Käthe Vordtriede

Käthe Vordtriede

Käthe Vordtriede (* 2. Januar 1891 als Käthe Blumenthal in Hannover; † 10. August 1964 in New York City) war eine deutsche Journalistin und Emigrantin. Sie war die Mutter des Schriftstellers Werner Vordtriede.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Die Kaufmannstochter aus vermögendem Hause wuchs in einem kulturell anregenden assimilierten Elternhaus auf. Nach Scheidung von dem Fabrikanten Gustav Adolf Vordtriede war sie alleinerziehende Mutter ihrer beiden Kinder. 1918 trat sie der SPD bei; 1923 zog sie nach Freiburg im Breisgau um. Hier war sie zunächst Universitätsangestellte, dann Lokalredakteurin der „Volkswacht“ mit Schwerpunkt auf Politik, Soziales und vor allem Kultur. 1933 Berufsverbot und mehrere kurze Schutzhaften; ihr Leben fristete sie als Produkttesterin. Ende August 1939 flüchtete sie in die Schweiz, wo sie in Kreuzlingen, Frauenfeld und in der Kartause Ittingen zweieinhalb Jahre auf die Weiterreise in die USA warten musste. Ende 1941 gelangte sie nach New York, wo sie als Putzfrau, Kindermädchen und Haushälterin arbeitete. Über den Umzugsvorbereitungen nach München starb sie an einem Herzinfarkt.

Leistungen

Bekannt wurde Käthe Vordtriede erst postum. Sie hatte sich während des endlosen Wartens auf ihre Ausreisepapiere in der Schweiz an dem Schreibwettbewerb „Mein Leben in Deutschland vor und nach 1933“ beteiligt, den die Harvard University ausgeschrieben hatte; unter anderen nahm auch der bereits im Exil lebende Philosoph Karl Löwith daran teil[1]. Vordtriedes Beitrag wurde zwar als einer der aufschlussreichsten und informativsten ins Amerikanische übersetzt, erschien als Buch auf deutsch jedoch erst 1999[2]. Im Jahr zuvor hatte Manfred Bosch bereits die Briefe aus dem Nachlass des Sohnes Werner herausgegeben, die sie ihm von 1933 an in die Schweiz und in die USA gesandt hatte. Es sind – wie auch ihr Wettbewerbsbeitrag – herausragende Beispiele und Zeugnisse einer politisch klarblickenden, couragierten und dabei stets humorvollen Frau und Mutter; eine lebendige und anschauliche Zeitmitschrift, in der die schleichende Selbstgleichschaltung der lokalen Freiburger Gesellschaft ebenso erfahrbar wird wie die Situation der Exilanten in der Schweiz. Wer den Wettbewerb und das ausgeschriebene Preisgeld von 1000 $ schließlich gewann, ist nicht bekannt.

Quellen

  1. Vgl. Karl Löwith: Mein Leben in Deutschland vor und nach 1933. Ein Bericht. Mit einem Vorwort von Reinhart Koselleck und einer Nachbemerkung von Ada Löwith., Stuttgart 1986.
  2. Käthe Vordtriede: "Es gibt Zeiten, in denen man welkt". Mein Leben in Deutschland vor und nach 1933. Hrsg. und mit einem Nachwort versehen v. Detelf Garz, Lengwil 1999.

Werke

  • Käthe Vordtriede: "Mir ist es immer noch wie ein Traum, dass mir diese abenteuerliche Flucht gelang." Briefe nach 1933 aus Freiburg, Frauenfeld und New York an ihren Sohn Werner. Hrsg. v. M. Bosch, Lengwil 1998.
  • Käthe Vordtriede: "Es gibt Zeiten, in denen man welkt". Mein Leben in Deutschland vor und nach 1933. Hrsg. und mit einem Nachwort versehen v. Detelf Garz, Lengwil 1999.

Literatur

  • Manfred Bosch: Käthe Vordtriede, in: Baden-Württembergische Biographien Bd. III, Stuttgart 2002

Weblink


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