Kriegshund

Kriegshund

Als Kampfhunde im eigentlichen Sinne werden Hunde bezeichnet, die zu Tierkämpfen, insbesondere zu Hundekämpfen, aber auch Kämpfen z. B. gegen Bullen oder Ratten gezüchtet, ausgebildet und eingesetzt wurden. Der Begriff bezeichnete ursprünglich keine bestimmte Hunderasse, sondern ein bestimmtes Einsatzgebiet. Später wurden speziell für den Tierkampf einige klar voneinander abgetrennte Hunderassen gezüchtet, bei deren Nachfolgern heutzutage jedoch in den offiziellen Zuchtlinien die besondere Tierkampfeignung nicht mehr zu den primären Zuchtzielen zählt. [1] [2] Hundekämpfe sind aktuell in vielen Ländern verboten, finden aber mancherorts im kriminellen Umfeld dennoch statt.

Seit Ende des 20. Jahrhunderts wird der Begriff Kampfhund vor allem im Zusammenhang mit Angriffen von Hunden auf Menschen oder andere Hunde verwendet. Der Begriff Kampfhund steht hier im Zusammenhang mit der Einführung von Rasselisten und Hundegesetzen. Hunde der Rassen Staffordshire Bullterrier, American Staffordshire Terrier, American Pit Bull Terrier und Bullterrier sowie Kreuzungen dieser Rassen untereinander oder mit anderen Rassen wurden (und werden noch) als Kampfhunde bezeichnet.

Inhaltsverzeichnis

Kriegs- und Kampfhunde

Gepanzerter molosserartiger Hund in einer mittelalterlichen Darstellung
Wettleidenschaft: Hund im Rattenpit

Bereits in den Kulturen der Frühzeit der Menschheit wurden sehr große Hunde des Mastiff-Typs als Kriegshunde eingesetzt. Griechische und assyrische Armeen beispielsweise sandten ihren Kriegern Kriegshunde voraus, die das gegnerische Feuer auf sich ziehen oder den Feind aufspüren sollten. Häufig trugen sie Messer oder Fackeln am Halsband, um Tod und Verwirrung in die gegnerischen Reihen zu tragen.

Im antiken Rom ließ man in der Arena Hunde gegen Bären, Löwen und auch Gladiatoren kämpfen.

Durch neue Methoden der Kriegsführung wurden Kriegshunde im Mittelalter bedeutungslos. Stattdessen wurden sie jetzt als Wächter großer Anwesen oder zum Treiben von Vieh, besonders auch Bullen, zum Markt eingesetzt. Daraus entwickelte sich der blutige Sport des so genannten Bullenbeißens, der sich über Jahrhunderte fortsetzte, bis er Anfang des 19. Jahrhunderts endgültig verboten wurde. Im 19. und 20. Jahrhundert erlebten Wachhunde wieder eine neue Blüte infolge der statischer werdenden Kriegführung (Grabenkrieg). Sanitätshunde halfen beim Auffinden von Verletzten. So genannte Vorpostenhunde unterstützten die Wachen bei ihrer Arbeit und trugen Meldungen von Feldposten oder Patrouillen zurück. Auch plante man, Ziehhunde einzusetzen, um die Frontsoldaten mit Munition zu versorgen. Im deutschen Heer hatte jedes Jägerbataillon 10 bis 12 abgerichtete Kriegshunde. Ebenso hatten auch Österreicher, Franzosen, Italiener, Türken und andere Kriegshunde benutzt.

Im 18. und 19. Jahrhundert hatten die Hundekämpfe ihre Blütezeit. In den Arenen kämpften alle möglichen Rassen, nicht nur gegen die gleiche Art, sondern auch gegen andere Tiere wie Ratten, Dachse, Wölfe,Wildschweine, Bären, Löwen und Bullen.[1] Da wegen der großen Kraft der beteiligten Bulldoggen bei ihrem Wettkampf ein Gewinner recht schnell feststand und damit in der Regel für die Zuschauer zu schnell entschieden war, wurden Terrier eingekreuzt, auf dass der Kampf länger „spannend“ bliebe. Daraus entwickelten sich dann die sogenannten „Bull-and-Terrier“. Das Ergebnis waren körper- und bisskräftige Hunde mit dem Temperament und der Schnelligkeit von Terriern, im Kampf schmerzunempfindlich, mit großer Ausdauer, Mut (engl. „bottom“) und bedingungsloser „Tapferkeit“, auch als „Kampflust“ [3] oder „Kampfwille“ [4] bezeichnet (engl. „gameness“), welche gegebenenfalls verbissen bis zum eigenen Tode kämpften.[5] Bei Kämpfen in der Arena (englisch pit, daher hatte der Pit Bull und später als Nachfolgerasse der American Pit Bull Terrier seinen Namen) konnte der Besitzer des Siegers leicht einen Monatsverdienst oder mehr gewinnen.

Die Hunde durften während eines Hundekampfes keine Aggressivität gegenüber Menschen zeigen („Zuverlässigkeit“), da sich bei einem regulären Kampf drei Menschen (ein Schiedsrichter und zwei Sekundanten) mit in der Kampfarena befanden und sie auch während der Kämpfe angefasst und hochgehoben werden mussten.[6]

Nicht nur große und mittelgroße Hunde wurden zum Kampf eingesetzt, sondern auch Winzlinge wie der Yorkshireterrier (der damals allerdings noch nicht so klein war wie heute). Freilich traten sie gegen Gegner gleicher Größe an, oder aber gegen Ratten. Sieger war dann der Hund, der innerhalb eines bestimmten Zeitraums die meisten Ratten getötet hatte.

Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts wurden Hundekämpfe praktisch weltweit verboten. Seither gibt es keine legale Zucht von Hunden für den Einsatz in Hundekämpfen mehr. Die Bezeichnung "Kampfhund" für die erwähnten Rassen reflektiert im Allgemeinen daher historische Gegebenheiten des 18. und 19. Jahrhunderts, die gegenwärtig nur noch im illegalen Umfeld vorliegen. Hunde der Bullterrier-Rassen wurden in unterschiedlichen Zuchtlinien weiter gezüchtet: der American Staffordshire Terrier beispielsweise auch als Wachhund auf Farmen.

Siehe auch

Portal
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Quellen und weiterführende Links

Einzelnachweise

  1. a b Andrea Steinfeldt: Andrea Steinfeldt: „Kampfhunde“ Geschichte, Einsatz, Haltungsprobleme von „Bull-Rassen“ - Eine Literaturstudie - (PDF-Format) Hannover 2002 Dissertation
  2. Todd Fenstermacher: American Pit Bull Terrier - Heute, Kynos Verlag, ISBN 3-929545-64-0, Abschnitt: Rassengeschichte, S. 12 ff.
  3. Andrea Steinfeldt: „Kampfhunde“ Geschichte, Einsatz, Haltungsprobleme von „Bull-Rassen“ - Eine Literaturstudie - (PDF-Format) Hannover 2002 Dissertation, Seite 59
  4. Andrea Steinfeldt: „Kampfhunde“ Geschichte, Einsatz, Haltungsprobleme von „Bull-Rassen“ - Eine Literaturstudie - (PDF-Format) Hannover 2002 Dissertation, Seite 91
  5. Todd Fenstermacher: American Pit Bull Terrier - Heute, Kynos Verlag, S. 12, 19, 27 und 28
  6. Andrea Steinfeldt: „Kampfhunde“ Geschichte, Einsatz, Haltungsprobleme von „Bull-Rassen“ - Eine Literaturstudie - (PDF-Format) Hannover 2002 Dissertation, Seite 150 und 120.

Literatur

  • Dieter Fleig: Kampfhunde. Bd.1+2, Kynos Verlag, ISBN 3924008027 und ISBN 3924008035
  • Dieter Fleig: Kampfhunde, wie sie wirklich sind. Kynos Verlag, ISBN 3933228042
  • Dieter Fleig u.a.: Die große Kampfhundelüge. Kynos Verlag, ISBN 3933228298
  • Gina Barth-Muth: Feindbild Hund und Halter. Müller Rüschlikon, ISBN 3275013718
  • Thomas Duffe, Eric Horlitz: Dog Face. BoD GmbH, Norderstedt, ISBN 3831122652
  • Vicki Hearne: Bandit – Dossier über einen gefährlichen Hund. Kynos Verlag, ISBN 3929545187
  • Su Winter: Kampfhund sucht Schutzengel. Kynos Verlag, ISBN 3933228263

Weblinks


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