kombinats (Stern-Radio Leipzig, Stern-Radio Rochlitz, Stern-Radio Staßfurt, Funkwerk Leipzig, Funkwerk Kölleda, Fernmeldewerk Arnstadt, EAK Köppelsdorf - später Stern-Radio Sonneberg). Das Werk wurde dem VVB Elektroindustrie unterstellt und führte bereits das Warenzeichen RFT. Eine vom Funkwerk Erfurt entwickelte Radioröhre (UEL51) wird in die Produktion übernommen. Ende 1950 wurde der Einkreisempfänger 1 U11 vom Funkwerk Leipzig auch in Berlin produziert.
  • 1951 erfolgt die Umbenennung in VEB Stern-Radio Berlin. Später wird das Kombinat gegründet und das Berliner Werk integriert. Es wurde Sitz der Kombinatsleitung.
  • 1952 wurde der noch einfachere Empfänger 1 U16 herausgebracht. Die Röhrenproduktion wird beendet, die Maschinen und Ausrüstungen gehen nach Mühlhausen. Neue Radio-Modelle kommen auf den Markt: Kolibri (2 Festsender) und Zaunkönig (Vierkreiser) im gleichen Bakelit-Gehäuse.
  • 1955/1956 - der aus Rochlitz stammende Paganini wird gefertigt.
  • 1956 - Der letzte Einkreisempfänger Grünau (Weiterentwicklungen des 1U11) wurde zwischen 1956 und 1958 hergestellt. Als Eigenentwicklungen werden der Berolina, Potsdam, Nauen, Werder, Bernau u. a. gefertigt.
  • 1957 begann die Fernsehproduktion. Die Modelle Weißensee kamen mit 30er und 43er Bildröhre auf den Markt. Auch einen „Beamer“ (Projektions-Bildröhre) gab es schon, den Schwarz-Weiß-Projektionsempfänger Panke. Der VEB Stern-Radio Berlin betrieb eine eigene Reparaturabteilung des „Industrieladens“ in der Stalinallee.
  • 1958 - Der kleine Alex konnte nicht so ohne weiteres für Westempfang in Berlin umgerüstet werden.
  • 1960 - der letzte Fernseher aus Berlin erscheint: Berolina.
  • 1962 wird das Werk DDR-Alleinhersteller tragbarer Rundfunkgeräte. Die gesamte Produktionskapazität wurde nun für Klein- und Transistorgeräte, mobile Rundfunkempfänger eingesetzt. Es wurden die Modelle Sternchen, Club, Mikki und Junior, die Koffergeräte Party, R111, R100 Vagant, Camping, Format, Elite, Automatic und Effekt, und die Autoradios Konstant, Autoportable, Transit und Coupe hergestellt.
  • 1972 - Die Fertigung von Radio-Recordern wird eingeführt. Der wohl bekannteste und beliebteste war der Sternrecorder R160. Es war eine Gemeinschaftsproduktion verschiedener Werke: die Nachrichten Elektronik Greifswald (NEG) übernahm die Leiterplattenfertigung, Robotron-Messelektronik „Otto Schön“ Dresden stellte die Kassettenlaufwerke her, die Tonköpfe stammten anfangs vom ungarischen Werk BRG.
  • 1979 - nach 1979 wird die Produktion von Heimelektronik schrittweise auf die Mikroelektronik umgestellt. HiFi-Anlagen und tragbare Stereoradio-Recorder werden produziert. 1986 wird ein Erweiterungswerk in Berlin-Marzahn errichtet, moderne Bestückungsautomaten aus Japan und USA wurden angeschafft, Originalbauteile aus Japan, Lautsprecher von Forster, Elektromechanik von Sankyo, um diesen Anforderungen zu entsprechen.
  • 1990 wird das Kombinat abgewickelt und das Berliner Werk geschlossen, alle 3300 Mitarbeiter verlieren ihren Arbeitsplatz

Sonstiges

  • Diskothek in Berlin: Am Alexanderplatz 5 in Berlin-Mitte befand sich der beliebte Club „Sternradio Berlin“ (geschlossen seit 7. Juli 2007)
  • Straßenbenennung in Berlin: In Berlin-Weißensee am Standort des ehemaligen Werkes Stern-Radio Berlin an der Liebermannstraße soll die heutige „Planstraße W“ in „Stern-Radio-Straße“ umbenannt werden, die eine Bürgerbefragung dazu fand 2006 statt.
  • Das Kombinat Stern-Radio gab monatlich die Zeitung Der Bildschirm (Rafena Werke), ab 1962 unter dem Titel Die aktuelle Welle heraus.
  • 1958-1959 schuf der Maler Hans Vent gemeinsam mit Ronald Paris und Rolf Schubert das Wandbild Arbeit und Freizeit im VEB Stern-Radio Berlin.

Literatur

  • Die aktuelle Welle. Organ der BPO (Betriebsparteiorganisation) des VEB Kombinat Stern-Radio Berlin, Betrieb Stern-Radio Berlin. Berlin 6.1962 (Jan.)-31.1989.
  • Der Bildschirm. Organ der SED-BPO der VEB Rafena Werke Radeberg. Hrsg. v. Leitung d. SED-BPO. Buchdr. Radeberg, Radeberg 7.1956 (Nov.)-18.1966,51.

Produkte

Weblinks

 Commons: Kombinat VEB Stern-Radio – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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