Land an der Lahn

Land an der Lahn

Oberhessen ist eine Landschaftsbezeichnung für ein Gebiet im mittleren Hessen.

Der Begriff Oberhessen ist eigentlich mehrdeutig. Ursprünglich war er die Bezeichnung für einen Landschaftsteil der früheren Landgrafschaft Hessen. Später war er aber auch eine Provinzbezeichnung sowohl für eine Gegend in der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, als auch für einen Teil der Landgrafschaft Hessen-Kassel.

Inhaltsverzeichnis

Das Hessen-Kasseler Oberhessen

Der Begriff Oberhessen entstand im Mittelalter für das Teilgebiet „Oberfürstentum“ der Landgrafschaft Hessen, das durch die Grafschaft Ziegenhain bis 1450 vom „Niederfürstentum“ (Niederhessen) um Kassel und Gudensberg getrennt war. Es war aus dem Besitz der Gisonen hervorgegangen und wurde auch als „Land an der Lahn“ bezeichnet. Das Land an der Lahn umfasste das Gebiet von Biedenkopf und Gladenbach im Westen über das Zentrum Marburg bis Alsfeld im Osten sowie von Gießen und Grünberg im Süden bis Frankenberg (Eder) im Norden. Nach der Landesteilung kam der westliche Teil, das so genannte „Hessische Hinterland“, um Battenberg, Biedenkopf und Gladenbach zu Hessen-Darmstadt.

Der heutige Begriff Mittelhessen bezeichnet das Gebiet des Regierungsbezirkes Gießen, der auch wesentliche Teile der ehemaligen Nassauer Grafschaften und weiterer historisch nichthessischer Territorien umfasst.

Landesteilung durch Philipp den Großmütigen

Mit der Landesteilung nach dem Tod des Landgrafen Philipp I. bildete Oberhessen die Landgrafschaft Hessen-Marburg. Nach dem Tod des Marburger Landgrafen Ludwig IV. wurde es zwischen Hessen-Kassel, das den nördlichen Teil mit Marburg erhielt, und Hessen-Darmstadt, das den südlichen mit Gießen einschließlich des Hessischen Hinterlandes bekam, aufgeteilt. Nach dem Wechsel der Landgrafen von Hessen-Kassel zum Calvinismus versuchte Hessen-Darmstadt, gestützt auf die testamentarischen Bestimmungen Ludwigs, auch den nördlichen Teil Hessen-Marburgs bzw. Oberhessens in Besitz zu nehmen. Den Höhepunkt der Auseinandersetzungen bildete der „Hessenkrieg“ in der Schlussphase des Dreißigjährigen Krieges. Hessen-Kassel konnte den Besitz des nördlichen Gebietsteils jedoch behaupten.

Aus diesen nördlichen Teilen Oberhessens bildete die Landgrafschaft Hessen-Kassel, deren Regent 1803 zum Kurfürsten erhoben worden war, zusammen mit dem Gebiet der ehemaligen Grafschaft Ziegenhain und dem Fürstentum Fritzlar (d.h. den wenigen an Hessen-Kassel gefallen säkularisierten Gebieten des Erzbistums Mainz), nach dem Ende des napoleonischen Königreichs Westphalen eine Provinz Oberhessen.

Provinz Oberhessen des Großherzogtums Hessen, 1905

Das Hessen-Darmstädter Oberhessen

Die Provinz Oberhessen des Großherzogtums und späteren Volksstaates Hessen umfasste zwischen 1815 und 1938 das Gebiet um die Städte Alsfeld, Büdingen, Friedberg, Gießen, Grünberg, Lauterbach (Hessen), Nidda, Ulrichstein und Schotten, bis 1866 auch das sogenannte „Hinterland“, ein schmales Gebiet, das sich von Battenberg über Biedenkopf, Gladenbach bis Gießen hinzog, sowie die Enklave Vöhl (die ehemalige Herrschaft Itter) an der Eder; und damit auch zum guten Teil ehemals nichthessische Gebiete, wie u. a. die ehemaligen Grafschaften Ysenburg-Büdingen und Solms-Laubach. Nach der Annexion der Landgrafschaft Hessen-Kassel durch Preußen 1866 beschränkte sich der Begriff Oberhessen vor Allem auf dieses Gebiet des Großherzogtums Hessen (Darmstadt).

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