Konstative Äußerung

Konstative Äußerung

Der Deklarativsatz (lat. declaratio „Kundgebung“, auch: deklarativer Satz, Aussagesatz, Behauptungssatz, Erzählsatz, Konstativsatz) ist neben Fragesatz und Aufforderungssatz eine der drei grundlegenden Satzarten.

Inhaltsverzeichnis

Der Deklarativsatz im Deutschen

Deklarativsätze sind Satzarten, welche eine Behauptung aufstellen, also eine Aussage machen und dazu Verben verwenden wie der Meinung sein, behaupten, feststellen, sagen usw.

Sie machte schnell die Tür zu.
Paul hat gestern nicht zu Mittag gegessen.

Sprachwissenschaftliche Betrachtung

Veraltete Definition

Ross entwickelte den Begriff 1968 für die Transformationsgrammatik. Der Deklarativsatz ist somit ein Satz, welcher (in der Tiefenstruktur) von Verben des Sagens (verbum dicendi) oder Wahrnehmungsverben (verbum sentiendi) abhängt. Also Verben wie der der Meinung sein, behaupten, feststellen, sagen usw..

Ich bin der Meinung, dass etwas geschehen muss.

Neudefinition

In der Folgezeit ergaben sich jedoch Probleme mit der Definition von Ross.

Eine unmarkierte Äußerung konnte mittels performativer Analyse aus der Tiefenstruktur abgeleitet werden von einem gedachten Deklarativsatz.

 Die Preise fallen. <  Ich sage dir (hiermit), (dass) die Preise fallen.

Schwierigkeiten ergaben sich bei der Herleitung von Sätzen wie

Kinder zu bekommen ist sozial. < Ich behaupte, dass Kinder zu bekommen sozial ist.
Chomskys Minimalismus ist radikal. < Ich behaupte, dass Chomskys Minimalismus radikal ist.

Unter anderem Grewendorf und Fries wiesen diese Herleitung als inadäquat ab.

Inzwischen scheint eine Einigung bezüglich der Umdefinition anzustehen, welche darauf hinausläuft, den Satzmodus Deklarativsatz als eine Satzart zu definieren,

  • deren Wortstellung mit der normalen Wortstellung der betreffenden Sprache identisch ist (also nicht markiert)
  • und eine Feststellung bekundet. (Die Äußerung ist also ein Assertiv.)

Vor allem die deutsche Sprache markiert den Deklarativ auf spezielle Art und Weise, nämlich durch das Hintenanstellen des Verbs (Verb- Zweit-Stellung, Ausnahmen auch für Erststellung) im Hauptsatz. Andere Sprachen signalisieren Deklarativsätze mittels Intonation durch steigenden und fallenden Tonverlauf.
Weitere (wie Walisisch, Sprache der Eskimos ...) ergänzen explizit (deklarative) Funktionswörter, welche in der Satzkonstruktion nur im Hauptsatz zugelassen sind, jedoch nicht in abhängigen oder eingebetteten Sätzen.

dt.: Er kommt ja. - vs. - Ich weiß, dass er ja kommt.

Literatur

  • M. Brandt et al., Satztyp, Satzmodus und Illokution. 1992, 1–90.
  • O. Önnerfors, Verb-Erst-Deklarativsätze. 1997.
  • W. Oppenrieder, Von Subjekten, Sätzen und Subjektsätzen. Tübingen 1990.
  • H. Altmann, Intonationsforschungen, 1990
  • N. Fries, Syntakt. Studien zum frei verwendeten Infinitiv, 1983
  • G. Grewendorf, Sprache ohne Kontext. Zur Kritik der performativen Analyse. 1972, 144-182
  • J. Meibauer et al., Satzmodus zwischen Grammatik und Pragmatik. 1987
  • W. Oppenrieder, Von Subjekten, Sätzen und Subjektsätzen. 1990
  • J.R. Ross, On Declarative Sentences. In: R.A. Jacobs & P.S. Rosenbaum (Hg), Readings in English Transformational Grammar. 1968, 222-272.

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