Kommunistische Partei Indonesiens

Kommunistische Partei Indonesiens
Treffen der PKI in Batavia (heute Jakarta)
Dipa Nusantara Aidit spricht 1955 auf einer Wahlversammlung
Aidit (rechts) auf einem Kongress der SED am 11. Juli 1958

Die Kommunistische Partei Indonesiens (malaysisch Partai Komunis Indonesia, PKI) war, bis sie 1966 verboten wurde,[1] die größte kommunistische Partei, die nie zur Regierung kam.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Im Jahr 1914 hatte Henk Sneevliet die Indische Sociaal-Democratische Vereeniging, ISDV)[2] gegründet. Durch sie gelangte marxistisches Ideengut in die nationale Unabhängigkeitsbewegung Indonesiens.

1920 nahm die ISDV den Namen Perserikatan Komunis di Hindia (PKH) an und wurde die erste kommunistische Partei Asiens, die der kommunistischen Internationale beitrat.

1925 forderte die Exekutive der Komintern, dass die kommunistische Partei Indonesiens (PKI) mit nicht-kommunistischen Parteien eine anti-imperialistische Front bilden solle. Der Versuch einer Revolution brach 1926 zusammen und 13.000 Personen wurden festgenommen, 4500 kamen ins Gefängnis, weitere 1308 wurden interniert und 823 nach West Neuguinea ins Exil geschickt. Die Partei wurde 1927 verboten und die Mitglieder gingen in den Untergrund.[3]

1945 - nach der japanischen Kapitulation - wurde die Partei neu gegründet. Im Februar 1948 bildeten die PKI und Teile des linken Flügels der Sozialistischen Partei Indonesiens eine demokratische Volksfront. In den 1950er Jahren drängte Dipa Nusantara Aidit auf einen nationalistischen, antiwestlichen Kurs der PKI und Unterstützung Sukarnos. 1951 wurde Aidit zum Vorsitzenden des Politbüros gewählt. Unter Aidit wuchs die PKI rasch von etwa 4000 1950 über 165.000 1954 auf 1,5 Millionen Mitglieder 1959.[4]

Noch bei den Wahlen von 1955 unterstützte die PKI die Politik Sukarnos.[5] Sie erhielt 16% der Stimmen und 39 von 257 Sitzen.

1960 propagierte Sukarno den Slogan Nasakom, eine Abkürzung für Nasionalisme (Nationalismus), Agama (Religion), Komunisme (Kommunismus). Damit war die PKI als Juniorpartner Sukarnos etabliert. Doch vertrat sie dennoch einen eigenständigen Kurs. So kritisierte die Parteizeitung Harian Rakyat 1960 die Regierung recht deutlich, worauf die Führer der PKI festgenommen, dann aber auf Sukarnos Befehl wieder freigelassen wurden.

1965 war die KPI mit, je nach Schätzung, zwei bis drei Millionen Mitgliedern die größte kommunistische Partei außerhalb der Sowjetunion und Chinas.[6]

Das Ende der Partei

Am 30. September 1965 kam es zu einem Putsch, bei dem sechs führende Generäle des indonesischen Militärs entführt und ermordet wurden. Details der Vorfälle sind unklar. Obwohl Mitglieder der Armee des Präsidenten Sukarno daran beteiligt waren, wurden die Kommunisten für den Vorfall verantwortlich gemacht.

Es folgte ein Massaker an Mitgliedern und Anhängern der KPI und unzählige Gefangennahmen ohne vorherige juristische Maßnahmen. Nach Angaben von Amnesty International fielen dieser Verfolgungswelle etwa 1 Million Menschen zum Opfer. Damit verlor die PKI ihre politische Macht und der Kommunismus wurde sowohl als politische Bewegung als auch als Doktrin streng verboten. Bis heute wurde das PKI-Verbot nicht aufgehoben.

Literatur

  • Jochen Hippler, Nasr Hamid Abu Zaid, Amr Hamzawy: Krieg, Repression, Terrorismus. Politische Gewalt und Zivilisation in westlichen und muslimischen Gesellschaften. ifa, Stuttgart 2006, S. 55-58 (Review)
  • J.L. Holzgrefe / Robert O. Keohane: Humanitarian Intervention: Ethical, Legal and Political Dilemmas. Cambridge (2003). ISBN 0-521-52928-X, S. 47
  • Mark Levene u. Penny Roberts: The Massacre in History. (1999). ISBN 1-57181-935-5, S. 247-251
  • Robert Cribb, 'The Indonesian Marxist tradition', in C.P. Mackerras and N.J. Knight, eds, Marxism in Asia (London: Croom Helm, 1985), pp. 251-272 [1].
  • Mortimer, Rex (1974). Indonesian Communism Under Sukarno: Ideology and Politics, 1959-1965 Cornell University Press, Ithaca, New York ISBN 0-8014-0825-3
  • Ricklefs, M.C. (1982) A History of Modern Indonesia", MacMillan. ISBN 0-333-24380-3
  • Sinaga, Edward Djanner (1960) Communism and the Communist Party in IndonesiaMA Thesis, George Washington University School of Government

Einzelnachweise

  1. Thirdworldtraveler.com
  2. marxist.com
  3. Anthony Reid: The Indonesian National Revolution 1945-1950. Melbourne: Longman Pty Ltd 1973, ISBN 0-582-71046-4
  4. Communism and Stalinism in Indonesia. Workers' Liberty #61, Februar 2000
  5. Indonesians Go to the Polls: The Parties and their Stand on Constitutional Issues by Harold F. Gosnell. In Midwest Journal of Political Science May, 1958. p. 189
  6. Eine amerikanische Schätzung kam allerdings nur auf etwa 2 Millionen. (Benjamin, Roger W.; Kautsky, John H.. Communism and Economic Development, in The American Political Science Review, Bd 62, No. 1. (März 1968), S. 122.

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Kommunistische Partei — Hammer und Sichel auf rotem Grund – Symbol Kommunistischer Parteien Eine Kommunistische Partei (KP) ist eine politische Partei, die den Kommunismus (die klassenlose Gesellschaft) als Gesellschaftsordnung anstrebt. Die erste kommunistische Partei… …   Deutsch Wikipedia

  • Kommunistische Parteien heute — Hammer und Sichel auf rotem Grund – Symbol Kommunistischer Parteien Eine Kommunistische Partei (KP) ist eine politische Partei, die den Kommunismus (die klassenlose Gesellschaft) als Gesellschaftsordnung anstrebt. Die erste kommunistische Partei… …   Deutsch Wikipedia

  • Kommunistische Universität für die Arbeiter des Ostens — Die Kommunistische Universität für die Arbeiter des Ostens in Moskau, auch Ost Universität oder Fernost Universität genannt, war eine Einrichtung, an der Kader nicht russischer Abstammung in revolutionärer Theorie und Praxis ausgebildet wurden.… …   Deutsch Wikipedia

  • Geschichte Indonesiens — Der in modernen Zeiten als Indonesien bekannte Nationalstaat besteht aus einem Archipel von 17.508 Inseln, von denen über 6000 bewohnt sind. Bis in die heutige Zeit hinein wurde die Inselregion durch eine Reihe von Regierungen, Kolonisation und… …   Deutsch Wikipedia

  • Geschichte der Menschheit — Die Menschheitsgeschichte umfasst die Entwicklung der gesamten Menschheit. In diesem Artikel geht es um die historische Entwicklung in den einzelnen Weltregionen, die zwar schon früh stark von Interdependenzen bestimmt, aber erst seit Ende des 19 …   Deutsch Wikipedia

  • Liste sozialistischer und kommunistischer Parteien — Sozialistische Parteien haben oft ähnliche Werte wie sozialdemokratische Parteien. Häufig werden beide Begriffe auch synonym verwendet. Die meisten sozialistischen beziehungsweise sozialdemokratischen Parteien sind in der Sozialistischen… …   Deutsch Wikipedia

  • Sneevliet — Henk Sneevliet Hendricus Josephus Franciscus Marie (Henk) Sneevliet (* 13. Mai 1883 in Rotterdam; † 13. April 1942 in Leusden), auch bekannt unter dem Pseudonym Maring, war ein niederländischer kommunistischer Politiker, Gewerkschaftsführer,… …   Deutsch Wikipedia

  • Chinesisch-Sowjetisches Zerwürfnis — Dieser Artikel ist nicht hinreichend mit Belegen (Literatur, Webseiten oder Einzelnachweisen) versehen. Die fraglichen Angaben werden daher möglicherweise demnächst gelöscht. Hilf Wikipedia, indem du die Angaben recherchierst und gute Belege… …   Deutsch Wikipedia

  • Chinesisch-sowjetischer Konflikt — Dieser Artikel ist nicht hinreichend mit Belegen (Literatur, Webseiten oder Einzelnachweisen) versehen. Die fraglichen Angaben werden daher möglicherweise demnächst gelöscht. Hilf Wikipedia, indem du die Angaben recherchierst und gute Belege… …   Deutsch Wikipedia

  • Konflikt China-Sowjetunion — Dieser Artikel ist nicht hinreichend mit Belegen (Literatur, Webseiten oder Einzelnachweisen) versehen. Die fraglichen Angaben werden daher möglicherweise demnächst gelöscht. Hilf Wikipedia, indem du die Angaben recherchierst und gute Belege… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”