Kreis Vlora

Kreis Vlora
Lage des Kreises Vlora
Halbinsel Karaburun
Stadt Vlora, Bucht von Vlora und Karaburun-Halbinsel
An der albanischen Riviera
Maja e Çikës (2045 müA)
Neue Wohnhäuser, Hotels, Gaststätten und Geschäfte prägen das Bild der Stadt Vlora

Der Kreis Vlora (albanisch: Rrethi i Vlorës) ist einer der 36 Verwaltungskreise Albaniens. Der Kreis mit einer Fläche von 1,609 km² gehört zum gleichnamigen Qark. Er hat ca. 147.000 Einwohner (2004, Schätzung) mit einer Bevölkerungsdichte von 91,4 Einwohner pro km². Er wurde nach dem Hauptort Vlora benannt.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Der Kreis Vlora liegt im Südwesten des Landes, der nördliche Teil an der Küste der Adria, der südliche Teil – bekannt als Albanische Riviera – an der Küste des Ionischen Meers. Die nördliche Adriaküste ist sehr flaches Schwemmlandgebiet des Flusses Vjosa, die die Grenze zum Kreis Fier und den Übergang zur großen mittelalbanischen Myzeqe-Ebene bildet. Südlich der Vjosa liegt die große Lagune von Narta (4.180 ha), die zur Hälfte zur Salzgewinnung genutzt wird.

Südlich an die Lagune schließt sich die Bucht von Vlora an. Abgesehen vom Nordende ist die Bucht von Hügeln und Bergen umgeben – auf einem liegt die Burg Kanina. In der Öffnung zum Meer liegt die Insel Sazan. Südlich davon liegt die rund 15 km lange Halbinsel Karaburun, deren westliche Spitze, das Kepi i Gjuhëzës, das eine Ende der Straße von Otranto und somit den Übergang von Adria zu Ionischem Meer markiert. Das italienische Festland ist hier rund 70 km entfernt.

Die Steilküste des Ionischen Meers ist nur über den Llogara-Pass (1050 müA) zu erreichen. Sowohl die Karaburun-Halbinsel als auch die Riviera sind trockene, sehr wasserarme Gebiete. Nördlich von Himara, dem Hauptort der Riviera, sind deutliche Erosionsschäden zu erkennen. Die Gemeinde Himara umfasst diverse Dörfer an der Küste, darunter Palasa, Dhërmi, Vuno, Pilur und Qeparo, die mehrheitlich einige hundert Meter über dem Strand liegen. Das Ceraunische Gebirge an der Ionischen Küste erhebt sich steil aus dem Wasser und erreichen in den Çika-Bergen eine Höhe von 2045 müA (Maja e Çikës – höchster Punkt des Kreises). Ein kleines Gebiet um den Llogara-Pass ist als Nationalpark Llogara geschützt: Auf der Nordseite des Passes gibt es weite Nadelholzwälder und rund um den Pass stehen zahlreiche, vom Wind geformte Pinien.

Hinter dieser Bergkette liegt das lange Tal der Shushica, die am Südostende des Kreises entspringt und an der Nordgrenze in die Vjosa mündet. Im Süden ist die Shushica zu beiden Seiten von hohen Bergen umgeben. Am Mittellauf laufen diese in Hügelland aus, das das ganze Hinterland von Vlora bestimmt. Nur entlang der Vjosa und rund um Selenica liegt flaches Land. Bei Selenica wird seit Jahrtausenden Bitumen abgebaut. Die Hügel rund um Vlora wurden mit vielen Oliven- und Zitrusbäumen bepflanzt.

Bevölkerung

Die Bevölkerung lebt mehrheitlich in Vlora, einer der größten Städte des Landes. Die übrigen Gebiete sind noch stark ländlich geprägt. Nicht ganz zehn Prozent der Bevölkerung gehören zu Minderheiten. Im Gebiet von Himara leben viele Griechen – wie groß ihr Anteil ist, ist aber umstritten und wird immer wieder zum Politikum. Daneben gibt es Walachen (Aromunen) und Roma. Rund 40 Prozent der Bevölkerung sind je orthodox und muslimisch. Rund 15 Prozent zählen sich zu den Bektaschi.

Wirtschaft

Die Wirtschaft von Vlora ist im Vergleich zu vielen anderen Kreisen des Landes recht vielfältig. Vlora ist ein Dienstleistungs- und Handelszentrum, das zudem über einen kleinen Hafen verfügt und im Sommer zahlreiche Badeurlauber anzieht. Der Tourismus hat dazu geführt, dass entlang der Küste der Bucht von Vlora südlich der Stadt zahlreiche Hotels erbaut wurden.

Wie Vlora erleben auch Himara und einige andere Dörfer an der Albanischen Riviera einen Tourismus-Boom. Die abgelegene Region hatte zuvor besonders unter Abwanderung gelitten.

Während der 1990er Jahre lebte Vlora insbesondere von der Nähe zu Italien: Über die Adria wurden Nacht für Nacht Flüchtlinge und Drogen nach Westeuropa geschmuggelt. Die Schnellboote wurden von der Polizei zerstört, und die Albaner werden von ausländischen Behörden bei der Bekämpfung des Organisierten Verbrechens unterstützt. Die italienische Guardia di Finanza operiert von Vlora und Sazan aus, um illegale Aktivitäten möglichst früh erkennen zu können. Es wird vermutet, dass die vielen neuen Immobilien, die in Vlora erstellt wurden, zu einem guten Teil durch illegale Tätigkeiten finanziert wurden.

Das Hinterland ist mehrheitlich noch von der Landwirtschaft bestimmt und nur schlecht erschlossen. In Selenica wird noch immer Bitumen gefördert und zur Asphalt-Produktion auch außerhalb Albaniens verwendet. Bei Narta wird Salz gewonnen. In Vlora gibt es auch Ansätze einer Fischindustrie, während Fisch an anderen Orten nur lokal verkauft wird. Das Militär unterhält noch immer Stützpunkte bei Vlora, Orikum und Himara. Es handelt sich aber nicht mehr um einen bedeutenden Arbeitgeber.

Es bestehen Pläne zum Bau eines Gas-Terminals und eines Heizkraftwerks im Industriegebiet von Vlora.

Verkehr

Autokennzeichen aus Vlora

Die Verkehrswege in Vlora sind nicht besonders ausgebaut, da die Stadt an keine Durchgangsachse liegt. Zurzeit wird die Straße von Fier in Mittelalbanien nach Vlora aus- sowie eine neue Verkehrsachse nach Südalbanien an der Nordgrenze entlang der Vjosa erbaut. Die Straße nach Himara über den Llogara-Pass wurde in den letzten Jahren schrittweise ausgebessert, ist aber nach wie vor schmal und kurvenreich.

Der Hafen hat aktuell keine große Bedeutung. Fähren verkehren lediglich nach Brindisi und der Güterumschlag ist beschränkt. Dies könnte sich ändern, wenn eine Gas-Pipeline von Warna am Schwarzen Meer fertig gebaut ist. Im Sommer verkehrt gelegentlich ein Tragflügelboot nach Himara, Saranda und Korfu.

Eine Strecke der albanischen Eisenbahn endet in Vlora. Eine der ältesten Eisenbahnstrecken des Landes verband seit 1930 das Bitumen-Werk in Selenica mit dem Hafen von Vlora. Die 12 km lange Schmalspurstrecke ist heute zerstört.

Gemeinden

Städte: Vlora, Himara, Orikum, Selenica.
Gemeinden: Armen, Brataj, Horë-Vranisht, Kota, Novosela, Qendër, Sevaster, Shushica, Vllahina.


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