Kultsendung

Kultsendung

Kultfilme sind Filme, um die eine treue Anhängerschaft einen Fan-Kult betreibt, oft noch Jahre oder Jahrzehnte nach der Premiere in den Kinos. Dies äußert sich etwa durch das regelmäßige Anschauen (z. B. Dinner for one zu Silvester), durch Riten bei der Vorführung (Rocky Horror Picture Show gerne mit Live-Performance vor der Leinwand, The Blues Brothers oder Die Feuerzangenbowle), durch das Zitieren von Textpassagen (Der Pate oder bei Monty Python z. B. Leben des Brian) bis hin zur Übernahme von ganzen Philosophien, Kunstsprachen oder Uniformen (Star Trek und Star Wars). Manchmal treffen sich kostümierte Fans auf sogenannten Conventions, wobei Schauspieler und andere Filmbeteiligte als Ehrengäste teilnehmen.

Entscheidend für einen Kultfilm ist ausschließlich die Reaktion des Publikums, die über eine „normale“ Identifikation hinausgehen muss und deshalb von Generation zu Generation wechselt und in den einzelnen Ländern unterscheidet, weshalb die Erstellung einer Liste von Kultfilmen wegen des individuellen Verhältnisses des Einzelnen zum Film kaum möglich ist. Dass ein großer Teil der Zuschauer den Film ablehnt, steht dem nicht entgegen, sondern führt häufig gerade erst zu der besonderen Beziehung des Liebhabers zum Werk. Eingefleischte Fans der Filme 2001: Odyssee im Weltraum und Uhrwerk Orange sehen diese als wegweisend und bahnbrechend (bei Odyssee im Weltraum z. B. hinsichtlich der Tricktechnik und der Kombination Raumfahrt mit Walzerklängen), andere finden diese Filme einfach langweilig oder abstoßend.

Allein der wirtschaftliche Erfolg oder Misserfolg eines Filmes stellt keinerlei Maßstab für den Kultstatus dar. Häufig wurde der Begriff Kultfilm gerade zur Abgrenzung des Filmgeschmacks des Massenpublikums verwendet. Nicht selten handelt es sich bei Kultfilmen um Filme, die ursprünglich keine kommerziellen Erfolge waren, und erst später dank des Kultes wiederentdeckt wurden, so etwa bei Rocky Horror Picture Show, Citizen Kane, Blade Runner, die zwar allesamt im Kino floppten, aber im Videoverleih oder DVD-Vertrieb Kultstatus erlangten.

Independentfilmen wird deshalb im allgemeinen eher ein „Kultfilm-Potential“ zugesprochen als Hollywood-Filmen. Pulp Fiction ist ein Beispiel für einen äußerst erfolgreichen Kultfilm, der durch seinen erheblichen Einfluss auf nachfolgende Gangster-Filme Einfluss in das Mainstream-Kino fand. Weitere Werke von Quentin Tarantino genießen einen vergleichbaren Ruf.

Mitunter handelt es sich um relativ billige Produktionen (B-Movie), die mit ihrer trashigen Ästhetik und unfreiwilligen Komik ein postmodernes Publikum anziehen, das in diesen Filmen auf den ersten Blick ungeahnte Qualitäten entdeckt. Da diese Trash-Ästhetik auch bewusst eingesetzt wurde, sprechen manche Filmwissenschaftler von einem eigenen Kultfilm-Genre. Letzten Endes entlehnen aber viele Kultfilme ihre dramatische Struktur aus anderen Genres, und einige können auch zurecht unangefochten einen Status als Kunstwerk beanspruchen. Den Filmen von Russ Meyer wird oft der Status Kult zugesprochen, in ihrem Genre gelten sie als Vorreiter.

Heute wird der Begriff Kultfilm in inflationärem Umfang benutzt, der die oben genannte, bisher gültige, Definition völlig aufweicht. Immer häufiger wird er von den Filmstudios/Verleihern als Marketingelement benutzt, und Filme werden schon bei der ersten Aufführung mit großem Werbeaufwand als „Kultfilm“ bezeichnet, um möglichst viele Zuschauer ins Kino zu locken. Auch bei den privaten Fernsehsendern werden alte und bekannte Filme gerne immer wieder marktschreierisch als „DER Kultfilm“ angekündigt, um die Einschaltquoten zu steigern. Hier wird stets vergessen, dass alleine der Zuschauer über den Status „Kultfilm“ entscheidet und nicht das Diktat des Verleihs oder des Fernsehsenders.

Hinzu kommt, dass manche Filme im Laufe der Erstverwertung einen Hype entfachen, bei dem sich später herausstellt, dass diese übermäßige Identifikation anschließend wieder abflacht oder verfrüht war. Diese Filme sind nicht als Kult anzusehen, eher als Kassenknüller. Ob es einem dieser Filme gelingt, einmal als „Kultfilm“ bezeichnet zu werden, können nur spätere Generationen von Filmzuschauern entscheiden, nicht aber die aktuellen Produzenten oder Verleiher.

Literatur

  • Adolf Heinzlmeier, Jürgen Menningen, Berndt Schulz: Kultfilme. Hoffmann und Campe, Hamburg 1983, ISBN 3-455-08751-5
  • Ronald M. Hahn, Volker Jansen: Die 100 besten Kultfilme. Heyne, München 1998, ISBN 3-453-86073-X
  • Georg Dallmeier: Schau’ mir in die Augen, Kleines…: Die 100 besten Kultfilme von Casablanca bis Titanic, Compact Verlag – ISBN 3-8174-3466-9
  • Rudi Steiner, Frank-Burkhard Habel: Das Lexikon der Kultfilme – Klassiker, Kuriositäten, Katastrophen: Kino-Phänomene mit ewiger Faszination, Schwarzkopf & Schwarzkopf – ISBN 3-89602-216-4

Siehe auch

Kult (Status)


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