Kürassier-Regiment „Kaiser Nikolaus I. von Russland“ (Brandenburgisches) Nr. 6

Kürassier-Regiment „Kaiser Nikolaus I. von Russland“ (Brandenburgisches) Nr. 6
Kürassiere des Regiments im Juli und August 1809

Das Kürassier-Regiment „Kaiser Nikolaus I. von Russland“ (Brandenburgisches) Nr. 6 war eine Kavallerieeinheit der Königlich Preußischen Armee.

Inhaltsverzeichnis

Verbandszugehörigkeit 1914

  • Stiftungstag des Regiments: 16. Oktober 1807

Aufstellung

Kürassier Kaserne in Brandenburg um 1910

Nach der Niederlage in der Schlacht bei Jena und Auerstedt war die preußische Armee 1806 nahezu vernichtet und musste völlig neu formiert werden. Am 16. Oktober 1807 stellte man in Tilsit eine sogenannte Kürassier-Brigade zusammen und verwendete:

  • für die 1. Eskadron die verbliebenen Teile des Regiment Gens d’armes
  • für die 2. Eskadron die verbliebenen Teile des Leib-Kürassier-Regiments und des Leib-Karabinier-Regiments
  • für die 3. Eskadron die verbliebenen Teile des Kürassier-Regiments von Beeren
  • für die 4. Eskadron die verbliebenen Teile der Kürassier-Regimenter von Quitzow und von Reitzenstein.

Im Jahre 1808 erhielt die neugebildete Einheit die Bezeichnung: Brandenburgisches Kürassier-Regiment und wurde in Labiau und Insterburg stationiert.

Im Jahre 1809 verlegte das Regiment in die Markgrafschaft Brandenburg und wurde eskadronsweise in Spandau, Nauen, Oranienburg, Wusterhausen und Rathenow untergebracht. 1850 wechselte das Regiment in seine endgültige Garnison nach Brandenburg an der Havel.

Erster Kommandeur war Major von Kunow.

Im Laufe der Zeit wechselte das Regiment mehrfach seinen Namen:

  • am 5. November 1816 in 3. Kürassier-Regiment (Brandenburg)
  • am 27. Mai 1819 in 6. Kürassier-Regiment (Brandenburg) „Großfürst Nikolaus
  • am 18. Januar 1826 in 6. Kürassier-Regiment (gen. Kaiser von Russland)
  • am 18. März 1855 in 6. Kürassier-Regiment (Kaiser Nikolaus I. von Russland)
  • am 4. Juli 1860 in Brandenburgisches Kürassier-Regiment (Kaiser Nikolaus I. von Russland)
  • am 27. Januar 1889 in Kürassier-Regiment Kaiser Nikolaus I. von Russland (Brandenbg.) Nr. 6

Teilnahme an Gefechten und Kampfhandlungen

In den Befreiungskriegen 1813/15 war die Einheit an der Schlacht bei Großgörschen am 2. Mai 1813 beteiligt und kämpfte später im Korps des Feldmarschall Blücher in Frankreich.

Im Krieg gegen Dänemark 1864 wurde das Regiment mobilisiert und im Patrouillen- und Ordnungsdienst eingesetzt.

1866 im Krieg gegen den Deutschen Bund marschierte das Regiment in Böhmen ein und nahm an der Schlacht bei Königgrätz teil.

Im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 kämpfte das Regiment zunächst bei Spichern und kämpfte am 16. August 1870 in der Schlacht von Mars-la-Tour. Hierbei musste die deutsche Kavallerie mehrfach zur Entlastung der Infanterie in die Schlacht eingreifen. Es war hier auch die Kavallerie, die den ersten Angriff gegen die Rheinarmee ausführte, und damit die Schlacht begann. Das Kürassier-Regiment Nr. 6 nahm in dieser Schlacht auch noch am letzten Angriff in der Abenddämmerung teil, in dem eine Anhöhe südlich von Rezonville endgültig erobert wurde. Das Regiment nahm danach noch an der Schlacht bei Gravelotte teil, die zur endgültigen Einschließung der französischen Armee in Metz führte.

Im September und Oktober waren die Kürassiere an der Belagerung von Paris beteiligt und leisteten ab Ende November 1870 Aufklärungsdienst gegen die französische Loirearmee. Hierbei führte sie der Krieg über Orléans bis zur Entscheidenden Schlacht von Le Mans. Es war im Dezember 1870 und Januar 1871 insbesondere die deutsche Kavallerie, die in vielen kleinen Treffen gegen versprengte französische Verbände und Franc-tireur kämpfen musste. In diesen Kämpfen mussten die einzelnen Eskadrons des Regiment oftmals selbstständig operieren und waren entsprechend in den Gefechten auf sich allein gestellt.

Nach dem Waffenstillstand wurde das Regiment der Besatzungstruppe zugeteilt und kehrte erst am 6. März 1873 in seine Friedensgarnison zurück.

Erster Weltkrieg: Am 1. August Ausmarsch in den Westen mit ersten Gefechten in Belgien bei Lüttich und Namur, anschließend Teilnahme an der Marneschlacht, danach Rückzug hinter die Aisne. Ab Herbst 1914 Verlegung an die Ostfront mit kavalleristischen Einsätzen in Russisch-Polen und Russland bis zum Sommer 1915. Danach Teilung in 1. und 2. Halb-Regiment.

1. Halb-Regiment (1. und 2. Eskadron): Es befand sich bis zum Kriegsende im Osten und wurde in Serbien, Litauen, Kurland und gegen die Kerenski-Offensive eingesetzt. 1918 kämpfte es noch gegen bolschewistische Verbände.

2. Halb-Regiment (3. und 4. Eskadron): Im Sommer 1915 erfolgte die Verlegung in den Westen. Nach Abgabe der Pferde kämpften die ehemaligen Kavalleristen in der Schlacht um Verdun, sowie im Verband der 7. Kavallerie-Schützendivision im Stellungskrieg und bis November 1918 in den Abwehrschlachten in Nordfrankreich.

Nach Kriegsende trafen die Eskadrons bis Dezember 1918 einzeln in Brandenburg ein, wo das Regiment demobilisiert wurde. Im Januar 1919 begann man aus den Resten der Einheit zwei Freiwilligen-Eskadrons aufzustellen, die im „Grenzschutz Ost“ an den Kämpfen gegen die polnischen Insurgenten teilnahmen.

Nach ihrer Rückkehr im Januar 1920 wurden sie zu einer Eskadron vereinigt und ab Mai 1920 als 1. Eskadron in das Reichswehr-Reiter-Regiment Nr. 3 in Stendal eingegliedert.

Die Tradition des Regiments wurde von dieser Eskadron fortgeführt.

Uniform

Bis 1912 wurde auch im Felde ein weißer Koller und weiße Stiefelhosen getragen. Offiziere trugen zur Parade Epauletten, Unteroffiziere und Mannschaften waren auch hier nur mit Schulterklappen ausgestattet. Auf beiden befand sich ein kyrillisches N mit der Zarenkrone. Dazu kamen schwarze Kürassierstiefel (sogenannte Kanonenstiefel) und der Kürassierhelm aus poliertem Metall mit Verzierungen aus Messing, sowie ein weißes Bandelier mit schwarzer Kartusche. Die Abzeichenfarbe des Koller war russisch-blau. Bei Paraden wurde zusätzlich ein weißmetallener, zweiteiliger Küraß angelegt. Zum normalen Dienst trugen die Kürassiere einen dunkelblauer Waffenrock. Als Gesellschaftsuniform war dieser bei Offizieren mit Epauletten und Fransen ausgestattet. Dazu gehörte eine weiße Schirmmütze mit russischblauem Besatzstreifen.

Tressen, Knöpfe und Kollerborte waren goldfarbig.Zur Friedensuniform führten die Unteroffiziere und Mannschaften eine Stahlrohrlanze mit schwrz-weißer Lanzenflagge.

Bereits mit A.K.O. vom 14. Februar 1907 befohlen und ab 1909/1910 schrittweise eingeführt, wurde anlässlich des Kaisermanövers 1913 die bunte Uniform erstmalig durch die feldgraue Felddienstuniform (M 1910) ersetzt. Diese glich vollkommen der Friedensuniform. Das Lederzeug und die Stiefel waren naturbraun, der Helm wurde durch einen schilffarbig genannten Stoffüberzug bedeckt. Das Bandelier und die Kartusche wurden zu dieser Uniform nicht mehr angelegt.

Literatur

  • Hugo F.W. Schulz: Die Preußischen Kavallerie-Regimenter 1913/1914, Weltbild Verlag 1992
  • Hein: Das kleine Buch vom Deutschen Heere Lipsius & Tischer Verlag Leipzig 1901

Weblinks


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