Konfix

Konfix

Ein Konfix ist ein gebundenes lexikalisches Morphem wie z. B. bio-, biblio- oder omni-. In der Terminologie einiger germanistischer Linguisten werden sie als Unterklasse der Kombineme aufgefasst.[1]

Im Deutschen nehmen Konfixe aufgrund ihrer lexikalischen Bedeutung die gleiche Stellung ein wie heimische Adjektiv- oder Substantivstämme. Im Unterschied zu diesen handelt es sich bei Konfixen jedoch stets um gebundene Morpheme. (Auch Verbstämme gelten im Deutschen als gebunden.) Die Herkunft der im Deutschen verwendeten Konfixe liegt in vielen Fällen im Griechischen (bio-) und Lateinischen (omni-), aber auch z. B. im Englischen (Cyber-, -minator, vgl. hierzu Michel 2006). Es handelt sich dabei in den meisten Fällen um Konstituenten (Bestandteile) komplexer Fremd- oder Lehnwörter. So geht z. B. das Konfix bio- auf das Wort „biologisch“ zurück. Es gibt darüber hinaus auch Beispiele für Konfixe im einheimischen Wortschatz: „Stief-“ („Stiefmutter“), „zimper-“ („zimperlich“). Wenn wie in „Bibliothek“ mindestens zwei Konfixe an einem Wort beteiligt sind, spricht man von einem Konfixkompositum (Fleischer/ Barz 1995: 67).

Der Begriff Konfix fehlt im linguistischen Fachwörterbuch Bußmann (2002), ist aber z. B. im Metzler Lexikon Sprache (2005), ebenfalls ein Fachwörterbuch, sowie in Duden. Das Fremdwörterbuch (2005)[2] verzeichnet. Er ist nicht ganz glücklich gewählt, da er zu sehr an Affix, Präfix, Suffix etc., also an grammatische Morpheme, erinnert; tatsächlich handelt es sich dabei aber nicht um grammatische, sondern um lexikalische Morpheme. Als Kriterium für eine morphologische Kategorie ist dieser Umstand jedoch nicht ausreichend. Während auf dem Gebiet der deutschen Sprachwissenschaft noch mit dem Konfixbegriff gearbeitet wird, gebrauchen französische Linguisten als Kategorie für Bestandteile von Fremd-oder Lehnwörtern den Begriff combining form. Der Konfixbegriff ist keine Kategorie, weil Bestandteile von Lehn-und Fremdwörtern in ihrem morphologischen Verhalten zu verschieden sind, als dass sie alle als Konfixe bezeichnet werden könnten. Als der Begriff in der deutschen Sprachwissenschaft Einzug hielt, setzte ein regelrechter "Konfixboom" ein (Eisenberg 2011). Sämtliche nicht-native Einheiten wie Anglizismen zum Beispiel in deutschen Komposita wurden als Konfixe bezeichnet, sodass der Konfixbegriff als Vorschlag für eine morphologische Kategorie unbrauchbar wurde. Allerdings existieren zu viele fremd Bestandteile in der deutschen Morphologie, die nicht als Affixe gelten können. Sie sind keine Affixe und sie sind weder Wörter noch Kurzwörter. Allerdings sind sie produktiv. Eins (Eins 2009) bezeichnet solche fremden Einheiten als gebundene Stämme, für Donalies (Donalies 2009) sind es "Querlieger". Einige Konfixe, z.B. phob bilden Wortstämme.

Literatur

  • Helmut Glück (Hrsg.): Metzler-Lexikon Sprache. 4. Auflage; Verlag J.B. Metzler, Stuttgart und Weimar, 2010, ISBN 3-476-02335-4
  • Hadumod Bußmann: Lexikon der Sprachwissenschaft. 4. Auflage, Verlag Kröner, Stuttgart, 2008; ISBN 3-5204-5204-9
  • Elke Donalies: Das Konfix. Zur Definition einer zentralen Einheit der deutschen Wortbildung. In: Deutsche Sprache 28, 2000, 144-159. Auch in: Peter O. Müller (Hrsg.): Fremdwortbildung. Theorie und Praxis in Geschichte und Gegenwart. Peter Lang, Frankfurt u. a. 2005. S. 179-198. ISBN 3-631-53222-9.
  • Elke Donalies: Die Wortbildung des Deutschen. Ein Überblick. Narr, Tübingen 2002. ISBN 3-8233-5157-5. (Konfix: S. 21-23)
  • Duden. Das Fremdwörterbuch. 8., neu bearbeitete und erweiterte Auflage. Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2005, ISBN 3-411-04058-0.

Elke Donalies (2009) "Stiefliches Geofaszitainment. Über Konfixtheorien. In: In: Peter O. Müller (Hg.) Studien zur Fremdwortbildung 197-198. Marburg/Lahn 41-60.

  • Hilke Elsen: Deutsche Konfixe. In: Deutsche Sprache 33, 2005, 133-140.

Eins, Wieland (2009): Alter Wein in neuen Schläuchen? Zum Konfix. In: Peter O. Müller (Hg.) Studien zur Fremdwortbildung 197-198, 65-88.

  • Wolfgang Fleischer, Irmhild Barz, unter Mitarbeit von Marianne Schröder: Wortbildung der deutschen Gegenwartssprache. Niemeyer, Tübingen 1995. 2., durchgesehene und ergänzte Auflage. ISBN 3-484-10682-4.
  • Sascha Michel: Vom 'Terminator' zum 'TORminator'. Die Wortbildungseinheit '-minator': Strukturelle und sozio-pragmatische Analysen. In: Muttersprache 116, 2006, 289-307.
  • Sascha Michel: Das Konfix zwischen Langue und Parole. Ansätze zu einer sprachgebrauchsbezogenen Definition und Typologie. In: Müller, Peter O. (Hg.) (2009): Studien zur Fremdwortbildung. Hildesheim et al.: Olms, S. 91-140.

Seiffert, Anja (2009) Inform-ieren, Informat-ion, Info-thek. In: In: Peter O. Müller (Hg.) Studien zur Fremdwortbildung 197-198. 41-60 Marburg/Lahn

Einzelnachweise

  1. Günter Dietrich Schmidt: Das Kombinem. Vorschläge zur Erweiterung des Begriffsfeldes und der Terminologie für den Bereich der Lehnwortbildung. In: Gabriele Hoppe, Alan Kirkness, Elisabeth Link, Isolde Nortmeyer, Wolfgang Rettig, Günter Dietrich Schmidt: Deutsche Lehnwortbildung. Beiträge zur Erforschung der Wortbildung mit entlehnten WB-Einheiten im Deutschen. Narr, Tübingen. S. 37-52. ISBN 3-87808-464-1. Auch in: Peter O. Müller (Hrsg.): Fremdwortbildung. Theorie und Praxis in Geschichte und Gegenwart. Peter Lang, Frankfurt u. a. 2005. S. 91-107. ISBN 3-631-53222-9
  2. Duden. Das Fremdwörterbuch. 8., neu bearbeitete und erweiterte Auflage. Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2005. ISBN 3-411-04058-0

Weblinks

Wiktionary Wiktionary: Konfix – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

http://www.grin.com/de/e-book/179482/das-konfix-vom-scheitern-eines-terminus


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