Kragenbär

Kragenbär
Kragenbär
Ursus thibetanus 3 (Wroclaw zoo).JPG

Kragenbär (Ursus thibetanus)

Systematik
Ordnung: Raubtiere (Carnivora)
Überfamilie: Hundeartige (Canoidea)
Familie: Bären (Ursidae)
Gattung: Ursus
Art: Kragenbär
Wissenschaftlicher Name
Ursus thibetanus
Cuvier, 1823

Der Kragenbär, Asiatische Schwarzbär oder Mondbär (Ursus thibetanus) ist eine Raubtierart aus der Familie der Bären (Ursidae). Er ist ein enger Verwandter des Amerikanischen Schwarzbären. Wie sein Name schon andeutet, ist er in Asien beheimatet.

Inhaltsverzeichnis

Merkmale

Im Gegensatz zum Amerikanischen Schwarzbären, der oft in verschiedenen Brauntönen gefärbt sein kann, ist der Asiatische Schwarzbär meist schwarz gefärbt; bräunliche Exemplare sind sehr selten. Auffälliges Kennzeichen ist eine sichelförmige weiße Fellfärbung auf der Brust, welche ihm den Namen Mondbär verleiht. Den Namen Kragenbär verdankt er den stark verlängerten Haaren im Bereich des Halses. Diese Tiere haben den üblichen kräftigen Körperbau der Bären, der Kopf ist groß und rund und mit kleinen Augen versehen. Die Ohren sind groß und stehen relativ weit auseinander. Die annähernd gleich langen Gliedmaßen sind kräftig, alle Füße tragen fünf Krallen. Wie alle Bären ist der Asiatische Schwarzbär ein Sohlengänger. Die Kopfrumpflänge dieser Tiere beträgt 120 bis 180 Zentimeter, der Schwanz ist ein 6 bis 10 Zentimeter langer Stummel. Männchen und Weibchen unterscheiden sich deutlich im Gewicht. Während männliche Tiere 110 bis 150 Kilogramm erreichen, wiegen weibliche Tiere nur 65 bis 90 Kilogramm.

Verbreitung und Lebensraum

Verbreitungsgebiet des asiatischen Schwarzbären

Der Asiatische Schwarzbär hat ein weites Verbreitungsgebiet über Süd- und Ostasien. Im Westen reicht sein Verbreitungsgebiet bis Afghanistan und den südwestlichen Iran, er bewohnt auch die Himalaya-Region und große Teile Südostasiens, große Teile Chinas einschließlich vorgelagerter Inseln Hainan und Taiwan, den äußersten Südosten Sibiriens, Korea und Japan mit Ausnahme der Insel Hokkaidō. Sein Lebensraum sind vorwiegend Wälder, sowohl gemäßigte Laubwälder als auch tropische Regenwälder. Im Sommer leben sie in Höhenlagen von bis zu 3600 Meter, im Winter wandern sie in tiefergelegene Gebiete.

Lebensweise

Aktivitätszeiten und Sozialverhalten

Asiatische Schwarzbären können sowohl tag- als auch nachtaktiv sein. Sie sind zwar eher bei Nacht unterwegs, in Zeiten mit erhöhtem Nahrungsbedarf auch tagsüber. Sie bewegen sich meist auf allen Vieren am Boden fort, können sich aber auf die Hinterbeine aufrichten, um an Nahrung zu gelangen. Sie können gut klettern und ausgezeichnet schwimmen.

Im überwiegenden Teil ihres Verbreitungsgebietes, aber nicht im Süden, halten sie eine Winterruhe. Dazu fressen sie sich im Spätsommer und Herbst einen Fettvorrat an und ziehen sich in einen Bau zurück. Während Atemfrequenz und Herzschlag deutlich zurückgehen, sinkt die Körpertemperatur nur leicht, sodass man nicht von einem echten Winterschlaf, sondern nur von einer Winterruhe spricht. Außerdem sind sie leicht aufzuwecken und begeben sich bei wärmeren Perioden zwischendurch auf Nahrungssuche.

Asiatische Schwarzbären sind außerhalb der Paarungszeit Einzelgänger. Ihre Reviergröße variiert stark je nach Nahrungsangebot, ist aber deutlich kleiner als die der Braunbären.

Ernährung

Kragenbären sind Allesfresser, ernähren sich aber hauptsächlich von Pflanzen. Sie suchen nach Nüssen, Eicheln, Beeren und Obst. Daneben fressen sie Insekten und deren Larven und kleinere Wirbeltiere. Manchmal verzehren sie auch Aas und größere Wirbeltiere wie zum Beispiel Wasserbüffel, die sie töten, indem sie ihnen den Nacken brechen. Manchmal erlegen sie auch Weidetiere.

Eine ungewöhnliche Jagdmethode wurde bei Tieren im Himalaya beobachtet. Dabei lassen sich die Tiere oberhalb von Herden mit Kaschmirhirschen den Hang hinabrollen. Da im Fell der Kragenbären der Schnee haften bleibt, erkennen die Hirsche nicht die Gefahr, die in Form einer harmlos aussehenden Schneekugel auf sie zurollt.[1]

Fortpflanzung

Kragenbären im Zoo von Gangtok

Die Paarungszeit unterscheidet sich deutlich je nach Region, in Sibirien findet sie im Juni oder Juli statt, in Pakistan im Oktober. Die Geburten fallen trotzdem überall in die Monate Februar bis März. Der Grund für die scheinbar längere Tragzeit im Norden ist die verzögerte Einnistung, die auch bei anderen Bären beobachtet werden kann: Die befruchtete Eizelle hält sich oft monatelang im Uterus auf, bevor sie sich einnistet. Die Wurfgröße beträgt meist zwei Jungtiere, diese sind wie bei allen Bären ausgesprochen klein und wiegen nur rund 300 bis 450 Gramm. Nach einer Woche öffnen sie die Augen, und nach rund drei Monaten werden sie entwöhnt, bleiben aber noch zwei bis drei Jahre bei der Mutter. Die Geschlechtsreife erreichen sie mit etwa drei Jahren. Über die Lebenserwartung ist wenig bekannt, das Höchstalter eines Tieres in menschlicher Obhut betrug 36 Jahre.

Mensch und Asiatischer Schwarzbär

Bärengalle (Gallenflüssigkeit)

Vielen Schwarzbären wird zum Verhängnis, dass in der chinesischen Volksmedizin seit 3000 Jahren ihrer Gallenflüssigkeit (Bärengalle) eine heilsame Wirkung zugeschrieben wird. Der Wirkstoff ist die Ursodeoxycholsäure (UDCA), die seit 1955 auch im Labor hergestellt werden kann. Deshalb gibt es in China, Vietnam und Korea seit etwa 1970 Bärenfarmen, in denen die Bären in engen Käfigen bewegungsunfähig eingesperrt sind. Über einen Katheter werden ihnen täglich bis zu 100 ml Gallenflüssigkeit entnommen. Etwa 10.000 Kragenbären sollen so gehalten werden, manche sind bereits seit mehr als 20 Jahren in den Käfigen eingesperrt. Über 100 US-Dollar kosten wenige Gramm Bärengalle. Aus der gewonnenen Galle wird auch ein Wein hergestellt, der chinesische „bear gall wine“.

Diese Verfahrensweise ist ganz besonders von Tierschützern attackiert worden. Inzwischen gibt es in China Organisationen wie die Animals Asia Foundation, die sich die Befreiung der Kragenbären zur Aufgabe gemacht haben. In den letzten Jahren wurden über 200 Kragenbären befreit. Sie benötigen allerdings nach einer solchen Befreiung intensive medizinische Betreuung, da die Muskeln durch den Bewegungsmangel atrophieren und das Verhalten gestört ist. Vielen Bären fehlen Gliedmaßen, einige sind hirngeschädigt. Ein Großteil der befreiten Bären sterben über kurz oder lang an Leberkrebs, verursacht durch das jahrelange Galleabzapfen.

Bedrohung in freier Natur

In freier Natur zählen die Zerstörung ihres Lebensraums und die Bejagung zu den Hauptgefahren. Gründe für die Jagd sind einerseits der Jagdsport, andererseits die Sicht des Kragenbären als Nahrungskonkurrenten, der Weidetiere reißt und manchmal auch Menschen angreift. Auch werden viele Tiere gewildert, um an die Gallenflüssigkeit zu gelangen. In Teilen ihres Verbreitungsgebietes (Pakistan, Bangladesch, Korea) stehen sie am Rand der Ausrottung. Insgesamt listet die IUCN den Asiatischen Schwarzbären als gefährdet (vulnerable).

Gefährdung des Menschen

Gelegentlich wird von Angriffen auf Menschen berichtet, allerdings gelten Asiatische Schwarzbären als weniger aggressiv als beispielsweise Braunbären. Vereinzelte Todesfälle sind bekannt geworden, dürften aber meist auf Provokationen zurückzuführen sein.

Systematik

Schwestertaxon des Asiatischen Schwarzbären ist der Amerikanische Schwarzbär, der in seinem Äußeren und seiner Lebensweise große Parallelen zu ihm aufweist. Zusammen mit einigen anderen Arten wie dem Braun- und dem Eisbär bilden sie die Gattung Ursus innerhalb der Bären (Ursidae).

Unterarten

Folgende Unterarten des Asiatischen Schwarzbären werden unterschieden:

Literatur

  • Ronald M. Nowak: Walker’s mammals of the world. 6. Auflage. Johns Hopkins University Press, Baltimore 1999, ISBN 0-8018-5789-9. 

Weblinks

Quellen

  1. Sebastian Herrmann: Zehn Dinge die sie noch nicht wissen über: Verbrechen. In: Süddeutsche Zeitung. 24. Juli 2009, ISSN 0174-4917, S. 16.

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