Königsvorstadt

Königsvorstadt
Stadtviertel in Berlin-Mitte: Altkölln (Spreeinsel) [1] (mit Museumsinsel [1a], Fischerinsel [1b]), Alt-Berlin [2] (mit Nikolaiviertel [2a]), Friedrichswerder [3], Neukölln am Wasser [4], Dorotheenstadt [5], Friedrichstadt [6], Luisenstadt [7], Stralauer Vorstadt (mit Königsstadt) [8], Gebiet Alexanderplatz (Königsstadt und Altberlin) [9], Spandauer Vorstadt [10] (mit Scheunenviertel [10a]), Friedrich-Wilhelm-Stadt [11], Oranienburger Vorstadt [12], Rosenthaler Vorstadt [13]

Die Königsstadt (auch Königsviertel, Königsvorstadt, Georgenvorstadt) war ein historischer Stadtteil von Berlin, der in den heutigen Ortsteilen Mitte, Prenzlauer Berg und Friedrichshain aufgegangen ist.

Aufgrund der schweren Schäden im Zweiten Weltkrieg, des anschließend teils neuen Zuschnitts der Straßen und der starken Bebauung mit moderner Architektur, die nicht den traditionellen Berliner Blockstrukturen folgt, ist die einstige städtebauliche Einheit des historischen Kerns der Königsstadt nordöstlich des Alexanderplatzes heute nicht mehr zu erkennen. Die Bezeichnung „Königsstadt“ bzw. „Königsviertel“ ist aus dem allgemeinen Sprachgebrauch verschwunden.

Inhaltsverzeichnis

Lage und Geschichte

Die Königsstadt im Nordosten des historischen Berlins (Karte von 1789)
Die Königsstadt 1831–1920
Bebauter Teil der Königsstadt 1875
Die alte Georgenkirche der Georgenvorstadt/Königsstadt

Die Königsstadt entstand vor dem alten Königstor (bis 1701 Georgentor, noch früher Oderberger Tor) der mittelalterlichen Berliner Stadtmauer bzw. der Memhardt'schen Festungsanlage aus der Mitte des 17. Jahrhunderts. Sie war ursprünglich als Georgenvorstadt bekannt und hatte sich um das dort gelegene, 1272 erstmals urkundlich erwähnte Georgenhospital gebildet. Als mittlere und kleinste der drei Vorstädte des mittelalterlichen Berlins lag sie südöstlich der Spandauer Vorstadt und nordwestlich der Stralauer Vorstadt.

Die Bezeichnungen „Königsstadt“ bzw. „Königstor“ wurden gebräuchlich, nachdem der erste preußische König Friedrich I. nach seiner Krönung in Königsberg 1701 durch Vorstadt und Tor in seine Residenz eingezogen war.

Die Grenze zur Stralauer Vorstadt verlief um 1800 entlang der Contrescarpe (heute Alexanderstraße), Sandgasse (heute Jacobystraße), Kurzen Straße (existiert nicht mehr), Baumgasse (später Elisabethstraße, existiert nicht mehr) bis zum früheren Standort der Palisadenbewehrung (heute Palisadenstraße), die Grenze zur Spandauer Vorstadt entlang der Prenzlauer Straße (heute Karl-Liebknecht-Straße) bis zum Prenzlauer Tor der Berliner Zollmauer (heute in Höhe der Tor- bzw. Mollstraße). Im Nordosten reichte die Königsstadt anfänglich bis zum Bernauer Tor (später Neues Königstor, am heutigen Platz am Königstor) der Zollmauer.

Das fächerförmige Straßenmuster der Königsstadt wurde bestimmt von den Fernhandelsstraßen, die nach Prenzlau (Prenzlauer Straße, heute Karl-Liebknecht-Straße und Prenzlauer Allee) und Landsberg (Landsberger Straße, heute nicht mehr existente westliche Verlängerung der Landsberger Allee) führten. Zwischen beiden lag die Straße nach Greifswald (Bernauer Straße bzw. Neue Königsstraße, heute Otto-Braun-Straße sowie Greifswalder Straße). Alle drei Ausfallstraßen begannen auf dem Platz vor dem Königstor, dem heutigen Alexanderplatz.

1831 wurden große vorgelagerte Flächen jenseits der Zollmauer nach Berlin eingemeindet. Die Königsstadt erstreckte sich seitdem bis zur neuen Berliner Stadtgrenze zu Weißensee und Hohenschönhausen. Auf dieser Gebietserweiterung entstanden unter anderem der Volkspark Friedrichshain, das Bötzowviertel und das Winsviertel. Die Einwohnerzahl des Stadtteils Königsviertel (so der amtliche Name der Königsstadt im 19. Jahrhundert) stieg von 41.713 im Jahre 1867 bis auf 197.518 im Jahre 1910.[1]

Bei der Bildung von Groß-Berlin im Jahre 1920 kam der größte Teil der Königsstadt zum Bezirk Prenzlauer Berg. Das Gebiet zwischen dem Alexanderplatz und der heutigen Mollstraße kam zum Bezirk Mitte, während der Volkspark Friedrichshain und das Viertel um die Petersburger Straße zum Bezirk Friedrichshain kamen.

Historische Orte und Gebäude der Königsstadt

Sonstiges

Den Begriff „Königsstadt“ – auch „Königstadt“ – tragen heute noch einzelne Bauwerke und Einrichtungen im Namen:

  • Gewerbehof der ehemaligen Königsstadtbrauerei in der Saarbrücker Straße,
  • das verklinkerte Bürogebäude der Königstadt-Terrassen an der Schönhauser Allee von den Architekten Thomas Müller und Ivan Reimann,
  • das Königsstadt-Carree, das an der Otto-Braun-Straße Ecke Mollstraße errichtet wird,
  • das Jugendhaus Königstadt in der Saarbrücker Straße.

Literatur

  • Friedrich Nicolai, Karlheinz Gerlach (Hrsg.): Beschreibung der königlichen Residenzstadt Berlin, dar. Die Königsvorstadt, sonst auch Königsstadt, S. 75 ff.; Verlag Philipp Reclam jun., Leipzig 1987, ISBN 3-379-00195-3
  • Jan Feustel: Spaziergänge in Friedrichshain; Haude und Spener, Berlin 1994, ISBN 3-7759-0357-7

Einzelnachweise

  1. Friedrich Leyden: Groß-Berlin. Geographie der Weltstadt. Hirt, Breslau 1933 (darin: Entwicklung der Bevölkerungszahl in den historischen Stadtteilen von Alt-Berlin, S. 206)

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