Koreakrieg

Koreakrieg
Koreakrieg
Teil von: Kalter Krieg
Korean War Montage.jpg
Datum Die vollen Kampfhandlungen fanden zwischen dem 25. Juni 1950 bis zum Waffenstillstand am 27. Juli 1953 statt. Bisher gab es keinen offiziellen Friedensvertrag – der Konflikt besteht rein formal bis zum heutigen Tage.
Ort Korea
Ausgang Waffenstillstand; Aufbau einer demilitarisierten Zone; sonst status quo ante bellum. Bei den bescheidenen Gebietsgewinnen konnte Südkorea mehr Fläche nördlich des 38. Breitengrades gewinnen als Nordkorea südlich des 38. Breitengrades.
Konfliktparteien
Vereinte NationenVereinte Nationen Vereinte Nationen:

Korea SudSüdkorea Südkorea
AustralienAustralien Australien
BelgienBelgien Belgien
LuxemburgLuxemburg Luxemburg
Kanada 1921Kanada Kanada
KolumbienKolumbien Kolumbien
Athiopien 1941Äthiopien Äthiopien
FrankreichFrankreich Frankreich
Griechenland Konigreich 1828Königreich Griechenland Griechenland
NiederlandeNiederlande Niederlande
NeuseelandNeuseeland Neuseeland
Philippinen 1944Philippinen Philippinen
Sudafrika 1928Südafrika Südafrika
ThailandThailand Thailand
TurkeiTürkei Türkei
Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Vereinigtes Königreich
Vereinigte Staaten 48Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten


Medizinisches Personal:
DanemarkDänemark Dänemark
IndienIndien Indien
ItalienItalien Italien
NorwegenNorwegen Norwegen
SchwedenSchweden Schweden

Ostblock-Staaten:

Korea NordNordkorea Nordkorea
China VolksrepublikChina China
Sowjetunion 1923UdSSR UdSSR (hauptsächlich Waffenhilfe, sowjetische Piloten flogen allerdings in chinesischen Uniformen in MIG-15 mit koreanischen Hoheitszeichen Angriffe gegen amerikanische Jäger)[1]
PolenPolen Polen (ebenfalls Einsatz von MiG-15-Piloten)[2]

Befehlshaber
Korea SudSüdkorea Rhee Syng-man

Korea SudSüdkorea Chung il-kwon
TurkeiTürkei Tahsin Yazıcı
Vereinigte Staaten 48Vereinigte Staaten Harry S. Truman
Vereinigte Staaten 48Vereinigte Staaten Douglas MacArthur
Vereinigte Staaten 48Vereinigte Staaten Mark W. Clark
Vereinigte Staaten 48Vereinigte Staaten Matthew Ridgway

Korea NordNordkorea Kim Il-sung

Korea NordNordkorea Pak Hon-yong
Korea NordNordkorea Choi Yong-kun
Korea NordNordkorea Kim Chaek
China VolksrepublikChina Peng Dehuai

Der Koreakrieg war eine Auseinandersetzung zwischen Truppen der Demokratischen Volksrepublik Korea (Nordkorea) zusammen mit der Volksrepublik China auf der einen Seite und der Republik Korea (Südkorea) zusammen mit UNO-Truppen, vor allem den USA, auf der anderen Seite.

Er wurde am 25. Juni 1950 begonnen, und beide Parteien eroberten wechselseitig beinahe die gesamte Koreanische Halbinsel. Letzten Endes führte er wieder zu den Ausgangspositionen zurück, zementierte aber die Teilung Koreas. Dabei wurde fast die gesamte Industrie des Landes zerstört und die Zivilbevölkerung erlitt große Verluste.

Der Krieg endete am 27. Juli 1953 mit der Unterzeichnung eines Waffenstillstandsabkommens. Bis dahin waren ihm 940.000 Soldaten und etwa 3 Millionen Zivilisten zum Opfer gefallen. Ein Friedensvertrag wurde bis heute nicht abgeschlossen. Am 4. Oktober 2007 beschlossen der südkoreanische Präsident Roh Moo-hyun und der nordkoreanische Machthaber Kim Jong-il, einen Friedensprozess einzuleiten.[3]

Spätestens mit dem Eingreifen der USA und Chinas bekam der Krieg die Rolle eines Stellvertreterkrieges und zeigte auch die endgültige Spaltung der ehemaligen Alliierten des Zweiten Weltkrieges in die kommunistischen Staaten China und Sowjetunion auf der einen Seite sowie die kapitalistischen Staaten unter Führung der USA auf der anderen. Ebenso beschleunigte er auch die Wiederbewaffnung der Bundesrepublik Deutschland, die sich damals mit Südkorea besonders identifizierte.

In Südkorea wird der Krieg üblicherweise schlicht „6·25“ genannt, was sich auf das Datum des Ausbruchs bezieht. Seltener findet man die formelle Bezeichnung „Koreakrieg“ (Hanguk jeonjaeng 한국 전쟁 / 韓國戰爭). In Nordkorea wird er üblicherweise als „Vaterländischer Befreiungskrieg“ (Choguk haebang chŏnjaeng 조국해방전쟁) bezeichnet. In den USA wurde er offiziell nur „Korean Conflict“ (Koreanischer Konflikt) genannt und als Polizeiaktion deklariert, vor allem, um eine Kriegserklärung zu vermeiden. In China hieß er offiziell „Krieg zum Widerstand gegen die USA und zur Hilfe für Korea“ (chinesisch 抗美援朝戰爭 / 抗美援朝战争 Kàngměiyuáncháo zhànzhēng), heute häufig auch einfach „Koreakrieg“ (chinesisch 朝鮮戰爭 / 朝鲜战争 Cháoxiǎn zhànzhēng). Oft wird der Koreakrieg auch als „vergessener Krieg“ bezeichnet, da er zu den großen Konflikten des 20. Jahrhunderts zählt, aber trotzdem selten genannt wird.

Inhaltsverzeichnis

Vorgeschichte

Ab 1894 war das Kaiserreich Korea unter die Vorherrschaft Japans geraten und 1910 von Japan annektiert worden. Nach der Kapitulation Japans 1945 wurde Korea unter den Siegermächten in zwei Besatzungszonen geteilt. Das Gebiet nördlich des 38. Breitengrades wurde von der Sowjetunion und das südliche Gebiet von den USA besetzt. Die Alliierten hatten auf der Konferenz von Jalta beschlossen, dass Korea ein vereinigtes, unabhängiges Land unter einer gewählten Regierung werden sollte, legten jedoch keine Details fest. Nachdem der Kalte Krieg begonnen hatte, wollten beide Seiten diesen Beschluss nicht mehr ausführen. Der 38. Breitengrad wurde zur Demarkationslinie.

Die UNO, die zu diesem Zeitpunkt den USA nahe stand, übernahm am 14. November 1947 das Mandat für die Wiedervereinigung. Die USA führten am 10. Mai 1948 unter Aufsicht der UNO Wahlen durch, aber mangels Kooperation der Sowjetunion nur im Süden. Aus diesen ging der aus dem Exil in den USA zurückgekehrte Rhee Syng-man als Sieger hervor. Von manchen Beobachtern wurde die Wahl als unfair oder gefälscht bezeichnet. Rhee Syng-man übernahm die Regierungsgeschäfte von den USA am 13. August 1948 und rief am 15. August die Republik Korea aus. Als Reaktion proklamierte der von den Sowjets geförderte Kim Il-sung am 9. September die Demokratische Volksrepublik Korea. Kim Il-sung galt nach westlichen Maßstäben als Diktator. Auch der proamerikanische und antikommunistische Rhee Syng-man zeigte autokratische Tendenzen. Es gab auch eine wahrnehmbare Opposition. Die sowjetischen und amerikanischen Truppen verließen 1949 das Land.

Eine B-29 der US Air Force beim Flächenbombardement über Korea (1951)

Die USA sahen die kommunistischen Staaten dieser Zeit als einen von der Sowjetunion geführten Block und nahmen an, dass Nordkorea als deren Spielfigur den Krieg suchte. Heute wird auf Grundlage der geöffneten Archive Russlands hingegen vor allem Kim Il-sung als die treibende Kraft gesehen, der den zögerlichen Josef Stalin überzeugte, das Risiko einzugehen – und Stalin auch gegen Mao ausspielte. Sowohl die Demokratische Volksrepublik Korea als auch die Republik Korea sahen sich als Vertretung des ganzen Landes und wollten es unter dem jeweils eigenen System vereinigen. Beide Seiten suchten die Eskalation, und so kam es bereits vor dem Krieg immer öfter zu Scharmützeln an der Demarkationslinie.

Anfang 1949 versuchte Kim Il-sung, Stalin zu überzeugen, dass die Zeit für eine konventionelle Invasion des Südens gekommen sei. Stalin lehnte jedoch ab, da die nordkoreanischen Truppen noch recht schlecht ausgebildet waren und er die Einmischung der USA fürchtete. Im Laufe des Jahres wurde die nordkoreanische Armee zu einer offensiven Organisation nach dem Vorbild der Sowjetarmee geformt und mit Waffen aus der Sowjetunion ausgerüstet. 1950 war Nordkorea dem Süden in jeder Waffengattung deutlich überlegen.

Am 12. Januar 1950 sagte der US-Außenminister Dean Acheson dem National Press Club, dass die Verteidigungslinie der USA von den Alëuten über Japan, den Ryūkyū-Inseln bis zu den Philippinen führen würde. Mit diesem „defensive perimeter” sagte er indirekt aus, dass die USA nicht um Korea kämpfen würden. Diese wohl unbedachte Äußerung ermutigte Nordkorea und die Sowjetunion, den Konflikt zu suchen. Bei einem Besuch Kims im März/April 1950 in Moskau genehmigte Stalin die Invasion. Im Gegensatz dazu lehnte die Volksrepublik China einen Krieg in Korea zu jener Zeit eher ab. Mao Zedong fürchtete die Destabilisierung der Region und ein gesteigertes Interesse der USA an asiatischen Angelegenheiten. Er wollte China nicht in den Konflikt hineinziehen, außerdem sah er seinen Plan in Gefahr, die Kuomintang zu besiegen, die sich nach Taiwan zurückgezogen hatten.

Kriegsbeginn

Kriegsverlauf (Nordkorea rot und Südkorea grün)

Am 25. Juni 1950 überschritten die Truppen der Nordkoreanischen Volksarmee nach abwechselnden Grenzverletzungen beider Konfliktparteien die Grenze. Nordkoreanische Flugzeuge attackierten den von den USA aufgebauten Luftwaffenstützpunkt Gimpo und zerstörten eine Douglas C-54 der US Air Force am Boden. Der UN-Sicherheitsrat verurteilte daraufhin den Angriff. US-Präsident Harry S. Truman hatte bereits, ohne Einwilligung der UNO, Besatzungstruppen aus Japan nach Südkorea verlegt. Die gut gerüsteten Nordkoreaner zwangen die südkoreanischen Truppen trotz Luftangriffen der US Air Force zum Rückzug. Seoul wurde am 28. Juni erobert, und im September 1950 kontrollierten sie das ganze Land bis auf ein kleines Gebiet im Südosten um Busan. Die Front um das heutige Busan-Perimeter genannte Gebiet lief von Masan nach Norden, ließ Daegu unter südkoreanischer Kontrolle und bog hier nach Osten ab bis zur Küste kurz unter Pohang. Mit der Versorgung und der Luftunterstützung der USA konnten die Südkoreaner ihre Lage stabilisieren.

Die Reaktion des Westens und Kriegsverlauf

Generalleutnant Matthew B. Ridgway (l.) im Januar 1951

Der Koreakrieg löste größte Beunruhigung aus, und viele fürchteten einen Dritten Weltkrieg. In Deutschland kam es zu einer Notbevorratungswelle.

Der UNO-Sicherheitsrat autorisierte mit der Resolution 85 ein militärisches Eingreifen, während die vetoberechtigte UdSSR die Sitzung boykottierte, weil die kommunistische Volksrepublik China nicht Mitglied der UN werden durfte (bis 1971 galt die Republik China auf Taiwan als rechtliche Vertretung Chinas). 16 Mitgliedsländer schickten Truppen oder Sanitätspersonal, aber circa 90 % der Soldaten kamen aus den USA. Das Oberkommando erhielt der amerikanische General Douglas MacArthur. Zunächst wurde der Vormarsch der nordkoreanischen Truppen an einer Verteidigungslinie um Busan gestoppt.

Im September 1950 wurde nach der Landung bei Incheon Seoul von den Amerikanern zurückerobert. Mit der Landung im Rücken der Front war die Nachschublinie der Nordkoreaner schlagartig durchschnitten, und der gleichzeitige Gegenangriff der 8. US-Armee und südkoreanischer Streitkräfte aus dem Busan-Brückenkopf brachte die nordkoreanischen Streitkräfte in eine schwierige Lage. Die eben noch siegreichen Armeen, die sich in einem energisch geführten Angriff gegen den UN-Brückenkopf verausgabt hatten, wurden zersprengt, gefangengenommen oder getötet. Der Angriff wurde mit Unterstützung südkoreanischer Verbände bis Pjöngjang vorangetrieben. In weiten Gebieten Südkoreas waren zu dieser Zeit noch versprengte nordkoreanische Soldaten als Partisanen aktiv. Der folgende blutige Guerillakrieg forderte zahllose Opfer.

US-/UN-Einheiten überqueren 1951 erneut den 38. Breitengrad
Fliegerbomben zerstören Lager- und Hafenanlagen in Wŏnsan, Nordkorea (1951)

Südkoreanische Truppen überschritten am 30. September den 38. Breitengrad. Die UN-Truppen erhielten erst am 7. Oktober die Erlaubnis, die Grenze zu überschreiten. Ziel war nunmehr die Wiedervereinigung Koreas. Die Sowjetunion entsandte ab Oktober einige Jagdfliegereinheiten mit Flugzeugen vom Typ MiG-15 nach Nordkorea und die Piloten flogen in chinesischen Uniformen und unter koreanischen Hoheitszeichen Angriffe gegen US-Kampfflugzeuge.[4] Die von MacArthur geführten UN-Truppen erreichten im November den Fluss Yalu an der Grenze der Mandschurei. Die Chinesen wollten ein vereinigtes Korea unter amerikanischem Einfluss nicht dulden und griffen am 19. Oktober[5] mit einer zunächst 300.000 Soldaten umfassenden „Freiwilligenarmee” in Nordkorea ein. Am 25. Oktober lieferten sich chinesische Truppen das erste Gefecht mit südkoreanischen Infanteristen.[6] China war darauf bedacht, eine offizielle Einbeziehung zu vermeiden, wodurch der Charakter eines Stellvertreterkrieges verstärkt wurde. Vom 26. November bis 13. Dezember 1950 tobte die Schlacht um das Chosin-Reservoir, zugleich lief von der nordkoreanischen Hafenstadt Hŭngnam aus unter dem Schutz der US-Flotte eine amphibische Rückzugsoperation. Am 1. Januar 1951 begannen 400.000 chinesische und 100.000 nordkoreanische Soldaten eine Offensive, der die 200.000 Soldaten der UN-Streitkräfte nicht standhalten konnten. Mit den US-Streitkräften flohen viele Zivilisten daraufhin in den Süden. Am 3. Januar 1951 wurde Seoul geräumt und in der Folge eine Verteidigungslinie zwischen dem Gelben Meer und dem Japanischen Meer gebildet. Erst im März 1951 wurde die Stadt wieder von UN-Truppen besetzt, ein Großteil der Einwohner war von den Kommunisten verschleppt oder bei Widerstand ermordet worden. Die UN-Einheiten rückten wieder bis etwas über den 38. Breitengrad vor, der Krieg erstarrte hier in einem Stellungskrieg. Am 11. April 1951 entließ Truman General MacArthur und ersetzte ihn durch General Matthew Ridgway, da MacArthur öffentlich eine Ausweitung des Krieges auf China gefordert hatte.

Die letzte große und grausamste Schlacht des Krieges dauerte vom 13. September bis zum 15. Oktober 1951 und wurde als Schlacht von Heartbreak Ridge bekannt. Die hohen Verluste auf beiden Seiten ohne wesentliche Veränderung der strategischen Lage führten zum gegenseitigen Wunsch nach einem Waffenstillstand. In der verbleibenden Zeit bis zum Waffenstillstand wurde der Druck auf Nordkorea in Form eines von den UN sanktionierten Bombardements, ausgeführt von der US Air Force, stark intensiviert. Die UdSSR und China sollten so zu Zugeständnissen gezwungen werden. Die Luftangriffe verwüsteten Nordkorea weitgehend. Hunderttausende Zivilisten fielen Bomben und Napalm zum Opfer. Man geht von 500.000 bis 1 Million Opfern des Bombenkrieges im engeren Sinn aus, ohne die Verluste der Zivilbevölkerung infolge Hunger und Frost zu berücksichtigen. Genauere Statistiken liegen nicht vor, dennoch ist anzunehmen, dass mehr als 10 Prozent der nordkoreanischen Bevölkerung ums Leben kamen.

Waffenstillstand

Auf Vorschlag der UdSSR begannen am 10. Juli 1951 in Kaesŏng in Nordkorea offizielle Waffenstillstandsverhandlungen. Eine Einigung scheiterte zunächst an der UNO-Forderung, dass Kriegsgefangene nicht gegen ihren Willen in ihre Heimatländer zurückgeschickt werden dürfen. Nordkorea befürchtete, dass viele Soldaten in Südkorea bleiben würden.

Zivilisten im Koreakrieg

Am 27. April 1953 setzen die USA eine Belohnung von 100.000 US-Dollar (damals circa 420.000 DM)[7] für den ersten Piloten eines kommunistischen Landes aus, der mit einer MiG-15 zu den amerikanischen Truppen flüchtet. Amerikanische Ingenieure waren an der Technik dieses Flugzeuges interessiert. Das Angebot wurde mit Flugblättern bekanntgemacht, die über Nordkorea abgeworfen wurden. Am 21. September 1953 floh ein Pilot der nordkoreanischen Luftwaffe mit einer MiG-15 nach Südkorea. Er wusste nichts von der Belohnung, bekam sie aber trotzdem ausgehändigt.

Nach weiteren verlustreichen Kämpfen und zähen Verhandlungen schlossen am 27. Juli 1953 die UNO und Nordkorea in Panmunjeom ein Waffenstillstandsabkommen. Es bestätigte im Wesentlichen den 38. Breitengrad als Grenze zwischen Nord- und Südkorea und legte eine vier Kilometer breite entmilitarisierte Zone entlang der Grenze fest.

Diese entmilitarisierte Zone wurde von einer Waffenstillstandskommission (Military Armistice Commission, MAC) verwaltet, mit alleiniger Autorität über dieser.[8] Die Neutral Nations Supervisory Commission (NNSC) hatte die Überwachung zur Aufgabe, dass keine weiteren ausländischen Truppen und Militärgerät in Korea eingeführt werden.[9] Eine Neutral Nations Repatriation Commission war für die Repatriierung der Gefangenen verantwortlich.[10] Die bei beiden Kommissionen im Namen erwähnten neutralen Staaten (Schweden und die Schweiz für Südkorea, Polen und die Tschechoslowakei für Nordkorea) waren auf der entsprechenden Seite der Grenze stationiert. Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs wurden die Polen und Tschechen 1993 auf Veranlassung Nordkoreas abgezogen. Bis heute sind für die NNSC ständig je fünf Schweizer und schwedische Soldaten in Panmunjeom stationiert, Polen nimmt nur gelegentlich an Sitzungen – jetzt auch in Südkorea – wieder teil.[11]

Die US-Regierung unter Dwight D. Eisenhower wandte schließlich zwei Finten an, um auf die chinesische Kriegspartei einzuwirken. Einerseits erweckten sie den Eindruck, sie würden eine Invasion nationalchinesischer Truppen von Taiwan auf das chinesische Festland tolerieren. Andererseits ließen sie über den indischen Staatschef Jawaharlal Nehru an die chinesische Führung durchsickern, dass sie bereit wären, die Mandschurei und Zentralchina zu bombardieren, notfalls unter dem Einsatz taktischer Nuklearwaffen. Darüber hinaus ließen die USA es zu, dass kommunistische Parteimitglieder unter den repatriierungsunwilligen Kriegsgefangenen agitierten, um sie zur Rückkehr zu bewegen. Die von der sowjetischen Führung nach dem Tod Stalins eingeleitete kurze Entspannungsphase trug ebenso zum Erfolg der Verhandlungen bei.[12]

Kriegsopfer

Der Krieg forderte nach Schätzungen bis zu drei Millionen Menschenleben unter der Zivilbevölkerung. Circa 40.000 UN-Soldaten (davon 36.000 Amerikaner), 500.000 koreanische und 400.000 chinesische Soldaten (nach offiziellen chinesischen Angaben: 183.108 chinesische Soldaten und Offiziere[13]) starben bei Kampfhandlungen.[14]

450.000 Tonnen an Bomben wurden vor allem von der US Air Force abgeworfen, darunter allein zwischen Juni und Ende Oktober 1950 insgesamt 3.281.270 Liter Napalm. Dies ist ein Vielfaches der (später) im Vietnamkrieg eingesetzten Menge und war wesentlich verheerender, da in Nordkorea mehr Ballungszentren mit größerer Bevölkerungsdichte und mehr Industrie als später in Vietnam existierten. Dem Historiker Conrad Crane zufolge waren zu Beginn der Waffenstillstandsverhandlungen neben den großen Infrastrukturanlagen wie Stauseen 18 der 22 größten nordkoreanischen Städte wenigstens zur Hälfte dem Erdboden gleich gemacht worden. General William Dean, der seit dem Juli 1950, nach der Schlacht von Daejeon, nordkoreanischer Kriegsgefangener gewesen war, erinnerte sich an die meisten nordkoreanischen Städte und Dörfer später als „Ruinen oder verschneite, leere Flächen”; fast jeder, der ihm begegnet sei, habe Angehörige im Bombenkrieg verloren.

Toter Soldat der chinesischen Armee (1951)

Die zahlreichen Toten fielen nicht immer regulären Kriegshandlungen zum Opfer. Von beiden Seiten wurden in verschiedenen Fällen Kriegsverbrechen begangen. Die Südkoreaner führten, unter amerikanischem Oberkommando stehend, einen rücksichtslosen Kampf gegen alles, was in irgendeiner Form mit dem Kommunismus in Verbindung gebracht werden konnte. So gibt es viele dokumentierte Berichte über Massenhinrichtungen von Mitgliedern oder ehemaligen Mitgliedern der kommunistischen Partei oder dieser nahestehenden Gruppierungen. Nach amerikanischen amtlichen Dokumenten beläuft sich die Zahl der Ermordeten auf etwa 300.000 Personen. Dabei waren viele Menschen nur aus der Not heraus den Kommunisten beigetreten – diese verteilten, um Unterstützer zu werben, Nahrungsmittel an alle neuen Mitglieder und Aktivisten, so dass gerade in den weitgehend zerstörten Gebieten und bei den häufig wechselnden „Besatzern“ die Sicherung des Überlebens einer Familie von der Mitgliedschaft in derartigen Gruppierungen abhing. Die nordkoreanischen Streitkräfte, ihre chinesischen Verbündeten und verschiedene paramilitärische kommunistische Gruppen, die im gesamten Land operierten, schreckten vor Morden an Flüchtlingen oder Regimekritikern und -gegnern nicht zurück und praktizierten vielerorts eine Politik der verbrannten Erde.

Ein dokumentiertes Kriegsverbrechen der US-Armee war am 26. Juli 1950 das Massaker von Nogeun-ri. Dort hatten sich amerikanische Soldaten in Erwartung der nordkoreanischen Armee eingegraben. Bevor jedoch die kommunistischen Kämpfer das Dorf erreichten, ergoss sich ein Strom von Flüchtlingen, die vor den Kämpfen flüchteten, über den Flecken. Die US-Soldaten, die auch infiltrierende Guerilleros unter den Flüchtlingen befürchteten, eröffneten das Feuer und töteten rund 400 Zivilisten. Bis ins Jahr 2001 wies die Regierung der USA jeglichen Vorwurf eines Kriegsverbrechens zurück.[15][16]

Von den 50.000 Kriegsgefangenen, die die USA machten, wollten nach Kriegsende nur die Hälfte wieder nach Nordkorea oder China zurück. Der südkoreanische Staatschef Syngman Rhee entließ ohne Wissen seiner Alliierten noch kurz vor Kriegsende 26.000 chinesische Kriegsgefangene als Zivilisten, die sich geweigert hatten in die Volksrepublik zurückzukehren.[17] Die nordkoreanischen Gefangenen, die die Rückkehr verweigerten, fingen meist ein neues Leben in Südkorea an, während viele Chinesen nach Taiwan übersiedelten.

Folgen

Der Koreakrieg hat die Teilung des Landes auf Jahrzehnte hinaus gefestigt. An der demilitarisierten Zone stehen sich auch im Jahr 2011 noch über eine Million Soldaten gegenüber. Am 4. Oktober 2007 wurde jedoch bei einem historischen Gipfeltreffen zwischen beiden Staaten eine Friedenserklärung unterschrieben. Beide Staatschefs riefen in der Erklärung zu Frieden, Wohlstand und engerer Wirtschaftszusammenarbeit auf der koreanischen Halbinsel auf. Dies ist die bislang deutlichste Bewegung zu einem Friedensvertrag. Eine Wiedervereinigung ist aber immer noch nicht in Sicht.

Grenze Nordkorea-Südkorea bei Panmunjeom

Im Norden konnte die kommunistische Führung ihre Macht trotz oder gerade wegen zunehmender wirtschaftlicher Probleme bis heute behaupten. Obwohl dieser Teil des Landes in einer besseren Ausgangslage war als der Süden, ist er heute ein verarmtes Entwicklungsland, in dem ein großer Teil der Bevölkerung dauerhaft unterernährt ist. Die Wirtschaft ist deutlich auf das Militär ausgerichtet, Nordkorea ist mit großem Abstand das Land, das – gemessen am Bruttoinlandsprodukt – die höchsten Militärausgaben hat.

In Südkorea bekam die zunehmend undemokratische Führung die Probleme des Landes kaum in den Griff. Kurz nachdem die Südkoreaner Rhee Syng-man aus dem Präsidentensitz vertrieben hatten, putschte sich jedoch unter Park Chung-hee das Militär an die Macht. Obwohl die Bürgerrechte in dieser Zeit stark beschnitten wurden, gelang es unter der Militärdiktatur, der Wirtschaft zu einem starken Aufstieg zu verhelfen. 1990 wurde die Verfassung schließlich zugunsten einer Demokratie geändert. Heute ist Südkorea ein nach westlichen Maßstäben stabiles und demokratisches Land, das 2005 das zehntgrößte Bruttoinlandsprodukt weltweit erwirtschaftete.

Auch für die Verbündeten China und Sowjetunion sollte der Koreakrieg Folgen haben. Die Sowjetunion hatte Chinas Einmarsch in Korea mit großzügigen Krediten unterstützt, die China – selbst durch Jahrzehnte von Bürgerkrieg und japanischem Einfall gebeutelt – nun zurückzuzahlen hatte. China fühlte sich von seinem Verbündeten im Stich gelassen. Zusammen mit Rangeleien um die Vorherrschaft im Ostblock und einem militärischen Zusammenstoß an der chinesisch-sowjetischen Grenze führte dies 1965 zum Bruch zwischen Moskau und Peking.

Literatur

  • Bruce E. Bechtol: Paradigmenwandel des Kalten Krieges: Der Koreakrieg 1950–1953. In: Bernd Greiner, Christian Th. Müller, Dierk Walter (Hrsg.): Heiße Kriege im Kalten Krieg. Hamburg 2006, ISBN 3-936096-61-9, S. 141–166. (Rezension von H. Hoff, Rezension von I. Küpeli)
  • Clay Blair: The Forgotten War: America in Korea, 1950–1953. Times Books, 1987.
  • Fehrenbach, T.R.: This kind of war. A study in unpreparedness. Macmillan Company, New York 1963.
  • Michael Bothe: Streitkräfte internationaler Organisationen, Zugleich ein Beitrag zu völkerrechtlichen Grundfragen der Anwesenheit fremder Truppen. Heymanns, Köln 1968, S. 61–69 (Die Korea-Aktion).
  • Bruce Cumings: The Origins of the Korean War – Bd. 1: Liberation and the Emergence of Separate Regimes, 1945–1947, Yuksabipyungsa 2004, ISBN 89-7696-612-0; Bd. 2: The Roaring of the Cataract, 1947–1950. Princeton University Press, 1992, ISBN 0-691-02538-X.
  • Allan R. Millett: Korean War: The Essential Bibliography (Essential Bibliographies). Potomac Books, 2007, ISBN 1-57488-976-1.
  • Rolf Steininger: Der vergessene Krieg. Olzog, München 2006, ISBN 3-7892-8175-1.
  • Jörg Friedrich: Yalu. An den Ufern des Dritten Weltkrieges. Propyläen, München 2007, ISBN 978-3-549-07338-4.

Filme

Siehe: Liste der Kriegsfilme, die den Koreakrieg behandeln.

Weblinks

Wiktionary Wiktionary: Koreakrieg – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
 Commons: Koreakrieg – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Rolf Steininger: Der vergessene Krieg, Korea 1950–1953. Olzog Verlag, München 2006. ISBN 978-3-7892-8175-4
  2. Rolf Steininger: Korea 1950–1953. München 2006. ISBN 978-3-7892-8175-4
  3. Süddeutsche Zeitung: [1], 14. Juli 2011
  4. Diego F. Zampini: Rote Asse über Nordkorea, Fliegerrevue Extra Nr. 22, September 2008
  5. Kölner Stadt-Anzeiger vom 22. Juni 2010: Die Chronologie des Koreakriegs. Abgerufen am 18. Oktober 2011.
  6. Theo Sommer: Überfall im Morgengrauen in: Die Zeit, Ausgabe 26/2000, abgefragt am 24. Oktober 2010
  7. Kaufkraft Index Deutschland seit 1949: Kaufkraft Index Deutschland seit 1949
  8. Waffenstillstandsankommen, Artikel 1, Abs. 4-9
  9. Waffenstillstandsabkommen, Artikel 2, Abs. 13(c-d)
  10. Waffenstillstandsabkommen, Artikel 2, Abs. 13(j), Artikel 3, Abs. 51(b)
  11. Friedensfördernde Einsätze im Ausland - SWISSINT > NNSC (Korea) > Factsheet. Schweizerische Eidgenossenschaft, abgerufen am 21. Juni 2010.
  12. John Spanier: American Foreign Policy Since WWII. New York 1966 S. 108f
  13. 180,000 Chinese volunteers died in Korean War Xinhua/China Daily, 27. Oktober 2010.
  14. North Korean Democide: Sources, Calculations and Estimates. Rudolph Joseph Rummel, abgerufen am 11. Februar 2010 (englisch, Übersichtstabelle mit diversen Schätzungen, es wurden bevorzugt die Daten der amerikanischen Joint Chiefs of Staff und des südkoreanischen Verteidigungsministeriums verwendet).
  15. Der Spiegel 25. Juli 2006: US-Kriegsverbrechen in Korea: „Wir haben sie einfach umgelegt“
  16. Das Erste/WDR/rbb 29. März 2007: Das Massaker von No Gun Ri
  17. John Spanier: American Foreign Policy Since World War II, New York 1966 S. 108

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