Anna Maria von Österreich

Anna Maria von Österreich
Anna von Österreich
Anna als Infantin von Spanien
Anna mit ihren Söhnen, 1646

Anna Maria Mauricia von Spanien, genannt von Österreich gemäß ihrem spanischen Namen Ana de Austria bzw. ihrem späteren französischen Namen Anne d'Autriche (* 22. September 1601 in Valladolid; † 20. Januar 1666 in Paris) war eine spanisch-portugiesische Infantin und Erzherzogin von Österreich aus dem Hause Habsburg sowie ab 1615 Königin und von 1643 bis 1651 Regentin von Frankreich.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Ihr Vater war Philipp III. von Spanien, ihre Mutter Margarete von Österreich.

Am 21. November 1615 wurde sie mit dem jungen französischen König Ludwig XIII. in der Kathedrale Saint-André in Bordeaux getraut. Maria de’ Medici, Ludwigs Mutter, hatte diese Verbindung auf Anregung ihres Beraters Concino Concini arrangiert. Anna und Ludwig XIII. waren ein Paar, das unterschiedlicher nicht sein konnte: Er bevorzugte die Jagd, sie war dem Theater, dem Tanz und der leichten Muse zugetan.

Nachdem drei Fehlgeburten am Anfang der Ehe die Hoffnung auf einen Thronfolger aussichtslos erscheinen ließen, wurde Anna von Ludwig mit Nichtachtung gestraft. Später wurden ihr Affären mit hohen Adligen nachgesagt, wie Henri II. de Montmorency und George Villiers, Herzog von Buckingham, was allerdings unwahrscheinlich ist, da sie als Königin einer strengen sozialen Kontrolle unterlag.

Als Habsburgerin und fromme Katholikin war Anna entsetzt, als Kardinal Richelieu Frankreich 1635 in den Krieg gegen Spanien und an der Seite protestantischer Fürsten gegen die kaiserlich-katholische Partei in Deutschland führte.

Nach dreiundzwanzig Jahren kinderloser Ehe in wachsender Verbitterung hatte Anna am 5. Dezember 1637 eine schicksalhafte Begegnung mit ihrem Mann. Dieser, der eigentlich auf dem Weg in sein Jagdschloss bei Versailles war, musste wegen eines Unwetters seine Fahrt unterbrechen und übernachtete im Pariser Louvre, wo sich die Königin für den Winter eingerichtet hatte. Zur damaligen Zeit wurden nur diejenigen herrschaftlichen Räume in Schlössern beheizt, die auch bewohnt wurden. Der König sah sich also gezwungen, das einzige warme Schlafzimmer aufzusuchen: das der Königin. Neun Monate später brachte Anna am 5. September im Alter von knapp 37 Jahren ihr erstes gesundes Kind zur Welt, den späteren König Ludwig XIV. Zwei Jahre später, am 21. September 1640, gebar sie einen zweiten Sohn, Philipp. Damit war ihre Position am Hof gesichert und sie musste nicht mehr mit der Abschiebung in ein Kloster rechnen.

So glücklich der König über die Geburt des Stammhalters war, so offensichtlich war er bald eifersüchtig angesichts der Zuneigung seines Sohnes zur Mutter. Er machte ihr Vorwürfe, sie nehme diesen gegen ihn ein.

Am 4. Dezember 1642 starb der Anna verhasste Kardinal Richelieu. Doch auch der Gesundheitszustand des Königs verschlechterte sich rasch. Vor seinem Tod am 14. Mai 1643 verfügte er testamentarisch, dass nicht Anna die Regentschaft für den noch minderjährigen Ludwig XIV. ausüben sollte, sondern ein Regentschaftsrat. Sie ließ jedoch vom Obersten Pariser Gerichtshof, dem Parlement, die betreffende Klausel des Testaments annullieren und beseitigte so den Regentschaftsrat. Als ersten Minister behielt sie den von Ludwig XIII. selbst als Nachfolger Richelieus eingesetzten Kardinal Jules Mazarin, der auch Pate des jungen Königs war.

Ihre ersten politischen Entscheidungen sorgten für Aufsehen. Anstatt mit ihrem Bruder Philipp Frieden zu schließen, führte sie den Krieg gegen Spanien weiter, nachdem die französischen Truppen am 19. Mai 1643 bei Rocroi in den Ardennen einen entscheidenden Sieg erzielt hatten.

Allerdings wurden Anna und der beim Adel wie beim Volk verhasste Mazarin mit Aufständen innerhalb Frankreichs konfrontiert, beispielsweise der 1648 beginnenden Fronde.

Annas Regentschaft endete offiziell, als Ludwig XIV. 1651 mit dreizehn Jahren für volljährig erklärt wurde. Doch übten sie und Mazarin auch weiterhin die Macht aus. 1652 sah Anna sich auf Druck der „Frondeure“ gezwungen, Mazarin zu entlassen, der ins Exil nach Brühl bei Köln ging, sie von dort aus aber weiter beriet und 1653 zurückkehren konnte.

Nachdem Frankreich seine kriegerischen Aktivitäten in Deutschland mit dem Westfälischen Frieden 1648 beendet hatte, schloss es 1659 auch den sog. Pyrenäen-Frieden mit Spanien. Bei der Unterzeichnung des Friedensvertrags auf der Fasaneninsel im spanisch-französischen Grenzfluss Bidasoa sah Anna erstmals seit 1615 ihren Bruder Philipp IV. wieder. Das Treffen war allerdings eher kühl, verständlicherweise, denn Spanien musste Gebiete an Frankreich abtreten. Immerhin wurde beim Friedensschluss die Eheschließung ihres Sohnes Ludwig mit ihrer Nichte, der Infantin Maria Theresia von Spanien, vereinbart, die 1660 stattfand. Als nach dem Tod Mazarins 1661 Ludwig die Regierungsgeschäfte selbst übernahm, zog sich Anna nach und nach vom Hof zurück und lebte meist im Kloster Val-de-Grâce am südlichen Stadtrand von Paris. Am 20. Januar 1666 starb sie an Brustkrebs.

Anna galt als eine der schönsten Frauen ihrer Zeit, sie hatte „die meist bewunderten und unzählig Male besungenen Hände ihrer Zeit“[1]. Mit ihrem Sohn Ludwig verband sie ein sehr inniges Verhältnis. Wenn sie unter sich waren, wurde sie von ihm nicht, wie nach der Etikette üblich, „Madame“, sondern „Maman“ genannt. Ihrer Regentschaft sind die beiden Werke Rodogune von Pierre Corneille (1644, publ. 46/47) und Gabriel Gilbert (1646) gewidmet, die sie der Partherprinzessin Rhodogune vergleichen.[2]

Literatur

  • Thea Leitner: Habsburgs verkaufte Töchter. 8. Auflage. Piper, München 1999, ISBN 3-492-21827-X .
  • Anka Muhlstein: Königinnen auf Zeit. 1. Auflage. Insel, Frankfurt am Main 2005, ISBN 3-458-34832-8.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Leitner, S. …
  2. Michael Wenzel: Heldinnengalerie – Schönheitengalerie. Studien zu Genese und Funktion weiblicher Bildnisgalerien 1470–­1715. Dissertation Philosophisch-­historische Fakultät der Ruprecht-Karls-Universität, Heidelberg, Anmerkung 259, S. 86 (Webdokument. Abgerufen am 6. Januar 2009. (ps)). 



Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Maria von Österreich — bezeichnet folgende Personen: Maria von Österreich (1531–1581) Maria von Österreich (1528 1603) Maria von Ungarn Maria Amalia von Österreich (1701–1756), Kurfürstin von Bayern, römisch deutsche Kaiserin Maria Amalia von Österreich (1746–1804),… …   Deutsch Wikipedia

  • Anna Maria von Sachsen — Anna Maria von Sachsen, Erbgroßherzogin der Toskana Anna Maria Maximiliane Stephania Karoline Johanna Luisa Xaveria Nepomucena Aloysia Benedicta von Sachsen (* 4. Januar 1836 in Dresden; † 10. Februar 1859 in Neapel) war eine sächsische… …   Deutsch Wikipedia

  • Maria Anna Josepha von Österreich — Erzherzogin Maria Anna Josepha von Österreich, Pfalzgräfin und Herzogin von Neuburg, Herzogin von Jülich Berg, Porträt eines unbekannten Künstlers, Öl auf Leinwand, um 1678, Stadtmuseum Düsseldorf Maria Anna Josepha von Österreich (* 20. Dezember …   Deutsch Wikipedia

  • Maria von Österreich (1531–1581) — Jakob Seisenegger – Erzherzogin Maria (1531–1581), Herzogin von Jülich, Cleve und Berg, Bildnis in ganzer Figur mit ihrer erstgeborenen Tochter Maria Eleonore, Öl auf Leinwand, um 1555, Kunsthistorisches Museum, Wien Maria von Österreich (* 15.… …   Deutsch Wikipedia

  • Maria Anna Carolina von Österreich — Prinzessin Sophie Friederike von Bayern Erzherzogin Sophie Friederike und ihr Sohn Franz Joseph, um 1830 …   Deutsch Wikipedia

  • Karl Ludwig Joseph Maria von Österreich — Lithographie von Joseph Kriehuber 1862 Erzherzog Karl Ludwig von Österreich Erzherzog Karl Ludwig Joseph Maria von Österreich (* 30. Juli …   Deutsch Wikipedia

  • Otto Franz Josef Karl Ludwig Maria von Österreich — Erzherzog Otto Erzherzog Otto Franz Josef Karl Ludwig Maria von Österreich (* 21. April 1865 in Graz; † 1. November 1906 in Wien) war der Vater von Kaiser Karl I. von Österreich. Inhaltsverzeichnis …   Deutsch Wikipedia

  • Maria Anna von Österreich — Maria Anna von Österreich, auch Maria Anna von Habsburg, ist der Name folgender Personen: Maria Anna von Bayern (1574–1616), Tochter von Wilhelm V., Ehefrau von Kaiser Ferdinand II. von Habsburg Maria Anna von Spanien (1606–1646), Tochter des… …   Deutsch Wikipedia

  • Maria von Ungarn — Maria als Königin von Ungarn; Porträtgemälde von Hans Maler zu Schwaz Maria von Ungarn (* 17. September 1505 in Brüssel; † 17. Oktober 1558 in Cigales) war durch Geburt Prinzessin von Kastilien, Österreich sowie Burgund und wurde durch Heirat… …   Deutsch Wikipedia

  • Maria von Habsburg, Erzherzögin von Österreich — Maria von Habsburg, Herzogin von Jülich Kleve Berg mit ihrer Tochter Marie Eleonore Maria von Habsburg, Erzherzogin von Österreich (* 15. Mai 1531 in Prag; † 11. Dezember 1581 im Schloss Hambach, begraben in der Stiftskirche Mariae Himmelfahrt in …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”