Königlich Bayerisches Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 1

Königlich Bayerisches Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 1

Das Königlich Bayerische Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 1 war ein Verband der 1. Reserve-Infanterie-Brigade. Es wurde im Zuge der Mobilmachung der Bayerischen Armee zum Ersten Weltkrieg am 2. August 1914 in Dienst gestellt und blieb bis zum Ende des Krieges (November 1918) bestehen.

Inhaltsverzeichnis

Kommandeure

Friedenstruppenteil in Klammern, Vertretungen nicht strikt aufgeführt.

Regimentskommandeure

  • Bis 8. November 1914: Oberstleutnant Adolf Lammerer
    (Direktor des Topographischen Bureaus des Generalstabes in München, in Uniform des Infanterie-Regiments Nr. 15)
  • ab 10. November 1914: Oberstleutnant Otto Ritter von Füger (ab 8. November 1941 in Vertretung)
    (Kommandeur der Kriegsschule in München, in Uniform des Infanterieregiments Nr. 1)
  • ab 25. August 1917: Major Maximilian Ritter von Braun
    (Infanterie-Regiment Nr. 9)
  • ab 16. Oktober 1917: Major Maximilian Werkmann
    (Adjutant des Generalkommandos II. Armee-Korps, in Uniform des 1. Infanterieregiments)
  • ab 21. Mai 1918: Major Johann Schmidtler
    (Infanterieregiment Nr. 5)
  • ab 29. Juni 1918: Major Maximilian Werkmann

Bataillonskommandeure

I. Bataillon

  • Bis 8. November 1914: Major Otto Füger,
  • ab 8. November 1914: Oberstleutnant Heinrich Rees
    (1. Telegraphen-Bataillon)
  • ab 28. Februar 1915: Major Gustav Baumann
    (16. Infanterie-Regiment)
  • ab 28. Juni 1917: Hauptmann Sigmund Freiherr von Schacky
    (Infanterie-Leib-Regiment)
  • ab 10. Oktober 1917: Hauptmann der Reserve August Anders
    (Infanterie-Leib-Regiment)

II. Bataillon

  • Bis 8. September 1914: Major Joseph von Lachemeier
    (Kriegsschule in München, in Uniform des 1. Infanterieregiments)
  • ab 8. September 1914: Hauptmann Hans Graf Horn
    (Infanterie-Leib-Regiment)
  • ab 27. Oktober 1914: Hauptmann Heinrich Ritter von Xylander
    (Infanterie-Leib-Regiment)
  • ab 1. März 1915: Hauptmann Franz Dresch
    (15. Infanterieregiment)
  • ab 1. April 1916: Major der Reserve Artur Dessauer
    (1. Jäger-Bataillon)
  • ab 30. März 1917: Hauptmann Maximilian Zottmann
    (1. Infanterieregiment)
  • ab 19. April 1918: Hauptmann der Reserve Friedrich Fikenscher
    (2. Infanterieregiment)

III. Bataillon

  • Bis 20. August 1914: Major Karl Klug
    (1. Infanterieregiment)
  • ab 20. August 1914: Hauptmann Philipp Finsterer
    (1. Infanterieregiment)
  • ab 1. Mai 1917: Major der Landwehr Martin Loibl
  • ab 15. September 1917: Major der Reserve Heinrich Plötz
    (16. Infanterieregiment)
  • ab 30. März 1918: Hauptmann Sigmund Freiherr von Schacky
    (Infanterie-Leib-Regiment)

Regimentsgeschichte

Das Regiment wurde bis 2. August 1914 mobil gemacht. Es war in drei Bataillone und eine Maschinengewehr-Kompanie gegliedert.

1914

Zu Beginn des Ersten Weltkriegs war das Regiment als Teil der Reserve des I. Bayerischen Armeekorps in zweiter Linie im Bereich Saargemünd aufmarschiert. Am 16. August rückte es ostwärts der Saar flussaufwärts bis auf Höhe Finstingen vor. Während der Schlacht in Lothringen am 20./21. August 1914 drang das Regiment von Finstingen nach Rodt vor, das entspricht einem Geländegewinn von ca. 15 km. Bis 22. August 1914 abends war der Rhein-Marne-Kanal überschritten und Avricourt genommen. Das Regiment erreichte bis 5. September 1914 die Linie Maixe - Lunéville. Nach dem Ausscheiden des II. und III. Bayerischen Armeekorps aus der 6. Armee verlegte das Regiment etwa 20 km nach hinten und ging westlich der Vogesen bei Geistkirch in Stellung.

Ende September 1914 wurde es nach Brebières verlegt, griff am 2. Oktober früh Gavrelle an und konnte die Ortschaft mit seinem III. Bataillon bis abends in Besitz nehmen. Der übrigen Bataillone waren rechts vom III. Bataillon eingesetzt. Danach kämpfte sich das Regiment bis 6. Oktober 1914 über die Vimy-Höhen bis kurz vor Saint-Laurent, einem ostwärtigen Vorort von Arras vor, wurde jedoch von frisch herangeworfenen französischen Kräften zunächst zum Stehen gebracht. Bis zum 22. Oktober 1914 erstürmte es die Osthälfte von Saint-Laurent. Am folgenden Tag scheiterte der Versuch, den Ort zu nehmen, da wegen der Verzahnung der Gegner in der Ortschaft Artillerie und Minenwerfer nicht wirksam unterstützen konnten. Die Regimentsführung beschloss daher, den Angriff am 25. Oktober wieder fortzusetzen. Das Regiment erkundete eingehend die französischen Stellungen und traf Absprachen mit Artillerie und Minenwerferabteilung. Am 25. Oktober 1914 beschoss den gesamten Tag französische Artillerie die eigenen Stellungen. Ab 13.00 Uhr begann die eigene Artillerievorbereitung, die Minenwerfer kamen jedoch nicht voll zur Wirkung, da sie selbst von französische Artillerie eingedeckt wurden. Am späten Nachmittag griff das Regiment, aufgeteilt in drei Sturmgruppen nebeneinander, nach Westen an. Die verminderte 11. Kompanie folgte als Reserve. Bei Einbruch der Dunkelheit wurde der Westrand von Saint-Laurent trotz verlustreichen Häuserkampfes und zäher Gegenwehr der Franzosen genommen. Die südliche Gruppe musste in ihrem Kampf im Park und in Gärten nördlich der Scarpe schwere Verluste hinnehmen, da sie den Feind hinter Schießscharten nicht wirksam bekämpfen konnte. Sie wurde daher etwas zurückgenommen und wehrte einen Gegenangriff der Franzosen ab. Die 12. Kompanie am rechten Flügel stellte die Verbindung zum rechten Nachbarn, dem Reserve-Infanterie-Regiment 2, her und hielt sie. Nachts säuberte die Reserve die Ortschaft von Feindresten. Am 26. Oktober 1914 griff das Regiment nachmittags weiter an und konnte den Westrand der Ortschaft nehmen. Das Regiment nahm hierbei 5 Offiziere und 360 Mann französische Alpenjäger gefangen. Über die Jahreswende 1914/1915 grub sich das Regiment ein.

1915

Im Zuge der ersten großen französischen Offensive vor Arras im Mai 1915 war das Regiment den Angriffoperationen der französischen 19. und 20. Infanterie-Division ausgesetzt. Es gab keinen Fußbreit Boden preis und wies alle Durchbruchsversuche des Feindes ab. Im Herbst (September/Oktober 1915) versuchten es die Franzosen ein weiteres Mal, die Linien der 1. Reserve-Division nördlich des Regiments zu durchstoßen. Da dies ebenfalls misslang, hatte das Regiment während dieser französischen Offensive eine relativ ruhige Zeit.

1916

Am 8. August 1916 an die Somme bei Cléry verlegt hatte das Regiment am 12. August 1916 schwere französische Angriffe zu bestehen, die sämtlich blutig abgewiesen wurden. Noch im August wurde das Regiment aus der Front herausgezogen und wurde als Teil der Armeereserve eingesetzt, die in dauernder Bereitschaft gehalten wurde.

1917

Anfang April 1917 lag die 1. Reserve-Infanterie-Division tief gestaffelt westlich von Thélus, Reserve-Infanterie-Regiment 3 rechts, Reserve-Infanterie-Regiment 2 links und das Reserve-Infanterie-Regiment 1 in der Mitte. Schon in der Frühe des 9. April 1917 war es einem britischen Gasangriff ausgesetzt. Nach einem heftigen Trommelfeuer der britischen Artillerie überrannten die Briten um 5.40 Uhr bei dichtem Schneetreiben die schwach besetzten vorderen Linien und konnten an der 3. Linie für etwa eine Stunde gehalten werden. Die eigene Artillerie-Unterstützung konnte mit konventionellen Granaten wenig ausrichten, da über Nacht kein Nachschub zu den Batterien gelangte. So wurden die noch verbliebenen eigenen Gasgranaten in die rückwärtigen Gebiete des Feindes geschossen. Da beim rechten Nachbarn (Reserve-Infanterie-Regiment 3) der Feind bereits durchgebrochen war, wurde die rechte Flanke des Regiments von Norden her ständig bedroht. Das rechts eingesetzte III. Bataillon musste bereits früh seinen Bataillonsgefechtsstand im sog. Augsburger Haus aufgeben. Das II. Bataillon in der Mitte konnte sich eine Stunde länger halten, wurde jedoch beim Ausweichen auf die Zwischenstellung arg zusammengeschossen. Das I. Bataillon setzte sich zur 2. Stellung geschlossen ab und konnte die Verbindung zum linken Nachbarn (Reserve-Infanterie-Regiment 2) halten. Die beiden Ruhe-Kompanien (Reserve) wurden zur Verstärkung des II. Bataillons nach vorn geworfen. Den Briten gelang es um 9.30 Uhr, das II. Bataillon links zu umgehen, doch auch der Feind kam aus Erschöpfung zum Stillstand. Das Regiment schickte nun zwei Maschinengewehre zur Verstärkung nach vorn. Die 2. Kompanie sollte Verbindung zum rechten Nachbarn bei Thélus aufnehmen, kam jedoch nicht voran, da die Briten schon zu weit vorgedrungen waren. Die 3. Kompanie wurde während des Ausweichens auf die Zwischenstellung zerschlagen. Um 11.15 Uhr schickte das Regiment die 1. Kompanie zur Zwischenstellung, blieb aber schon nach ca. 200 m liegen, da der nördliche Teil der Stellung bereits von Briten besetzt war. Das Wetter klarte plötzlich auf, so dass das Regiment die aufmarschierten Briten auf den Höhen von Thélus deutlich erkennen konnte. Eine Eskadron, die im Galopp das Trichtergelände zu überwinden suchte, wurde durch Maschinengewehrfeuer zusammengeschossen, der Rest bei Willerval gefangen genommen. Als dem II. Bataillon gegen 13.00 Uhr die Umklammerung drohte, wurde das Bataillon auf die Höhe der Regimentsgefechtsstelle zurückgezogen. Der Regimentsstab verlegte um 13.45 Uhr zunächst in die 2. Stellung, danach in eine aufgegebene Artilleriebefehlsstelle. Nachdem sich das II. Bataillon noch einige Stunden gehalten hatte, erreichte es gegen 16.00 Uhr in der 2. Stellung. Versuche, mit dem Reserve-Infanterie-Regiment 3 Verbindung aufzunehmen, scheiterten, da dort die 2. Stellung bereits verlassen war. Die Verbindung konnte am späten Nachmittag mit Hilfe des Reserve-Infanterie-Regiments 21 hergestellt werden. Nachts schlugen sich noch einige Versprengte des II. und III. Bataillons bis zur 2. Stellung durch. In der Frühjahrsschlacht bei Arras im April 1917 verlor das Regiment nahezu das gesamte Personal und Material des II. und III. Bataillons. Das Regiment traf im Oktober 1917 bei Hollebeke in Flandern ein.

1918

Während der Rückzugskämpfe in Flandern wurde am 4. Oktober 1918 das Regiment vor Ledeghem geworfen und verstärkte die dort in Stellung liegende Verbände. Am 14. Oktober brachen jedoch die Briten durch die Linien des Regiments und wurde bei Morseele weitgehend aufgerieben. Die Reste des Regiments waren anschließend als Reserve eingesetzt. Am 20. Oktober 1918 fing es nordostwärts Waereghem die Spitzen eines britischen Verbandes auf. An 30. Oktober 1918 lag es ostwärts der Schelde bei Gavere in Stellung. Am Ende des Krieges stand das Regiment bei Diest. Von dort verlegte es über Lüttich, Aachen in die Gegend von Barmen.

Literatur

  • Konrad Krafft von Dellmensingen, Friedrichfranz Feeser, Das Bayernbuch vom Weltkriege 1914-1918, Chr. Belser AG, Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 1930
  • Siegmund Frh. von Schacky, Das K.B. Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 1, Verlag Bayerisches Kriegsarchiv, München 1924, 84 S.
  • Otto Ritter von Füger, "Ehrenbuch des K. B. Reserve-Infanterie-Regiments Nr. I / 1914 - 1918". Hrsg.: Vereinigung ehemaliger Angehöriger des Regiments. München: Selbstverlag, 1924. 71 S.

Siehe auch


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