Kriech-Netzblatt

Kriech-Netzblatt
Kriechendes Netzblatt
Kriechendes Netzblatt (Goodyera repens)

Kriechendes Netzblatt (Goodyera repens)

Systematik
Familie: Orchideen (Orchidaceae)
Unterfamilie: Orchidoideae
Tribus: Cranichideae
Untertribus: Goodyerinae
Gattung: Netzblatt (Goodyera)
Art: Kriechendes Netzblatt
Wissenschaftlicher Name
Goodyera repens
(L.) R.Br.

Das Kriechende Netzblatt (Goodyera repens) aus der Gattung Netzblatt (Goodyera) ist die einzige immergrüne Pflanzenart aus der Familie der Orchideen (Orchidaceae) im deutschsprachigen Raum. Sie wurzelt edaphisch in moosigen Kiefernwäldern und kommt in Deutschland regional verbreitet, insgesamt jedoch selten vor.

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Kriechendes Netzblatt
(Goodyera repens)
Blüten.

Das Kriechende Netzblatt ist ein unscheinbarer, zierlicher, immergrüner und mehrjährig krautig wachsender Geophyt, der Rhizome als Überdauerungsorgane bildet und Wuchshöhen von etwa 5 bis 30 Zentimetern erreicht.

Die Pflanze wurzelt oberflächennah in Moos und Humus. Sie vermehrt sich sehr stark vegetativ durch Seitentriebe des kriechenden Rhizoms. Ein neuer Trieb wächst oft über Jahre hinweg bis zur Blüte heran und stirbt danach ab. Aufgrund dieses Wachstumszyklus' ist das Kriechende Netzblatt die einzige immergrüne heimische Orchidee.

Drei bis acht ganzjährig sichtbare Laubblätter stehen gedrängt am Stängelgrund. Die gestielten Blätter haben, im Unterschied zu den meisten anderen einkeimblättrigen Pflanzen, eine deutlich sichtbare netzadrige Struktur.

Der schlanke, meist etwas einseitig ausgerichtete, ährige Blütenstand, samt Blütenstängel, ist behaart und trägt einige Hochblätter.

Die kleinen, weißen Blüten sind ebenfalls stark papillös behaart. Die Blütenhüllblätter neigen sich glockig zusammen. Die Lippe ist etwa 4  mm lang, im hinteren Teil bauchig und nach vorne rinnig, spitz auslaufend und abwärts gebogen.

Die Blütezeit beginnt Mitte Juni und erstreckt sich bis Mitte August.

Ökologie

Kriechendes Netzblatt (Goodyera repens)
Standort, ein Kiefernwald in der Rhön.

In Mitteleuropa wurde ihr Vorkommen durch menschliche Waldwirtschaft begünstigt, insbesondere durch neuzeitliche Kiefernaufforstungen.

Das Kriechende Netzblatt wächst in moosreichen, mäßig feuchten bis mäßig trockenen Nadelwäldern, meist Kiefern- oder Lärchenwäldern, seltener in Mischwäldern. Dabei bevorzugt es lichte oder halbschattigen Stellen. In Mitteleuropa kommt es vorwiegend auf basenreichen Böden vor.

Verbreitung

Das Verbreitungsgebiet der Art ist sehr groß. Es umfasst zirkumpolar die gesamte boreale Zone der nördlichen Hemisphäre und strahlt in den Gebirgen der gemäßigten bis meridionalen Zonen südlich aus. Das Kriechende Netzblatt kommt in Europa mit Ausnahme der mediterranen Gebiete, in Kaukasien, in Zentralasien, im Himalaya, in den ostasiatischen Gebirgen sowie in der borealen Zone und in den Gebirgen Nordamerikas vor.

Deutschland

In Deutschland liegen die Verbreitungsschwerpunkte in den Bayerischen Alpen, im Schwäbischen und Fränkischen Jura, in Thüringen, Nordosthessen und Unterfranken. Außerhalb dieses Verbreitungsgebietes ist sie in Deutschland nur noch selten anzutreffen.

Schweiz

Die dichteren Verbreitungsgebiete in der Schweiz liegen zwischen den Flüssen Aare und Rhône, Rhein und Inn. In den Alpentälern ist sie oft mit der Besenheide vergesellschaftet. Im Voralpenland und Schweizer Jura ist es nur zerstreut zu finden.

Naturschutz und Gefährdung

Kriechendes Netzblatt
(Goodyera repens)
Blattdetail.

Wie alle in Europa vorkommenden Orchideenarten steht auch das Kriechende Netzblatt unter strengem Schutz europäischer und nationaler Gesetze.

Das Kriechende Netzblatt ist an Sekundärstandorten insbesondere durch die natürliche Sukzession bedroht. Wenn Kiefernwälder von Laubgehölzen unterwandert werden und sich schließlich zu Mischwäldern entwickeln, verschwindet die Orchideenart sehr schnell.

Systematik

Der schwedische Botaniker Carl von Linné gab der Art 1753 in seinem Werk Species Plantarum den Namen Satyrium repens. Der schottische Botaniker Robert Brown bezog sich 1813 auf dieses Basionym, ordnete die Pflanzenart jedoch der Gattung Goodyera unter.

Daneben gibt es noch weitere Synonyme:

  • Epipactis repens (L.) Crantz 1769
  • Serapias repens (L.) Vill. 1787
  • Neottia repens (L.) Sw. 1800
  • Orchis repens (L.) Eyster ex Poir. 1805
  • Peramium repens (L.) Salisb. 1812
  • Tussaca secunda Raf. 1814
  • Gonogona repens (L.) Link 1822
  • Elasmatium repens (L.) Dulac 1867
  • Orchiodes repens (L.) Kuntze 1891

Bildergalerie

Quellen und weiterführende Informationen

Literatur

Standardliteratur über Orchideen
  • AHO (Hrsg.): Die Orchideen Deutschlands. Verlag AHO Thüringen, Uhlstädt - Kirchhasel 2005, ISBN 3-00-014853-1.
  • H. Baumann, S. Künkele:Die wildwachsenden Orchideen Europas. Frankh, 1982, ISBN 3-440-05068-8.
  • Karl-Peter Buttler: Orchideen, die wildwachsenden Arten Europas. Mosaik Verlag 1986, ISBN 3-570-04403-3.
  • Robert L. Dressler: Die Orchideen - Biologie und Systematik der Orchidaceae. (1996) - gutes Werk zum Thema Systematik [deutsch]
  • Hans Sundermann: Europäische und mediterrane Orchideen. Brücke-Verlag, 2. Auflage: 1975, ISBN 3-871-05010-5.
  • J. G. Williams: Orchideen Europas mit Nordafrika und Kleinasien. BLV Verlag, ISBN 3-405-11901-4.

Weblinks

Verbreitungskarten:

Regionale Links:

Siehe auch:


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