Konfessionen in Polen

Konfessionen in Polen

Unter den religiösen Gruppen in Polen überragt die Römisch-Katholische Kirche mit 95 % der Bevölkerung alle anderen Gruppen mit hohem Abstand.[1]

Wohl waren auch in der Vergangenheit die polnischen Staatsbürger häufig katholisch, aber bis zum Ausgang des Zweiten Weltkrieges konnte Polen als Vielvölkerstaat angesehen werden.

Die überwiegend östlich der sog. Curzon-Linie ansässigen Weißrussen und Ukrainer gehörten meist der orthodoxen, der Ruthenisch-Katholischen Kirche bzw. der Unierten Kirche an. Etwa 10 % der Bewohner des polnischen Staatsgebietes waren jüdischen Glaubens. Die in den Großräumen Posen, Pommerellen, Lodz und Wolhynien ansässigen Deutschen waren, anders als die meist katholischen deutschsprachigen Ostoberschlesier, meist evangelisch. Auch die im südöstlichen „Vorkriegspolen“ ansässigen Armenier und muslimischen Tataren gehörten in der Regel nicht der römisch-katholischen Kirche an.

Die jetzige Situation eines „ethnisch und konfessionell homogenen“ Staates ist als Ergebnis von Völkermord, Krieg, Vertreibung und vor allem der Westverschiebung Polens 1945 anzusehen, in deren Rahmen das Siedlungsgebiet der meisten orthodoxen bzw. ruthenisch-katholischen Ukrainer und Weißrussen der UdSSR angegliedert wurde.

Nach der katholischen Kirche ist die Polnisch-Orthodoxe Kirche mit 600.000 Gliedern und Sitz des Metropoliten in Warschau als nächstgrößte Glaubensgemeinschaft zu nennen.

Die unierte Griechisch-Katholische Kirche mit 110.380 Gliedern wurde nach einer Zeit der Repression seit 1946 im Jahr 1992 faktisch wieder anerkannt.

Die „Evangelisch-Augsburgische Kirche in Polen“, die seit dem 16. Jahrhundert als lutherische Kirche auf eine polnische Tradition zurückblickt, umfasste vor dem Zweiten Weltkrieg etwa 400.000 Mitglieder, die zu etwa 75 % deutsch- und zu etwa 25 % polnischsprachig waren. Im Zuge der Zwangsaussiedlung der deutschsprachigen Gemeindeglieder nach dem Zweiten Weltkrieg ging die Zahl der Mitglieder auf etwa 100.000 zurück. In der Nachkriegszeit stand die Evangelisch-Augsburgische Kirche aufgrund der – unzutreffenden – Gleichsetzung von Protestantismus und deutscher Nationalität vielfach in Misskredit. Heute umfasst die Evangelisch-Augsburgische Kirche in Polen 80.000 Gemeindeglieder. Evangelisch sind u.a. der ehemalige polnische Premier Jerzy Buzek und Adam Małysz.

Die bedeutenden Minderheitskirchen in Polen gehören dem Polnischen Ökumenischen Rat an:

Nichtmitglieder des Polnischen Ökumenischen Rates sind u.a.:

Die Zahl der Juden, 1939 3,3 Millionen, beträgt heute 5.000.
Die Zahl der Muslime beträgt etwa 25.000 – 31.000 Gläubige, davon rund 5.000 polnische Tataren, siehe Islam in Polen.

Die katholische Kirche besitzt in Polen heute noch einen großen Einfluss im Alltag und auf die Politik, der auf die Geschichte Polens nach dem Zweiten Weltkrieg zurückzuführen ist. Während der sozialistischen Zeit empfanden die Polen die katholische Kirche als auf ihrer Seite befindlich und fanden dabei auch Unterstützung durch den damaligen Papst, den Polen Johannes Paul II. Die Geschichte Polens, die vor allem in der neueren Geschichte, seit den Teilungen Polens am Ende des 18. Jahrhunderts, durch Fremdherrschaft und nationale Unterdrückung geprägt war, machte die Polen gegen Fremdeinflüsse sensibel. Deshalb kam es zum Teil auch zu Ablehnung gegen den Beitritt zur EU 2004. Um so höher wird auch von jungen Polen die als neutral empfundene Stellung der katholischen Kirche während dieser Entwicklung anerkannt. Demgegenüber gilt die Evangelische Kirche in Deutschland als früherer Unterstützer des Nationalsozialismus und hat daher ein geringes Ansehen.

Literatur

  • Dieter Bringen, Krzysztof Ruchniewicz (Hrsg.): Länderbericht Polen. Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 2009, ISBN 978-3-593-38991-2, S. 360–414

Siehe auch

Utrechter Union der Altkatholischen Kirchen

Fußnoten

  1. Dieter Bringen, Krzysztof Ruchniewicz (Hrsg.): Länderbericht Polen. Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 2009, ISBN 978-3-593-38991-2, S. 373
  2. www.lutheranworld.org, The Lutheran World Federation - 2009 Membership Figures, S. 11, abgerufen am 3. November 2010

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