Kranichfeld

Kranichfeld
Wappen Deutschlandkarte
Wappen der Stadt Kranichfeld
Kranichfeld
Deutschlandkarte, Position der Stadt Kranichfeld hervorgehoben
50.8511.2301
Basisdaten
Bundesland: Thüringen
Landkreis: Weimarer Land
Verwaltungs-
gemeinschaft:
Kranichfeld
Höhe: 301 m ü. NN
Fläche: 23,08 km²
Einwohner:

3.535 (31. Dez. 2010)[1]

Bevölkerungsdichte: 153 Einwohner je km²
Postleitzahlen: 99446–99448
Vorwahl: 036450
Kfz-Kennzeichen: AP
Gemeindeschlüssel: 16 0 71 046
Stadtgliederung: 3 Stadtteile
Adresse der
Stadtverwaltung:
Alexanderstraße 7
99448 Kranichfeld
Webpräsenz: www.kranichfeld.de
Bürgermeister: Wolf-Ludger Schlotzhauer (FDP)
Lage der Stadt Kranichfeld im Landkreis Weimarer Land
Mönchenholzhausen Nohra Nauendorf Vollersroda Hetschburg Frankendorf Nirmsdorf Ködderitzsch Ettersburg Daasdorf a. Berge Kleinobringen Rannstedt Niederreißen Obertrebra Ballstedt Rohrbach Heichelheim Hammerstedt Isseroda Oettern Eberstedt Ramsla Kleinschwabhausen Wiegendorf Kiliansroda Wohlsborn Flurstedt Mechelroda Mattstedt Sachsenhausen Ottstedt a. Berge Oberreißen Niederroßla Reisdorf Leutenthal Kapellendorf Bechstedtstraß Großheringen Lehnstedt Schwerstedt Willerstedt Umpferstedt Buchfart Wickerstedt Großobringen Döbritschen Rittersdorf Hohenfelden Neumark Auerstedt Hopfgarten Liebstedt Gebstedt Niedertrebra Troistedt Krautheim Vippachedelhausen Tonndorf Bad Sulza Schmiedehausen Kromsdorf Pfiffelbach Großschwabhausen Niederzimmern Mellingen Klettbach Oßmannstedt Nohra Mönchenholzhausen Berlstedt Buttelstedt Magdala Kranichfeld Saaleplatte Apolda Bad Berka BlankenhainKarte
Über dieses Bild

Kranichfeld ist eine Kleinstadt im Mittleren Ilmtal im Süden des Landkreises Weimarer Land und Sitz der gleichnamigen Verwaltungsgemeinschaft.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Kranichfeld liegt im bewaldeten Hügelland der Ilm-Saale-Platte in einem Talkessel der Ilm, die mittlere Höhenlage beträgt ca. 300 Meter ü. NN.

Der Ort besteht aus der Kernstadt Kranichfeld und den separat liegenden Ortsteilen Stedten an der Ilm und Barchfeld (Ilm). Am 1. Januar 1976 wurde die damalige Gemeinde Stedten/Ilmtal in die Gemeinde Barchfeld a. d. Ilm eingegliedert, die wiederum am 9. April 1994 in die Stadt Kranichfeld eingemeindet wurde.[2]

Wappen

Das Wappen zeigt auf weißem (heraldisch: silbernen) Grund auf grünem Feld (Blattwerk) stehend einen gelben (heraldisch: goldenen) Kranich, einen Stein in der erhobenen rechten Kralle haltend, über dem Kranich eine blaue Wolke, aus der eine Hand mit rotem Ärmel einen grünen Palmenzweig reicht, darunter in schwarz die Jahreszahl 1650.

In der Stadtgeschichte waren lange Zeit auch Wappen gebräuchlich, die nur den Kranich mit Stein zeigten. Bis in die 1980er-Jahre zeigte das Wappen auf weißem Grund einen hinter sich sehenden (heraldisch: widersehenden) gelben Kranich mit schwarzem Schweif, einen Stein in der erhobenen rechten Kralle haltend. Das Wappen zeigte kein grünes Feld unter dem Kranich, keine Wolke mit Arm und Palmenzweig und keine Jahreszahl 1650. Eine ältere Version bis in die 1920-Jahre war mit grünem Feld und rein goldenem Kranich versehen.

  • Heraldische Beschreibung:
In Silber auf grünem Feld im Schildfuß stehend ein goldener Kranich (nicht widersehend, wie auf älteren Wappen), einen Stein in der erhobenen rechten Kralle haltend, im Schildhaupt rechts eine blaue Wolke, aus der eine Hand mit rotem Ärmel einen grünen Palmenzweig reicht, darunter rechts in schwarz die Jahreszahl 1650. In der Heraldik werden Wappen stets vom Träger aus (von hinten) gesehen. Die Jahreszahl bedeutet die Erteilung des Stadtrechts.

Geschichte

Nach W. Kahl wurde Kranichfeld urkundlich 842–856 ersterwähnt.[3]

Kranichfeld hat eine interessante Burgengeschichte. Das ist wohl auch ein Grund für die frühe Ersterwähnung des Ortes. Fünf befestigte Anlagen (Burgen und Schlösser) sind nachgewiesen:[4][5].

  • Die Enzenburg, auch Weißenburg genannt, war eine Motte auf einer Landzunge eines verlandeten Sees.
  • Burgstelle Neues Mahl, eine Motte, zu der keine schriftlichen Unterlagen vorliegen. Der Burghügel ist aber bekannt.
  • Von der Burgstelle Schleussenburg sind keine geschichtlichen Unterlagen bekannt. Es war eine ältere Fluchtburg. In ihr soll der Ort Schleusdorf gelegen haben.
  • Dem Oberschloss ging eine Burgstelle voraus, die den Flussübergang der Ilm überwachte. 1143 und 1152 werden erstmals Herren von Kranichfeld erwähnt. Nach 1172 wurde die Oberburg erbaut. Nach dem Aussterben der Grafen kam die Burg 1389 an die Burggrafen Kirchberg, die 1398 die wettinische Landeshoheit annahmen. 1550 erfolgte der Umbau zum Schloss.
  • Das Niederschloss war die Niederburg und wurde im 12. Jahrhundert erstmals erwähnt. Sie war zweigeteilt in den Planhof und in das Judendorf. 1233 besaß der Mainzer Bischof die Lehnshoheit. Sie war als Pfand in Besitz der Schwarzburger, 1412 waren die Kirchberger und 1455 die Grafen von Gleichen-Blankenhain im Besitz der Veste. Durch mehrere Umbauten im 19. und 20. Jahrhundert nahm das Schloss das jetzige Aussehen an. Die älteste Erwähnung stammt von 1143, als Sitz einer Seitenlinie der Grafen von Käfernburg-Schwarzburg, die ihren Besitz 1172 teilten.

Die Kranichfelder Oberherrschaft ging 1380 an die Grafen von Kirchberg, 1398 an die Wettiner, 1453 an die Reußen und gehörte ab 1615 bis 1920 verschiedenen thüringischen Fürstentümern. 1650 erhielt der Ort das Stadtrecht. Die Unterherrschaft gehörte den Grafen zu Schwarzburg, ab 1803 Preußen, ab 1815 Sachsen-Weimar-Eisenach und ab 1912 Sachsen-Meiningen. Trotz herrschaftlicher Teilung bildete Kranichfeld aber stets eine Gemeinde. 1830 hatte es 1300 Einwohner, 1888 erhielt es Eisenbahnanschluss.

Wirtschaft

Größtes Unternehmen in Kranichfeld ist die Neumann Bauelemente GmbH mit 90 Mitarbeitern (2007).

Verkehr

Kranichfeld liegt an der B 87 Ilmenau – Bad Berka – Weimar. Weitere Straßen sind die Landesstraße LIO52 nach Erfurt, zur A 4 und zum Stausee Hohenfelden sowie die Kreisstraße nach Teichel.

Seit 1888 hat Kranichfeld einen Bahnanschluss an der 25 Kilometer langen Ilmbahn nach Weimar. Die Ilmbahn endet in Kranichfeld. Planungen, sie bis nach Stadtilm zur Bahnstrecke Arnstadt–Saalfeld zu verlängern, wurden nicht realisiert.

Öffentliche Einrichtungen

Bildungseinrichtungen

  • Grundschule Anna Sophia
  • Regelschule Anna Sophia
  • Drei Kindergärten (zwei in Kranichfeld, einer in Stedten an der Ilm)

Ämter

Städtepartnerschaften

Stadtgliederung

Zur Gemeinde Kranichfeld gehören neben der Stadt im engeren Sinne noch die auswärtigen Ortsteile Stedten an der Ilm und Barchfeld (Ilm), die 9. April 1994 eingemeindet wurden. Eine weitere administrative Gliederung besteht nicht.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Oberschloss Kranichfeld
Eine Gedenktafel am Eingang erinnert an die KZ-Opfer
Blick ins Ilmtal mit der Niederburg
Stadtkirche
Niederburg
  • Das Oberschloss ist ein Frührenaissancebau von 1530 mit älteren Vorgängern aus dem 12. Jahrhundert. 1934 brannte es aus. Der letzte Besitzer schenkte die Burg auf Grund von Überschuldung 1941 dem „Reichsführer SSHeinrich Himmler, der die Ruine zu einer SS-Kultstätte und Führerschule ausbauen wollte. Hunderte Häftlinge des KZ Buchenwald wurden in diesen Jahren unter katastrophalen Bedingungen und dem Terror der SS zu diesen Zwangsarbeiten abkommandiert, bei denen mehr als 100 Häftlinge ihr Leben verloren, wie eine Gedenktafel im Burghof berichtet. Nach dem Krieg war das Schloss dem Verfall preisgegeben. 1970 drohte der Abriss.[6] 1981 bildete sich ein Förderkreis zur Rettung des Schlosses. Von 1986 bis 2001 wurde die Ruine gesichert und teilweise saniert. Das Schloss wurde 1994 von der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten übernommen. Heute beherbergt die Anlage ein Museum zur Schlossgeschichte. Das Torhaus entstand 1906 nach einem Entwurf des Architekten Bodo Ebhardt.
  • Die Niederburg, erstmals erwähnt 1233, verdankt ihre heutige Gestalt einem Umbau von 1906. In unmittelbarer Umgebung gibt es eine Freilichtbühne.
  • Die Michaelis-Kirche ist ein 1496 bis 1499 errichteter spätgotischer Bau. Sie ist evangelische Pfarrkirche für Kranichfeld und Stedten an der Ilm

Gedenkstätten

  • Auf dem Ortsfriedhof erinnert eine Gedenkanlage mit Denkmal an 26 umgekommene Zwangsarbeiter verschiedener Nationalität, von denen zehn namentlich genannt werden.
  • Seit 1984 erinnert eine Stele in der Parkanlage Dr.-Salvador-Allende-Straße an die Opfer eines Todesmarsches von Häftlingen des KZ Buchenwald, die im Frühjahr 1945 durch den Ort getrieben wurden.

Museen

  • Dauerausstellung zum Leben von Rudolf Baumbach und wechselnde Ausstellungen zu regionalbezogenen Themen im Baumbachhaus
  • Ausstellung zur Geschichte des Oberschlosses und der Stadt im Oberschloss

Regelmäßige Veranstaltungen

  • Rosenfest jährlich im Sommer (meist Juni) mit Festumzug und Veranstaltungen auf der Freilichtbühne Niederburg und anderen Veranstaltungsorten (Oberschloss, Anger), zweijährlich in Verbindung mit dem Thüringer Tanzfest
  • Mittelalterfest jährlich zu Pfingsten auf dem Oberschloss
  • Konzerte und Opernaufführungen im Sommer auf der Freilichtbühne Niederburg

Freizeit- und Sportanlagen

  • Stadion (Fußball, Feldhandball, Leichtathletik) mit Kegelbahn
  • Eine auch für Kulturveranstaltungen nutzbare Sporthalle (Dreifelderhalle)
  • Baumbachhaus mit Bücherei, Museum und Veranstaltungsräumen.

Kranichfeld liegt am 124 Kilometer langen Ilmtal-Radweg.

Persönlichkeiten

Ehrenbürger

Für sein Engagement zum Erhalt des Baumbachhauses in Kranichfeld erhielt im September 2006 Walter Scheel die Ehrenbürgerwürde der Stadt.

Söhne und Töchter der Stadt

Einzelnachweise

  1. Thüringer Landesamt für Statistik – Bevölkerung nach Gemeinden, erfüllenden Gemeinden und Verwaltungsgemeinschaften (Hilfe dazu)
  2. Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern, Verlag Metzler-Poeschel, Stuttgart, 1995, ISBN 3-8246-0321-7, Herausgeber: Statistisches Bundesamt
  3. W. Kahl: Ersterwähnung Thüringer Städte und Dörfer bis 1399. Verlag Rockstuhl, Bad Langensalza 2001, ISBN 3-934748-58-9, S. 36.
  4. M. Köhler: Thüringer Burgen und befestigte vor-und frühgeschichtliche Wohnplätze. Jenzig Verlag, Jena 2001, ISBN 3-910141-43-9, S. 164-165.
  5. Th. Bienert: Mittelalterliche Burgen in Thüringen. Wartberg Verlag, 2000, ISBN 3-86134-631-1, S. 349-353.
  6. Franziska Nössig: Schlichte, wehrhafte Residenz. Thüringische Landeszeitung, 5. Februar 2011

Literatur

  • Renate und Otto Hahn: 350 Jahre Stadt Kranichfeld, die Dörfer der Umgebung und die Welt. Kranichfeld 2001.
  • Beate Becker u. a.: Gesichter aus der Kranichfelder Vergangenheit. Herausgegeben vom Förderverein Baumbachhaus, Kranichfeld 2002.
  • Georg Thielmann: Die Ilmtalbahn. Wachsenburgverlag, Arnstadt 2003, ISBN 3-935795-06-8.

Weblinks

 Commons: Kranichfeld – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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