Ani (historische Stadt)

Ani (historische Stadt)
Ani, Kirche des heiligen Gregor und Zitadelle
Fresko in der Kirche

Ani (armenisch Անի) ist eine seit mehr als drei Jahrhunderten verlassene und heute in Ruinen liegende ehemalige armenische Hauptstadt.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Ani liegt im türkisch-armenischen Grenzgebiet auf einem Plateau (1338 m) umgeben von einer tiefen Schlucht und dem Fluss Akhurian (armen.) / Arpaçay (türk.) (auch Harpasus), welcher heute die Grenze zwischen der Türkei und Armenien bildet. Ani ist etwa 42 Kilometer südöstlich der Stadt Kars in der gleichnamigen türkischen Provinz gelegen.

Geschichte

Die Menuçehr-Moschee ist die erste Moschee der Seldschuken in Anatolien und wurde im Jahre 1072 erbaut.

Ani ist seit dem 5. Jahrhundert als armenische Festung nachweisbar. 763 kam es in den Besitz der Bagratiden. Ani entwickelte sich im 10. Jahrhundert zu einer bedeutenden Stadt. König Aschot III. Bagratuni (951 - 977) machte die Stadt im Jahre 961 zur Hauptstadt seines armenischen Königreiches. Als sie 1045 den Byzantinern übergeben wurde, war die an der nördlichen Seidenstraße gelegenen Stadt weithin als Stadt der 1001 Kirchen bekannt und zählte mehr als 100.000 Einwohner.

1064 wurde Ani von Seldschuk-Türken besetzt, die die Stadt ihren Vasallen, den kurdischen Schaddadiden übergaben. Danach fiel sie unter die Kontrolle der Aq Qoyunlu und Qara Qoyunlu. Insgesamt fünfmal zwischen 1125 und 1209 gelang es den Georgiern, die Stadt zu erobern. 1239 fiel sie in mongolische Hände. Anis Schicksal wurde schließlich von einem Erdbeben im Jahre 1319 besiegelt, woraufhin die Bevölkerungszahl ab dem 14. Jahrhundert langsam aber stetig sank.

Nach 1534 war Ani Teil des Osmanischen Reiches und lag zwischen 1878 und 1917 auf dem Gebiet des Russischen Reiches.

1892/93 und 1904 – 1917 fanden unter der Leitung des russischen Orientalisten Nikolai Jakowlewitsch Marr die ersten ausführlichen archäologischen Grabungen in Ani statt.

Nördliche Stadtmauern (Illustration aus dem Jahre 1885)
Nördliche Stadtmauern (Illustration aus dem Jahre 1885)

Situation heute

Die Kathedrale von Ani mit armenischen Grenzanlagen im Hintergrund

Heute ist Ani eine Geisterstadt und vor allem für die noch erhaltenen Zeugnisse armenischer Architektur bekannt. Die einzigen „Bewohner“ sind türkische Grenzsoldaten, vereinzelte Touristen und Anwohner des benachbarten türkischen Dorfes Ocaklı.

Bedroht von „Restaurationsarbeiten“, Kulturvandalismus, Erdbeben und in jüngerer Vergangenheit auch durch Bodenerschütterungen (ausgelöst durch Sprengungen in einem Steinbruch auf armenischem Gebiet), steht die Zukunft dieses Kulturdenkmals jedoch in Frage.

Mehr oder weniger erhalten sind Teile der doppelt ausgelegten Stadtmauer, die Kathedrale (vollendet im Jahre 1001 oder 1010), einige Kirchen und Kapellen, die Zitadelle und ein Palast, der Ende des 20. Jahrhunderts einem „Wiederaufbau“ zum Opfer fiel. Der armenische Ursprung und die armenische Vergangenheit der Stadt werden von offizieller türkischer Stelle jedoch verschwiegen; auf einer Hinweistafel ist nur vom „christlichen Erbe innerhalb des Osmanischen Reichs“ die Rede.

In der Vergangenheit war der Zugang zur Stadt teilweise nur mit Genehmigung möglich, da das Areal lange Zeit militärisches Sperrgebiet war. Es galt auf Grund der Lage direkt an der Grenze zu Armenien teilweise Fotografierverbot und einige Teile des Areales waren für Zivilpersonen (2001) nicht zugänglich. Im Zuge der touristischen Erschließung wurden die größten Teile der Stadt frei zugänglich gemacht. Lediglich die Zitadelle (türk. Iç Kale) und der unmittelbare Grenzstreifen sind noch immer militärisches Sperrgebiet und dürfen nicht betreten werden.

Nördliche Stadtmauern (2011)
Nördliche Stadtmauern (2011)

Religion

Ani war Sitz eines armenischen Katholikos.

Sonstiges

An die Stadt erinnert der nach ihr benannte Asteroid (791) Ani.

Siehe auch

Literatur

  • P. Cuneo u. a.: Ani (Documenti di Architettura Armena 12). Mailand 1984.
  • N. Marr: Ani. Rêve d'Arménie. Paris 2001.
  • S. Peter Cowe (Hrsg.): Ani: World Architectural Heritage of a Medieval Capital. Leiden 2001.

Weblinks

 Commons: Ani – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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