Kriminalprognose

Kriminalprognose

Der Begriff Kriminalprognose bezeichnet im engeren Sinne (Wahrscheinlichkeits-) Aussagen über künftige Straftaten von Einzelpersonen (Individualprognose). Im weiteren Sinne werden damit auch Einschätzungen über das künftige Verhalten delinquenter Kollektive und über die allgemeine Zukunft des Verbrechens gemeint.

Inhaltsverzeichnis

Prognosemethoden

Innerhalb der Individualprognosen unterscheidet man zwischen intuitiven, klinischen und statistischen Prognosemethoden. Intuitive Prognosen (sie basieren auf den persönlichen Erfahrungen und Einschätzungen des Bearbeiters) sind wenig transparent in ihrem Zustandekommen, klinische ebenfalls (sie basieren auf dem klinischen Wissen des jeweiligen Gutachters). Statistische Prognosen verfehlen Besonderheiten des Einzefalls. Um die Unzuverlässigkeit zu mindern werden klinische und statistische Verfahren meist miteinander kombiniert. Eine Alternative dazu bietet die originär kriminologische Methode der idealtypisch vergleichenden Einzelfallanalyse (MIVEA).

Zuverlässigkeit von Prognosegutachten

Das grundsätzliche und nicht auflösbare Problem aller Prognostik ist die Unsicherheit allen zukünftigen Verhaltens. Spezifische Probleme wirft hingegen bei den statistischen Verfahren deren Tendenz zur Mitte auf. Die meisten Probanden werden sich dank der Normalverteilungskurve in der Mitte wiederfinden, wo sie keine eindeutige Prognose erhalten.

Für klinische Prognosen gilt: die Qualität von Prognosegutachten wird häufig und gravierend von methodischen Unzulänglichkeiten, von sozialen und moralischen Vorurteilen, von einer negativen Beziehung zwischen Gutachtern und Probanden sowie von sachfremden Rollenkonzepten der Gutachter bezüglich ihrer Stellung im Strafprozess beeinträchtigt.

Literatur

  • Michael Bock: Kriminologie. Für Studium und Praxis, München: Vahlen 2007.
  • Klaus-Peter Dahle: Psychologische Kriminalprognose. Wege zu einer integrativen Methodik für die Beurteilung der Rückfallwahrscheinlichkeit bei Strafgefangenen. Herbolzheim: Centaurus 2005.
  • Norbert Nedopil: Prognosen in der Forensischen Psychiatrie - Ein Handbuch für die Praxis. Lengerich usw.: Pabst 2005.
  • Torsten Verrel: Schuldfähigkeitsbegutachtung und Strafzumessung bei Tötungsdelikten. München: Fink 1995.

Weblinks


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