LV-JEL

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Jelgava (dt.: Mitau)
Wappen von Jelgava
Jelgava (Lettland)
DEC
Basisdaten
Staat: Lettland
Gebiet: Semgallen (lettisch: Zemgale)
Landkreis: Kreisfreie Stadt
Koordinaten: 56° 39′ N, 23° 43′ O56.6523.71277777777813Koordinaten: 56° 39′ 0″ N, 23° 42′ 46″ O
Einwohner: 66.136 (1. Jan. 2005)
Fläche: 60 km²
Bevölkerungsdichte: 1.102,27 Einwohner je km²
Höhe: 13 m NAP
Stadtrecht: seit 1573
Webseite: www.jelgava.lv
Vorn die Akademie Petrina, hinten links die orthodoxe Kirche der

Heiligen Simeon und Anna, rechts und die katholische Kirche.

Jelgava (deutsch: Mitau) ist eine Stadt in Zentral-Lettland, im Gebiet Semgallen, gelegen 44 km südwestlich von Riga, mit 66.136 Einwohnern (Stand 1. Januar 2005) die größte in Semgallen. Bis 1919 war Mitau die Hauptstadt von Kurland.

Jelgava liegt in einer fruchtbaren Ebene am rechten Ufer der Lielupe (deutsch: Kurländische Aa), deren Hochwasser die niedrig gelegene Stadt gefährden. Jelgava wird vom Jakobskanal (benannt nach Jakob Kettler) umschlossen, ist Eisenbahnknotenpunkt und wichtiger Markt für Getreide und Holz.

Inhaltsverzeichnis

Wortbedeutung

Man glaubt, dass der lettische Name Jelgava vom livischen Wort jelgab stammt, das „niedriggelegener Ort“ bedeutet. Der Ursprung des deutschen Namens Mitau ist unklar, einige vermuten eine Herkunft vom (lettischen) mīt oder mainīt, „wechseln“. Andere Erklärungen sind „mitten in der Aue“ oder „die Mitte der Aa“.

Sehenswürdigkeiten

Jelgava hat regelmäßige, breite Straßen, an denen sich die Herrschaftshäuser des in der kurländischen Hauptstadt residierenden deutschbaltischen Adels aufreihen. Das alte Schloss (1266) der Herzöge von Kurland auf einer Insel im Fluss wurde von Herzog Ernst Johann von Biron niedergerissen, der sich stattdessen 1738-1772 von Bartolomeo Francesco Rastrelli ein geräumiges Schloss an der Brücke über die Kurländische Aa errichten ließ. Das Schloss enthält die Sarkophage aller kurländischen Herzöge und ist von einem Park umgeben.

Zu den Wahrzeichen der Stadt zählen auch die Barockkirche der Heiligen Anna, der Turm der zerstörten Dreifaltigkeitskirche und zwei ansehnliche neoklassizistische Bauwerke, die Villa Medem und die Academia Petrina.

Geschichte

Die Liven begannen während des 10. Jahrhunderts das Gebiet zwischen den Flüssen Lielupe und Driksa zu besiedeln. Angeführt von ihrem Hochmeister Konrad von Mandern, errichteten die Kreuzritter des Livländischen Ordens 1265/66 das Schloss Mitau auf einer vorhandenen Inselbefestigung (Pilssala). Mit Mitau als südlicher Festung unterwarfen die deutschen Ritter bis 1290 die Liven und Semgaller der Umgebung. Die Stadt gewann als Verteidigungsanlage gegen die Litauer, denen 1345 die Plünderung Mitaus gelungen war, an Bedeutung.

Nach der endgültigen Auflösung des Livländischen Ordens während des Livländischen Kriegs wurde Mitau 1561 dem Herzogtum Kurland zugeschlagen. 1573 erhielt es Stadtrechte und wurde 1578 Hauptstadt des vereinigten Herzogtums Kurland und Semgallen. Als sich dieses 1596 teilte, wurde Mitau die Residenz Herzog Friedrich Kettlers von Semgallen. 1617 wurde die Stadt erneut Hauptstadt eines vereinigten Herzogtums, welches zu einem Vasallenstaat der polnisch-litauischen Union geworden war. Die wiederholten Kriege Polen-Litauens mit Schweden brachten für Mitau mehrere Belagerungen mit sich. Trotzdem wuchs die Stadt zu einem Zentrum für Handel und Gewerbe. Mit dem Stärkerwerden von Kurlands Nachbarn gerieten Herzogtum und Stadt jedoch mehr und mehr in den Einflussbereich Russlands.

Schloss Jelgava, Blick über die Lielupe

Der vorletzte Herzog von Kurland, Ernst Johann von Biron, erweiterte Mitau in kulturellen Belangen. Er baute das herzogliche Schloss und eröffnete die erste öffentliche Bücherei der Stadt. Im Jahr 1775 gründete er die Universität Academia Petrina, die zum geistigen Mittelpunkt des Landes wurde. Auch förderte der Herzog Theateraufführungen an seinem Hof.

Mit dem Ausbruch der Französischen Revolution 1789 forderten die Bürger Mitaus mehr Rechte. 1795 wurde ihre Stadt aber zusammen mit Kurland im Zuge der polnischen Teilungen durch das Russische Reich annektiert und hieß nunmehr Mitawa (Митава).

Dem Graf der Provence und späteren König von Frankreich, Ludwig XVIII., diente der Palast von Mitau von 1798 bis 1801 und von 1804 bis 1807 als Herrschaftssitz. 1799 heiratete hier Marie Therese Charlotte, genannt „Madame Royale“ (die Tochter von Ludwig XVI. und Marie Antoinette), ihren Vetter, den Herzog von Angoulême. Obwohl die Stadt während der Napoleonischen Kriege durch preußische Truppen besetzt wurde, entging sie weitgehend der Zerstörung.

Einen weiteren Ausbau erfuhr Mitau/Jelgava nach dem Anschluss an die Eisenbahn 1868. Letten vom Land wurden durch die infrastrukturelle Entwicklung angezogen und ließen sich als Händler, Handwerker, Lehrer und Beamte in der Stadt nieder. 1914 hatte Jelgava über 45.000 Einwohner. Nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs litt Jelgava allerdings merklich. Deutsche Truppen besetzten die Stadt während des Krieges und danach war sie Schlachtgebiet zwischen der Roten Armee, deutschbaltischen Freikorps-Verbänden und lettischen Freiheitskämpfern. Nach dem Sieg der letzteren wurde Mitau/Jelgava zu einer wichtigen Stadt im unabhängigen Lettland.

In der Folge der Vereinbarungen im geheimen Zusatzprotokoll des Deutsch-sowjetischen Nichtangriffspaktes annektierte die Sowjetunion Jelgava 1940 zusammen mit dem restlichen Lettland. Ein Großteil der verbliebenen deutschen Bevölkerung folgte der Aufforderung zur „Heimkehr“ ins deutsche Reich. Zwischen 1941 und 1944 besetzten deutsche Truppen der Heeresgruppe Nord Jelgava, bevor die Stadt von der Roten Armee erobert wurde. Das historische Zentrum, Industrieanlagen, Eisenbahnnetz und öffentliche Gebäude, fast 90 Prozent der Stadt, wurden während der Kämpfe schwer zerstört.

Der Wiederaufbau erfolgte während der Zeit der Lettischen Sozialistischen Sowjetrepublik.

Heute, im wieder unabhängigen Lettland, bemüht sich Jelgava um den Ausbau des Tourismus und der Forschung. Seit 1939 beherbergt die Stadt die Lettische Landwirtschaftliche Universität.

Söhne und Töchter der Stadt

Literatur

  • Johann Heinrich Liebeskind: 'Rückerinnerungen von einer Reise' (mit ausführlicher Abhandlung über Mitau; 1795). Neuausgabe als e-Buch, 2009 (Manfred Raether, Hsg.)

Sonstiges

Weitere Bezeichnungen für den Namen der Stadt sind:

Siehe auch


Weblinks


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