Landesschützen/Kaiserschützen

Landesschützen/Kaiserschützen

Die Landesschützen (ab dem 16. Januar 1917 Kaiserschützen) waren drei Regimenter Gebirgsinfanterie in Österreich-Ungarn während der k.u.k. Monarchie.

Gebirgs/Marschadjustierung nach 1907

Die Landesschützen gehörten zur österreichischen Landwehr und nicht zum gemeinsamen Heer der k.u.k. Streitkräfte. Sie führen daher die Bezeichnung k.k. (kaiserlich-königlich - nicht aber k.u.k.). In der Regel sollten nur Tiroler (Deutsch- und Welschtiroler) und Vorarlberger in die Landesschützen eingestellt werden.


Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Bis zur Einführung der allgemeinen Wehrpflicht hatten die Landesschützen einen rein bürgerlichen Charakter (Miliz). Im Jahre 1871 wurden im Rahmen der militärischen Organisation der Landwehr in Tirol zehn Bataillone errichtet, denen man aus historischen Gründen den Namen Landesschützen gab. Jedes Bataillon hatte im Frieden aus vier Feld- und einer Ergänzungskompanie zu bestehen, wobei die letztere ein Kaderverband war. Bei jeder der Kompanien waren je zehn Artilleristen zur Bedienung von zugewiesenen Geschützen eingestellt. Im Mobilmachungsfall sollten die Bataillone als Stammeinheiten für die Aufstellung von zehn weiteren Feldbataillonen, sowie zehn Reservebataillonen dienen. Im Jahre 1893 werden die bestehenden zehn Bataillone in drei Regimenter umgewandelt: Landesschützen Regiment I, II und III (Im Gegensatz zu allen anderen Einheiten der österreichisch-ungarischen Armee wurden diese drei Regimenter mit römischen Ziffern versehen.) Im Jahre 1903 wird das III. Regiment wieder aufgelöst.

Ursprüngliche Einheiten

Die ursprüngliche Bezeichnung der Einheiten war wie folgt:

Offizier in Paradeadjustierung
  • Nr.I Unterinntaler Landesschützenbataillon in Schwaz
  • Nr.II Innsbrucker und Wipptaler Landesschützenbataillon in Innsbruck
  • Nr.III Oberinntaler Landesschützenbataillon in Imst
  • Nr.IV Oberetschtaler Landesschützenbataillon in Meran
  • Nr.V Etsch- und Fleimstaler Landesschützenbataillon in Bozen
  • Nr.VI Pustertaler Landesschützenbataillon in Bruneck
  • Nr.VII Noce-Avisiotaler Landesschützenbataillon in Mezzolombardo (Welschmetz)
  • Nr.VIII Trient-Valsugana Landessschützenbataillon in Trient
  • Nr.IX Rovereto-Sarca Landesschützenbataillon in Riva
  • Nr.X Vorarlberger Landesschützenbataillon in Bregenz

Als in des ersten Jahren des 20. Jahrhunderts die Notwendigkeit einer reinen Gebirgstruppe (nach dem Beispiel der bereits seit längerer Zeit bestehenden italienischen Alpini) aufkam, boten sich hinsichtlich der historischen Entwicklung die Landesschützen förmlich an.

Daher werden im Jahre 1906 die beiden Landesschützen-Regimenter zur Gebirgsinfanterie umgegliedert. Das III. Regiment wird 1909 zu vier Bataillonen wieder aufgestellt. Zusammen mit dem k.k. Landwehr-Infanterieregiment Nr. 4 und Nr. 27 bildeten die drei Landesschützen-Regimenter die österreichisch-ungarische Gebirgstruppe.

Während des ersten Weltkrieges kämpften die Landesschützen auf fast allen Kriegsschauplätzen und hatten schwere Verluste zu erleiden.

Obwohl die Landesschützen laut Gesetz eigentlich nur innerhalb Tirols und Vorarlbergs eingesetzt werden durften:

„Die Landesschützen haben außerhalb der Grenzen Tirols und Vorarlbergs nur insoweit Dienste zu leisten, als es die örtlichen Grenzverhältnisse und die strategische Verteidigung des Landes erfordern; abgesehen von diesen beiden Rücksichten können die Landesschützen nur ausnahmsweise, wenn Tirol und Vorarlberg in keiner Weise bedroht wird, auch außerhalb des Landes, jedoch nur nach vorheriger Zustimmung des Landtages, verwendet werden.“

hat man durch die schwammige Formulierung eben dieses Gesetz umgangen. Insbesondere die Schlacht bei Limanowa-Lapanow (Galizien) im Dezember 1914 forderte einen ungeheuren Blutzoll an gut ausgebildeten Männern, die nicht wieder ersetzt werden konnten.

Nach Kriegserklärung Italiens an seinen früheren Bundesgenossen Österreich-Ungarn im Mai 1915 kehrten die Landesschützen im Herbst 1915 nach Tirol zurück, wo mit ihrer Hilfe die Front stabilisiert und erfolgreich verteidigt werden konnte.

Am 16.Jänner 1917 ernennt Kaiser Karl I. anlässlich eines Truppenbesuchs in Calliano die Landesschützen zu Kaiserschützen. Eine Begründung dafür hat er nie abgegeben, sodass letztendlich darüber nur spekuliert werden kann.

Kriegseinsätze 1914-18

Im Laufe des Krieges kämpften die Landesschützen/Kaiserschützen auf den folgenden Kriegsschauplätzen:

Am Tage des Waffenstillstandes (4. November 1918) lagen die Regimenter II und III in Stellung von der Zugna Torta über den Monte Corno bis zum Monte Spil.

Das Kaiserschützen-Regiment Nr. I lag von südlich des Ortlers über den Tonale Pass bis zur Presanella (Adamello-Presanella Gruppe)

Die meisten der Kaiserschützen gerieten in italienische Gefangenschaft - Regiment II an der Zugna Torta - Regiment I im Val di Sole (Sulztal) und Regiment III bei Folgaria (Vielgereuth)

Auszeichnungen

Die Kaiserschützen zeichneten sich nicht nur durch den Spielhahnstoß an der Kappe und das Edelweiß am Kragen aus, sondern auch noch durch:

Offiziersauszeichnungen

  • 5 Militär-Maria-Theresia Orden
  • 4 Orden der Eisernen Krone 2. Kl.
  • 2 Militär-Verdienstkreuze 2. Kl.
  • 29 Leopoldsorden
  • 166 Orden der Eisernen Krone 3. Kl.
  • 563 Militär-Verdienstkreuze 3. Kl.
  • 427 Signum Laudis in Silber
  • 1111 Signum Laudis in Bronze
  • 13 Goldene Tapferkeitsmedaillen für Offiziere
  • 14 Silberne Tapferkeitsmedaillen für Offiziere

Mannschaftauszeichnungen

  • 130 Goldene Tapferkeitsmedaillen
  • 2797 Silberne Tapferkeitsmedaillen 1. Kl.
  • 9820 Silberne Tapferkeitsmedaillen 2. Kl.
  • 13025 Bronzene Tapferkeitsmedaillen

Garnisonen der Landesschützen im August 1914

Landesschützenregimenter

Auszug aus dem Kriegstagebuch des Zugsführers Franz Pomykahler im Kaiserschützen-Regiment Innichen Nr. III von 1917
  • k.k. Landesschützen-Regiment „Trient“ Nr. I
88. Landesschützenbrigade – 44. Landwehr Infanterie Truppendivision – XIV. Armeekorps
Ethnische Zusammensetzung: 58 % Deutschsprachig – 38 % Italienischsprachig – 4 % Andere
Errichtet: 1893
Garnison: Stab, I. Baon Trient / II. Baon Strigno / III. Baon Rovereto
Kommandant: Oberst Adolf Sloninka von Holodów
  • k.k. Landesschützen-Regiment „Bozen“ Nr. II
88. Landesschützenbrigade – 44. Landwehr Infanterie Truppendivision – XIV. Armeekorps
Ethnische Zusammensetzung: 55 % Deutschsprachig – 41 % Italienischsprachig – 4 % Andere
Errichtet: 1893
Garnison: Stab, II. Baon Bozen / I. Baon Meran / III. Baon Riva del Garda
Kommandant: Oberst Karl Josef Stiller

Reitende Tiroler Landesschützen-Division

Unter dem Namen "Kader der Landesschützen zu Pferd in Tirol und Vorarlberg" wurden 1871 zwei Kompanien aufgestellt, die 1874 in Eskadronen umbenannt wurden. 1894 erhielten die berittenen Schützen die Bezeichnung "Berittene Tiroler Landesschützen" und wurden 1912 nochmals in "Reitende Tiroler Landesschützen-Division" umbenannt. Die Division bestand aus drei Eskadrons

  • Kommandant: Oberstleutnant Moritz Srnka
  • Garnison: Trient

(Als Teil der k.k. Landwehr führten die Landesschützen/Kaiserschützen, wie dort üblich, den Namen der Stabsgarnison in der Regimentsbezeichnung.)

Uniformierung in der Zeit ab 1907

Landeschützen bei der Etablierung als Gebirgstruppe 1906

Die Landesschützen trugen die seit 1907 eingeführte Montur der Gebirgstruppen sowohl im Feld als auch zur Parade. Diese bestand aus folgenden Monturstücken:

  • Hechtgraue Feldkappe mit angesteckten Spielhahnstoß (im Feld wurde der Spielhahnstoß nur auf Befehl angelegt)
  • Hechtgraue Bluse mit aufgesetzten Taschen und grasgrünen Parolis. Offiziere zur Parade oder auf Befehl mit Schulterstücken.
  • Hechtgraue Kniebundhose mit kniehohen Wollstrümpfen
  • Bergschuhe
  • Offiziere und Chargen trugen den Kurzsäbel

Dies galt auch für Offiziere wenn sie an einer Parade innerhalb eines Truppenverbandes teilnahmen. Abweichend hiervon hatten Offiziere in Paradeadjustierung als Einzelperson (z.B. zur Ordensverleihung) die alte Montur zu tragen. Diese bestand aus:

  • Jägerhut mit Federbusch
  • Hechtgrauer Waffenrock mit grasgrüner Egalisierung und Schulterstücken
  • Gold/schwarzdurchwirkte Feldbinde. Infanterieoffizierssäbel.
  • Hechtgrüne Pantalons mit grasgrüner Paspel und Lampassen
  • Schwarze Halbstiefel

Die Einzelparadeadjustierung für Offiziere setzte sich folgendermaßen zusammen: Als Paradekopfbedeckung diente der Hut der Jägertruppe aus mattschwarzem, wasserdichtem Filz. Er bestand aus dem Stutz samt Krempe und war mit einer grünen Rundschnur, dem Jägeremblem und einem Federbusch aus schwarzen Hahnenfedern ausgestattet. Die Hutschnur war aus Schafwolle, hatte einen Schubknopf und an beiden Enden je eine mit grüner Wolle überzogene und an den Enden netzartig überflochtene Eichel. Die beiden Eicheln waren am Hutsturz hinten angebracht. Die Schnur für Offiziere war aus schwarz durchwirktem Goldgespinst.

Der Sturz wies die Form eines ovalen Kegels auf, mit einem oben mäßig gebauchten Boden. Die Krempe war hinten und vorn flach gelegt, an beiden Seiten jedoch aufwärts gestülpt. Der Rand der Krempe war mit schwarzem, lackiertem Kalbsleder eingefasst.

An der linken Seite des Sturzes gab es eine rückwärts geneigte Hülse aus Hutfilz zur Befestigung des Federbusches. Das Hutemblem – aus goldfarbenem Metall – bestand aus dem Jägerhorn. In der Windungslichte war der Tiroler Adler aus versilbertem Pakfong angebracht. Das Emblem wurde über der Federhülse befestigt, so dass der Adler die gleiche schiefe Richtung zeigten wie die Buschhülse. Der Federbusch war in der Form eines Hahnenschweifs auf einem 1,5 mm starken Stück Eisendraht aufgebunden. Die Länge des Federbuschs betrug 29 Zentimeter. Der Busch wurde in die Hülse am Hut gesteckt, so dass die Federn nach hinten bogenförmig herabhingen.

Der Waffenrock der Schützen war im Schnitt abweichend von der Infanterie mit zwei Reihen zu je acht silbernen Köpfen besetzt. Die Knöpfe trugen die Regimentsnummer in römischen Ziffern. Auf dem Kragen befand sich auf jeder Seite hinter den Distinktionsabzeichen ein mattsilbernes Edelweiß.

Als besonderes Abzeichen befand sich an der linken Seite der Feldkappe eine kleine, schräg nach vorn oben gerichtete Tasche, in die ein Spielhahnstoß eingesteckt wurde. Bei Eigentumsmützen kam es vor, daß die Federn direkt an der Mütze angebracht und nicht in die kleine Tasche eingesteckt wurden, um die weißen Flaumfedern besser zur Geltung zu bringen.

Die Hose aus hechtgrauem Tuch nach der Vorschrift für die deutsche Infanterie gefertigt.


Anmerkung

Hinsichtlich der übrigen Ausrüstung gab es Unterschiede zur Linieninfanterie.
Siehe unter k.k. Gebirgstruppe.

Die Tradition der Kaiserschützen wird (unter anderem) durch die Gebirgsjäger der deutschen Bundeswehr fortgeführt, die immer noch das Edelweiß der Kaiserschützen an der Mütze tragen, welches den Soldaten des deutschen Alpenkorps in Dankbarkeit verehrt wurde als sie 1915 zu Hilfe eilten, um die bedrängte Grenze Tirols zu schützen.

Auch im österreichischen Bundesheer tragen die in Tirol und Vorarlberg stationierten Streitkräfte heute noch das Edelweiß an ihrer Feldmütze.

Literatur

  • Heinz von Lichem: Spielhahnstoß und Edelweiß. Leopold Stocker Verlag, Graz 1977
  • Karl Glückmann: Das Heerwesen der österreich-ungarischen Monarchie. Wien 1911
  • Georg Bartl: Tiroler Landesschützen/Kaiserschützen - Ein Rückblick. Innsbruck 1930

Weblinks

http://www.mlorenz.at


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