Kühlungsborn (Bäderarchitektur)

Kühlungsborn (Bäderarchitektur)

Die Bäderarchitektur von Kühlungsborn reicht zurück bis in das späte 19. Jahrhundert, als der Ort noch aus drei Dörfern - Arendsee, Brunshaupten und Fulgen - bestand. Der Badebetrieb, beginnend im Logierhaus von Fulgen, nahm um die Jahrhundertwende 1900 einen erheblichen Auftrieb in allen drei Orten und führte zu einer ausgeprägten Bautätigkeit. Viele Gebäude - vorwiegend Hotels und Pensionen, aber auch Bade- und Kureinrichtungen - entstanden mit klassizistischen und Jugendstilelementen und kündeten von einer neuen und bewussten Nutzung der Ostsee als Erholungsgebiet.

Nach dem Zweiten Weltkrieg blieb die Bautätigkeit in Kühlungsborn im Gegensatz zu den schleswig-holsteinischen Ostseebädern minimal. Geld und Mittel fehlten, die Politik war auf Gemeinschaftseigentum ausgerichtet, Privatinitiative wurde unterbunden und sogar verfolgt (Aktion Rose). Viele Bauwerke litten unter dieser Investitionslücke, wurden teilweise zurückgebaut oder - wenn die Bausubstanz zu marode war - gar ganz abgerissen.

Mit der Wende von 1989 und der Wiedervereinigung Deutschlands wurde Privatinitiative wieder gefragt. Die Treuhand AG - mittlerweile überwiegend im Besitz der wirtschaftlich interessanten Immobilien - verkaufte Grundstücke in Kühlungsborn an investitionsbereite Hoteliers und Hotelgruppen. Hinzu trat eine Gemeindeverwaltung, die eine Gestaltungssatzung für den Ort schuf, die verhindern sollte, dass alte Gebäude weggerissen wurden, um klotzigen Neubauten zu weichen. Dadurch wurde Raum geschaffen für die Wiedererstehung der alten Bäderarchitektur - nicht immer ganz gelungen, aber häufig mit modernen Mitteln das nachahmend, was schon um 1900 das Flair des Ostseebades ausmachte. Kühlungsborn ist eine Hochhaus-freie Gemeinde geblieben, denn kein Haus darf höher gebaut werden, als die höchsten Bäume gewachsen sind. Auch der Kirchturm der neuen kath. Kirche musste sich an diese Vorgabe halten.

Gegliedert in die drei ehemaligen Ortsteile - Arendsee, Brunshaupten und Fulgen werden heute noch existierende Bauten und wiedererrichtete Hotels, Pensionen oder Wohnhäuser und ihre Geschichte dargestellt.

Inhaltsverzeichnis

Kühlungsborn-West (ehemals Arendsee)

Hotel Esplanade

Das Hotel Esplanade wurde als Villa Strandburg um 1900 gebaut. Das Gebäude besitzt ein Souterrain und zwei Geschosse sowie ein ausgebautes Dach (Mansarde). Die Fassade zur Straßenseite wird seitlich von zwei Giebeln eingerahmt.

Um 1925 ging das Haus in den Besitz von Hans Schröder über, der das Haus in „Esplanade“ umbenannte und es zusammen mit dem Haus Wenden als Hotel führte. Nach dem Zweiten Weltkrieg war das Haus ein Erholungsheim der Neptun Werft Rostock. Danach wurde das Haus vom FDGB genutzt. 1960 wurde es stark umgebaut und jeglicher Details beraubt. Zudem wurde es in „Störtebecker“ umbenannt. Im Jahr 1995 eröffnete Rolf Radowitz das Haus wieder als Hotel Esplanade, nachdem er es im Jahr zuvor erworben hatte.

Villa Rheingold

Die Villa Rheingold ist in Strandnähe gelegen und von verspielter Architektur. Treppenaufgang, Veranda und Türmchen bilden die zentrale Achse der Frontpartie des Hauses, das zudem mit großflächiger romantischer Malerei - passend zum Namen des Hauses - verziert ist. In den 20er Jahren gehörte das Haus als kleine volle Pension W. Rampelmann. Lange Jahre bildete es zusammen mit dem Schloss am Meer einen gemeinsamen Hotelbetrieb. 2009 wurde es von den neuen Betreibern des Schloss am Meer verkauft und wird mittlerweile umgebaut zu Apartment-Ferienwohnungen.[1]

Hotel Rosenhof

Das Hotel Rosenhof hieß in den zwanziger Jahren „Haus Siegfried“ und warb im Hausprospekt mit koscherem Mittagstisch, Verpflegung in altbewährter Güte, elektrischem Licht und mit bester Lage am Kurhaus.

Kühlungsborn-Ost (ehemals Brunshaupten)

Villa Lessing

Villa Lessing, Foto von 2006

Die an der Ostseeallee gelegene Villa Lessing hieß in den zwanziger Jahren „Villa Martin“ und warb in einem Reiseführer von 1927 mit großen Zimmern und vorzüglichen Betten in bevorzugter Lage.

Seeschloss

Das Hotel Seeschloss ist heute nicht mit dem Gebäude zu vergleichen, wie es 1906 im Prospekt erwähnt wurde. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurden Erker und Veranden entfernt. Es diente der Handwerkskammer des Bezirkes Rostock als „Haus des Handwerks“. 1996 wurde das Haus komplett neugestaltet und erhielt wieder seinen alten Namen. [2]

Hubertusburg

Die Hubertusburg wurde 1914 im Reiseführer von Brunshaupten erwähnt und wurde bautechnisch nur gering verändert.[3]

Hotel Vier Jahreszeiten

Das an der Ostseeallee gelegene Hotel Vierjahreszeiten hieß in den zwanziger Jahren „Meeresburg“, ein Hotel ersten Ranges und vor allem ein vornehmes und ruhiges Haus. Zu Zeiten der DDR wurde es in „Pestalozzi-Haus“ umbenannt. Aber auch die damalige Regierung konnte diesem Kleinod der Architektur nichts Wesentliches anhaben. Mit seinem geschwungenen Giebeln, den turmartigen überhöhten Erkern hat es, wie so viele Hotels an der Ostseeallee, nichts von seinem Charme verloren.

Hotel Strandblick

Das heutige Hotel Strandblick hat in den zwanziger Jahren „Haus Hindenburg“ geheißen, und war laut Reiseführer von 1927 eine Pension ersten Ranges, mit guter Verpflegung und, in der damaligen Zeit sehr wichtig, mit Auto-Garage. Im Wohnungsnachweis von 1938 musste für ein Zimmer zwischen 2,50 und 3,00 Reichsmark ohne Frühstück bezahlt werden, Frühstück konnte man für 1,50 Reichsmark extra bekommen oder Vollpension zwischen 6,00 und 8,00 Reichsmark. Es gab bei einer damaligen Anzahl von 50 Betten schon 27 Zimmer mit fließendem Wasser und Zentralheizung.

Hotel Westfalia

Das Hotel Westfalia wurde als Dependance zum einstigen Hotel Rusch in der Ostseeallee von dem Privatarchitekten Johann Busch aus Wismar erbaut. In einem Reiseführer von 1929 wird mit bevorzugter Lage direkt am Wasser, von Wald umgeben und mit Zimmern mit fließendem warmen und kaltem Wasser geworben. Erwähnenswert war auch, dass es keine ständige Musik im Hause gab.[4] Während der DDR-Zeit wurde auch dieses Hotel durch die Aktion Rose enteignet und als FDGB-Ferienheim mit dem Namen „Stranddorn“ geführt. Das Hotel Westfalia ist seit seiner Erbauung 1909/10, mit den zur Ostsee ausgerichteten Zimmern mit Balkonen und Loggien äußerlich nahezu unverändert erhalten geblieben und stellt ein bedeutendes Zeugnis der Bäderarchitektur dar. Es steht heute auf der Denkmalliste und wird durch die Urenkelin des einstigen Besitzers M. Rusch betrieben.[5]

Kühlungsborn-Ost (ehemals Fulgen)

Der Fulgenhof 2006

Der Fulgenhof

Der Ursprung des Badewesens und des Erholungsaufenthaltes in Kühlungsborn war der Fulgenhof mit seinem Logierhaus. In den 1920er Jahren warb der Pächter Parsche mit der ruhigen Lage direkt am Strand, mit einem großen und geschützten Garten sowie einer eigenen Haltestelle der Eisenbahn von Bad Doberan nach Brunshaupten.

Einzelnachweise

  1. Homepage der neuen Betreiber
  2. Ostseebad Kühlungsborn Alte Ansichten, Teil 2 Brunshaupten, 1995 Rudolf Bartelmann
  3. Brunshaupten Amtlicher Führer, herausgegeben von der Gemeinde 1914, S.6
  4. Continental Handbuch für Kraftfahrer, Ausgabe: Deutschland 1929
  5. Homepage der Betreiber

Literatur und Quellen

  • Wohnungsnachweis von 1938: Ostseebad Brunshaupten-Arendsee Druck: Buchdruckerei Rudolf Sengebusch
  • Gemeinde- und Bade-Verwaltung Arendsee: Arendsee in Mecklenburg. Ostseebad und klimatischer Kurort. Führer für 1925. Arendsee 1925
  • Gemeinde- und Badeverwaltung Brunshaupten: Brunshaupten. Ostseebad und Waldluftkurort in Mecklenburg-Schwerin. Amtlicher Führer. Brunshaupten 1927
  • Landesfremdenverkehrsverband Mecklenburg: Ostseebad Brunshaupten in Mecklenburg. o.J. (1937)
  • Kurverwaltung Ostseebad Kühlungsborn: Veranstaltungen im Ostseebad Kühlungsborn. Kühlungsborn 1956
  • Rat der Stadt Kühlungsborn: Ostseebad Kühlungsborn. o.J. (1970er Jahre)
  • Jürgen Jahnke: Kühlungsborn. Ein Streifzug durch das Leben des Badeortes. Rostock: Verlag Redieck & Schade GmbH 2006

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