Kraszewskimuseum

Kraszewskimuseum

Das Kraszewski-Museum ist ein Literaturmuseum in Dresden, das dem polnischen Schriftsteller, Maler, Historiker und Komponisten Józef Ignacy Kraszewski gewidmet ist. Es wurde in dem Gebäude eingerichtet, das er in einem Teil seiner über 20-jährigen Dresdner Exilzeit bewohnte, und gehört zu den Städtischen Museen Dresden.

Die Besonderheit des Kraszewski-Museums ist seine Binationalität. Mittlerweile ist es ein lebendiger Ort deutsch-polnischer Begegnungen. Die Ausstellungen sind in beiden Sprachen konzipiert; zum Museum gehört außerdem eine Bibliothek mit polnischsprachigen Büchern. Das Museum pflegt enge Kontakte zur „Deutsch-Polnischen Gesellschaft Sachsen“ und zur „Vereinigung der Polen in Sachsen und Thüringen“.

Inhaltsverzeichnis

Standort

Das Museum befindet sich in einer Dresdner Villa am Rande des Stadtteils Radeberger Vorstadt, eines Teils der Neustadt etwas nordöstlich des Zentrums der sächsischen Landeshauptstadt. Südlich des Museums verläuft die Nordstraße, nördlich davon die Jägerstraße. Im Westen wird das Museumsgrundstück direkt von der Prießnitz begrenzt, die nur unweit nördlich aus der Dresdner Heide in die Neustadt übertritt. Die am anderen Flussufer liegende Prießnitzstraße gehört bereits zur Äußeren Neustadt.

Weitere Dresdner Museen in der Umgebung sind das Militärhistorische Museum der Bundeswehr, das Puppenmuseum Dresden und die Gedenkstätte Bautzner Straße.

Dauerausstellung

Die Dauerausstellung des Museums wurde vom Adam-Mickiewicz-Museum Warschau in deutscher und polnischer Sprache konzipiert und stellt in weiten Teilen dessen Dauerleihgabe dar. Sie ist in zwei Abteilungen untergliedert.

Die erste Abteilung konzentriert sich auf Stationen aus Kraszewskis Leben. Nach dem Vorbild des Zeitgeschmacks der Mitte des 19. Jahrhunderts wurden seine früheren Wohnräume in dem Haus nachgestaltet und mit Porträts von Kraszewski und anderen polnischen Persönlichkeiten versehen. Auch sein Arbeitszimmer wurde rekonstruiert und enthält originale Belege seines literarischen, musikalischen und zeichnerischen Schaffens, darunter Gemälde und Grafiken, sowie seiner Sammelleidenschaft. Hierbei wird auch auf die Ziele Kraszewskis aufmerksam gemacht, nämlich die Aufarbeitung der polnischen Geschichte und die Überwindung der polnischen Teilung.

Daneben werden die vielfältigen geistig-kulturellen und politischen Beziehungen zwischen Sachsen und Polen beschrieben, die in der Vergangenheit eine große Rolle spielten. So stellten die Albertiner, das sächsische Herrscherhaus, mit August dem Starken und dessen Sohn im frühen 18. Jahrhundert zwei polnische Könige in Personalunion. Auch Kraszewski hatte sich zu seinen Lebzeiten ausgiebig dieser Thematik gewidmet und neben der Sachsentrilogie, von deren Manuskript eine Kopie im Museum ausgestellt ist, auch mehrere Werke über August den Starken geschrieben. Die Räume sind daher auch mit Porträts der beiden sächsisch-polnischen Herrscher sowie der Gräfin Cosel ausgestattet.

Eine zweite Abteilung thematisiert Dresden als Zufluchtsort für polnische Emigranten, zum Beispiel nach dem Kościuszko-Aufstand 1794, dem Novemberaufstand 1830/31 und dem Januaraufstand 1863/64. Sie erinnert unter anderem an die Aufenthalte Tadeusz Kościuszkos und Adam Mickiewiczs, der in Dresden den dritten Teil seines Dramas Totenfeier schrieb.

Sonderausstellungen und Veranstaltungen

Teil des Museums sind auch Wechselausstellungen, die andere bedeutende polnische Persönlichkeiten und Ereignisse sowie das polnische Leben in der Gegenwart behandeln. Zum Programm gehören außerdem regelmäßige literarische Lesungen, Vorträge zu verschiedenen Themen, Buchpräsentationen und Podiumsdiskussionen sowie Kammermusikabende. Bei entsprechendem Wetter können diese kleinen Konzerte auch im Garten stattfinden. Führungen werden ebenfalls angeboten. Im Gebäude besteht auch eine Gästewohnung.

Bibliothek

Das Kraszewski-Museum verfügt über eine kleine Museumsbibliothek mit einem Lesecafé. Sie umfasst über 500 Bände in polnischer Sprache. Mehr als 300 von ihnen sind der originalsprachigen polnischen Literatur des 20. Jahrhunderts zuzuordnen und wurden in der DDR-Zeit an den Bestand angegliedert, darunter auch erst nach 1900 erschienene Werke von Mickiewicz, Chopin, Norwid, Prus, Sienkiewicz und Słowacki. Insgesamt 120 der Titel in der Bibliothek wurden im 19. Jahrhundert gedruckt. Allein 170 Werke stammen von Kraszewski. Einige weitere, vorwiegend Schriften in Dresden lebender polnischer Emigranten, sind von einer um 1870 durch Kraszewski selbst in Dresden betriebenen Druckerei hergestellt worden. Der Buchbestand ist seit 1978 nicht mehr erweitert worden.

Geschichte

Kraszewski-Gedenktafel am Museumsgebäude

Kraszewski musste infolge des Januaraufstands 1863 das Russische Zarenreich aus politischen Gründen verlassen. Er ging ins Exil und kam am 3. Februar 1863 in Dresden an, wo er sich für mehr als zwei Jahrzehnte niederließ. Zwischen März 1873 und März 1879 bewohnte er die Villa, in der heute das Museum eingerichtet ist. Dort traf er auf zahlreiche, ebenfalls emigrierte Zeitgenossen aus Polen und entwickelte eine lebhafte literarische, wissenschaftliche und politische Tätigkeit. So entstanden in diesem Gebäude zwischen 1873 und 1875 die Romane „Gräfin Cosel“, „Brühl“ und „Aus dem Siebenjährigen Krieg“, die zusammen als Sachsentrilogie Bekanntheit erlangten. Im Jahre 1879 zog er in ein größeres Gebäude in der Nachbarschaft um.

Am 24. Juli 1958 wurde am heutigen Museumsgebäude eine Gedenktafel für Kraszewski eingeweiht. In dieser Zeit entstand auch die Idee, ihm hier ein Museum zu widmen. Das Warschauer Adam-Mickiewicz-Museum stellte dafür 1960 mehrere Exponate als Dauerleihgabe zur Verfügung, polnische Fachleute kümmerten sich um die Ausgestaltung des Museums.

Im Zuge des Kulturabkommens zwischen Deutschland und Polen 1997/99 wurde die Stadt Dresden für das Kraszewski-Museum verantwortlich; es ist seither Teil der Städtischen Museen Dresden. Im Jahre 2000 erfolgte eine Aktualisierung der Ausstellung und damit einhergehend die Renovierung des Gebäudes, das am 17. Juni 2001 wiedereröffnet wurde. Damit wurde gleichzeitig die ganzjährige Öffnung des Museums ermöglicht. Bedingt durch seine Lage am Prießnitzufer, war das Museum vom Hochwasser 2002 betroffen. Der entstandene Schaden in Höhe von 60.000 Euro konnte bis Anfang 2003 beseitigt werden; anschließend eröffnete das Museum erneut.

Literatur

  • Martin Ringel: Über 20 Jahre als Emigrant in Dresden: Józef Ignacy Kraszewski (1812-1887), ein großer polnischer Patriot. In: Jahrbuch zur Geschichte Dresdens 23, 1987. S. 54-60.
  • Martin Ringel: Der polnische Schriftsteller J. I. Kraszewski im Dresdner Exil. In: Sächsische Heimatblätter 12, Heft 5, 1966. S. 434-458.
  • Jens-Uwe Sommerschuh: Kein Literat und auch kein Künstler: Kraszewski-Gedenkstätte zeugt von 21 Jahren Dresden-Aufenthalt des in Polen meistgelesenen Polen. In: Börsenblatt für den deutschen Buchhandel 155, Heft 9, Leipzig 1988. S. 175-177.
  • Gerhard Thümmler: Das Kraszewski-Haus in Dresden. In: Sächsische Heimatblätter 7, Heft 2, 1961. S. 121-124.
  • Zofia Wolska-Grodecka, Brigitte Eckart: Kraszewski-Museum in Dresden. Dresden/Warschau 1996. ISBN 83-904307-3-8 (Museumsführer)

Weblinks

Quellen

51.07038888888913.7630555555567Koordinaten: 51° 4′ N, 13° 46′ O


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